Kapitel 15
Das heilige Priestertum
Ich liebe das Priestertum dieser Kirche. Es ist aktiv und lebendig. Es ist das Herzstück und die Stärke dieses Werkes. Es ist die Macht und Vollmacht, durch die Gott, der ewige Vater, sein Werk auf der Erde zustande bringt.
Aus dem Leben von Gordon B. Hinckley
Im Jahr 1980 absolvierten Elder Gordon B. Hinckley und seine Frau Marjorie eine dreiwöchige Asienreise, während der sie bei Gebietskonferenzen sprachen und an der Weihung des Tokio-Tempels in Japan teilnahmen. Bevor Sie heimkehrten, reisten Sie in die Japan-Mission Sendai, wo Elder Hinckley über die Gründung des ersten Pfahles in der Mission präsidierte. Kurz vor einer Versammlung mit der neuen Pfahlpräsidentschaft ging Elder Hinckley auf den Missionspräsidenten Kiyoshi Sakai zu. „Er überraschte Präsident Sakai mit der Frage, ob er etwas geweihtes Öl hätte, und fügte hinzu: ,Ich bin so erschöpft, würden Sie mir einen Segen geben?‘ Präsident Sakai erinnerte sich: ,Ich hatte Angst und fühlte mich zu schwach dafür, einen Apostel des Herrn zu segnen. Ich sagte ihm, ich könne den Segen nicht auf Englisch geben. Elder Hinckley sagte, Japanisch sei völlig in Ordnung. Also legten Elder Hitoshi Kashikura – der Regionalrepräsentant – und ich ihm die Hände auf.‘ Nachdem der Segen gesprochen worden war, sagte Elder Hinckley einfach nur: ‚Danke sehr, vielen Dank. Nun bin ich in der Lage, morgen die Rückreise anzutreten.‘
Am nächsten Morgen sah Elder Hinckley gestärkt und gesund aus, und als Präsident Sakai ihn fragte, wie er sich fühlte, antwortete er: ‚Dai Jobu, mehr als gut. Es geht mir gut.‘ Ein paar Tage später erhielt Präsident Sakai einen Dankesbrief von Elder Hinckley, worin dieser schrieb: ‚Ich danke Ihnen sehr für den Segen, den Sie mir gegeben haben. Ich habe mich danach sofort besser gefühlt. Ich erholte mich schnell, bis ich wieder völlig gesund war. Meine Frau und ich sind zutiefst dankbar dafür, dass wir in Ihrem Missionsheim sein durften.‘“1
Präsident Hinckley gab häufig Zeugnis von den Segnungen des Priestertums – von Segnungen, die einem Wunder gleichkommen, aber dennoch zeitlicher Natur sind, wie körperlicher Heilung bis hin zu den ewigen, bindenden Segnungen durch die heiligen Handlungen des Tempels. Er hat verkündet: „Ich glaube daran, dass sein [Jesu] Priestertum Vollmacht von Gott ist, nämlich die Macht, zu segnen, zu heilen, die irdischen Angelegenheiten Gottes zu regeln und im Himmel zu binden, was auf der Erde gebunden ist.“2
Lehren von Gordon B. Hinckley
1
Gott hat das Priestertum und die Schlüssel des Himmelreichs wiederhergestellt
[Die] Kraft und Vollmacht des Priestertums [wurden] Männern in alter Zeit verliehen. Die geringere Vollmacht wurde den Söhnen Aarons übertragen, sodass sie in den zeitlichen Belangen und auch bei einigen heiligen Handlungen amtieren konnten. Der Herr selbst hat seinen Aposteln das höhere Priestertum gegeben, so wie er es dem Petrus verkündet hatte: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matthäus 16:19.)
Zur vollständigen Wiederherstellung des Priestertums gehörte es, dass Johannes der Täufer … und Petrus, Jakobus und Johannes … erschienen. Auch Mose, Elias und Elija mussten ihre Schlüssel des Priestertums herbeibringen, um die Wiederherstellung aller Handlungen und Verordnungen aus früheren Evangeliumszeiten in dieser großen, letzten Evangeliumszeit der Fülle zustande zu bringen.
Das Priestertum ist vorhanden … Wir kennen die Macht dieses Priestertums, denn wir haben sie gesehen. Wir haben erlebt, wie Kranke geheilt wurden, Lahme wieder gehen konnten und wie denen, die in Finsternis waren, Licht und Erkenntnis zuflossen und Einsicht zuteilwurde.3
Der Prophet Joseph Smith beschrieb [das Priestertum] einmal so: „Das Priestertum ist ein immerwährendes Prinzip und hat mit Gott von Ewigkeit her existiert, wie es auch in alle Ewigkeit existieren wird, ohne Anfang der Tage und Ende der Jahre.“ (History of the Church, 3:386.)
Es ist wahrhaftig die Macht des Allmächtigen, die dem Menschen gegeben ist, um in seinem Namen und an seiner Stelle zu handeln. Es ist die Übertragung göttlicher Vollmacht, und sie ist anders als alle anderen Mächte und Vollmachten auf der Erde. Da ist es kein Wunder, dass es dem Menschen durch auferstandene Wesen wiederhergestellt wurde, die es in alter Zeit getragen haben – so kann seine Vollmacht und Gültigkeit nämlich nicht infrage gestellt werden. Ohne das Priestertum könnte es die Kirche nur dem Namen nach geben, denn es wäre keine Vollmacht vorhanden, das zu tun, was zum Reich Gottes gehört. Mit dem Priestertum ist nichts unmöglich, um das Werk des Gottesreichs voranzubringen. Es ist göttlich. Seine Vollmacht ist sowohl zeitlich als auch geistig. Es ist die einzige Macht auf Erden, die über den Schleier des Todes hinausreicht.4
2
Das Priestertum ist die Macht und Vollmacht, durch die Gott sein Werk zustande bringt
Ich liebe das Priestertum dieser Kirche. Es ist aktiv und lebendig. Es ist das Herzstück und die Stärke dieses Werkes. Es ist die Macht und Vollmacht, durch die Gott, der ewige Vater, sein Werk auf der Erde zustande bringt.5
Das heilige Priestertum bringt die Vollmacht mit sich, in den Belangen des Gottesreiches auf Erden zu walten. Laut Offenbarung des Herrn sollen drei präsidierende Hohe Priester über die Kirche präsidieren. Ihnen soll ein Rat von Zwölf Aposteln zur Seite stehen, dem wiederum die Siebziger … zur Seite stehen. Eine Präsidierende Bischofschaft mit drei Mitgliedern ist unter der Leitung der Präsidentschaft verantwortlich für die zeitlichen Belange. Sie alle sind Priestertumsbeamte. Diese gottgegebene Macht ist die Vollmacht, durch die sie amtieren. So ist es auch in den Pfählen und Gemeinden mit den Präsidentschaften und Bischofschaften. Ebenso ist es auch in den Kollegien. Die Beamten der Hilfsorganisationen führen ihre Arbeit unter der Leitung und auf Weisung des Priestertums aus. Ohne das Priestertum kann es dem Anschein nach eine Kirche geben, jedoch ohne wahre Substanz. Dies ist die Kirche Jesu Christi; sie wird durch jene Vollmacht geführt, die „nach der Ordnung des Sohnes Gottes“ ist (LuB 107:3).6
3
Die Segnungen des Priestertums sollen allen zugänglich sein
[Das Priestertum] … ist Teil des Planes Gottes, unseres ewigen Vaters, seine Söhne und Töchter aller Generationen zu segnen.7
Das heilige Priestertum beinhaltet die Macht, zu segnen. Im Aaronischen Priestertum bringt es die Vollmacht mit sich, die Symbole für das Fleisch und Blut des Herrn, der sein Leben als Opfer für alle Menschen gegeben hat, zu segnen und sie den Versammelten zu reichen. Das Abendmahl und das Nehmen von diesen Symbolen stehen im Mittelpunkt unseres Gottesdienstes am Sonntag. Dabei werden Bündnisse mit Gott erneuert. Dies bringt eine Verheißung mit sich, dass der Heilige Geist bei uns sein wird. Es ist ein unvergleichlicher Segen, der jedem offensteht und der durch die Vollmacht würdiger junger Männer ermöglicht wird. …
Das Melchisedekische Priestertum bringt die Vollmacht mit sich, den Heiligen Geist zu übertragen. Welch großer Segen es doch ist, dass ein Mitglied der Gottheit uns geistlich dient, nachdem wir diese Gabe unter den Händen derer empfangen haben, die mit göttlicher Vollmacht handeln. Wenn wir weiterhin auf dem Pfad der Tugend wandeln, können wir die Erfüllung der Verheißung erfahren, die der Herr gemacht hat, als er sagte: „Der Heilige Geist wird dein ständiger Begleiter sein und dein Zepter ein unwandelbares Zepter der Rechtschaffenheit und Wahrheit, und deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer.“ (LuB 121:46.)
Das Priestertum beinhaltet die Macht, die Kranken zu segnen. Gibt es irgendjemanden, der meine Worte hört, der diese göttliche Macht nicht ausgeübt oder verspürt hat? Kann irgendjemand noch Zweifel an ihrer Wirksamkeit haben? Wir könnten von heiligen und großartigen Wundern berichten, die wir selbst erlebt haben. …
Dieses heilige Melchisedekische Priestertum bringt die Vollmacht mit sich, zu prophezeien, zu trösten, zu stärken und zu führen. Wir haben Patriarchen in unserer Mitte, die unter der Vollmacht, die sie tragen, die Abstammungslinie benennen und Segnungen aussprechen, durch die wir geführt werden. Diese Segnungen können zu einem Anker werden, an dem wir uns festhalten können, damit wir in den Stürmen des Lebens standhaft bleiben.
In seiner höchsten Ausdrucksform bringt das heilige Priestertum die Vollmacht mit sich, auf Erden zu siegeln, wobei diese Siegelung auch im Himmel gültig ist. Das Priestertum ist einzigartig und wunderbar. Es ist die Vollmacht, die in den Tempeln Gottes ausgeübt wird. Es erstreckt sich auf die Lebenden wie auch auf die Verstorbenen. Es ist von ewiger Beschaffenheit. Es ist eine göttliche Macht, die vom Allmächtigen verliehen wird, gemäß seinem großen Plan, die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.
Wie kostbar diese Gabe Gottes doch ist, die uns zuteilwurde.8
4
Söhne Gottes mit göttlicher Vollmacht müssen dem Besten in sich treu sein
Ungeachtet der Staatsangehörigkeit, der ethnischen Herkunft oder jedes sonstigen Faktors ist jeder würdige Mann berechtigt, das Priestertum zu empfangen. Der entscheidende Faktor ist sein Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes. Die Übertragung beruht nur auf der Würdigkeit vor dem Herrn. …
Das ist das Wunder dieses Priestertums. Wohlstand spielt keine Rolle. Bildung spielt keine Rolle. Die Ehren der Menschen spielen keine Rolle. Was wirklich eine Rolle spielt, ist, dass man vor dem Herrn annehmbar dasteht.9
Die Zeit ist da für einen jeden von uns, der zum Aaronischen oder zum Melchisedekischen Priestertum ordiniert worden ist oder zu irgendeinem Amt darin, sein Leben zu überdenken, seiner Unzulänglichkeiten gewahr zu werden und von den Verhaltensweisen umzukehren, die nicht dem hohen und heiligen Auftrag entsprechen, den wir erhalten haben. …
Kein Mann, jung oder alt, … der … ordiniert worden ist, darf leichtfertig mit dem umgehen, was er erhalten hat. Er ist ein Verbündeter Gottes und auf ihm ruht die feste und heilige Pflicht, so zu leben, dass er sich als würdig erweist, als befähigter Stellvertreter Gottes in seinem Namen zu sprechen und zu handeln.10
Auch wenn diejenigen, die Vollmacht haben, uns bei unserer Ordinierung die Hände auflegen, können wir durch unser Verhalten jegliches Recht verwirken, diese göttliche Vollmacht auszuüben. …
„Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe,
mit Wohlwollen und mit reiner Erkenntnis, wodurch sich die Seele sehr erweitert, ohne Heuchelei und ohne Falschheit.“ (LuB 121:41,42.)
Dies, meine Brüder, sind also die Grenzen, innerhalb derer das Priestertum zur Anwendung kommen muss. Es ist nicht wie ein Mantel, den wir nach Belieben anziehen oder ablegen können. Es ist, sofern rechtschaffen ausgeübt, wie eine Faser unseres Körpers – stets und unter allen Umständen Teil unserer selbst.11
Wir müssen dem Besten in uns treu sein. Wir sind Söhne Gottes, die seine göttliche Vollmacht tragen dürfen. Aber wir leben in einer Welt des Bösen. Es gibt seit eh und je eine Macht, die uns hinabzieht und möchte, dass wir uns auf etwas einlassen, was in völligem Widerspruch zu dem göttlichen Priestertum steht, das wir tragen. …
An die erwachsenen Männer richte ich eine Aufforderung. Flüchten Sie vor der Flut an Unmoral, die Sie zu überwältigen droht. Fliehen Sie vor den Übeln der Welt. Seien Sie Ihrem besseren Ich treu. Seien Sie dem Besten in Ihnen treu. Seien Sie den Bündnissen treu, die zum Priestertum Gottes gehören.12
Jeder Beamte, jeder Lehrer in dieser Kirche, der in einem Priestertumsamt tätig ist, trägt die heilige Pflicht, diese Berufung im Priestertum groß zu machen. Wir sind alle für das Wohl, das Wachstum und die Entwicklung anderer verantwortlich. Wir leben nicht nur für uns. Wenn wir unsere Berufung groß machen wollen, dürfen wir nicht nur für uns leben.13
Manche Männer meinen anscheinend, weil sie ordiniert worden sind, gehörte ihnen das Priestertum auf Dauer und sie könnten es ausüben, wie sie wollen. Sie meinen, sie könnten hier und da ein Bündnis oder ein Gebot brechen oder auf die eine und andere Art sündigen und doch die Macht des Priestertums mit sich haben und Gott werde das, was sie in seinem heiligen Namen und im Namen des Erlösers sagen, gutheißen. Aber das wird zum Gespött, und ich glaube, wenn sie das tun, missbrauchen sie den Namen Gottes. Sie würdigen den Namen seines geliebten Sohnes herab. Sie entweihen die heilige Gabe, die sie mit der Ordinierung erhalten haben, und ihre Vollmacht geht ihnen aufgrund der Übertretung verloren. …
Ich erhebe warnend die Stimme an alle, Jungen und Männer: Haltet euch von Sünde fern. Übertretung ist unvereinbar mit göttlicher Vollmacht. Meiden Sie Pornografie wie die Pest. Meiden Sie sexuelle Sünden jeglicher Art. Hüten Sie sich vor Unehrlichkeit und Betrug. Ich bitte Sie inständig, zügeln Sie jeglichen Anflug von Stolz und eitlem Ehrgeiz. Gehen Sie in sich, und vergewissern Sie sich, dass Sie Ihre Frau und Ihre Kinder weder nötigen noch Zwang auf sie ausüben. …
Ich bin sicher, dass der Vater im Himmel mit einem Mann oder einem Jungen, der sich ordinieren lässt und sich dann auf das Böse einlässt, nicht zufrieden ist. Dadurch, dass man die Ordinierung annimmt, tritt man schließlich in einen Eid und Bund zwischen sich selbst und seinem Gott ein.14
Kein Mann, sei er jung oder schon älter, wird den Maßstäben des Priestertums gerecht, wenn er Frauen abwertet und den Töchtern Gottes nicht in dem Maße Respekt entgegenbringt, wie der Vater im Himmel es von ihnen erwartet.15
Seien wir gute Ehemänner und Väter. Ein Mann, der bei sich zu Hause ein Tyrann ist, ist des Priestertums unwürdig. Er kann in den Händen des Herrn kein geeignetes Werkzeug sein, wenn er der Frau, die er sich ausgesucht hat, keinen Respekt, keine Freundlichkeit und keine Liebe erweist. So wird auch jeder Mann, der seinen Kindern ein schlechtes Beispiel gibt, der sein Temperament nicht zügeln kann oder der in unehrliche oder unmoralische Verhaltensweisen verstrickt ist, feststellen, dass die Macht seines Priestertums nichtig ist.16
Die Frau Ihrer Wahl wird Ihnen gleichgestellt sein. … Die Frau ist weder Ihr Sklave noch Ihr Eigentum; sie ist nichts dergleichen. Was für eine tragische und abscheuliche Erscheinung sind doch Missbrauch und Misshandlung der Ehefrau! Jeder Mann in der Kirche, der seine Frau missbraucht, misshandelt, sie erniedrigt, sie beleidigt, der ungerechte Herrschaft über sie ausübt, ist unwürdig, das Priestertum zu tragen. Auch wenn er ordiniert worden ist, werden sich die Himmel zurückziehen, wird der Geist des Herrn betrübt sein, und dann ist es mit dem Priestertum des Betreffenden zu Ende. Jeder Mann, der ein solches Verhalten an den Tag legt, ist eines Tempelscheins unwürdig. …
Wenn … irgendwer … sich eines solchen Verhaltens schuldig gemacht hat, so rufe ich ihn zur Umkehr auf. Knien Sie sich nieder und bitten Sie den Herrn um Vergebung. Beten Sie um die Kraft, Ihre Zunge und Ihre derbe Hand zügeln zu können. Bitten Sie Ihre Frau und Ihre Kinder um Vergebung. …
Ich bin sicher, dass es, wenn wir vor dem Richterstuhl Gottes stehen, kaum darum gehen wird, wie viel Reichtum wir im Laufe des Lebens angehäuft haben oder welche Ehrungen wir errungen haben. Aber zu unseren familiären Beziehungen werden wir eingehend befragt werden. Ich bin gleichermaßen überzeugt, dass nur jene, die voller Liebe und Achtung und Dankbarkeit gegenüber ihrem Ehepartner und ihren Kindern durchs Leben gegangen sind, von unserem ewigen Richter die Worte hören werden: „Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. … Nimm teil an der Freude deines Herrn!“ (Matthäus 25:21.)17
5
Ein Priestertumskollegium kann für seine Mitglieder ein starker Anker sein
Ich bin sicher, dass der Herr von einem Priestertumskollegium mehr erwartet als bloß einen Theologieunterricht am Sonntagvormittag. Natürlich ist es auch eine wesentliche Aufgabe des Priestertums, die Geistigkeit und das Zeugnis zu fördern, indem es das Evangelium gut vermittelt. Dies ist aber nur ein Aspekt des Zwecks eines Kollegiums. Wenn es seinen Zweck erfüllen soll, muss ein Kollegium für jedes seiner Mitglieder eine funktionierende Bruderschaft sein. …
Das Priestertumskollegium ist die Organisation des Herrn für die Männer der Kirche, so wie die FHV die Organisation für die Frauen der Kirche ist. Beiden fällt die Aufgabe zu – und sie ist zugleich der Zweck ihrer Existenz –, Menschen zu helfen, die in Not sind.
Als die FHV gegründet wurde, sagte der Prophet Joseph Smith über die Schwestern, die ihr angehörten: „[Sie werden] eilen, um dem Fremden beizustehen; sie werden Öl und Wein auf das verwundete Herz der Verzweifelten gießen; sie werden die Tränen der Waisen trocknen und dem Herz der Witwen Freude schenken.“ [Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 503.] Ich hoffe, dass man über die Männer, die das Priestertum tragen, das Gleiche sagen kann.
Es wird ein herrlicher Tag sein, … wenn unsere Priestertumskollegien für alle Männer, die ihnen angehören, ein starker Anker werden, wenn jeder Mann ehrlich sagen kann: „Ich gehöre zu einem Priestertumskollegium der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ich bin jederzeit bereit, meinen Brüdern zu helfen, wenn sie mich brauchen, und ich weiß mit Sicherheit, dass sie bereit sind, auch mir zu helfen. Durch Zusammenarbeit wachsen wir geistig und werden durch Bündnisse, die wir schließen, Söhne Gottes. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir ohne Verlegenheit und furchtlos jedem widrigen Sturm standhalten, und zwar in wirtschaftlicher, sozialer oder geistiger Hinsicht.“18
6
In der Familie und in der Kirche arbeiten Männer und Frauen zusammen, um das Reich des Herrn voranzubringen
Die Männer tragen das Priestertum, ja. Aber meine Frau steht mir zur Seite. In dieser Kirche geht der Mann weder vor seiner Frau noch hinter seiner Frau her, sondern er geht an ihrer Seite. Sie sind in diesem Leben gleich und haben beide Großes zu leisten.19
Die Frauen dieser Kirche [sind] stark … und [besitzen] große Fähigkeiten … Sie haben Führungsqualitäten und wissen, in welche Richtung sie gehen wollen, sie haben eine gewisse Unabhängigkeit und sind dabei auch sehr zufrieden damit, dass sie ein Teil des Reiches des Herrn sind und mit [Priestertumsträgern] Hand in Hand arbeiten, um es voranzubringen.20
Ich danke dem ewigen Vater für die Wiederherstellung des heiligen Priestertums, die stattgefunden hat, „damit jedermann im Namen Gottes, des Herrn, ja, des Erretters der Welt, sprechen könne“ (LuB 1:20). Ich habe die Schönheit und das Wunder dieses Priestertums in der Führung dieser bemerkenswerten Kirche gesehen. Ich habe gefühlt, wie seine Kraft mich durchströmte und dadurch Kranke gesegnet und geheilt wurden. Ich habe gesehen, wie demütige Männer daran gewachsen sind, wenn sie zu hoher und wichtiger Verantwortung berufen wurden. Ich habe erlebt, wie sie mit Kraft und Vollmacht aus der Höhe gesprochen haben, als ob die Stimme Gottes durch sie spräche.
Ich danke dem Herrn, dass er mir ein Zeugnis von der Vollständigkeit des Evangeliums geschenkt hat, von seinem Umfang, seiner Reichweite und seiner Tiefe. Es soll den Söhnen und Töchtern aller Generationen der Zeit zum Segen gereichen – den Lebenden wie den Toten.21
Anregungen für Studium und Unterricht
Fragen
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Lesen Sie die Aussagen von Präsident Hinckley in Abschnitt 1 über die Wiederherstellung des Priestertums. Was hat Ihnen geholfen, ein Zeugnis von diesen Wahrheiten zu erlangen?
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Präsident Hinckley hat gesagt: „Das heilige Priestertum bringt die Vollmacht mit sich, in den Belangen des Gottesreiches auf Erden zu walten.“ (Abschnitt 2.) Wie lässt sich dieser Grundsatz auf Pfähle und Gemeinden, auf Kollegien oder auf die Frauenhilfsvereinigung beziehen? Wie stärkt die Priestertumsvollmacht Sie in Ihrem Dienst im Reich Gottes?
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Lesen Sie in Abschnitt 3 die Segnungen, die wir durch das Priestertum empfangen können. Auf welche Weise haben Sie die Macht und die Segnungen des Priestertums erfahren?
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Was können wir aus Präsident Hinckleys Aussagen über den Unterschied zwischen Priestertumsvollmacht und Priestertumsmacht lernen? (Siehe Abschnitt 4.) Was bedeutet es wohl, wenn ein Priestertumsträger dem Besten in sich treu ist? Warum darf man als Priestertumsträger nicht nur für sich selbst leben?
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Was beeindruckt Sie in Abschnitt 5 an Präsident Hinckleys Beschreibungen der Priestertumskollegien und der Frauenhilfsvereinigung? Was können wir bei uns in der Gemeinde oder im Zweig tun, um seinen Rat zu befolgen?
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Warum müssen Männer und Frauen als ebenbürtige Partner zusammenarbeiten, um das Werk des Herrn zu verrichten? (Siehe Abschnitt 6.)
Einschlägige Schriftstellen
Hebräer 5:1-4; 1 Nephi 14:12-14; Alma 13:1-9; LuB 84:33-44; 88:133; 112:30-32
Unterrichtshilfe
„Stellen Sie Fragen, die sich aus der heiligen Schrift und den Lehren der Propheten der Letzten Tage beantworten lassen.“ (Lehren, die größte Berufung, Seite 62.)