2000–2009
Sich einen achtbaren Namen und Stand bewahren
April 2009


2:3

Sich einen achtbaren Namen und Stand bewahren

Das Feuer des Bundes wird im Herzen eines jeden treuen Mitglieds dieser Kirche lodern, das im heiligen Haus des Herrn Gott anbetet und sich dort einen achtbaren Namen und Stand bewahrt.

Kurz nachdem ich 1987 als Pfahlpräsident berufen worden war, sprach ich mit einem guten Freund, der gerade als Pfahlpräsident entlassen worden war. In unserem Gespräch fragte ich ihn, was er mir mit auf den Weg geben könne, um als Pfahlpräsident erfolgreich zu sein. Seine Antwort auf meine Frage hatte einen nachhaltigen Einfluss darauf, wie ich später diente und mein Amt führte.

Mein Freund erklärte, er sei bald nach seiner Entlassung als Tempelarbeiter berufen worden. Dann sagte er: „Ich wünschte, ich wäre Tempelarbeiter gewesen, bevor ich Pfahlpräsident wurde. Hätte ich vor meiner Berufung als Pfahlpräsident im Tempel gearbeitet, wäre ich ein ganz anderer Pfahlpräsident gewesen.“

Seine Antwort machte mich neugierig, und ich bat ihn um nähere Erläuterung. Er erklärte: „Ich glaube, ich war ein guter Pfahlpräsident. Die Programme in unserem Pfahl liefen gut, und unsere statistischen Kennzahlen lagen über dem Durchschnitt. Aber der Dienst im Tempel hat mir zu mehr Weitblick verholfen. Würde ich jetzt als Pfahlpräsident berufen, würde ich mich vor allem darauf konzentrieren, dass die Mitglieder würdig sind, die Tempelbündnisse zu empfangen und zu halten. Ich wäre bestrebt, die Vorbereitung auf den Tempel zum Kern all unserer Anstrengungen zu machen. Ich würde mich gewissenhafter darum kümmern, die Heiligen ins Haus des Herrn zu führen.“

Dieses kurze Gespräch mit meinem Freund half mir als Pfahlpräsident, unablässig über die ewige Bedeutung der Tempelverordnungen, der Tempelbündnisse und der Gottesverehrung im Tempel zu sprechen und davon Zeugnis zu geben. Als Pfahlpräsidentschaft wünschten wir uns nichts sehnlicher, als dass ein jedes Mitglied des Pfahles die Segnungen des Tempels empfangen, eines Tempelscheins würdig sein und diesen oft nutzen würde.

Im Mittelpunkt meiner Botschaft heute stehen die Segnungen des Tempels, und ich bete darum, dass der Heilige Geist unseren Verstand erleuchten, unser Herz durchdringen und einem jeden von uns die Wahrheit bezeugen möge.

Der göttliche Zweck der Sammlung

Der Prophet Joseph Smith hat erklärt, der göttliche Zweck der Sammlung des Gottesvolkes bestehe zu allen Zeiten darin, Tempel zu bauen, damit die Kinder Gottes die höchsten Verordnungen empfangen und dadurch ewiges Leben erlangen können (siehe Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith [Leitfaden für das Melchisedekische Priestertum und die FHV], Seite 459ff.). Dieser grundlegende Zusammenhang zwischen dem Grundsatz der Sammlung und der Errichtung von Tempeln wird im Buch Mormon hervorgehoben:

„Siehe, das Feld war reif, und gesegnet seid ihr, denn ihr habt die Sichel eingeschlagen und mit aller Macht geerntet, ja, den ganzen Tag lang habt ihr euch bemüht; und nun seht die Zahl eurer Garben! Und sie werden in die Speicher gesammelt werden, damit sie nicht verloren gehen.“ (Alma 26:5.)

Die Garben stehen in diesem Gleichnis für die neu getauften Mitglieder der Kirche. Die Speicher symbolisieren die heiligen Tempel. Elder Neal A. Maxwell hat erklärt: „Wenn wir jemanden taufen, sollte unser Blick zweifellos über den Rand des Taufbeckens hinaus auf den heiligen Tempel gerichtet sein. Der große Speicher, in dem die Garben gesammelt werden sollen, ist der heilige Tempel.“ (Aus: John L. Hart, „Make Calling Focus of Your Mission“, Church News, 17. September 1994, Seite 4.) Dieser Hinweis verdeutlicht und unterstreicht die Bedeutung der heiligen Verordnungen und Bündnisse des Tempels – auf dass die Garben nicht vergeudet werden.

„Ja, sie werden am letzten Tag vom Sturm nicht umgeworfen werden; ja, sie werden auch von den Wirbelstürmen nicht zerrissen werden; sondern wenn der Sturm kommt, dann werden sie an ihrem Ort versammelt sein, sodass der Sturm nicht bis zu ihnen eindringen kann; ja, sie werden auch nicht von grimmigen Winden gejagt, wohin auch immer sie zu schleppen es den Feind gelüstet.“ (Alma 26:6.)

Elder Dallin H. Oaks hat gesagt, dass wir bei der Erneuerung unseres Taufbunds durch die Teilnahme am Abendmahl „nicht bezeugen, dass wir den Namen Jesu Christi auf uns nehmen. [Vielmehr] bezeugen wir, dass wir willens sind, dies zu tun (siehe LuB 20:77). Die Tatsache, dass wir lediglich unsere Bereitschaft bezeugen, lässt darauf schließen, dass noch etwas anderes geschehen muss, bevor wir diesen heiligen Namen wahrhaftig [und endgültig] auf uns nehmen.“ („Taking Upon Us the Name of Jesus Christ“, Ensign, Mai 1985, Seite 81.) Im Taufbund wird ganz klar mindestens ein zukünftiges Ereignis ins Auge gefasst und erwartungsvoll auf den Tempel hingewiesen.

In neuzeitlichen Offenbarungen bezeichnet der Herr den Tempel als ein Haus, das „meinem Namen“ gebaut wird (LuB 105:33, siehe auch LuB 124:39; 109:2-5). Im Weihungsgebet für den Kirtland-Tempel bat der Prophet Joseph Smith den Vater: „Mögen deine Knechte, wenn sie von diesem Haus hinausgehen, mit deiner Macht ausgerüstet sein, und möge dein Name auf ihnen sein.“ (LuB 109:22.) Er bat auch um einen Segen für „dein Volk …, auf das in diesem Haus dein Name gelegt werden wird“ (Vers 26). Und als der Herr im Kirtland-Tempel erschien und diesen als sein Haus annahm, erklärte er: „Denn siehe, ich habe dieses Haus angenommen, und mein Name wird hier sein, und ich werde mich meinem Volk mit Barmherzigkeit in diesem Haus kundtun.“ (LuB 110:7.)

Diese Schriftstellen machen deutlich, dass der Prozess, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, der im Wasser der Taufe seinen Anfang nimmt, im Haus des Herrn fortgeführt und erweitert wird. Wenn wir im Wasser der Taufe stehen, richten wir unseren Blick auf den Tempel. Wenn wir vom Abendmahl nehmen, richten wir unseren Blick auf den Tempel. Wir verpflichten uns, immer an den Erlöser zu denken und seine Gebote zu halten. Das bereitet uns darauf vor, an den heiligen Handlungen des Tempels teilzunehmen und die höchsten Segnungen zu erlangen, die durch den Namen und die Vollmacht des Herrn Jesus Christus zugänglich sind. Daher nehmen wir erst durch die Verordnungen des heiligen Tempels den Namen Jesu Christi vollständig auf uns.

„Und dieses größere [oder Melchisedekische] Priestertum vollzieht das Evangelium und hat den Schlüssel der Geheimnisse des Reiches inne, nämlich den Schlüssel der Gotteserkenntnis.

Darum wird in seinen Verordnungen die Macht des Göttlichen kundgetan.

Und ohne seine Verordnungen und die Vollmacht des Priestertums wird die Macht des Göttlichen den Menschen im Fleische nicht kundgetan.“ (LuB 84:19-21.)

Keine Verbindung der Schlechtigkeit soll die Macht haben, dein Volk zu überwältigen

Wir leben heute in einer großartigen Zeit, in der überall auf der Welt Tempel gebaut werden. Der Widersacher ist sich der steigenden Anzahl der Tempel überall auf der Erde sicherlich bewusst. Wie immer werden der Bau und die Weihung dieser heiligen Gebäude von Widerständen seitens einiger Gegner der Kirche sowie von unbesonnener Kritik seitens einiger Mitglieder der Kirche begleitet.

Solche Widerstände sind nicht neu. 1861, als der Salt-Lake-Tempel sich im Bau befand, rief Brigham Young die Heiligen auf: „Wenn ihr wollt, dass dieser Tempel gebaut wird, macht euch ans Werk und setzt alles daran. … Manch einer sagt:, Das möchte ich lieber nicht, denn wir haben noch nie mit dem Bau eines Tempels begonnen, ohne dass die Hölle zum Angriff blies.‘ Soll sie nur zum Angriff blasen! Alle Stämme der Hölle werden sich in Bewegung setzen … Aber was glaubt ihr, wozu das führt? Ihr habt doch jedes Mal gesehen, wozu es führt.“ (Deseret News, 10. April 1861, Seite 41.)

Als glaubenstreue Heilige sind wir aus Widrigkeiten gestärkt hervorgegangen und sind in den Genuss der liebevollen Barmherzigkeit des Herrn gekommen. Wir sind getreu der Verheißung des Herrn vorwärts gegangen: „Ich werde nicht zulassen, dass [meine Feinde] mein Werk zerstören; ja, ich werde ihnen zeigen, dass meine Weisheit größer ist als die Schlauheit des Teufels.“ (LuB 10:43.)

Viele Jahre lang waren meine Frau und ich Gastgeber aufrechter Männer und Frauen, die bei einer Andacht an der Brigham-Young-Universität Idaho sprechen sollten. Viele dieser Sprecher waren emeritierte oder entlassene Siebziger, die im Anschluss an ihre Berufung als Generalautorität als Tempelpräsident gedient hatten. In unseren Gesprächen mit diesen treuen Führern stellte ich immer wieder folgende Frage: „Was haben Sie erst als Tempelpräsident gelernt, was Sie gern schon als Generalautorität gewusst hätten?“

Als ich mir ihre Antworten anhörte, fiel mir darin ein stets wiederkehrender Grundtenor auf, den ich wie folgt zusammenfassen möchte: „Mir ist mehr bewusst geworden, welchen Schutz unsere Tempelbündnisse bieten und was es heißt, die Gottesverehrung im Tempel zu einem annehmbaren Opfer zu machen. Es gibt einen Unterschied zwischen Mitgliedern, die die Kirche besuchen, den Zehnten zahlen und gelegentlich zum Tempel hetzen, um an einer Session teilzunehmen, und denjenigen, die treu und unentwegt im Tempel dienen.“

Ihre übereinstimmenden Antworten beeindruckten mich sehr. Jede Antwort, die ich auf meine Frage bekam, unterstrich die schützende Macht, die die heiligen Handlungen und Bündnisse, die wir im Haus des Herrn empfangen können, bieten. Die Antworten der Brüder entsprachen genau den Verheißungen des Weihungsgebets, das 1836 für den Kirtland-Tempel gesprochen wurde:

„Wir bitten dich, heiliger Vater, gib dem Volk, das anbeten und sich einen achtbaren Namen und Stand in diesem deinem Haus bewahren wird, für alle Generationen und für die Ewigkeit festen Bestand, dass keiner Waffe, die gegen es geformt wird, etwas gelinge; dass derjenige, der ihm eine Grube gräbt, selbst hineinfalle; dass keine Verbindung der Schlechtigkeit die Macht habe, sich zu erheben und dein Volk zu überwältigen, auf das in diesem Haus dein Name gelegt werden wird; und wenn sich irgendein Volk gegen dieses Volk erheben wird, dass dein Zorn gegen sie entflamme; und wenn sie dieses Volk schlagen werden, dass du sie schlägst; dass du für dein Volk kämpfest, wie du es am Tag der Schlacht getan hast, damit es aus den Händen all seiner Feinde befreit werde.“ (LuB 109:24-28.)

Bitte betrachten Sie diese Verse im Lichte dessen, wie der Widersacher heutzutage wütet und was ich über unsere Bereitschaft, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, und darüber gesagt habe, dass denjenigen Schutz verheißen ist, die sich einen achtbaren Namen und Stand im heiligen Tempel bewahren. Bezeichnenderweise haben die Segnungen aus diesen Bündnissen für alle Generationen und in alle Ewigkeit Bestand. Ich lade Sie ein, diese Schriftstellen immer wieder zu studieren und gebeterfüllt darüber nachzudenken, wie sich das, was darin ausgesagt wird, auf Sie und Ihre Familie auswirken könnte.

Die Anstrengungen des Satans, die Gottesverehrung und die Arbeit im Tempel zu verhindern oder in Misskredit zu bringen, sollten uns nicht überraschen. Der Teufel verabscheut die Reinheit im Haus des Herrn und seine Macht. Und der Schutz, der für uns alle in den Verordnungen und Bündnissen des Tempels liegt und durch sie wirkt, steht den bösen Absichten Luzifers gewaltig im Wege.

Das Feuer des Bundes

Der Auszug aus Nauvoo im September 1846 brachte für die glaubenstreuen Heiligen der Letzten Tage unvorstellbare Not mit sich. Viele suchten in Lagern entlang des Mississippis Zuflucht. Als Brigham Young in Winter Quarters die Nachricht über den Zustand dieser Flüchtlinge erreichte, sandte er den Brüdern auf der anderen Seite des Flusses, in Council Point, sofort einen Brief und bat sie um Hilfe – wobei er sie an die Bündnisse erinnerte, die sie im Nauvoo-Tempel eingegangen waren. Er schrieb: „Nun ist es an der Zeit, an die Arbeit zu gehen. Lasst das Feuer des Bundes, den ihr im Haus des Herrn geschlossen habt, wie eine unauslöschliche Flamme in eurem Herzen lodern.“ (Aus: Journal History of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 28. September 1846, Seite 5.) Innerhalb weniger Tage rollten Wagen gen Osten, um die in Not geratenen Heiligen zu retten.

Was gab diesen Mitgliedern aus der Anfangszeit eine solche Kraft? Es war das Feuer des Tempelbundes, das ihnen im Herzen loderte. Und es war ihre Entschlossenheit, Gott im Haus des Herrn anzubeten und sich dort einen achtbaren Namen und Stand zu bewahren.

Heute stehen wir im Werk des Herrn großen Herausforderungen gegenüber, und dies wird auch in Zukunft so sein. Aber so wie die Pioniere den Ort fanden, den Gott für sie bestimmt hatte, können auch wir frischen Mut fassen, denn wir stehen in Gottes treuer Hut (siehe „Kommt, Heilge, kommt!“, Gesangbuch, Nr. 19). Heute dienen überall auf der Erde Tempel als heiliger Ort, wo man heilige Handlungen empfängt und Bündnisse eingeht, wo man erbaut wird und Zuflucht vor dem Sturm findet.

Einladungen und Lob

Der Herr hat gesagt: „Ich [muss] mein Volk sammeln …, damit der Weizen in den Speichern gesichert werde, um ewiges Leben zu besitzen und mit celestialer Herrlichkeit gekrönt zu werden.“ (LuB 101:65.)

Mich können heute viele Junge Damen, Junge Männer und Kinder hören. Ich bitte euch inständig: Seid würdig, seid standhaft und seht voller Erwartung freudig dem Tag entgegen, da ihr die heiligen Handlungen und Segnungen des Tempels empfangen werdet.

Heute hören mir Menschen zu, die die Verordnungen des Hauses des Herrn hätten empfangen sollen, sie aber noch nicht empfangen haben. Was auch immer der Grund sein mag und wie lange Sie auch schon zögern mögen: Ich lade Sie ein, sich geistig vorzubereiten, damit Sie die Segnungen erlangen können, die es nur im heiligen Tempel gibt. Bitte entledigen Sie sich all dessen, was Ihnen dabei im Wege steht. Bitte streben Sie nach dem, was von ewigem Wert ist.

Heute hören mir Menschen zu, die die Verordnungen des Tempels zwar empfangen haben, aber aus verschiedenen Gründen seit längerer Zeit nicht mehr im Haus des Herrn gewesen sind. Bitte kehren Sie um, machen Sie sich bereit und tun Sie alles Nötige, um Gott wieder im Tempel anbeten zu können und sich Ihrer heiligen Bündnisse besser bewusst zu werden und sie zu halten.

Heute hören mir viele Menschen zu, die einen gültigen Tempelschein besitzen und sich redlich bemühen, ihn zu nutzen. Ich lobe Sie für Ihre Glaubenstreue und Hingabe.

Ich bezeuge feierlich, dass das Feuer des Bundes im Herzen eines jeden treuen Mitglieds dieser Kirche lodern wird, das im heiligen Haus des Herrn Gott anbetet und sich dort einen achtbaren Namen und Stand bewahrt. Jesus, der Messias, ist unser Erlöser und Erretter. Er lebt, und er lenkt die Angelegenheiten seiner Kirche durch Offenbarung an seine gesalbten Diener. Von alledem gebe ich Zeugnis im heiligen Namen des Herrn Jesus Christus. Amen.