Die Lektion mit dem Bleistift

Tracy Y. Browning

Zweite Ratgeberin in der Präsidentschaft der Primarvereinigung der Kirche

Nach einem Interview mit Lori Fuller Sosa

Einmal besuchte ich PV-Kinder in Jamaika. Ich ließ sie ein Bild davon malen, wie sie in der kommenden Woche dem Vater im Himmel ihre Liebe zeigen könnten. Zwei Mädchen saßen nebeneinander.

Das jüngere Mädchen hatte nur einen winzigen Bleistift ohne Radiergummi. Es war schwierig, damit ein Bild zu malen. Das ältere Mädchen bemerkte, dass das jüngere Mädchen Hilfe brauchte. Die Ältere gab der Jüngeren ihren Bleistift. Das jüngere Mädchen lächelte, nahm den Bleistift und begann zu malen.

Ich beobachtete, wie das ältere Mädchen geduldig wartete, während das jüngere Mädchen malte. Dann gab das jüngere Mädchen den Bleistift zurück. Abwechselnd benutzten sie den Bleistift, ohne etwas dabei zu sagen. Das ältere Mädchen wollte gern helfen, und das jüngere Mädchen war einfach dankbar und nahm die Hilfe an. Beide wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten.

Als alle fertig waren, sagte ich dem älteren Mädchen, dass mir aufgefallen war, dass sie ihren Bleistift abgegeben hatte. „Warum hast du das gemacht?“, fragte ich.

„Ich habe gesehen, dass sie Hilfe braucht“, erwiderte sie.

Dann fragte ich das jüngere Mädchen: „Wie hast du dich gefühlt, als sie dir geholfen hat?“

„Ich war dankbar!“, erwiderte das Mädchen. Das ging mir sehr zu Herzen!

Manchmal fragen wir uns vielleicht, wie wir unsere Bündnisse halten können. Wir meinen vielleicht, wir müssten etwas Großes, Kompliziertes vollbringen. Das stimmt aber gar nicht! Ein Kind hat jemandem geholfen, der Hilfe brauchte. Es hat mir gezeigt, wie man seine Bündnisse hält.

Ich bezeuge: Wenn ihr auf so einfache Weise helft und füreinander da seid, haltet ihr eure Bündnisse. Und wenn wir unsere Bündnisse halten, können wir Gottes Macht spüren und erleben.