2000–2009
Vater sein – eine Berufung für die Ewigkeit
April 2004


Vater sein – eine Berufung für die Ewigkeit

Schenken wir der Stimme der Propheten Beachtung, die schon seit Anbeginn der Zeit warnend darauf hingewiesen haben, wie wichtig der Vater in der Familie ist.

Wer sich heutzutage genau in der Welt umsieht, wird immer mehr feststellen, dass der Satan Überstunden macht, um die Menschenseelen zu versklaven. Sein Hauptziel dabei ist die Grundeinheit der Gesellschaft – die Familie.

Während der letzten paar Jahrzehnte hat der Satan in einem aggressiven Feldzug diese fundamentale und allerwichtigste Einrichtung herabgewürdigt und verunglimpft. Sein Erfolg wird immer deutlicher – die grausigen Fakten sieht, hört und meldet man täglich, und zu diesen zählt auch der Zerfall zahlreicher Familien. Der Zerfall der Familie hat schreckliche Folgen für die Gesellschaft: zunehmende Kriminalität, Verhaltensstörungen, Armut, Drogenmissbrauch und so weiter.

Mir scheint, dass der Satan besonders den Ehemann und Vater im Visier hat. Die heutigen Medien beispielsweise greifen ihn schonungslos an; sie verspotten und verunglimpfen den Ehemann und Vater in seiner von Gott gegebenen Rolle.

Beispiele aus den heiligen Schriften

Es mag nützlich sein, die Darstellung des Ehemanns und Vaters in den Medien den heiligen Schriften gegenüberzustellen. Da finden wir großartige Vorbilder.

Der Himmlische Vater und der Erretter. Das Neue Testament gewährt uns einen kleinen Einblick in das Verhältnis des Erretters zu seinem Vater. Einen sehr lebhaften Eindruck bekommen wir in Getsemani, kurz vor dem Verrat.

„[Jesus] kniete nieder und betete:

Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.

Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm (neue) Kraft.“1

Mose und Jitro. Es gibt in Exodus ein Beispiel, wo Jitro, Moses Schwiegervater, beobachtet, wie Mose die Kinder Israels regiert:

„Als der Schwiegervater des Mose sah, was er alles für das Volk zu tun hatte, sagte er: Was soll das, was du da für das Volk tust? Warum sitzt du hier allein und die vielen Leute müssen vom Morgen bis zum Abend vor dir anstehen?

Mose antwortete seinem Schwiegervater: Die Leute kommen zu mir, um Gott zu befragen. …

Da sagte der Schwiegervater zu Mose: Es ist nicht richtig, wie du das machst.

So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist. Das ist zu schwer für dich; allein kannst du es nicht bewältigen.“2

Dann erklärte Jitro, wie Mose seine Aufgaben delegieren und tüchtige, gottesfürchtige Männer berufen solle, die als Richter in Israel fungieren sollten:

„Sie sollen dem Volk jederzeit als Richter zur Verfügung stehen. Alle wichtigen Fälle sollen sie vor dich bringen, die leichteren sollen sie selber entscheiden. Entlaste dich und lass auch andere Verantwortung tragen!“3

Alma. Im Buch Mormon steht, dass Alma, der Sohn Almas, sich gegen Gott auflehnte und allerlei Schlechtes tat. Alma, der Vater, betete mit viel Glauben dafür, dass sein Sohn die Wahrheit erkennen möge. Sein Beten wurde auf ganz besondere Weise erhört:

„Und nun begab es sich: Während er umherging, die Kirche Gottes zu vernichten, … da erschien ihnen der Engel des Herrn; und er kam wie in einer Wolke herab; und er sprach wie mit einer Donnerstimme, …

und so groß war ihre Bestürzung, dass sie zur Erde fielen und die Worte, die er zu ihnen sprach, nicht verstanden.

Doch er rief abermals, nämlich: Alma, erhebe dich und tritt vor, denn warum verfolgst du die Kirche Gottes? Denn der Herr

hat gesprochen: Dies ist meine Kirche, und ich werde sie aufrichten; und nichts wird sie zu Fall bringen als allein die Übertretung meines Volkes.

Und weiter sprach der Engel: Siehe, der Herr hat die Gebete seines Volkes vernommen, ebenso auch die Gebete seines Knechtes Alma, der dein Vater ist; denn er hat mit viel Glauben für dich gebetet, damit du zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht würdest; darum bin ich nun zu diesem Zweck gekommen, dich von der Macht und Vollmacht Gottes zu überzeugen, damit die Gebete seiner Knechte gemäß ihrem Glauben erhört würden.“4

Als Alma der Jüngere sich von diesem Erlebnis erholt hatte, war er ein völlig anderer Mensch.

Wie die Rolle des Vaters herabgesetzt wird

Mit einem ausgeklügelten Plan zur Vernichtung der Familie versucht der Satan, die Rolle des Vaters herabzusetzen. Steigende Gewalt und Kriminalität unter Jugendlichen, größere Armut und wirtschaftliche Unsicherheit sowie der Umstand, dass immer mehr Kinder in der Schule versagen, zeigen sehr deutlich, dass es vielerorts am guten Einfluss des Vaters zu Hause mangelt.5 Die Familie braucht einen Vater, der ihr Halt gibt.

Wir haben inzwischen aus jahrhundertelanger Erfahrung gelernt, dass die Familie das stabilste und sicherste Fundament für die Gesellschaft bietet und dass sie grundlegend für die Vorbereitung der heranwachsenden Generation auf ihre künftigen Aufgaben ist. Wir sollten inzwischen gelernt haben, dass alternative Familienformen nicht funktionieren und auch nie funktionieren werden. Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel haben dies deutlich erklärt, und zwar in „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“:

„Wir, die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, verkünden feierlich, dass die Ehe zwischen Mann und Frau von Gott verordnet ist und dass im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder die Familie im Mittelpunkt steht.

Alle Menschen – Mann und Frau – sind als Abbild Gottes erschaffen. Jeder Mensch ist ein geliebter Geistsohn beziehungsweise eine geliebte Geisttochter himmlischer Eltern und hat dadurch ein göttliches Wesen und eine göttliche Bestimmung. Das Geschlecht ist ein wesentliches Merkmal der individuellen vorirdischen, irdischen und ewigen Identität und Lebensbestimmung. …

Das erste Gebot, das Gott Adam und Eva gab, bezog sich darauf, dass sie als Ehemann und Ehefrau Eltern werden konnten. Wir verkünden, dass Gottes Gebot für seine Kinder, sich zu vermehren und die Erde zu bevölkern, noch immer in Kraft ist. Weiterhin verkünden wir, dass Gott geboten hat, dass die heilige Fortpflanzungskraft nur zwischen einem Mann und einer Frau angewandt werden darf, die rechtmäßig miteinander verheiratet sind. …

Gott hat es so vorgesehen, dass der Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über die Familie präsidiert und dass er die Pflicht hat, dafür zu sorgen, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für ihren Schutz braucht. Die Mutter ist in erster Linie für das Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig. Vater und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als gleichwertige Partner zur Seite stehen. …

Wir weisen warnend darauf hin, dass jemand, der die Bündnisse der Keuschheit verletzt, der seinen Ehepartner oder seine Kinder misshandelt oder seinen familiären Verpflichtungen nicht nachkommt, eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen muss. Weiter warnen wir davor, dass der Zerfall der Familie Unheil über die einzelnen Menschen, die Gemeinwesen und die Nationen bringen wird, wie es in alter und neuer Zeit von den Propheten vorhergesagt worden ist.“6

Die Rolle des Vaters

Da wir solche Warnungen für die Zukunft der Kinder des Himmlischen Vaters bekommen haben, müssen Vater und Mutter in sich gehen und sich vergewissern, dass sie die Anweisungen des Herrn befolgen und eine ewige Familie aufbauen. Was erwartet der Herr nun von den Vätern?

Sobald die Familie gegründet ist, hat der Vater unter anderem die folgenden Aufgaben:

1. Der Vater ist das Oberhaupt der Familie.

„Vater zu sein bedeutet führen, die wichtigste Art zu führen. Das war schon immer so und wird immer so sein. Vater, Sie präsidieren in der Familie, mit der Hilfe, dem Rat und der Ermutigung Ihrer Partnerin für die Ewigkeit. Die Frage ist nicht, ob Sie am würdigsten oder am besten qualifiziert sind; dies ist eine gottgegebene Bestimmung.“7

Zu Ihrer Führungsrolle in der Familie gehört, dass Sie sie bei der Gottesverehrung anführen.

„Sie präsidieren bei Tisch und beim Familiengebet. Sie präsidieren beim Familienabend, und Sie achten darauf, dass Ihren Kindern die richtigen Grundsätze vermittelt werden, so wie der Geist des Herrn Sie führt. Es ist Ihre Aufgabe, in allem, was das Familienleben anbelangt, die Richtung anzugeben.

Sie spenden den Väterlichen Segen. Sie beteiligen sich an der Erstellung der Familienregeln und der Familienordnung. Als Führer in Ihrer Familie planen und opfern Sie, um mit einer einigen und glücklichen Familie gesegnet zu werden. Dazu muss Ihre Familie Ihr Lebensmittelpunkt sein.“8

Präsident Joseph F. Smith hat gesagt: „Brüder, es gibt in der Familie zu wenig religiöses Engagement, zu wenig Gottesliebe und -furcht; es gibt in der Familie zu viel Weltlichkeit, Egoismus, Gleichgültigkeit und Ehrfurchtslosigkeit, sonst gäbe es das draußen nicht so überreichlich. Also muss die Familie reformiert werden. Bemüht euch heute und morgen, in eurer Familie etwas zu ändern.“9

Bedenken Sie, Brüder: Bei Ihrer Aufgabe, die Familie zu führen, steht Ihnen Ihre Frau zur Seite. Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt: „In dieser Kirche geht der Mann weder vor seiner Frau noch hinter seiner Frau her, sondern er geht an ihrer Seite. Sie sind gleich.“10 Von Anfang an hat Gott den Menschen geboten, dass Mann und Frau in der Ehe eins und vereint sein sollen.11 Es gibt daher keinen Präsidenten und keinen Vizepräsidenten in der Familie. Die Eheleute arbeiten gemeinsam und auf ewig zum Besten ihrer Familie zusammen. Sie sind in Wort, Tat und Handeln eins, wenn sie ihre Familie führen und ihren Kurs bestimmen. Sie stehen auf gleicher Ebene. Sie gehen gemeinsam voran und planen und organisieren die Belange der Familie gemeinsam und einstimmig.

2. Der Vater ist Lehrer.

Präsident Joseph F. Smiths Rat gilt auch heute noch: „Überlasst eure Kinder … nicht den Spezialisten, sondern lehrt sie selbst, durch Wort und Tat, am heimischen Herd. Seid selbst Spezialisten in der Wahrheit.“12

„Sobald uns bewusst wird, wie wichtig die Unterweisung unserer Kinder ist, stimmt uns das demütig, weil wir sofort merken, dass es hierzu der Unterweisung und des Vorbilds bedarf. Man kann nicht etwas anderes lehren als das, wonach man auch lebt. Wir müssen so studieren und leben, dass der heilige Geist ständig bei uns sein kann, und auch darum beten. Wir müssen unser Leben so rein machen und so gestalten, dass unser Beispiel und unsere Führung das Licht des Evangeliums Jesu Christi widerspiegeln.

Wir müssen den Tag so planen, wie der Geist des Herrn es uns eingibt, und ernstlich unser eigenes Wohlergehen und das unserer Familie vor Augen haben, damit nicht andere Belange uns für diese vorrangigen Aufgaben blind machen. Ein lebender Prophet hat ja gesagt: ‚Kein anderweitiger Erfolg kann ein Versagen in der Familie wettmachen.‘ (David O. McKay, Generalkonferenz, April 1964; zitiert von J. E. McCulloch in Home: The Savior of Civilization, 1924, Seite 42.)“13

3. Der Vater sorgt für das zeitliche Wohl der Familie.

Präsident Ezra Taft Benson hat dies folgendermaßen deutlich gemacht: „Der Herr hat den Männern die Verantwortung übertragen, so für die Familie zu sorgen, dass die Ehefrau ihrer Aufgabe als Mutter zu Hause nachkommen kann. … Manchmal wird die Mutter vom Ehemann dazu ermuntert, außer Haus zu arbeiten, ja, oft besteht er sogar darauf …, [wegen der] Annehmlichkeiten, die das Zusatzeinkommen bietet. Brüder, in solchen Fällen leidet nicht nur die Familie, sondern auch Ihre geistige Entwicklung.“14

Väter, gemäß Ihrem gottgegebenen Auftrag präsidieren Sie über Ihre Familie. Das ist eine schwerwiegende Verantwortung und die wichtigste Aufgabe, die Sie je übertragen bekommen. Es ist eine ewige Aufgabe. Sie müssen Ihrer Familie die rechte Priorität einräumen. Das ist der Teil Ihres Lebens, der über das Grab hinaus Bestand hat. Ich bezeuge, dass die folgende Aussage wahr ist:

„Die Aufgabe, die der Mann in der Familie übernimmt, besonders, wenn er das Melchisedekische Priestertum trägt, ist von allergrößter Bedeutung und muss klar erkannt und erfüllt werden gemäß der Ordnung und der Vollmacht, die Gott dem Mann übertragen hat, indem er ihn als Oberhaupt der Familie eingesetzt hat.

In allem, was die Familie betrifft, gibt es keine höhere Autorität als die des Vaters, vor allem, wenn er das höhere Priestertum trägt. … Die patriarchalische Ordnung ist göttlichen Ursprungs, und sie wird in Zeit und Ewigkeit bestehen bleiben. Es gibt also einen konkreten Grund, warum Mann, Frau und Kind diese Ordnung und Autorität im Haushalt des Gottesvolks bewusst sein soll. Sie sollen danach streben, diese Ordnung zu dem zu machen, wozu Gott sie bestimmt hat: zur Voraussetzung und Vorbereitung für die höchste Erhöhung seiner Kinder. In der Familie hat stets der Vater die Vollmacht zu präsidieren, und in allem, was zu Hause anliegt und die Familie betrifft, gibt es keine höhere Autorität.“15

Ich habe hier einiges zitiert, ohne die Quelle zu nennen. Das war meine Absicht. Alle Quellen werden in der nächsten Mai-Ausgabe des Ensign und des Liahona in den Anmerkungen angegeben. Ich lege Ihnen ans Herz, diese Quellen hinzuzuziehen und sich mit den Ansprachen dieser Konferenz zu befassen. Diese Zeitschriften sind wunderbar und jede Familie sollte sie wirklich abonniert haben. Mit ihrer Hilfe kann man den Geist dieser Konferenz das ganze Jahr über wieder aufleben lassen.

Schenken wir der Stimme der Propheten Beachtung, die schon seit Anbeginn der Zeit warnend darauf hingewiesen haben, wie wichtig der Vater in der Familie ist. Nehmen wir uns vor, die Pflichten und Aufgaben, die der Herr uns als den Vätern in Zion auferlegt hat, besser zu erfüllen. Darum bete ich demütig und im Namen Jesu Christi. Amen.

  1. Lukas 22:41-43

  2. Exodus 18:14,15,17,18

  3. Exodus 18:22

  4. Mosia 27:10-14

  5. Siehe David Blankenhorn, Fatherless America: Confronting Our Most Urgent Social Problem, 1995, Einleitung, Seite 25-48; David Popenoe, Life without Father, 1996, Seite 52-78

  6. Liahona, Oktober 1998, Seite 24; Hervorhebung hinzugefügt

  7. Das Kollegium der Zwölf Apostel, Father Consider Your Ways: A Message from The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, Broschüre, 1973; erneut abgedruckt in Ensign, Juni 2002, Seite 16; siehe auch Die ewige Ehe, Leitfaden für den Studenten, Religion 234 und 235, Seite 202ff.

  8. Ebda.

  9. „Worship in the Home“, Improvement Era, Dezember 1903, Seite 138

  10. Liahona, November 1996, Seite 49

  11. Siehe Genesis 2:24

  12. Improvement Era, Dezember 1903, Seite 138; siehe auch Lehren der Präsidenten der Kirche – Joseph F. Smith, Seite 347

  13. Ensign, Juni 2002, Seite 14

  14. Siehe Der Stern, Januar 1988, Seite 49

  15. Joseph F. Smith, „The Rights of Fatherhood“, Juvenile Instructor, 1. März 1902, Seite 146