Hilfestellung zu psychischer Gesundheit sowohl geben als auch bekommen
Im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit kannst du sowohl um Hilfe bitten als auch sie anderen anbieten
Was macht man, wenn man sich traurig, entmutigt, verängstigt, besorgt oder deprimiert fühlt?
Vielleicht erwartest du, dass die Antwort so ähnlich lautet wie: Lebe das Evangelium. Bete. Lies in den heiligen Schriften. Nimm vom Abendmahl. Das alles weiterhin zu tun ist gut und notwendig und löst (und verhindert) tatsächlich eine Menge Probleme. Aber einige Probleme erfordern zusätzliche Anstrengungen.
Natürlich ist jeder Mensch hin und wieder ängstlich oder traurig. Das gehört zum Leben dazu. Es gibt viele konstruktive Möglichkeiten, damit umzugehen. Wenn Angstzustände oder Depressionen jedoch so schwerwiegend werden oder so lange anhalten, dass sie dein Leben beeinträchtigen und dich davon abhalten, den Geist zu verspüren, dann befindest du dich vielleicht in einer Phase, in der es nicht mehr realistisch ist, zu erwarten, dass sich die Situation ohne zusätzliche Hilfe bessert.
Seelische und emotionale Gesundheit ist Teil der körperlichen Gesundheit (siehe Für eine starke Jugend – ein Wegweiser für Entscheidungen, 2022, Seite 29). Chemische Prozesse im Gehirn tragen zur Regulierung unserer Emotionen bei, und das Gehirn ist ja ein Teil des Körpers. Wer sagt, dass Depressionen oder Ängste „nur im Kopf“ stattfinden, hat nur im wortwörtlichen Sinne recht, denn der Kopf ist nun mal der Ort, wo sich das Gehirn befindet. Aber die Probleme sind genauso wenig eingebildet wie ein gebrochenes Bein oder eine Blinddarmentzündung.
Hol dir Hilfe
Im Buch Mormon heißt es, die Nephiten seien gesegnet gewesen durch die „ausgezeichneten Eigenschaften der vielen Pflanzen und Wurzeln, die Gott bereitet hatte, um die Ursache von Krankheiten zu beseitigen“ (Alma 46:40). Heute würden wir diese Kräuter als Medikamente bezeichnen.
In unserer Zeit stellt Gott noch mehr Möglichkeiten zur Bekämpfung von Krankheiten und Verletzungen bereit – so auch zur Bekämpfung von psychischem und emotionalem Schmerz. Wir haben heute Behandlungsmöglichkeiten, von denen die Nephiten – und unsere Großeltern übrigens auch – nur träumen konnten. Wir leben in einer Zeit der Wunder! Und der Vater im Himmel möchte, dass wir davon Gebrauch machen.
Das bedeutet nicht, dass jeder, der mit Depressionen oder Angstzuständen zu kämpfen hat, Medikamente oder eine Therapie benötigt. Jeder ist anders. Aber ganz gleich, wie deine Situation aussieht, ist eines doch sicher: Es gibt keinen Grund, allein zu leiden. Dein Vater im Himmel möchte sehr gerne helfen.
Dein Vater im Himmel weiß, was dir hilft. Ganz gleich, ob deine Probleme durch Gebet und Glauben gelöst werden können oder ob du seine Segnungen durch eine Kombination aus Medikamenten, Therapeuten, Eltern, Freunden, Bischöfen, Jugendleitern, Lehrern, frischer Luft und Bewegung erhältst: Um schwierige Zeiten zu überstehen, bitte ihn um seine Hilfe. Kümmere dich nicht zu sehr darum, wie andere Menschen mit ähnlichen Problemen diese gelöst haben. Der Vater im Himmel wird dir helfen, Lösungen für deine Umstände zu finden.
Biete deine Hilfe an
Im Evangelium geht es vor allem darum, anderen zu helfen, so wie der Erretter uns durch sein Sühnopfer geholfen hat. Versuche stets, auf diejenigen zuzugehen, „die sich einsam, isoliert oder hilflos fühlen. Hilf ihnen, durch dich die Liebe des himmlischen Vaters zu spüren.“ (Für eine starke Jugend – ein Wegweiser für Entscheidungen, Seite 12.) Du bist vielleicht kein Arzt oder Therapeut, aber du bist ein Jünger Christi, und Jünger Christi trauern mit den Trauernden und trösten diejenigen, die des Trostes bedürfen (siehe Mosia 18:9).
Mit das Wichtigste, was du tun kannst, wenn ein dir nahestehender Mensch mit Depressionen, Angstzuständen oder sonst einem psychischen Problem zu kämpfen hat, ist zuzuhören.
Oft möchte jemand, der gerade ein seelisches Tief durchmacht, dass du einfach mitfühlst und ihm deine Liebe schenkst. Er erwartet nicht, dass du einen Zauberspruch kennst, der alles in Luft auflöst. Vielleicht muss er einfach nur ein bisschen Dampf ablassen. Er möchte, dass jemand bei ihm ist, ihm zuhört und Mitgefühl zeigt – also etwa sagt: „Das stimmt! Was du da gerade durchmachst, ist wirklich schlimm. Das tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte das von dir nehmen. Bitte lass mich wissen, wie ich dir helfen kann.“
Und denk daran …
Ob du nun derjenige bist, der Hilfe gibt, oder derjenige, der Hilfe braucht, denk daran, dass manches nur Gott kann. Lass ihn dies übernehmen. Und tu in der Zwischenzeit alles, was du eben kannst, um für dich selbst und deine Mitmenschen zu sorgen.