„Eine unerwartete Lösung“, Unser Freund, September 2023, Seite 40f.
Eine unerwartete Lösung
Würde Papas Idee wirklich funktionieren?
Diese Geschichte spielt in den USA.
Mr. Nickels schrieb die Mathehausaufgaben an die Tafel, als die Schulglocke läutete. So viele Aufgaben! Das würde ja ewig dauern.
„Ihr habt bis Freitag Zeit!“, erklärte Mr. Nickels. „Keine Ausrede.“
Alle stöhnten. Derek bekam das Mathebuch kaum noch in den vollgepackten Rucksack.
Seine neue Schule war ganz anders als die alte. Nach der Grundschule war er auf eine viel größere Schule versetzt worden. Es gab viel mehr Schüler! Der Unterricht war schwieriger, und er hatte mehr Hausaufgaben auf.
Am schwierigsten waren allerdings die anderen Schüler. Ein paar von ihnen wirkten ziemlich gemein. Hoffentlich würde ihn niemand ärgern!
Derek warf sich den Rucksack über die Schulter und verließ das Klassenzimmer. Der ganze Flur war voller Schüler. Er schaute zu Boden und schlängelte sich ganz vorsichtig durchs Gedränge, um niemanden anzurempeln. Er hatte den Eindruck, als ob ein falscher Blick dafür sorgen könnte, dass jemand auf ihn losging.
„Wie war es denn in der Schule?“, fragte ihn Papa abends. „Ist es besser geworden?“
„Eigentlich nicht“, erwiderte er.
Papa legte sein Buch zur Seite. „Du hast doch gesagt, dass du Angst hast, dass jemand ganz grundlos auf dich losgeht.“
Derek nickte und starrte auf seine Hausaufgaben.
„Ich habe da eine Idee“, sagte Papa. „Lächle doch einfach mal!“
Was? Damit hatte Derek nun gar nicht gerechnet. „Ich weiß nicht“, sagte er. „Das klingt irgendwie komisch.“
„Es ist doch nicht komisch, wenn man lächelt“, meinte Mama.
Papa nickte. „Es schadet doch nicht, es mal auszuprobieren. Halte den Kopf hoch und lächele doch einfach mal jeden an, der dir über den Weg läuft! Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich jemand ärgert, weil du lächelst.“
Derek dachte über Papas Vorschlag nach. Am Abend betete er deswegen und verspürte Frieden. Also gut! Er wollte es ausprobieren.
Als Derek am nächsten Morgen aus dem Schulbus stieg, drängten sich die Kinder schon durch den Haupteingang der Schule. Derek betrat die Schule wie immer mit gesenktem Blick.
Dann erinnerte er sich aber an Papas Vorschlag. Einfach lächeln!, dachte er.
Derek holte tief Luft und hob den Blick. Ein älterer Junge im Trikot kam mit großen, schnellen Schritten auf ihn zu. Er war ein, zwei Jahrgänge über Derek.
Derek wollte am liebsten zur Seite schauen. Genau solche Typen würden ihn doch ohne Warnung zur Seite schubsen! Aber er hatte versprochen, es zumindest zu versuchen.
Also lächelte er.
Das Gesicht des Jungen erhellte sich ein wenig. Nachdem er an ihm vorbeigegangen war, blieb Derek kurz stehen. Jetzt war er gar nicht mehr so aufgeregt!
Auf dem Weg zum Klassenzimmer lächelte Derek noch ein paar weitere Schüler an. Fast alle lächelten zurück! Papa hatte Recht gehabt. Keiner wirkte verärgert, weil er gelächelt hatte.
Als er im Klassenzimmer angekommen war, dachte Derek, dass die neue Schule vielleicht doch gar nicht so schlimm war! Natürlich musste er immer noch viel lernen und hatte immer noch ein paar Sorgen. Aber es half ihm, wenn er lächelte. Und vielleicht bewirkte sein Lächeln, dass es auch jemand anderem besser ging!
Illustrationen von Daniel Duncan