Entscheidet euch also für Christus, den Herrn
Wenn eine Frau sich entschließt, Christus in ihrem Herzen zum Mittelpunkt zu machen, rückt der Herr auch in ihrem Zuhause, in ihrer Familie in den Mittelpunkt.
Schwestern, ich finde die Lehre herrlich, dass wir uns dafür entscheiden können, uns Christus ganz hinzugeben, dass es an uns liegt, den Erretter und Erlöser in unserem Herzen zum Mittelpunkt zu machen. In jede von uns kann das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi „nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch“1 geschrieben sein. Wir haben schon im ersten Stand beschlossen, Christus zu folgen. Welch frohe Botschaft, dass wir uns jeden Tag, den wir auf Erden verbringen, für ihn entscheiden können!
Für uns als Frauen des Bundes in vielen Ländern muss Christus im Leben eine zentrale Stelle einnehmen. Wie sehr brauchen wir ihn doch in einer „gefährlichen Zeit“2 wie dieser! Er ist die Quelle der Kraft und der Sicherheit. Er ist das Licht. Er ist das Leben. Sein Frieden übersteigt alles Verstehen.3 Als unser persönlicher Erretter und Erlöser lädt er uns mit ausgebreiteten Armen auf eine ganz persönliche Weise ein, eine nach der anderen zu ihm zu kommen4. Schwestern, wenn eine Frau die Einladung des Erretters annimmt, wird sie gestärkt, und andere werden durch ihren rechtschaffenen Einfluss gesegnet.
Ich glaube, wenn eine Frau sich entschließt, Christus in ihrem Herzen zum Mittelpunkt zu machen, zum Dreh- und Angelpunkt ihres privaten Umfelds, dann rückt der Herr auch in ihrem Zuhause, in ihrer Familie in den Mittelpunkt, ganz gleich, ob nur einer zur Familie gehört oder viele. Da jede Frau, wo und in welchen Verhältnissen sie auch leben mag, in ihrem Zuhause und in ihrer Familie das Herz ist, spiegelt sich das, was sie im Herzen empfindet, in ihrer Umgebung und in dem Geist wider, den ihr Zuhause ausstrahlt.
Als wir einmal in Japan zu tun hatten, lud uns ein örtlicher Führer der Kirche zu sich nach Hause ein. Wir fühlten uns geehrt, diese Gelegenheit wahrnehmen zu können, fragten uns aber, was seine Frau wohl davon hielt, dass ihr Mann spontan Besucher aus Salt Lake City nach Hause einlud. Unterwegs rief der Mann seine Frau an und räumte ihr, wie mir schien, etwa fünfzehn Minuten ein, sich auf die unerwartete Gesellschaft einzustellen.
Von dem Augenblick an, da wir zur Tür hereintraten, unsere Schuhe auszogen und von einer freundlichen jungen FHV-Schwester willkommen geheißen wurden, strahlten mir Ordnung, Frieden und Liebe entgegen. Die kleinen Kinder huschten mit ihren Spielsachen nach oben. Bei dieser Familie mit acht Kindern, von denen noch sieben zu Hause wohnten, war klar, worauf sie Wert legte. Überall gab es Zeugnisse vom Herrn – an der Wand hingen Bilder des Erretters, ein Familienfoto und ein Bild vom Tempel hatten einen Ehrenplatz, und fein säuberlich reihten sich daneben auf einem Regal offenbar oft benutzte heilige Schriften an Videos der Kirche. „Die Frucht des Geistes …, Liebe, Freude, Friede, … Freundlichkeit, Güte, Treue“5 schien dieser Familie eigen zu sein. Ich stellte mir vor, wie der kleine Raum mit Kindern aller Altersstufen gefüllt war, die mit den Eltern um den niedrigen Tisch herumsaßen, um von Christus zu reden, sich über Christus zu freuen, Christus zu predigen und von Christus zu prophezeien, damitdie Kinder wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen dürfen.6 Ich spürte, welche Antwort die Kinder dieser Familie auf die Frage geben würden, die Elder Jeffrey R. Holland stellte: „Wissen [unsere] Kinder, dass wir Gott von ganzem Herzen lieben und uns danach sehnen, das Gesicht seines einziggezeugten Sohnes zu sehen und ihm zu Füßen zu fallen?“7 Ich glaube, die Antwort dieser japanischen Familie auf die Frage wäre ein schallendes Ja!
Wenn eine Frau sich entscheidet, Christus in ihrem Herzen zum Mittelpunkt zu machen, beschließt sie nicht nur, sich selbst täglich wie Christus zu verhalten, sondern das auch ihrer Familie nahe zu bringen. Wie Sie wissen, liebe Schwestern, ist es die tägliche Umsetzung christusgleichen Verhaltens, die uns mitunter die größten Probleme bereitet.
So gab eine Mutter ihr Bestes, ihrer Familie die Schritte der Umkehr zu vermitteln. Der Tag kam, an dem sie ihrem Sohn helfen konnte, diesen Grundsatz zu verinnerlichen. Sie begleitete den Fünfjährigen zur Klärung in den Laden, wo er einen Schokoriegel gestohlen hatte. Diese Erfahrung wird der Junge wohl nie vergessen. Am eigenen Leib verspürte er, was es heißt, für sein Tun verantwortlich zu sein. Mit bangem Herzen gab er den Schokoriegel zurück, entschuldigte sich beim Ladeninhaber und versprach, nie wieder zu stehlen. Ich freue mich, berichten zu können, dass er dieses Versprechen gehalten hat. Ich weiß es, denn ich war die Mutter und mein Sohn der Fünfjährige.
Jede Familie macht Erfahrungen wie diese, auch wenn wir uns noch so abmühen, unsere geliebten Kinder, Enkel, Nichten und Neffen im Evangelium zu festigen. Es verlangt Übung, wie Jesus sein zu wollen, erst dann wird es zur Gewohnheit. Die Entscheidung, Christus zum Mittelpunkt in unserem Herzen zu machen, hilft uns in mancher Hinsicht bei unseren Bemühungen, dass andere den Herrn in ihr Herz einlassen. Manchmal glauben wir, wir kämen nicht sonderlich voran, aber an solch deprimierenden Tagen kommen mir die tröstenden Worte des Erretters in den Sinn: „Darum werdet nicht müde, das Rechte zu tun, denn ihr legt den Grund für ein großes Werk.“8
Wenn wir das Bessere wählen und den Erretter zum Mittelpunkt unseres Lebens machen, indem wir ihn täglich um Führung und Hilfe bitten, schenkt Gott uns „Kraft und Weisheit“.9 Wir gelangen zu geistigen Einsichten, die unsere Familie festigen können. Als Doug, ein Vater dreier kleiner Kinder, unerwartet arbeitslos wurde, musste er den Unterhalt seiner Familie aus der Arbeitslosenhilfe, den geringen Ersparnissen und einigen Beihilfen seiner Angehörigen bestreiten. Seine Frau Lori versuchte, positiv zu bleiben. Beide nahmen Aushilfsjobs an, um die Ausgaben zu decken. Sie hielten an allem, was recht war, fest – sie beteten, lasen die heiligen Schriften, gingen in den Tempel und zahlten den Zehnten. Doch trotz hunderter Bewerbungen und vieler Anfragen kam es kaum zu Vorstellungsgesprächen und es war keine neue Arbeitsstelle in Sicht.
Nach fast sechsmonatiger Arbeitssuche rief Lori eines Tages ihre Mutter an. Unter Tränen und mit leicht zorniger Stimme sagte sie: „Ich glaube nicht, dass der Vater im Himmel uns hört. Ich glaube nicht, dass ich noch beten kann. Es nützt gar nichts.“
Bei diesem Telefongespräch kamen Loris Mutter inspirierte Worte und Gedanken in den Sinn. Sie gab Zeugnis und erinnerte ihre Tochter an einiges, was sie schon wusste: „Lori, du weißt es besser. Du weißt, dass der himmlische Vater dich liebt und sich deiner Sorgen bewusst ist. Aber manchmal musst du warten. Vielleicht ist das für dich das Feuer im Schmelzofen. Ich weiß es nicht. Doch eins weiß ich: Du musst jetzt in dein Schlafzimmer gehen, dich hinknien und beten und den Herrn bitten, dich zu trösten und dir Frieden zu schenken. Doug wird Arbeit finden, aber es mag noch eine Weile dauern. Denk daran, wer dich alles liebt und für dich betet und dir hilft. Du bist sehr gesegnet.“
Lori erlebte, dass sie ihren Gedanken eine neue Richtung gab, als sie sich hinkniete und betete – weil sie sich auf den Herrn konzentrierte. Sie holte die Liebe des Erretters in ihr Leben und in ihr Zuhause.
Liebe Schwestern, ich habe die Liebe des Herrn schon oft verspürt. An guten Tagen wie auch an Tagen, an denen ich mich der vor mir liegenden Schwierigkeiten nicht gewachsen fühlte, wandte ich mich an den Herrn um Hilfe. Ich bezeuge, dass er immer da ist und mir und Ihnen seine gütigen, liebevollen Arme entgegenstreckt. Von ganzem Herzen bekunde ich, dass Jesus Christus meine Stärke ist. Er ist meine Hoffnung. Er ist mein Erretter und Erlöser. Mit Ihnen sage ich: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“10 Im Namen Jesu Christi. Amen.