Jetzt sind auch Sie gefragt
Wir rufen Sie nun auf, unsere Priestertumskollegien zu mobilisieren, um der Arbeitslosigkeit und den finanziellen Problemen, vor denen unsere Mitglieder stehen, entgegenzutreten.
Meine Brüder im Priestertum, in den zurückliegenden Jahren wurden wir Zeuge vieler Notsituationen und Naturkatastrophen in aller Welt. Dazu zählten Stürme, Flächenbrände, Erdbeben und ein verheerender Tsunami.
Die Kirche hat bei diesen und vielen anderen Katastrophen auf wunderbare Weise geholfen. Sofort fanden sich die Mitglieder scharenweise zusammen, um denen zu helfen, die in Not waren. Sie alle hatten ein gutes Gefühl dabei, wussten sie doch, dass sie durch ihren Dienst anderen ein Segen waren.
Oft wundern sich Menschen, die nicht unserer Kirche angehören – Vertreter anderer Kirchen, Vertreter von Hilfsorganisationen, des Staates oder der Medien –, wie schnell die Kirche so viele bereitwillige Helfer mobilisieren kann. Sie fragen: „Wie machen Sie das?“ Die Antwort ist denkbar einfach: „Wir sind vorbereitet, wir sind organisiert, wir haben Mitgefühl und wir haben Nächstenliebe.“ Normalerweise genügen ein paar Anrufe der übergeordneten Führer bei der örtlichen Führerschaft, und schon machen sich Hunderte und manchmal Tausende daran, ihren Mitbrüdern und -schwestern in der Not beizustehen.
Heute möchte ich über eine weitere Krise sprechen, der wir uns stellen müssen, und jetzt, Brüder, sind auch Sie gefragt. Diese Krise ist nicht durch die Natur verursacht; und doch sind ihre Auswirkungen real und weltweit zu spüren. Und auch wenn wir optimistisch in die Zukunft schauen, vertreten wir weiterhin – wie schon seit Jahrzehnten – das Grundprinzip, dass wir unseres Bruders Hüter sind.
Elder Robert D. Hales bemerkte kürzlich: „Die düsteren wirtschaftlichen Aussichten, die die Welt seit langem bedrohen, haben uns nun eingeholt. Die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Umwälzungen auf die Kinder unseres himmlischen Vaters erfordern heute mehr als jemals zuvor, die Wohlfahrt aus dem Blickwinkel des Evangeliums zu betrachten.“1 Arbeitslosigkeit und die finanziellen Folgen dieses Sturms schwappen über jeden Pfahl und jede Gemeinde in der Kirche hinweg. Das hat wohl jeder von uns schon irgendwie zu spüren bekommen, persönlich, in der Familie, in der Verwandtschaft oder im Bekanntenkreis.
Brüder, es gibt keine bessere Organisation als das Priestertum des allerhöchsten Gottes, um den Problemen der Menschheit zu begegnen. Wir haben die Organisation. Pfahlpräsidenten, Bischöfe, Ältestenkollegiumspräsidenten und HP-Gruppenleiter – wir rufen Sie nun auf, unsere Priestertumskollegien zu mobilisieren, um der Arbeitslosigkeit und den finanziellen Problemen, vor denen unsere Mitglieder stehen, entgegenzutreten. Betrachten Sie dies als unsere persönliche Aufforderung an Sie. Jetzt ist die Zeit, mit vereinten Kräften in unseren Kollegien die Familien, die in Not sind, aufzurichten und ihnen beizustehen.
Es gibt reichlich Gelegenheit – und Sie haben die Chance und die Pflicht, die Ressourcen des Herrn wohlgeordnet zum Einsatz zu bringen. In unseren Kollegien gibt es vermutlich einige, die von offenen Stellen wissen, und andere, die gut Lebensläufe schreiben oder jemanden auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten können. Sie werden eine Bruderschaft vorfinden, in der jeder ungeachtet seiner Titel oder Fähigkeiten entschlossen ist, des anderen Last zu tragen.
Präsident Monson hat einmal die Geschichte von Ed, einem pensionierten Geschäftsführer und vorbildlichen Kollegiumsmitglied, erzählt. Eines Tages fragte Präsident Monson Ed in einem Gespräch: „Ed, was machst du zur Zeit in der Kirche?“ Er erwiderte: „Ich habe die beste Aufgabe in der Gemeinde. Ich soll Männern, die arbeitslos sind, helfen, eine feste Anstellung zu finden. In diesem Jahr habe ich zwölf meiner Brüder, die ohne Arbeit waren, geholfen, eine gute Anstellung zu bekommen. In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so glücklich gewesen.“ Präsident Monson sagte weiter: „Ed, der von kleiner Statur ist, stand an diesem Abend aufrecht da, seine Augen glänzten und seine Stimme zitterte. Er zeigte seine Liebe, indem er denjenigen half, die in Not waren. Er gab ihnen menschliche Würde zurück. Er öffnete die Türen für diejenigen, die nicht wussten, wie sie es selbst hätten tun sollen.“2
Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Bischof und die Kollegiumsmitglieder die Sorgen und Ängste von Arbeitslosen lindern können. Die Werkstatt „Phil’s Auto“ in Centerville/Utah ist ein Beweis dafür, was Priestertumsführer und ein Kollegium erreichen können. Phil war Mitglied eines Ältestenkollegiums und arbeitete als Mechaniker in einer Autowerkstatt am Ort. Unglücklicherweise geriet die Werkstatt in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste Phil entlassen. Diese Wendung der Dinge war für ihn niederschmetternd.
Als sein Bischof, Leon Olsen, und sein Ältestenkollegiumspräsident erfuhren, dass Phil seine Arbeit verloren hatte, überlegten sie im Gebet, wie sie Phil wieder auf die Beine helfen könnten. Schließlich war er ihr Bruder im Kollegium und benötigte Hilfe. Sie fanden, Phil habe das Zeug, eine eigene Werkstatt zu führen. Ein Bruder im Kollegium meinte, er habe noch eine alte Scheune, die man vielleicht als Werkstatt einrichten könnte. Andere Kollegiumsmitglieder konnten das notwendige Werkzeug und Ersatzteile für die Grundausstattung der Werkstatt beschaffen. Und fast jeder im Kollegium konnte wenigstens helfen, die Scheune herzurichten.
Sie trugen Phil ihre Ideen vor, dann berichteten sie den Kollegiumsmitgliedern von ihrem Plan. Die Scheune wurde gesäubert und instand gesetzt, die Werkzeuge zusammengetragen und alles Notwendige veranlasst. „Phil’s Auto“ war ein Erfolg, und schließlich zog Phil in bessere, weniger provisorische Räume – all das, weil seine Brüder im Kollegium in der Krise ihre Hilfe angeboten hatten. Die Priestertumskollegien können und müssen Veränderungen herbeiführen.
In vielen Gemeinden und Pfählen wurden Fachberater für Arbeit berufen, die dem Bischof und den Kollegiumsführern ebenfalls zur Seite stehen. Zögern Sie nicht, sie um Hilfe zu bitten.
In vielen Gebieten der Kirche haben wir Arbeitsberatungsstellen eingerichtet. Die Mitarbeiter dort sind geschult, Sie bei Ihrem Arbeits- oder Ausbildungsbedarf im Kollegium, in der Gemeinde oder im Pfahl zu unterstützen. Ihre guten Verbindungen zu Arbeitgebern sind ein großer Vorteil in Fragen der beruflichen Entwicklung und Beschäftigung.
Die Deseret-Industries-Märkte für Hilfsbedürftige bieten Anstellungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Behinderte können an Reha-Maßnahmen und Schulungen teilnehmen und die Stellenvermittlung nutzen. Wo vorhanden, kann Deseret Industries eine wertvolle Hilfe sein.
Bischöfe, die Schwestern tragen ihr Teil zu dieser Sache bei. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage sehen sich viele Mütter zu Anpassungen beim Haushaltsgeld und in der sonstigen Lebensweise gezwungen. Manche sehen sogar keine andere Möglichkeit, als arbeiten zu gehen. Die FHV-Schwestern mit ihrer besonderen Gabe, von Herzen mitzufühlen, können hier helfen. Sie können helfen, die Bedürftigen ausfindig zu machen. Sie können lehren. Sie können sich als Babysitter betätigen, Trost spenden, Mut machen. Sie können ebenfalls Veränderungen herbeiführen.
Lassen Sie mich nun ein paar Worte an diejenigen richten, die derzeit arbeitslos sind. Die Verantwortung, eine Stelle zu finden oder eine bessere Stelle zu finden, liegt bei Ihnen. Durch regelmäßiges Fasten und Beten erhalten Sie vom Herrn beständig Führung. Ihr Kollegiumspräsident, Ihr Bischof, der Fachberater für Arbeit und die Mitarbeiter der Arbeitsberatungsstelle werden Sie bei Ihren Bemühungen unterstützen. Wir befürchten jedoch, dass die Priestertumsführer vielfach von Ihrer Lage nichts wissen. Melden Sie sich! Teilen Sie ihnen mit, dass Sie Arbeit suchen. Und, Bischöfe und Priestertumsführer, erheben Sie sich und lassen Sie die Bruderschaft des Priestertums diese wunderbare Chance ergreifen, sich als wahres Kollegium, als Bruderschaft, als des Bruders Hüter zu erweisen.
Präsident Gordon B. Hinckley hat als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel gesagt:
„Ich bin davon überzeugt, meine Brüder, dass es in jedem Priestertumskollegium genügend Sachverstand, Wissen, Kraft und Anteilnahme gibt, um bedrängten Mitgliedern des Kollegiums beistehen zu können – sofern dieses Potenzial richtig genutzt wird. …
Die Pflicht des Priestertumskollegiums ist es, die Kräfte und Hilfsmittel in Gang zu bringen, die das bedürftige Mitglied in die Lage versetzen, dauerhaft für sich selbst und für seine Familie zu sorgen.“3
Während der Generalkonferenz im Oktober 1856 erfuhr Präsident Young, dass zwei Handkarrenzüge, die Gruppe Martin und die Gruppe Willie, erst spät im Jahr aufgebrochen waren und in das unwirtliche Winterwetter auf der Prärie im Westen der Vereinigten Staaten geraten würden. Er stand als Gottes Prophet am Rednerpult und erklärte:
„Viele unserer Brüder und Schwestern befinden sich mit Handkarren draußen auf der Prärie … Wir müssen sie herbringen, und wir müssen ihnen Hilfe schicken … . Schickt nach ihnen aus und bringt sie her. …
Das ist meine Religion, das ist das Diktat des Heiligen Geistes, den ich besitze: die Menschen zu retten. …
Ich will euch sagen, dass all euer Glaube, eure Religion und euer Glaubensbekenntnis nicht einen einzigen von euch im celestialen Reich unseres Gottes erretten werden, wenn ihr nicht genau die Grundsätze verwirklicht, die ich euch jetzt lehre. Geht hin und holt die Leute, die jetzt auf der Prärie sind.“4
Das Ergebnis von Präsident Youngs Aufruf war, dass sofort Wagen mit Maultiergespannen und Fahrern, mit Mehl und anderen Hilfsgütern losgeschickt wurden, um die Menschen zu retten, die auf der Prärie festsaßen.
Brüder, jetzt sind Sie gefragt. Dies ist unsere Aufforderung an Sie. Möge der Herr uns alle mit demselben Gefühl der Dringlichkeit segnen, dem Aufruf heute zu folgen und die Menschen aus solchen wirtschaftlichen Nöten in Sicherheit zu bringen, wie er es im Falle der Handkarrenzüge tat. Das ist mein Gebet im Namen Jesu Christi. Amen.