2000–2009
Ehe und Familie – unsere heilige Pflicht
April 2004


Ehe und Familie – unsere heilige Pflicht

In einer Gesellschaft, in der man sich oft scheut zu heiraten, keine Kinder haben will und die Familie herabgesetzt wird, haben wir die Pflicht, unsere Ehe in Ehren zu halten, unsere Kinder zu erziehen und zu fördern und unsere Familie zu stärken.

Kurz nach meiner Hochzeit saßen meine drei Brüder und ich wegen einer geschäftlichen Besprechung bei meinem Vater im Büro. Am Ende unserer Besprechung standen wir auf und wollten gehen. Da hielt mein Vater inne, wandte sich uns zu und sagte: „Ihr Jungs behandelt eure Frau nicht so, wie ihr es solltet. Ihr müsst ihr mehr Freundlichkeit und Respekt erweisen.“ Die Worte meines Vaters drangen mir in die Seele.

In der heutigen Zeit erleben wir, wie die Ehe und die Familie unentwegt Angriffen ausgesetzt ist. Vor allem auf sie hat es der Widersacher abgesehen; er will sie herabsetzen und zerstören. In einer Gesellschaft, in der man sich oft scheut zu heiraten, keine Kinder haben will und die Familie herabgesetzt wird, haben wir die Pflicht, unsere Ehe in Ehren zu halten, unsere Kinder zu erziehen und zu fördern und unsere Familie zu stärken.

Die Ehe in Ehren zu halten verlangt, dass die Ehepartner einander lieben, achten und zugetan sind. Uns ist die heilige Belehrung gegeben: „Du sollst deine Frau mit deinem ganzen Herzen lieben und … an ihr festhalten und an niemandem und nichts sonst.“ (LuB 42:22.)

Der Prophet Maleachi hat gelehrt: „Der Herr [war] Zeuge zwischen dir und der Frau deiner Jugend, an der du treulos handelst, obwohl sie deine Gefährtin ist, die Frau, mit der du einen Bund geschlossen hast. Nehmt euch also … in Acht! Handle nicht treulos an der Frau deiner Jugend!“ (Maleachi 2:14,15.) Es ist in der Tat ein besonderer Vorzug, unser Leben mit der Frau unserer Jugend zu verbringen, die Bündnisse zu halten, Weisheit zu erlangen und einander jetzt und in Ewigkeit zu lieben.

Mir kommt die Aussage in den Sinn: „Wenn einem die Zufriedenheit und Sicherheit eines anderen genauso viel bedeutet wie die eigene, dann liebt man.“ (Dr. Harry Stack Sullivan, Conceptions of Modern Psychiatry, 1940, Seite 42f.)

Die Ehe soll und muss eine liebevolle, verbindliche, harmonische Beziehung zwischen Mann und Frau sein. Wenn Mann und Frau begriffen, dass die Familie von Gott verordnet ist und dass die Ehe mit Verheißungen und Segnungen erfüllt sein kann, die bis in die Ewigkeit reichen, dann würden in einer Familie, die der Kirche angehört, Trennung und Scheidung nur selten in Erwägung gezogen werden. Mann und Frau würden erkennen, dass die heiligen Handlungen und Bündnisse, die im Haus des Herrn vollzogen werden, die Mittel bereitstellen, durch die sie in die Gegenwart Gottes zurückkehren können.

Den Eltern ist eine heilige Pflicht übertragen worden: „Erzieht [eure Kinder] in der Zucht des Herrn.“ (Epheser 6:4.) „Das erste Gebot, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich darauf, dass sie als Ehemann und Ehefrau Eltern werden konnten.“ („Die Familie –eine Proklamation an die Welt“, Der Stern, Oktober 1998, Seite 24.) Daher sind wir nicht nur für das Wohlergehen unseres Ehepartners verantwortlich, sondern haben auch die Pflicht, über unsere Kinder zu wachen und für sie zu sorgen, denn „Kinder sind eine Gabe des Herrn“ (Psalm 127:3). Wir können uns entscheiden, unsere Kinder entsprechend zu erziehen und sie „lehren, zu beten und untadelig vor dem Herrn zu wandeln“ (LuB 68:28). Als Eltern müssen wir unsere Kinder als Gabe Gottes betrachten und bereit sein, unser Zuhause zu einem Ort zu machen, wo wir unsere Söhne und Töchter lieben, unterweisen und erziehen.

Präsident Thomas S. Monson hat erklärt: „Wer führen will, darf sich nicht bequem zurücklehnen, sondern muss Verantwortung übernehmen. … ‚Die Jugend braucht nicht so sehr Kritik als vielmehr nachahmenswerte Vorbilder.‘ In hundert Jahren ist es bedeutungslos, was für ein Auto wir damals fuhren, in was für einem Haus wir wohnten, wie viel wir auf dem Konto hatten oder wie unsere Kleidung aussah, aber die Welt kann vielleicht deshalb ein wenig besser sein, weil wir einem Jungen oder einem Mädchen etwas bedeutet haben.“ (Thomas S. Monson, Pathway to Perfection, 1973, Seite 131.)

Auch wenn das Leben manchmal an unseren Kräften zehrt, unsere Geduld strapaziert oder uns die Zeit für unsere Kinder raubt, so dürfen wir dennoch den unendlichen Wert dessen, was wir in unserer Familie haben, nicht vergessen: unsere Söhne und Töchter. Die anfallende Arbeit, eine berufliche Verpflichtung, ein neues Auto – all das hat seinen Nutzen, doch ist es im Vergleich mit einer jungen Seele von geringem Wert.

John Gunther, ein Vater, der seinen kleinen Sohn durch einen Hirmtumor verloren hat, ermahnt diejenigen, die noch einen Sohn bzw. eine Tochter haben: „Nehmen Sie sie mit etwas mehr Begeisterung und größerer Freude in die Arme.“ (John Gunther, Death Be Not Proud: A Memoir, 1949, Seite 259).

Präsident Harold B. Lee berichtet von dem großartigen Lehrer Horace Mann, der anlässlich der Einweihung einer Knabenschule gesprochen hat: „In seiner Rede hatte er gesagt: ‚Wenn diese Schule, die hunderttausende Dollar gekostet hat, imstande ist, auch nur einen einzigen Jungen zu retten, ist sie ihren Preis wert.‘ Einer seiner Freunde kam am Ende der Versammlung zu [Mr. Mann] und meinte: ‚Da ist wohl deine Begeisterung mit dir durchgegangen, was? Du hast gesagt, dass diese Schule, die hunderttausende Dollar gekostet hat, ihren Preis wert sei, wenn sie nur einen einzigen Jungen rettete? Das ist doch nicht dein Ernst.‘

Horace Mann blickte ihn an und entgegnete: ‚Doch, mein Freund. Sie wäre ihn wert, wenn dieser eine Junge mein Sohn wäre; dann wäre sie ihn wert.‘“ („Today’s Young People“, Ensign, Juni 1971, Seite 61).

Unsere Kinder zu lieben, zu schützen und zu erziehen gehört zu den heiligsten und in Ewigkeit wichtigsten Aufgaben, die wir erfüllen. Irdisches Hab und Gut vergeht, der Kinofilm oder Hit, der heute Platz eins belegt, ist morgen belanglos, aber ein Sohn oder eine Tochter ist ewig.

Die Familie steht „im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder … im Mittelpunkt.“ („Die Familie – eine Proklamation an die Welt“.) Daher müssen Eltern und Kinder gemeinsam und einmütig daran arbeiten, die Familienbande zu festigen und sie tagtäglich zu pflegen.

Ich habe einen Bruder, der an einer großen Universität tätig war. Er erzählte einmal von einem Studenten, der ein herausragender Hürdenläufer war. Dieser junge Mann war blind. Rex fragte ihn: „Kommt es denn nie vor, dass du stürzt?“ „Ich muss peinlich genau sein“, antwortete der Sportler. „Ich messe jedes Mal, bevor ich springe. Einmal habe ich das nicht gemacht und mich dabei fast umgebracht.“ Der junge Mann erzählte dann von den zahllosen Stunden, die sein Vater über Jahre hinweg investiert hatte, um ihm das Hürdenlaufen beizubringen und ihm zu helfen, bis er schließlich zu den Besten gehörte.

Wie hätte dieser junge Mann bei so einem Team versagen können? – Ein Vater und ein Sohn.

Ihr, junge Männer und Mädchen, ihr könnt in eurer Familie viel Gutes bewirken, wenn ihr mithelft, erstrebenswerte Ziele der Familie zu erreichen. Ich werde nie den Familienabend vor vielen Jahren vergessen, als die Namen aller aus unserer Familie in einen Hut getan wurden. Der, dessen Namen man zog, war dann in der Woche der „heimliche Freund“. Sie können sich vorstellen, wie sehr mein Herz von Liebe erfüllt war, als ich am Dienstag von der Arbeit heimkam und die Garage, die ich zu fegen versprochen hatte, bereits sauber gefegt war. Am Garagentor war ein Zettel befestigt, auf dem stand: „Hoffe, du hattest einen guten Tag – dein heimlicher Freund.“ Und als ich Freitagabend mein Bett aufschlug, entdeckte ich meinen Lieblingsschokoriegel, der sorgfältig mit einfachem, weißem Papier und Tesafilm eingepackt war. Die Notiz dazu lautete: „Vati, ich hab dich ganz toll lieb! Danke, dein heimlicher Freund.“ Als Krönung des Ganzen entdeckte ich am Sonntagabend, als ich spät von einer Sitzung nach Hause kam, dass der Esstisch wunderschön gedeckt war, und auf der Serviette auf meinem Platz standen die Worte „SUPERVATI“ in großen, dicken Buchstaben und in Klammern „dein heimlicher Freund“. Halten Sie den Familienabend, denn dort wird das Evangelium gelehrt, ein Zeugnis erlangt und die Familie gestärkt.

Auch wenn der Widersacher bestrebt ist, die wesentlichen Elemente für eine glückliche Ehe und eine rechtschaffene Familie zu zerstören, versichere ich Ihnen, dass das Evangelium Jesu Christi das Handwerkszeug und die Lehren bietet, mit denen die Angreifer in dieser Schlacht bekämpft und besiegt werden können. Ich bezeuge Ihnen: Wenn wir unsere Ehe in Ehren halten, indem wir unserem Ehepartner mehr Liebe und Selbstlosigkeit entgegenbringen, unsere Kinder durch sanfte Überzeugungskraft und den besten aller Lehrer, nämlich das eigene Beispiel erziehen, wenn wir die geistige Gesinnung unserer Familie durch den Familienabend, das Gebet und das Schriftenstudium festigen, dann führt uns der lebendige Erretter, Jesus Christus, und gewährt uns den Sieg in unserem Bestreben, eine ewige Familie zu schaffen. Dies bezeuge ich im Namen Jesu Christi. Amen.