„Rosis Gebet“, Unser Freund, Mai 2023, Seite 14f.
Rosis Gebet
Rosi hatte es satt. Sie wollte keine Außenseiterin mehr sein.
Diese Geschichte spielt in den USA.
Rosi warf ihren Rucksack zu Boden. Es war erst der zweite Tag in ihrer neuen Klasse – und schön war der Tag nicht gewesen.
„Was ist denn los?“, fragte Mama.
Rosi ließ sich aufs Sofa fallen. „Ein paar aus der Klasse sind gemein zu mir“, erklärte sie. „Sie reden schlecht über meine Hautfarbe.“
Nur ganz wenige in der Schule hatten dunkle Haut wie Rosi. Sie fühlte sich ohnehin schon wie eine Außenseiterin, aber die Hänselei machte es noch viel schlimmer.
Mama war besorgt. „Das tut mir leid“, sagte sie. Sie umarmte Rosi ganz fest. „Ich werde deine Lehrerin anrufen.“
Aber am nächsten Tag wurde Rosi in der Schule wieder gehänselt. Ein Junge aus ihrer Klasse war den ganzen Tag lang gemein zu ihr.
Rosi war traurig. Sie war aber auch wütend. Manchmal sagte er fiese Sachen und Rosi beleidigte ihn dann auch. Besser fühlte sie sich dadurch aber nicht.
Als Rosi eines Tages nach Hause kam, lief sie sofort in ihr Zimmer. Sie hatte es satt, dass man sie hänselte! Sie hatte es satt, eine Außenseiterin zu sein! Sie vergrub ihr Gesicht im Kissen und weinte.
Was mache ich bloß?, überlegte sie. Sie wollte sich doch nicht das ganze Schuljahr so fühlen!
Rosi wischte sich die Tränen aus den Augen. Als sie aufschaute, fiel ihr Blick auf die kleine Figur von Jesus in ihrem Bücherregal. Mama hatte Rosi die Figur geschenkt, damit sie an Jesus denken konnte.
Vielleicht sollte ich beten, dachte sie. Sie kniete nieder und verschränkte die Arme.
„Lieber Vater im Himmel, ich bin so verletzt. Die Klasse ist gemein zu mir, weil ich eine andere Hautfarbe habe. Ich fühle mich ganz schrecklich. Bitte hilf mir.“
Es tat gut, dem Vater im Himmel von ihren Gefühlen zu erzählen. Sie wusste, dass er ihr zuhörte. Sie fühlte sich geborgen und verspürte Liebe, als würde sie in eine weiche Decke gehüllt. Sie spürte, dass ihre Hautfarbe schön war. Sie war ein Kind Gottes, und er hatte sie lieb.
Nach dem Gebet kam Rosi eine Idee: Vielleicht konnte auch sie etwas tun, damit sich die Situation in der Schule verbesserte!
In der nächsten Woche sprachen Rosi und ihre Mutter mit der Schulleitung darüber, wie man sie in der Klasse behandelte. Rosi selbst achtete auf Kinder, die auch gehänselt wurden, und freundete sich mit ihnen an. So gut es ging beachtete sie den Jungen nicht, der gemein zu ihr war. Am Sonntag gab sie in der Kirche Zeugnis, dass der Vater im Himmel jeden liebt.
Die Situation in der Schule wurde nicht sofort besser. Aber wenn es schwer war, dachte Rosi daran, wie sie sich beim Gebet gefühlt hatte. Sie war ein Kind Gottes, und sie wurde geliebt. Mit diesem Wissen konnte sie alles schaffen.