1990–1999
Auserwählt zu dienen
Oktober 1991


Auserwählt zu dienen

„Es [gibt] kein schöneres Gefühl … als das Gefühl, das uns erfüllt, wenn wir erkennen, daß wir etwas für den Herrn getan haben.”

Wenn man den vielen Männern, die hier im historischen Tabernakel zusammengekommen sind, ins Gesicht schaut und sich die vielen anderen für uns nicht sichtbaren Zuhörer vorstellt, die sich an anderen Orten überall auf der Welt eingefunden haben, muß man einfach Ihre Kraft spüren, Ihren Glauben erkennen und von Ihrer geistigen Macht wissen, ja, der Macht des Priestertums.

Wir alle kennen den wunderbaren Bericht in Matthäus: „Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer.

Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.

Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm.” (Matthäus 4:18-22.)

Brüder, auch wir sind berufen, ihm als Menschenfischer, als Arbeiter im Weinberg zu folgen, um Jungen aufzubauen und Männer zu heilen und alle zu Christus zu bringen. Es berührt uns tief, die Worte des bekannten Liedes zu hören:

Auserwählt zu dienen unsrem König,

ja, zu Zeugen wählte er uns aus.

Weit und breit berichten wir vom Vater,

rufen seine Liebe aus.

Es ist nichts Unbedeutendes, jemanden zum Dienst zu berufen; noch ist es etwas Unbedeutendes, eine solche Berufung zu erhalten. Präsident Spencer W. Kimball hat oft gesagt, daß es in der Kirche keine Berufungen „zwischen Tür und Angel” geben darf. Eine Berufung darf erst nach gründlichem Nachdenken und aufrichtigem Gebet erfolgen.

Der Herr hat erklärt: „Denkt daran: Die Seelen haben großen Wert in den Augen Gottes.” (LuB 18:10.)

Manche von Ihnen sind berufen, den jungen Männern zu dienen, die das Aaronische Priestertum tragen. Diese Jungen sind von großem Wert. Es gibt sie in allen Größen und mit unterschiedlichen Neigungen und von unterschiedlicher Herkunft. Sie dürfen jeden einzelnen Jugendlichen kennenlernen und motivieren und in seinem Bemühen anleiten, sich für das Melchisedekische Priestertum bereit zu machen, ebenso für eine erfolgreiche Mission, die Tempelehe, ein Leben des Dienens und ein Zeugnis von der Wahrheit.

Wir wollen nicht vergessen, daß die einzige bekannte Substanz, aus der ein Mann gemacht werden kann, ein Junge ist.

Was ist ein Junge wert? Wer weiß es? Das wird erst später offenbar. Doch gibt es keinen noch so edlen Herrn, der nicht zunächst ein Junge war.

Die richtige Einstellung ist absolut wesentlich für diejenigen, die berufen sind, unseren jungen Männern zu dienen. Sie sind jung, willig, eifrig und voller Energie. Manchmal machen sie Fehler. Ich erinnere mich gut daran, wie sich einmal die Erste Präsidentschaft zusammen mit den Zwölf über einen Fehler beriet, den ein junger Missionar gemacht hatte. Die Stimmung war ernst und eher kritisch, bis Eider LeGrand Richards sagte: „Nun, Brüder, wenn der Herr einen vierzigjährigen Kopf auf einen neunzehnjährigen Körper hätte setzen wollen, dann hätte er es getan. Aber das hat er nicht. Er hat einen neunzehnjährigen Kopf auf einen neunzehnjährigen Körper gesetzt, und wir sollten ein bißchen mehr Verständnis aufbringen.” Die Stimmung änderte sich, das Problem wurde gelöst, und wir fuhren mit der Sitzung fort.

Die Jahre im Aaronischen Priestertum sind Jahre des Wachstums. Jahre, in denen man reifer werden, dazulernen und sich entwickeln kann. Eine Zeit der seelischen Höhen und Tiefen. Eine Zeit, in der ein inspirierter Führer durch klugen Rat und das richtige Beispiel Wunder bewirken und einen Jungen aufrichten kann.

Die Kollegiumsversammlung des Aaronischen Priestertums gibt Ihnen, den Beratern und Mitgliedern der Bischofschaft, die ideale Möglichkeit, die jungen Männer in der Lehre des Evangeliums und im eifrigen Dienst am Nächsten zu schulen. Seien Sie ein Vorbild, das aller Nachahmung wert ist. Die Jugend braucht weniger Kritiker, dafür mehr Vorbilder, an die sie sich halten kann. „Lehrt eifrig”, sagt der Herr, „und meine Gnade wird mit euch sein.” (LuB 88:78.)

Die jungen Männer im Aaronischen Priestertum, von denen viele heute abend hier sind, haben ein großes Interesse am Sport. Die Kirche weiß das und ermöglicht es den Jungen durch die verschiedenen Aktivitäten und Programme, sich aktiv sportlich zu betätigen und weiterzuentwickeln. Mit der Erwartung, daß es allen zugute kommt, investiert die Kirche große Summen in Gebäude, damit Freundschaft und Bruderschaft gefördert und sportliche Fähigkeiten entwickelt werden können. Dieses Ziel ist jedoch verfehlt, wenn das Siegen wichtiger wird als die Teilnahme. Die Jungen sollen spielen dürfen, nicht auf der Bank sitzen müssen. Wir können ihnen diese Möglichkeit bieten.

Als ich jung war, hatte die fünfundzwanzigste Gemeinde des Pfahles Pioneer eine Basketball-Mannschaft, die aus zehn jungen Männern bestand. Ihr kluger Führer ließ es nicht zu, daß nur die fünf besten spielten und die anderen fünf ab und zu als Ersatz eingesetzt wurden. Statt dessen bildete er zwei leistungs- und altersmäßig ausgeglichene Mannschaften. Die eine spielte während der ersten und der dritten Spielzeit, die andere während der zweiten und vierten. Es war kein Wettbewerb zwischen Ersatzspielern und aktiven Spielern, sondern es herrschte eine großartige Stimmung, jeder durfte die gleiche Zeit spielen, und es wurde im richtigen Geist gespielt und gewonnen. Bei Sportveranstaltungen der Kirche darf es nicht vorkommen, daß ein Spieler während des ganzen Spieles auf der Bank sitzen bleiben muß.

Auch das Scout-Programm ist für die jungen Männer von großem Interesse. In letzter Zeit ist in den Medien viel darüber gesagt worden. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle versichern, daß die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Scout-Bewegung unvermindert unterstützt. Präsident Spencer W. Kimball hat erklärt, daß die Kirche die Scout-Arbeit gutheißt und „bemüht ist, Führer zu berufen, die den Jungen helfen, ihrer Familie und der Kirche nahe zu bleiben und zu einem guten Staatsbürger zu werden, ihren Charakter zu entwickeln und körperlich fit zu sein, wie es dem Scout-Programm entspricht.

Diese Bewegung sowie das Versprechen und das Gesetz, die im Mittelpunkt dieses Programmes stehen, haben unsere volle Unterstützung.” (Generalkonferenz, April 1977.)

Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt, das Scout-Programm sei „ein hervorragendes Programm. Nicht nur der Charakter der Jungen wird entwickelt, sondern auch der Charakter derer, die sie führen.” (So Shall Ye Reap, Seite 138.)

Brüder, wenn es je eine Zeit gegeben hat, in der die Grundsätze des Scout-Programms dringend gebraucht wurden, so ist das unsere Zeit. Wenn es je eine Generation gegeben hat, der dieses Programm nützt, weil sie dadurch körperlich stark, geistig rege und in sittlicher Hinsicht geradlinig bleibt, so ist das die gegenwärtige Generation.

Vor ein paar Jahren hat der Sohn meines Neffen, der elfjährige Craig Dearden, durch das, was er bei den Scouts gelernt hat, jemandem das Leben gerettet. Er hatte gerade die Bedingungen für das Schwimmabzeichen der Scouts erfüllt. Sein Vater strahlte ihn an und seine Mutter gab ihm einen Kuß, als ihm das Abzeichen überreicht wurde. Sie konnten nicht ahnen, wie bedeutend dieses Abzeichen wirklich war. Das stellte sich erst später am Nachmittag heraus. Craig entdeckte im tiefen Teil des Schwimmbades plötzlich einen dunklen Gegenstand. Furchtlos sprang er ins Wasser, um sich die Sache genauer anzusehen. Es war sein kleiner Bruder, den er aus dem Wasser zog! Der kleine Scott lag regungslos da, blau, leblos. Craig erinnerte sich an die lebensrettenden Maßnahmen, die er bei den Scouts gelernt hatte, und er und andere reagierten als wahre Scouts. Plötzlich ein Schrei; der kleine Scott atmete, bewegte sich, lebte! Ist das Scout-Programm von Bedeutung? Fragen Sie einmal eine Mutter, einen Vater, eine Familie, deren Sohn und Bruder durch das, was bei den Scouts gelehrt wird, gerettet wurde.

Viele von Ihnen dienen als Mitglied der Bischofschaft oder des Hohenrates oder als Beamte im Priestertumskollegium. Manchmal fühlen Sie sich von Ihren Aufgaben überwältigt, und Enttäuschung macht sich breit. Ihre Berufung ist jedoch vom himmlischen Vater inspiriert, und er möchte, daß Sie erfolgreich sind. Durch seinen geliebten Sohn, unseren Erretter, erfahren wir: „Darum, o ihr, die ihr euch in den Dienst Gottes begebt, seht zu, daß ihr ihm mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft dient, damit ihr am letzten Tag schuldlos vor Gott stehen mögt.

Darum, wenn ihr den Wunsch habt, Gott zu dienen, seid ihr zu dem Werk berufen.” (LuB 4:2,3.)

In einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith gab der Herr den Rat: „Darum werdet nicht müde, das Rechte zu tun, denn ihr legt den Grund für ein großes Werk. Und aus etwas Kleinem geht das Große hervor.

Siehe, der Herr fordert das Herz und einen willigen Sinn.” (LuB 64:33,34.)

Durch demütiges Gebet, eifrige Vorbereitung und treues Dienen können wir in unserer heiligen Berufung erfolgreich sein. Manche Priestertumsträger haben die Fähigkeit, die weniger Aktiven zu erreichen, ihren Glauben zu erneuern und in ihnen den Wunsch zu wecken, wiederum zur Herde zurückzukehren. Geben Sie solchen befähigten Brüdern einen Auftrag, durch den dieses Talent genutzt wird. Andere Brüder können gut mit Jugendlichen arbeiten. Sie werden von ihnen respektiert und es gelingt ihnen, sie zu dem festen Entschluß zu bewegen, alle Versuchungen zu überwinden. Liebevoll begleiten sie diese erwählten jungen Menschen auf dem Weg, der schließlich zum ewigen Leben führt. Der Herr wird Ihre Gebete hören und Sie in Ihren Entscheidungen lenken, denn das Werk, mit dem Sie befaßt sind, ist sein Werk.

Ich habe schon oft gesagt, daß es kein schöneres Gefühl gibt als das Gefühl, das uns erfüllt, wenn wir erkennen, daß wir etwas für den Herrn getan haben und mithelfen konnten, seine Absichten zu erfüllen.

Jeder Bischof kann bezeugen, daß er vom Geist inspiriert wird, wenn er jemanden zu einem Dienst in der Kirche beruft. Oft scheint die Berufung gar nicht unbedingt zum Nutzen derer zu sein, die belehrt oder geführt werden sollen, sondern vielmehr zum Nutzen der Person, die lehren oder führen soll.

Als Bischof habe ich mir über jedes Mitglied Sorgen gemacht, das nicht aktiv war, nicht teilnahm, nicht diente. Solchen Gedanken hing ich nach, als ich einmal die Straße entlang fuhr, in der Ben und Emily wohnten. Sie waren schon etwas älter. Schmerzen und Leiden ihres fortgeschrittenen Alters hatten sie veranlaßt, sich in die Geborgenheit ihres Zuhauses zurückzuziehen, wo sie isoliert und abgeschnitten vom Strom des täglichen Lebens wohnten.

An jenem Tag gab mir der Geist deutlich zu verstehen, daß ich mein Auto abstellen und Ben und Emily besuchen sollte, obwohl ich gerade auf dem Weg zu einer Sitzung war. Es war an einem sonnigen Nachmittag während der Woche. Ich ging zur Tür und klopfte. Emily machte auf. Als sie sah, daß es ihr Bischof war, rief sie: „Den ganzen Tag warte ich schon darauf, daß das Telefon klingelt. Es blieb still. Ich hoffte, der Briefträger würde einen Brief bringen. Er brachte nur Rechnungen. Bischof, woher wissen Sie, daß ich heute Geburtstag habe?”

Ich antwortete: „Gott weiß es, Emily, denn er liebt Sie.”

In der Stille ihres Wohnzimmers sagte ich zu Ben und Emily: „Ich weiß nicht, warum ich heute hier hergeführt wurde, aber unser himmlischer Vater weiß es. Lassen Sie uns zum Beten niederknien und ihn fragen, warum.” Wir taten es und erhielten die Antwort. Emily, die eine wunderbare Stimme hatte, wurde gebeten, im Chor zu singen, ja, sogar für die bevorstehende Gemeindekonferenz ein Solo einzuüben. Ben wurde gebeten, zu den jungen Männern im Aaronischen Priestertum zu sprechen und von einem besonderen Erlebnis zu berichten, wie nämlich sein Leben einmal bewahrt worden war, weil er auf die Eingebungen des Geistes gehört hatte.

Sie sang. Er sprach. Viele freuten sich über die Rückkehr von Ben und Emily. Von jenem Tag an bis zu dem Tag, an dem sie heimberufen wurden, versäumten sie kaum eine Abendmahlsversammlung. Die Sprache des Geistes war erklungen. Sie war vernommen worden. Sie war verstanden worden. Herzen wurden berührt und Leben gerettet.

Als Priestertumsführer entdecken wir bald, daß manche Arbeit, die wir tun, zwar nicht auf einem Bericht festgehalten wird, aber dafür von entscheidender Bedeutung ist. Mitglieder des Kollegiums besuchen, einen Krankensegen geben, einem Mitglied bei einem Projekt helfen oder Trost spenden, wenn jemand einen lieben Menschen verloren hat, das alles sind heilige Aufgaben im Priestertum. Zugegeben, vielleicht erscheinen sie auf keinem Bericht, viel wichtiger ist aber, daß sie von der Seele aufgenommen werden und Freude ins Herz bringen. Und der Herr weiß davon.

Scheint uns die Last zu schwer und fühlen wir uns von den Ergebnissen unserer Bemühungen entmutigt, sollten wir an die Worte von Präsident Kimball denken, der, als er einmal darauf angesprochen wurde, mit welcher beständigen Hingabe er selbst im fortgeschrittenen Alter seine Berufung erfüllte, antwortete: „Mein Leben ist wie meine Schuhe - es muß im Dienst abgetragen werden.” (Ensign, Dezember 1985, Seite41.)

Ich vertraue darauf, daß alle jungen Männer, die heute Abend hier sind, sich jetzt darauf vorbereiten, dem Herrn als Vollzeitmissionar zu dienen. Elder El Ray L. Christiansen hat oft gesagt: „Eure Mission ist die Gußform, in die euer Leben hineingegossen wird.” Bereitet euch darauf vor, würdig zu dienen, das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes und seine Absichten gerichtet. Wie groß der Einfluß eures Zeugnisses und eures Dienstes war, werdet ihr nie vollständig erfahren, aber wenn ihr zurückkehrt, werdet ihr glücklich sein, daß ihr dem Ruf, eurem Herrn zu dienen, gefolgt seid. Ihr werdet für immer geliebt werden von denen, denen ihr das Licht der Wahrheit gebracht habt. Eure Lehren werden sich in ihrem Dienst wiederfinden. Euer Beispiel wird für andere richtungsweisend sein. Euer Glaube wird anderen Mut machen, die Schwierigkeiten des Lebens zu meistern.

Ich möchte ein Beispiel anführen. Als ich, begleitet von Elder Hans B. Ringger, das erstemal in die Tschechoslowakei reiste, lange bevor die Freiheitsglocke läutete, traf ich mich dort mit Jiri Snederfler, der in diesem Land die Kirche während des dunklen Zeitabschnitts geführt hat, und mit Schwester Olga Snederfler, seiner Frau. Ich besuchte sie in ihrer Wohnung in Prag, wo auch der Zweig seine Versammlungen abhielt. An den Wänden des Zimmers, in dem wir zusammenkamen, hingen lauter Bilder vom Salt-Lake-Tempel, eins neben dem anderen. Ich sagte zu Schwester Snederfler: „Ihr Mann muß den Tempel wirklich lieben.”

Sie antwortete: „Ich auch, ich auch.”

Wir aßen etwas Suppe, die Schwester Snederfler zubereitet hatte, und danach holte sie einen wertvollen Schatz hervor: ein Album mit Bildern von den Missionaren, die 1950 dort gedient hatten, ehe die Regierung anordnete, daß die Mission geschlossen werden mußte. Während sie ein Bild nach dem anderen betrachtete, sagte sie immer wieder: „Ein wunderbarer Junge; ein wunderbarer Junge.”

Bruder Snederfler ist in der Tschechoslowakei ein mutiger Führer in der Kirche gewesen, bereit, für das Evangelium alles aufs Spiel zu setzen. Als sich uns die Möglichkeit bot, um die Anerkennung der Kirche in diesem Land zu ersuchen, sagte die damals kommunistische Regierung: „Schicken Sie uns keinen Amerikaner. Schicken Sie uns keinen Deutschen. Schicken Sie uns keinen Schweizer. Schicken Sie uns einen Bürger der Tschechoslowakei.” Diese Forderung barg große Risiken, denn zu dieser Zeit, in der Religion verboten war, zuzugeben, daß man der Führer einer Kirche war, bedeutete, daß man verhaftet werden konnte. Dennoch wurde Bruder Snederfler ausgewählt, vor die Regierung zu treten und geradeheraus zu erklären, daß er der Führer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in der Tschechoslowakei war und um die Anerkennung seiner Kirche ersuchte. Später erzählte er mir, daß er etwas Angst gehabt und um die Gebete seiner Brüder und Schwestern im Zweig Prag gebeten hatte. Zu seiner Frau hatte er gesagt: „Ich liebe dich. Ich weiß nicht, ob und wann ich zurückkomme; aber ich liebe das Evangelium, und ich muß meinem Erretter folgen.” Mit diesem Glauben und dieser Hingabe trat Bruder Snederfler vor die Vertreter der Regierung und erklärte, daß er als Führer der Kirche in der Tschechoslowakei um die erneute Anerkennung seiner Kirche ersuche, die ja jahrelang anerkannt gewesen war. In der Zwischenzeit hatte sich Eider Russell M. Nelson unermüdlich darum bemüht, die gewünschte Entscheidung zu erreichen. Später erfuhr Bruder Snederfler die gute Nachricht: „Ihre Kirche wird in der Tschechoslowakei wieder anerkannt.” Wie sich Bruder Snederfler darauf freute, seiner lieben Frau und den anderen treuen Mitgliedern der Kirche die wunderbare Nachricht zu überbringen, daß wiederum Missionare in die Tschechoslowakei kommen durften und die Kirche in diesem Land ein Ort der Religionsfreiheit sein konnte. Es war ein glücklicher Tag für die Tschechoslowakei.

Wo sind Jiri und Olga Snederfler heute? Sie sind berufen worden, als Tempelpräsident und Tempeloberin im Freiberg-Tempel zu dienen, der von treuen Mitgliedern der Kirche aus Deutschland, der Tschechoslowakei und anderen umliegenden Ländern besucht wird. Erst letzten Monat haben sie ihren Dienst angetreten. Diese beiden treuen Seelen sind nun jeden Tag im Haus des Herrn, das sie so sehr lieben.

Und was ist mit Richard Winder, einem der ehemaligen Missionare, von dem Olga Snederfler sagte: „Ein wunderbarer Junge, ein wunderbarer Junge!”? Er ist nun Präsident der Mission Prag in der Tschechoslowakei. Zusammen mit seiner Frau Barbara hat er die Berufung angenommen, das Werk in diesem Land wieder zu eröffnen.

Den Snederflers, den Winders und allen, die bereitwillig die heilige Berufung annehmen, zu dienen, sagt der Herr: „Ich, der Herr, bin barmherzig und gnädig zu denen, die mich fürchten, und es freut mich, die zu ehren, die mir in Rechtschaffenheit und Wahrheit bis ans Ende dienen.

Groß wird ihr Lohn sein und ewig ihre Herrlichkeit.” (LuB 76:5,6.)

Auserwählt für seinen reichsten Segen, Königskinder, Söhne Gottes hier! Froh im Herz’, bekennend seinen Namen, Huldigung ihm bringen wir.

Weiter, immer weiter, in des Namens

Herrlichkeit! Weiter, immer weiter, in des Namens

Herrlichkeit! Vorwärts, immer vorwärts, triumphieret

allezeit!

Freude, stärk uns, leit uns weiter vorwärts! Seid zum Dienst bereit!

Mögen wir immer treu dienen. Das erbitte ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.