1990–1999
Prüfungen optimistisch angehen
April 1996


Prüfungen optimistisch angehen

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich mir vornehmen kann, all das viele Gute in meinem Leben positiv und optimistisch zu sehen.

Ich glaube daran, daß es wichtig ist, Präsident Gordon B. Hinckley dadurch zu unterstützen, daß wir auf seinen Rat hören und ihn befolgen.

Auf der letzten Generalkonferenz im Herbst hat Präsident Hinckley von den vielen tausend Mitgliedern gesprochen, die aus Europa nach Amerika ausgewandert sind. Diese Leute haben sich allen Schwierigkeiten voller Optimismus und Begeisterung gestellt. Präsident Hinckley hat uns aufgefordert, das gleiche zu tun.

Es ist mir sehr schwergefallen, diesen Rat anzunehmen. Ich war gerade ziemlich unglücklich und enttäuscht und ganz damit beschäftigt, mit selbst leid zu tun.

Den ganzen Sommer über hatte ich trainiert, um in unsere Schul-Volleyballmannschaft aufgenommen zu werden. Ich absolvierte ein bestimmtes Laufpensum, stemmte Gewichte und trainierte auch sonst angestrengt. Ich steckte viel Zeit da hinein. Und es klappte: Ich wurde in die Mannschaft aufgenommen. Ein Traum war in Erfüllung gegangen - dachte ich jedenfalls.

Aber dann zerrann der Traum allmählich. Es gab bessere Spielerinnen als mich, deshalb saß ich meistens auf der Ersatzbank, feuerte meine Mannschaft an, sehnte mich

danach, selbst spielen zu dürfen, und versuchte, mit der Enttäuschung fertig zu werden.

Das Leben erschien mir so ungerecht. Diese Einstellung wirkte sich auch auf mein Verhältnis zu den anderen Mädchen in der Mannschaft aus und natürlich auf mein Selbstwertgefühl.

Warum hatte der himmlische Vater zugelassen, daß ich so angestrengt trainiert und es auch wirklich so weit gebracht hatte, nur um jetzt Enttäuschung zu ernten? Nachdem ich einige Zeit überlegt hatte, was ich nun machen sollte, und um Weisung gebetet hatte, entschloß ich mich, aus der Mannschaft auszuscheiden. Ich mußte wieder anfangen, für die Schule zu lernen, und mir Volleyball aus dem Kopf schlagen.

Aber irgendwie wurde ich mit dieser Enttäuschung und der Verbitterung nicht fertig. Und dann war es wieder Zeit für die Generalkonferenz. Diese Zeit finde ich immer besonders schön, weil dann unser Haus vom Geist erfüllt ist. Man kann die Konferenz in jedem Zimmer hören.

Präsident Hinckley hat mir in seiner Ansprache genau den Rat erteilt, den ich brauchte, um alles wieder ins Lot zu bringen. Auch ich konnte Optimismus und Begeisterung an den Tag legen und beschließen, die Sache mit der Volleyballmannschaft zu vergessen. Ich konnte beschließen, positiv und optimistisch an das Schöne in meinem Leben zu denken - an meine Freundinnen, an die Schule und an meine Familie. Außerdem konnte einfach zum Vergnügen Volleyball spielen, und nicht nur um zu gewinnen. Plötzlich begannen meine Probleme zu verblassen. Ich sah mich selbst wieder in einem besseren Licht. Ich las häufiger in der heiligen Schrift. Ich betete mehr. Ich mochte meine Mitmenschen mehr. Und ich spürte, wie der Geist wieder auf mich einwirkte.

Ich bin dankbar dafür, daß der lebende Prophet mir gezeigt hat, daß ich aufhören mußte, mich selbst zu bemitleiden. In seiner Ansprache hat er Alma 26:35 zitiert, wo es heißt: „Niemals von Anfang der Welt an hat es Männer gegeben, die soviel Grund gehabt haben wie wir, sich zu freuen.” Das gilt auch für mich. Mir wurde bewußt, daß es sehr vieles gibt, wofür ich dankbar sein kann, worüber ich mich freuen kann. Im Namen Jesu Christi. Amen.