2000–2009
Ein Mutterherz
April 2004


Ein Mutterherz

Mit der Entwicklung eines Mutterherzens bereitet sich jedes Mädchen und jede Frau auf die göttliche, ewige Mission der Mutterschaft vor.

Ich habe oft gehört, wie mein Vater über meine Mutter sagte, sie habe ein „Mutterherz“, und er hatte Recht. Viele hundert, vielleicht sogar tausende Menschen haben ihren mütterlichen Einfluss verspürt; sie hat die Aufgabe zu umsorgen und zu erziehen zu einer Kunst veredelt. Ihr Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi und ihr ausgeprägtes Bewusstsein, wer sie war und wofür sie lebte, haben ihr Leben bestimmt.

Sie brauchte länger als andere Frauen, bis sie ihren Ehemann gefunden hatte. In der Zwischenzeit hatte sie sich unablässig bemüht, Fortschritt zu machen. Obwohl es damals ungewöhnlich war, hatte sie die Universität abgeschlossen und war erfolgreich im Beruf. Nach ihrer Hochzeit folgte ein Kind auf das andere. Innerhalb weniger Jahre war sie die Mutter einer großen Familie. Alles Wissen, das sie erworben hatte, all ihre natürlichen Fähigkeiten und Talente und all ihre Fertigkeiten flossen einer Einrichtung zu, die keine irdischen Grenzen hatte. Als bündnistreue Tochter Gottes hatte sie sich ihr Leben lang auf die Mutterschaft vorbereitet.

Was ist ein Mutterherz und wie bekommt man eines? Einige der benötigten Eigenschaften werden in den heiligen Schriften beschrieben. In den Sprichwörtern heißt es etwa so: „Eine Frau [mit einem Mutterherzen], wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert. … Sie … schafft mit emsigen Händen. …Vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg … und reicht ihre Hände den Armen. … Kraft und Würde sind ihr Gewand … Öffnet sie ihren Mund, dann redet sie klug und gütige Lehre ist auf ihrer Zunge. Sie achtet auf das, was vorgeht im Haus, und isst nicht träge ihr Brot.“ (Sprichwörter 31:10,13,16,20,25,27.) Eine Frau mit einem Mutterherzen hat ein Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium und sie lehrt die Grundsätze des Evangeliums mit Klarheit. Sie hält heilige Bündnisse, die im heiligen Tempel geschlossen wurden. Sie schenkt anderen selbstlos von ihren Talenten und Fähigkeiten. Sie eignet sich so viel Bildung an, wie ihre Situation es ihr erlaubt, und veredelt ihren Verstand und ihren Geist durch den Wunsch, das Gelernte an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.

Wenn sie Kinder hat, ist sie eine gute Mutter (siehe 1 Nephi 1:1), die Verhaltensgrundsätze lebt und lehrt, die genau mit den Lehren der lebenden Propheten übereinstimmen. Sie lehrt „ihre Kinder …, zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“ (LuB 68:28). Statt auf die Stimmen und Halbwahrheiten der Welt zu hören, weiß sie, dass die Maßstäbe des Evangeliums auf ewigen, unveränderlichen Wahrheiten beruhen. Sie glaubt, dass es eine wichtige, würdevolle und heilige Aufgabe ist, „in erster Linie für das Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig“ zu sein. („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Der Stern, Oktober 1998, Seite 24.) Sie körperlich zu umsorgen und zu nähren ist ebenso ehrenvoll wie das geistige Umsorgen und Nähren. Sie wird „nicht müde, Gutes zu tun“ und dient ihrer Familie mit Freude, denn sie weiß, „aus etwas Kleinem geht das Große hervor“ (LuB 64:33).

Ach, wenn doch nur jedes Mädchen und jede Frau ein Zeugnis davon hätte, dass ihre Mutterschaft in Ewigkeit fortdauern kann, wenn sie ihre irdischen Bündnisse hält! „[Jede Frau] ist … eine geliebte [Tochter] himmlischer Eltern und hat dadurch … eine göttliche Bestimmung.“ („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“.) Als Geisttöchter Gottes empfingen Frauen „in der Welt der Geister ihre ersten Unterweisungen und wurden darauf vorbereitet, [auf der Erde] hervorzukommen“ (LuB 138:56). Sie waren „unter den Edlen und Großen“ (LuB 138:55), die vor Freude über die Erschaffung der Erde „jauchzten“ (Ijob 38:7), weil sie einen physischen Körper erhalten und in einem sterblichen Zustand „geprüft“ (Abraham 3:25) werden sollten. Sie wünschten sich, Seite an Seite mit einem rechtschaffenen Mann zu arbeiten, um ewige Ziele zu verwirklichen, die keiner von beiden ohne den anderen erreichen kann.

Die Rolle der Frau wurde nicht auf der Erde geschaffen und erstreckt sich über das irdische Leben hinaus. Eine Frau, die die Mutterschaft auf der Erde zu schätzen weiß, wird sie auch in der künftigen Welt schätzen, „denn wo [ihr] Schatz ist, da ist auch [ihr] Herz“ (Matthäus 6:21). Mit der Entwicklung eines Mutterherzens bereitet sich jedes Mädchen und jede Frau auf die göttliche, ewige Mission der Mutterschaft vor. „Jeglicher Grundsatz der Intelligenz, den [sie sich] in diesem Leben zu Eigen [macht], wird mit [ihr] in der Auferstehung hervorkommen. Und wenn [sie] in diesem Leben durch [ihren] Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als [eine andere], so wird [sie] in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (LuB 130:18,19.)

Ich habe festgestellt, dass einige der wirklich echten Mutterherzen in der Brust von Frauen schlagen, die auf dieser Erde nicht ihre eigenen Kinder erziehen. Sie wissen aber, dass „alles zu seiner Zeit“ geschehen muss, und dass sie „die Grundlage für ein großes Werk“ legen (LuB 64:32,33). Wenn sie sich an ihre Bündnisse halten, investieren sie in eine Zukunft, in der sie hohes Ansehen genießen werden, denn sie wissen, dass „diejenigen, die sich ihren zweiten Stand bewahren, … Herrlichkeit auf ihr Haupt hinzugefügt bekommen [werden] für immer und immer“ (Abraham 3:26).

Vor kurzem traf ich in einem Park einige Frauen mit Mutterherz. Es waren junge, bündnistreue Frauen. Sie waren intelligent und hatten erfolgreich ein Studium an einer angesehenen Universität abgeschlossen. Jetzt widmeten sie ihre großen Talente der Planung des Abendessens und dem Austausch von Ideen zur Haushaltsführung. Sie brachten Zweijährigen bei, dass man zueinander freundlich sein muss. Sie beruhigten Babys, küssten zerschrammte Knie und trockneten Tränen. Ich fragte eine dieser Mütter, wie es kam, dass sie ihre Talente so fröhlich in ihre Aufgabe als Mutter einbringen konnte. Sie erwiderte: „Ich weiß, wer ich bin, und ich kenne meine Aufgaben. Alles andere ergibt sich von selbst.“ Diese junge Mutter pflanzt der nächsten Generation Glauben ins Herz und prägt ihren Charakter – ein Familiengebet nach dem anderen, mit jedem gemeinsamen Schriftstudium, jedem Buch, das sie vorliest, jedem Lied und jeder gemeinsamen Mahlzeit. Sie ist an einem bedeutenden Werk beteiligt. Sie weiß: „Kinder sind eine Gabe des Herrn“ und „wohl [der Frau, die] mit ihnen den Köcher gefüllt hat!“ (Psalm 127:3,5). Sie weiß, dass der Einfluss von rechtschaffener, gewissenhafter, beharrlicher, täglicher mütterlicher Fürsorge von wesentlich größerer Dauer, viel mächtiger und viel einflussreicher ist als irgendeine weltliche Stellung oder von Menschen erdachte Einrichtung. Sie hat eine Vorstellung davon, dass sie das Potenzial hat, wie Rebekka in alter Zeit gesegnet zu werden, dass sie „die Mutter von tausendmal Zehntausend“ (Genesis 24:60) wird, wenn sie würdig ist.

Eine bündnistreue Frau mit Mutterherz weiß, dass sie im heiligen Tempel „mit Macht aus der Höhe“ ausgerüstet wird (LuB 38:32), ganz gleich, ob sie früh oder spät Mutter wird, ob sie hier auf Erden mit einem Köcher voller Kinder gesegnet ist oder nicht oder ob sie alleinstehend oder verheiratet oder verlassen ist und die Verantwortung der Elternschaft allein trägt. Mit dem Endowment hat sie die verheißenen Segnungen nicht nur von fern geschaut und gegrüßt (siehe Hebräer 11:13), sondern empfängt sie tatsächlich.

Jedes Mädchen und jede Frau, die heilige Bündnisse schließt und hält, kann ein Mutterherz haben. Eine Frau mit einem Mutterherzen kann schlichtweg alles erreichen. Rechtschaffene Frauen haben den Lauf der Geschichte beeinflusst und werden es auch weiterhin tun. Ihr Einfluss wird sich in alle Ewigkeit ausweiten und vermehren. Ich bin dem Herrn so dankbar für vertrauensvolle Frauen, die die göttliche Mission der Mutterschaft erfüllen. Wie unsere Mutter Eva bin ich „froh“ (siehe Mose 5:11), dies zu wissen. Im Namen Jesu Christi. Amen.