Generalkonferenz
„Siehe! Ich bin ein Gott der Wundertaten“
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


14:37

„Siehe! Ich bin ein Gott der Wundertaten“

Wunder und Zeichen finden sich in unserer Zeit unter den Nachfolgern Jesu Christi in reichem Maße – in Ihrem Leben und in meinem

Meine lieben Brüder und Schwestern, es ist mir eine Ehre, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen. Ich möchte mich den bisherigen Rednern anschließen und Ihnen bezeugen, dass Jesus Christus lebt. Er leitet seine Kirche. Er spricht zu seinem Propheten, Präsident Russell M. Nelson, und er liebt alle Kinder des himmlischen Vaters.

Am heutigen Ostersonntag gedenken wir der Auferstehung Jesu Christi, der unser Erretter und Erlöser ist,1 der starke Gott, der Fürst des Friedens.2 Sein Sühnopfer, das nach drei Tagen in einem geborgten Grab in der Auferstehung Christi seine Vollendung fand, ist nach wie vor das größte Wunder in der Menschheitsgeschichte. „Denn siehe“, verkündete der Herr, „ich bin Gott; und ich bin ein Gott der Wundertaten.“3

„Haben Wundertaten aufgehört, weil Christus in den Himmel aufgefahren ist und sich zur rechten Hand Gottes hingesetzt hat?“4, fragt der Prophet Mormon im Buch Mormon. Seine Antwort lautet: „Nein; auch haben die Engel nicht aufgehört, den Menschenkindern zu dienen.“5

Nach der Kreuzigung erschien Maria und einigen anderen Frauen ein Engel des Herrn. Die Frauen waren zum Grab gekommen, um den Leichnam Jesu zu salben. Der Engel sprach:

„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“6

„Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden.“7

Im Buch Mormon sagt der Prophet Abinadi über dieses Wunder:

„Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre …, hätte es keine Auferstehung geben können.

Aber es gibt eine Auferstehung, darum hat das Grab keinen Sieg, und der Stachel des Todes ist in Christus verschlungen.“8

Die Wunder, die Jesus Christus vollbrachte, ließen seine Jünger damals ausrufen: „Wer ist denn dieser, dass er sogar den Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorchen?“9

Als die Apostel damals Jesus Christus nachfolgten und hörten, wie er das Evangelium verkündete, wurden sie auch Zeugen vieler Wunder. Mit eigenen Augen sahen sie: „Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“10

Wunder und Zeichen finden sich auch in unserer Zeit unter den Nachfolgern Jesu Christi in reichem Maße – in Ihrem Leben und in meinem. Wunder sind göttliche Kundgebungen und ein Ausdruck der grenzenlosen Macht Gottes. Sie bestätigen, dass er „derselbe ist gestern, heute und immerdar“11. Jesus Christus, der die Meere erschaffen hat, kann alle Wogen glätten; er, der dem Blinden sein Augenlicht wiedergegeben hat, kann unseren Blick zum Himmel ziehen; er, der Aussätzige rein gemacht hat, kann unsere Schwächen ausgleichen; er, der den Lahmen geheilt hat, kann uns auffordern, uns zu erheben, indem er uns zuruft: „Komm und folge mir nach!“12

Viele von Ihnen haben schon Wunder erlebt, sogar mehr, als Ihnen bewusst ist. Sie mögen im Vergleich damit, dass Jesus Tote wieder zum Leben erweckt hat, gering wirken. Doch das Hauptmerkmal eines Wunders ist nicht, wie beeindruckend es ist, sondern dass Gott es bewirkt hat. Manche meinen, Wunder wären reiner Zufall oder einfach nur Glück. Doch der Prophet Nephi prangerte diejenigen an, die „die Macht und Wundertaten Gottes herab[setzen] und … sich selbst ihre eigene Weisheit und ihre eigene Gelehrsamkeit [predigen], damit sie Gewinn erlangen“13.

Wunder werden durch die göttliche Macht dessen gewirkt, der „die Macht hat zu erretten“14. Wunder sind eine Erweiterung von Gottes ewigem Plan. Sie sind eine Rettungsleine vom Himmel zur Erde.

Letzten Herbst waren meine Frau und ich unterwegs nach Goshen in Utah. Von dort sollte eine weltweite interaktive Gesprächsrunde für 600.000 Menschen in 16 Sprachen übertragen werden.15 Bei der Gesprächsrunde ging es um die Ereignisse bei der Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi. Junge Erwachsene aus aller Welt hatten dazu Fragen eingereicht. Meine Frau und ich haben die Fragen selbst gelesen. Sie gaben uns die Gelegenheit zu bezeugen, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes ist, welch große Macht Offenbarung in unserem Leben haben kann und dass die Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi weitergeht. Auch konnten wir Wahrheiten und Gebote ansprechen, die uns wichtig sind. Viele der heutigen Zuhörer haben das Wunder bei dieser Veranstaltung miterlebt.

Die Übertragung sollte eigentlich vom heiligen Hain im Bundesstaat New York aus erfolgen, wo sich ereignet hatte, was Joseph Smith bezeugte: „Ich [sah] zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!16 Das, Brüder und Schwestern, war ein Wunder.

Kulisse von Jerusalem in Goshen in Utah

Die Pandemie zwang uns, die Übertragung nach Goshen in Utah zu verlegen, wo die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage für ein Filmset einen Teil des alten Jerusalem aufgebaut hat. Als meine Frau und ich an diesem Sonntagabend nur ein paar Kilometer von Goshen entfernt waren, sahen wir dicke Rauchschwaden von dort aufsteigen. Es gab Waldbrände in der Umgebung und wir machten uns Sorgen, dass es Probleme mit der Übertragung geben könnte. Und es kam so. Zwanzig Minuten vor 18 Uhr, dem Beginn der Übertragung, fiel in der gesamten Anlage der Strom aus. Kein Strom! Keine Übertragung. Es gab einen Generator, der vielleicht hochgefahren werden konnte, aber es war unsicher, ob er für die gesamte hochentwickelte technische Ausrüstung reichen würde.

Rauchschwaden

Alle Beteiligten, die Moderatoren, die Musiker, die Techniker, auch 20 junge Erwachsene aus unserer eigenen Verwandtschaft, machten sich große Sorgen, was nun geschehen sollte. Sie waren traurig und verwirrt. Ich entfernte mich ein wenig und flehte den Herrn um ein Wunder an. „Vater im Himmel“, betete ich. „Ich habe dich nur selten um ein Wunder gebeten. Heute bitte ich dich um eines. Diese Veranstaltung ist wichtig für unsere jungen Erwachsenen in aller Welt. Lass es wieder Strom geben, wenn es deinem Willen entspricht.“

Sieben Minuten nach 18 Uhr war der Strom plötzlich wieder da. Alles funktionierte wieder, die Instrumente, die Mikrofone, die Videos und alle Geräte für die Übertragung. Die Übertragung lief. Wir hatten ein Wunder erlebt.

Musikalische Darbietung während einer Face-to-Face-Veranstaltung

Als meine Frau und ich später auf dem Weg nach Hause im Auto saßen, erreichte uns eine SMS von Präsident Nelson und seiner Frau Wendy: „Ron, ich wollte dir nur sagen, dass wir sofort um ein Wunder gebetet haben, als wir von dem Stromausfall hörten.“

In den neuzeitlichen heiligen Schriften lesen wir: „Denn ich, der Herr, habe meine Hand ausgestreckt, um die Mächte des Himmels zu gebrauchen; noch könnt ihr es nicht sehen, aber noch eine kleine Weile, dann werdet ihr es sehen und werdet wissen, dass ich bin und dass ich kommen und mit meinem Volk regieren werde.“17

Genau das ist geschehen. Der Herr streckte seine Hand aus und es gab wieder Strom.

Wunder werden durch die Macht des Glaubens gewirkt, wie Präsident Nelson so eindrucksvoll in der vorigen Versammlung dargelegt hat. Der Prophet Moroni ermahnte das Volk: „Wenn es unter den Menschenkindern keinen Glauben gibt, kann Gott keine Wundertaten unter ihnen wirken; darum zeigte er sich erst, nachdem sie Glauben hatten.“

Weiter sagte er:

„Siehe, es war der Glaube Almas und Amuleks, der das Gefängnis zur Erde stürzen ließ.

Siehe, es war der Glaube Nephis und Lehis, der an den Lamaniten die Veränderung bewirkte, sodass sie mit Feuer und mit dem Heiligen Geist getauft wurden.

Siehe, es war der Glaube Ammons und seiner Brüder, der ein so großes Wunder unter den Lamaniten bewirkte. …

Und auch zu jeder anderen Zeit hat jemand Wundertaten erst gewirkt, nachdem er Glauben hatte; darum glaubten sie zuerst an den Sohn Gottes.“18

Ich könnte diese Schriftstellen folgendermaßen ergänzen: „Es war der Glaube aufrichtiger junger Künstler, Übertragungstechniker, Führer und Mitglieder der Kirche, eines Apostels und eines Propheten Gottes, der ein so großes Wunder bewirkte, dass in einem abgelegenen Filmset in Goshen in Utah der Strom wiederkam.“

Auf unsere Gebete hin können Wunder geschehen. Sie geschehen nicht immer so, wie wir sie erbeten oder erwartet haben, aber wenn wir dem Herrn vertrauen, wird er für uns da sein, und er wird das Richtige tun. Er wird das Wunder zu der Zeit und auf die Weise bewirken, wie wir es brauchen.

Der Herr wirkt Wunder, um uns an seine Macht zu erinnern und daran, dass er uns liebt, dass er aus den Himmeln in unser Leben eingreifen kann und dass er uns beibringen möchte, was am wichtigsten ist. „Wer den Glauben an mich hat, geheilt zu werden“, sagte er 1831 zu den Heiligen – und die Verheißung gilt auch heute –, „und nicht für den Tod bestimmt ist, wird geheilt werden.“19 Es gibt Gesetze, die im Himmel angeordnet wurden, und denen sind wir immer unterworfen.

Manchmal hoffen wir auf das Wunder, dass ein geliebter Mensch geheilt wird, dass Ungerechtigkeit ausgeglichen wird oder dass das Herz einer verbitterten oder enttäuschten Seele erweicht wird. Als sterbliche Menschen mit begrenzter Perspektive wollen wir, dass der Herr eingreift und wiederherstellt, was zerstört wurde. Wenn wir Glauben haben, geschieht das Wunder, aber nicht unbedingt, wann wir es wollen oder mit dem Ergebnis, das wir uns vorgestellt haben. Heißt das, unser Glaube ist nicht groß genug oder wir verdienen es nicht, dass er für uns eingreift? Nein. Der Herr liebt uns. Er hat sein Leben für uns hingegeben. Sein Sühnopfer befreit uns weiterhin von Lasten und Sünden, wenn wir umkehren und zu ihm kommen.

Der Herr weist uns darauf hin: „Eure Wege sind nicht meine Wege.“20 Er bietet uns an: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! … Ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“21 Ruhe von Belastung, Enttäuschung, Angst, Ungehorsam, Sorgen um Angehörige und wegen unerfüllter oder zerbrochener Träume. Friede inmitten von Verwirrung und Bedrängnis ist ein Wunder. Denken Sie an die Worte des Herrn: „Habe ich deinem Sinn nicht Frieden in dieser Angelegenheit zugesprochen? Welch größeres Zeugnis kannst du haben als von Gott?“22 Das Wunder ist, dass Jesus Christus, der große Jehova, der Sohn des Höchsten, uns Frieden schenkt.

So wie er Maria im Garten erschien und sie beim Namen rief, ruft er uns allen zu, unseren Glauben auszuüben. Maria wollte ihm dienen und für ihn sorgen. Seine Auferstehung war nicht das, was sie erwartet hatte, aber es war das, was im großen Plan des Glücklichseins vorgesehen war.

„Steig herab vom Kreuz!“23, riefen ihm die Ungläubigen auf Golgota spöttisch zu. Er hätte dieses Wunder tun können. Doch er hatte von Anfang an das Ziel vor Augen und wollte den Plan seines Vaters ausführen. Dieses Beispiel sollten wir uns zu Herzen nehmen.

In schwierigen Zeiten sagt der Herr uns: „Seht die Wunden, die meine Seite durchbohrten, und auch die Nägelmale in meinen Händen und Füßen; seid treu, haltet meine Gebote, dann werdet ihr das Himmelreich ererben.“24 Das, Brüder und Schwestern, ist das Wunder, das uns allen verheißen ist.

An diesem Ostersonntag, an dem wir das Wunder der Auferstehung unseres Herrn feiern, bete ich als Apostel Jesu Christi demütig dafür, dass Sie die Macht des Erlösers in Ihrem Leben spüren mögen und dass Ihre Bitten an unseren Vater im Himmel durch die Liebe und Hingabe, die Jesus Christus während seines Wirkens zeigte, erhört werden. Ich bete, dass Sie bei allem, was in Zukunft geschehen mag, standhaft und treu bleiben. Ich segne Sie, dass Sie Wunder miterleben werden, wie wir es in Goshen erlebt haben – wenn es der Wille des Herrn ist. Halten Sie nach diesen Segnungen aus dem Himmel Ausschau, während Sie „diesen Jesus … suchen, von dem die Propheten und Apostel geschrieben haben, damit die Gnade Gottes des Vaters und auch des Herrn Jesus Christus und der Heilige Geist, der von ihnen Zeugnis gibt, in [Ihnen] seien und verbleiben immerdar“25. Im Namen Jesu Christi. Amen.