Generalkonferenz
Jesus Christus, unser buchstäblicher Seelsorger
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


11:9

Jesus Christus, unser buchstäblicher Seelsorger

Wenn wir aufrichtig von unseren Sünden umkehren, lassen wir zu, dass das Sühnopfer Christi in unserem Leben gänzlich wirksam wird

Meine lieben Brüder und Schwestern, an diesem strahlenden Ostermorgen frohlockt mein Herz, wenn ich an die wunderbarste, erhabenste, unermesslichste Tat denke, die sich in der ganzen Menschheitsgeschichte ereignet hat: das Sühnopfer unseres Herrn Jesus Christus. Die bedeutenden Worte des Propheten Jesaja preisen die Größe und Selbstlosigkeit der Herablassung des Erretters und seines Opfers für alle Kinder Gottes:

„Er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.

Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“1

Indem Jesus aus freien Stücken die Sünden der gesamten Menschheit auf sich nahm, grausam ans Kreuz geschlagen wurde und am dritten Tag den Tod triumphierend besiegte,2 verlieh er den feierlichen Handlungen beim Pessach, das Israel in alter Zeit gegeben worden war, eine heiligere Bedeutung.3 In Erfüllung von Prophezeiung brachte er seinen Leib und sein kostbares Blut als das große und letzte Opfer dar4 und bestätigte so die Gültigkeit der traditionellen Symbole, die beim Pessachfest des Herrn verwendet wurden.5 Dabei erfuhr Christus körperliches und geistiges Leid, das sich jeglichem menschlichen Verständnis entzieht. Der Erretter selbst hat gesagt:

„Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, …

und dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden – und ich wollte den bitteren Kelch nicht trinken und zurückschrecken –,

doch Ehre sei dem Vater, und ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.“6

Durch sein unbegrenztes und barmherziges Opfer erfüllte Christus in seiner Güte den Willen des Vaters.7 Er überwand den Stachel des körperlichen und geistigen Todes,8 der durch den Fall in die Welt gekommen war,9 und hat uns somit in herrlicher Weise die ewige Errettung ermöglicht.10

Jesus war als Einziger imstande, dieses ewige und vollkommene Opfer für uns alle zustande zu bringen.11 Er wurde im großen Rat im Himmel erwählt und vorherordiniert, noch ehe die Welt gestaltet wurde.12 Da Jesus zudem von einer sterblichen Mutter geboren wurde, unterlag er dem körperlichen Tod, doch als einziggezeugter Sohn Gottes erhielt er von seinem Vater die Macht, sein Leben selbst niederzulegen und es dann wieder aufzunehmen.13 Außerdem führte Christus ein vollkommenes, makelloses Leben, auf das die Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit daher keinen Anspruch erheben konnten.14 Der Prophet Joseph Smith hat erklärt:

„Errettung kann der Welt nicht ohne die Vermittlung durch Jesus Christus zuteilwerden.

Gott [hatte] ein Opfer vorgesehen, und zwar indem er seinen eigenen Sohn hingab, der zur rechten Zeit gesandt werden sollte, um … ein Tor zu öffnen, durch das der Mensch in die Gegenwart des Herrn gelangen konnte.“15

Zwar hat der Erretter die Auswirkungen des körperlichen Todes durch sein Opfer ohne jedwede Bedingungen beseitigt,16 doch hat er unsere Eigenverantwortung, von begangenen Sünden umzukehren, nicht aufgehoben.17 Vielmehr hat er uns liebevoll aufgefordert, uns mit unserem ewigen Vater zu versöhnen. Durch Jesus Christus und sein Sühnopfer können wir eine mächtige Wandlung in Herz und Sinn erfahren, die eine neue Einstellung gegenüber Gott wie auch dem Leben im Allgemeinen mit sich bringt.18 Wenn wir aufrichtig von unseren Sünden umkehren und unser Herz und unseren Willen Gott und seinen Geboten zuwenden, können wir seine Vergebung erlangen und den Einfluss seines Heiligen Geistes in größerem Maße spüren. Glücklicherweise ersparen wir uns dann die Tiefe des Leidens, das der Erretter ertragen musste.19

Das Geschenk Umkehr ist ein Ausdruck von Gottes Güte gegenüber seinen Kindern und ist ein Beweis, dass er die unvergleichliche Macht hat, uns zu helfen, begangene Sünden ein für alle Mal abzuschütteln. Sie ist auch ein Beleg für die Geduld und Langmut, die unser liebevoller Vater angesichts unserer menschlichen Fehler und Schwächen hat. Präsident Russell M. Nelson, unser geschätzter Prophet, hat dieses Geschenk als den „Schlüssel zu Glück und Seelenfrieden“20 bezeichnet.

Meine lieben Freunde, ich bezeuge Ihnen: Wenn wir aufrichtig von unseren Sünden umkehren,21 lassen wir zu, dass das Sühnopfer Christi in unserem Leben gänzlich wirksam wird.22 Wir werden von der Knechtschaft der Sünde befreit, finden Freude an unserem Weg durchs Erdenleben und erwerben das Recht, ewige Errettung zu empfangen. Diese wurde von Grundlegung der Welt an für alle bereitet, die an Jesus Christus glauben und zu ihm kommen.23

Zusätzlich zu dem erhabenen Geschenk der Errettung bietet uns der Heiland Erleichterung und Trost im Angesicht der Bedrängnisse, Versuchungen und Schwächen, die das Erdenleben mit sich bringt, so auch der Umstände, mit denen wir in letzter Zeit durch die anhaltende Pandemie konfrontiert sind. Ich kann Ihnen versichern, dass Christus stets um die widrigen Umstände unseres Erdenlebens weiß. Er kann sich in all die Bitternis, die Qualen und den körperlichen Schmerz sowie die seelischen und geistigen Herausforderungen einfühlen, denen wir gegenüberstehen. Sein Inneres ist von Barmherzigkeit erfüllt, und er ist stets bereit, uns beizustehen. Das ist möglich, weil er selbst den Schmerz unserer Schwächen und Gebrechen im Fleisch durchlebt und auf sich genommen hat.24

Mit Sanftmut und Herzensdemut ist er unter alles hinabgestiegen und hat es hingenommen, von den Menschen verachtet, verworfen und gedemütigt zu werden. Um unserer Übertretungen und Schuld willen wurde er verwundet. Er ertrug dies für alle, indem er die Sünden der Welt auf sich nahm,25 und er sorgt dadurch für unser geistiges Wohl, wie es sonst keiner kann.

Wenn wir uns ihm nahen und uns geistig gesehen seiner Fürsorge hingeben, sind wir imstande, sein Joch, das sanft ist, und seine Last, die leicht ist, auf uns zu nehmen, und finden so den verheißenen Trost und die uns zugesicherte Ruhe. Darüber hinaus erhalten wir die Kraft, die wir alle brauchen, um die Mühsale, Schwächen und Sorgen des Lebens zu bezwingen, die ohne die Hilfe und Heilkraft Jesu äußerst schwer zu ertragen sind.26 In den heiligen Schriften werden wir aufgefordert: „Wirf deine Sorgen auf den Herrn, er wird dich erhalten!“27 „Und dann möge [uns] Gott gewähren, dass [unsere] Lasten leicht seien durch die Freude an seinem Sohn.“28

Regina und Mario Emerick

Gegen Ende des letzten Jahres erfuhr ich vom Ableben eines lieben Ehepaares, Mario und Regina Emerick. Beide waren dem Herrn sehr treu. Sie waren im Abstand von vier Tagen an den Komplikationen einer COVID-19-Erkrankung verstorben.

Einer ihrer Söhne, der derzeit in Brasilien Bischof ist, erzählte mir Folgendes: „Es war so schwer, meine Eltern in diesem Zustand aus dieser Welt scheiden zu sehen, aber ich konnte inmitten dieser Tragödie deutlich die Hand des Herrn in meinem Leben spüren, denn ich erhielt Kraft und Frieden, die mein Verständnis überstiegen. Durch meinen Glauben an Jesus Christus und an sein Sühnopfer habe ich göttliche Hilfe erhalten, um meine Angehörigen und alle, die uns in dieser schwierigen Zeit geholfen haben, zu stärken und zu trösten. Auch wenn das von allen erhoffte Wunder nicht eingetreten ist, bin ich persönlich Zeuge vieler anderer Wunder, die in meinem eigenen Leben und im Leben meiner Angehörigen eingetreten sind. Ich habe einen unerklärlichen Frieden verspürt, der tief in mein Herz gedrungen ist und mir Hoffnung und Vertrauen auf die Liebe des Erretters zu mir gegeben hat sowie auf den Plan des Glücklichseins, den Gott für seine Kinder hat. Ich habe gelernt: Die liebevollen Arme des Erretters sind an den kummervollsten Tagen stets ausgestreckt, wenn wir ihn mit ganzem Herzen, aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft suchen.“

Familie Emerick

Meine lieben Brüder und Schwestern, an diesem Ostersonntag lege ich feierlich Zeugnis dafür ab, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und dass er lebt. Ich bezeuge Ihnen, dass der Erretter uns durch sein Leben und sein unbegrenztes Sühnopfer den Weg bereitet hat, wie wir sowohl den körperlichen als auch den geistigen Tod überwinden können. Zusätzlich zu diesen großen Segnungen bietet er uns in schweren Zeiten Trost und Gewissheit. Ich versichere Ihnen: Wenn wir unser Vertrauen in Jesus Christus und in sein göttliches Sühnopfer setzen und bis ans Ende im Glauben ausharren, werden wir uns der Verheißungen unseres geliebten himmlischen Vaters erfreuen. Er tut alles in seiner Macht Stehende, damit wir eines Tages in seine Gegenwart zurückkehren können. Genau das ist sein Werk und seine Herrlichkeit!29 Ich bezeuge Ihnen, dass Jesus der Gesalbte ist, der Erlöser der Welt, der verheißene Messias, die Auferstehung und das Leben.30 Diese Wahrheiten verkünde ich Ihnen in seinem heiligen Namen, ja, des Einziggezeugten des Vaters, unseres Herrn Jesus Christus. Amen.