Seine Knechte, die Propheten
Der Herr spricht zu uns durch seinen Propheten.
In meiner Jugend in dem kleinen Bauerndorf Spring City in Utah durfte ich jeden Sommer zwei Wochen allein mit meinem Vater beim Schafehüten in den Manti-La-Sal-Bergen verbringen. Einmal war der Nebel in der Gegend so dicht, dass man nicht einmal mehr die ausgestreckte Hand vor sich sehen konnte, und es war fast schon Abend.
Mein Vater schlug vor, ich solle zum Lager zurückkehren. Er wollte bald nachkommen. Ich weiß noch, dass ich ihn fragte, wie ich im Nebel das Lager finden sollte. Mein Vater sagte mir einfach: „Lass die Zügel locker, dann wird das Pferd dich ins Lager bringen.“ Ich folgte seinem Rat, ließ die Zügel locker, trieb das Pferd an, und los ging es. Manchmal schlug mir ein tief hängender Zweig, den ich vorher nicht ausmachen konnte, ins Gesicht, oder mein Bein streifte einen Baum. Doch schließlich blieb das Pferd stehen und ich konnte die Umrisse des Lagers erkennen.
Manchmal sind wir vielleicht nicht gleich in der Lage, den ersehnten Weg vor uns zu sehen, aber die Weisheit derer, die uns vorangegangen sind, verbunden mit der Weisheit derer, die noch unter uns sind, kann uns führen, wenn wir ihnen nur die Zügel überlassen.
„Verstehst du auch, was du liest?“, fragte Philippus jemanden, der aufmerksam in den heiligen Schriften las.
Die Antwort kam in Form einer Frage: „Wie könnte ich es, wenn mich niemand anleitet?“1
Die Antwort auf diese drängenden Fragen haben wir von Propheten in allen Zeitaltern erhalten, die lehrten, wie wichtig es ist, in den heiligen Schriften zu forschen, und die Verheißung gaben: „Wer mein Wort wie einen Schatz hütet, wird sich nicht täuschen lassen.“2
In jeder Evangeliumszeit gab der Herr den Propheten Gebote, „dass sie diese Dinge der Welt verkündigen; und dies alles, damit [es] sich erfülle“.3 Der erste Abschnitt im Buch Lehre und Bündnisse bildet das Geleitwort des Herrn zu den Lehren, Bündnissen und Geboten, die in dieser Evangeliumszeit, der Fülle der Zeiten, gegeben wurden. Besonders erwähnenswert sind Vers 37 und 38:
„Forscht in diesen Geboten, denn sie sind wahr und treu, und die Prophezeiungen und Verheißungen, die darin sind, werden sich alle erfüllen.
Was ich, der Herr, gesagt habe, das habe ich gesagt, und ich entschuldige mich nicht; und mögen auch die Himmel und die Erde vergehen, mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen, sei es durch meine eigene Stimme oder durch die Stimme meiner Knechte, das ist dasselbe.“
Heute werde ich die Stimme von sieben Knechten des Herrn zitieren. Im März 1970 erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch, den erwählten Knechten des Herrn dienen zu dürfen. Gleich von Anfang an hatte ich Gelegenheit, mit den Brüdern vom Kollegium der Zwölf Apostel und später auch mit Mitgliedern der Ersten Präsidentschaft zusammenzuarbeiten, insgesamt fast vier Jahrzehnte lang. In diesen lehrreichen Jahren wuchs in meinem Herzen die Erkenntnis, was die Aussage „mein Wort wird nicht vergehen, sondern wird sich gänzlich erfüllen“ bedeutet.
Wichtige Ermahnungen, die uns das Herz brennen lassen, wurden in der Vergangenheit auf Generalkonferenzen ausgesprochen und werden weiterhin ausgesprochen, nämlich von denen, die die Weisheit vergangener Zeiten in sich tragen. Im Befolgen dieser Ratschläge müssen wir stark sein, dürfen niemals aufgeben und müssen bis ans Ende ausharren.
Ich möchte über den Rat und die Weisung sprechen, die wir von diesen Propheten Gottes erhalten haben. Präsident Joseph Fielding Smith beispielsweise zitierte oft die Worte aus dem 24. Psalm, worin eine Frage gestellt, eine Antwort gegeben und den Glaubenstreuen eine Segnung verheißen wird.
Die Frage: „Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?“
Die Antwort: „Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.“
Die Verheißung: „Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer.“4
Präsident Harold B. Lee riet uns bei der Generalkonferenz, den Worten und Geboten, die der Herr uns durch seinen Propheten gibt, Beachtung zu schenken. „Möglicherweise gefällt Ihnen manches nicht, was vom Hauptsitz der Kirche kommt. Es widerspricht vielleicht Ihren politischen Ansichten … [oder] Ihren gesellschaftlichen Ansichten. Vielleicht werden Aspekte Ihres gesellschaftlichen Lebens beeinträchtigt. Aber wenn [wir] auf dies alles hören, als käme es aus dem Mund des Herrn selbst, mit Geduld und Glauben, dann gilt die Verheißung:, Der Herr, Gott, wird die Mächte der Finsternis vor euch zerstreuen und die Himmel zu eurem Guten und um der Herrlichkeit seines Namens willen erbeben lassen.‘“5
Kurz vor seinem Tod im Dezember 1973 erzählte Präsident Lee einer Gruppe von Angestellten der Kirche und ihren Familien, wie das Wohlfahrtsprogramm der Kirche entstanden ist. Dann stellte er ihnen die Frage: „Glauben Sie, dass diese Propheten wussten, wovon sie sprachen?“ In derselben Ansprache erinnerte er an den Rat der Brüder, man solle sich vor der Freizügigkeit hüten, die durch schlechte Druckerzeugnisse und Fernsehsendungen ins Haus dringe, und fragte: „Sind Sie den Brüdern so nahe, dass Sie sie nicht mehr als Propheten betrachten, sondern als Männer, die [einen solchen Ratschlag] einfach nur für eine gute Idee halten?“6
Präsident Spencer W. Kimball schrieb Tröstliches darüber, dass es das Wunder der Vergebung gibt und dass Gott vergeben wird. Ein andermal sprach Präsident Kimball über unerwartete Herausforderungen, die sich uns stellen können, und gab zu bedenken, ob wir, wenn wir die Macht hätten, lebensentscheidende Momente zu ändern, die Geschehnisse im Gefängnis zu Carthage verändert hätten, die den Propheten Joseph Smith das Leben kosteten. Noch wichtiger, was hätten wir mit einer so uneingeschränkten Macht in dem entscheidenden Augenblick in Getsemani angefangen, als die Worte gesprochen wurden: „aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen“7?
Bei der allmorgendlichen Sitzung der Ersten Präsidentschaft beten die Brüder immer abwechselnd. Ich habe Präsident Ezra Taft Benson immer gern beten gehört. In seinen Gebeten brachte er fast ausschließlich seinen Dank zum Ausdruck, statt um Segnungen zu bitten. Präsident Benson sprach über das Buch Mormon, einen weiteren Zeugen für Jesus Christus, und zitierte den Propheten Joseph Smith, der gesagt hatte, „das Buch Mormon sei das richtigste aller Bücher auf Erden und der Schlussstein unserer Religion und wenn man sich an dessen Weisungen halte, werde man dadurch näher zu Gott kommen als durch jedes andere Buch“8. Er ermahnte uns, dem Heiland nachzufolgen, der gesagt hat: „Blickt auf mich, und harrt bis ans Ende aus, und ihr werdet leben; denn dem, der bis ans Ende ausharrt, werde ich ewiges Leben geben.“9
Während seiner neunmonatigen Amtszeit als Präsident der Kirche berührte Präsident Howard W. Hunter unser Herz mit der ihm eigenen Güte. Er forderte die Mitglieder der Kirche auf, „dem Leben und Beispiel des Herrn Jesus Christus noch mehr nachzueifern, insbesondere der Liebe, der Hoffnung und dem Mitgefühl, die der Erretter bezeigt hat. …
Sie sollen den Tempel des Herrn als das große Symbol ihrer Mitgliedschaft und als gottgegebenen Ort für ihre heiligsten Bündnisse annehmen. Ich wünsche mir aus tiefstem Herzen, dass jedes Mitglied der Kirche tempelwürdig ist.“10
Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt: „Ich habe nicht mit allen Propheten dieser Evangeliumszeit persönlich gesprochen. Ich habe den Propheten Joseph Smith nicht gekannt, habe ihn nie sprechen hören. [Doch] mein Großvater, der als junger Mann in Nauvoo lebte, hat ihn gehört und hat seine göttliche Berufung als der große Prophet dieser Evangeliumszeit bezeugt.“11
Präsident Hinckley gab Zeugnis von der ersten Vision, die Joseph Smith hatte, als er in den Wald ging, um zu beten, und seine Antwort durch eine göttliche Offenbarung vom Vater und vom Sohn erhielt.
Präsident Hinckleys Leidenschaft für den Tempelbau und das heilige Werk, das darin verrichtet wird, kann uns allen als Leitstern dienen.
Unser geliebter Prophet, Präsident Thomas S. Monson, hat einem sehnlichen Wunsch der Ersten Präsidentschaft noch einmal Nachdruck verliehen, die 1839 aussprach, wonach wir uns auch heute noch unablässig richten sollen: „Von eurem Eifer, eurer Ausdauer und Glaubenstreue, von der Richtigkeit der Lehre, die ihr predigt, von den sittlichen Normen, die ihr fördert und befolgt, … hängt das Schicksal der Menschheit ab.“12
Präsident Monson bestätigen wir als Propheten, Seher und Offenbarer, ihn, der seine Stimme für die Witwen, die Waisen und für alle, die in Not sind, erschallen lässt. Er hat sein Leben wahrhaftig am Beispiel des Meisters ausgerichtet und hat den aufrichtigen Wunsch, ihm immer zu dienen. Präsident Monson ist das Sprachrohr des Herrn, und wir sind aufgefordert, seinem Rat und seiner Weisung zu folgen. Der Herr spricht wahrhaftig durch seinen Propheten zu uns. Ich weiß, dass dem so ist. Ich habe es bei den Sitzungen der hier versammelten Brüder protokolliert.
Als einer, der zu Füßen lebender Propheten und von diesen neuzeitlichen Zeugen belehrt wurde, die ich kennengelernt und liebgewonnen habe, bezeuge ich in aller Aufrichtigkeit: Wenn wir Mitglieder der Kirche den Worten und Geboten, die der Herr den Propheten aus alter Zeit gegeben hat, Beachtung schenken und auch heute dem Propheten des Herrn folgen, begreifen wir, dass „Gott der Herr [nichts tut], ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluss offenbart hat“13.
Von dieser Wahrheit gebe ich feierlich Zeugnis, und ich bezeuge, dass Gott im Himmel thront, dass Jesus der Messias ist und dass dies die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist, in der Propheten, Seher und Offenbarer uns führen. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.