Generalkonferenz
Unsere Trauer wird sich in Freude verwandeln
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


8:51

Unsere Trauer wird sich in Freude verwandeln

Ich bitte alle, die von Kummer bedrückt sind, und alle, die sich fragen, was nach dem Tod sein wird, ihren Glauben in Christus zu setzen

Als ich vor Jahren in Salt Lake City einige Versammlungen besuchte, sprach mich unser lieber Prophet Russell M. Nelson an. Er erkundigte sich auf seine gewohnt herzliche und liebenswürdige Art: „Mark, wie geht es denn Ihrer Mutter?“

Ich erzählte ihm, dass ich sie zu Beginn der Woche noch zuhause in Neuseeland besucht hätte und dass sie zwar älter werde, aber nach wie vor stark im Glauben sei und allen, die sie kennen, ein inspirierendes Vorbild.

Daraufhin sagte er: „Richten Sie ihr doch bitte Grüße von mir aus – ich freue mich schon auf unser Wiedersehen.“

Ziemlich überrascht fragte ich: „Haben Sie denn vor, in nächster Zeit nach Neuseeland zu reisen?“

Er erwiderte schlicht und bedächtig: „Nein, ich treffe sie erst im nächsten Leben.“

Das war nicht bloß so dahergesagt – er kleidete auf ganz natürliche Weise eine Tatsache in Worte. Bei diesem kurzen persönlichen Gespräch spürte und hörte ich das klare Zeugnis eines lebenden Propheten, dass das Leben nach dem Tod weitergeht.

An diesem Konferenzwochenende hören Sie lebende Propheten und Apostel für die Auferstehung Jesu Christi Zeugnis geben. „Die wesentlichen Grundsätze unserer Religion sind das Zeugnis der Apostel und Propheten über Jesus Christus, dass er gestorben ist, begraben wurde und am dritten Tag wieder auferstanden … ist; und alles andere, was mit unserer Religion zu tun hat, ist nur eine Beigabe [zu dieser Wahrheit].“1 Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie mit wirklichem Vorsatz zuhören, bestätigt Ihnen der Geist im Verstand und im Herzen, dass diese Zeugnisse wahr sind.2

Nachdem Jesus seinen Aposteln nach seinem Tod erschienen war, wurde jeder dieser Apostel für immer zu einem ganz anderen Menschen. Zehn Apostel hatten mit eigenen Augen gesehen, dass Jesus wirklich auferstanden war. Thomas, der beim ersten Mal nicht dabei gewesen war, erklärte nachdrücklich: „Wenn ich nicht … sehe …, glaube ich nicht.“3 Später sagte Jesus zu Thomas: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“4 Dann ging der Herr auf die so entscheidende Rolle des Glaubens ein: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“5

Den Aposteln gab der auferstandene Herr den Auftrag, für ihn Zeugnis abzulegen. So wie die Apostel heute gaben auch die damaligen Apostel ihren weltlichen Beruf auf und verbrachten den Rest ihres Lebens damit, unerschrocken zu verkünden, dass Gott diesen Jesus tatsächlich auferweckt hatte. Ihr machtvolles Zeugnis bewog Tausende dazu, sich taufen zu lassen.6

Die herrliche Botschaft vom Ostermorgen ist für die gesamte Christenheit von entscheidender Bedeutung. Jesus Christus ist von den Toten auferstanden, und daher werden auch wir nach dem Tod wieder leben. Dieses Wissen verleiht unserem Leben Sinn und Zweck. Wenn wir voller Glauben vorwärtsgehen, werden auch wir, wie die Apostel vor alters, für immer ein anderer Mensch. Dann können auch wir – wie sie damals – im Glauben an Jesus Christus sämtliche Schwierigkeiten ertragen. Dieser Glaube schenkt uns auch Hoffnung auf jene Zeit, da unsere „Trauer … sich in Freude verwandeln“7 wird.

Mein eigener Glaube geht in seinen Anfängen auf eine kummervolle Zeit zurück.

Meine Eltern waren Schafzüchter in Neuseeland.8 Sie hatten Freude am Leben. Schon bald nach ihrer Hochzeit waren sie um drei kleine Töchter reicher. Die Jüngste hieß Ann. Beim Urlaub an einem See verschwand die 17 Monate alte Ann eines Tages auf eigene Faust. Nach minutenlanger verzweifelter Suche wurde sie schließlich leblos im Wasser entdeckt.

Dieser Albtraum bescherte meiner Familie unaussprechlichen Kummer. Mein Vater schrieb Jahre später, die Lebensfreude sei ihnen zum Teil für immer abhandengekommen. Sie sehnten sich nach einer Antwort auf so lebenswichtige Fragen wie: „Was ist mit unserer lieben Ann? Werden wir sie jemals wiedersehen? Wie können wir als Familie je wieder glücklich werden?“

Einige Jahre nach diesem Unglück kamen zwei junge Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu uns auf die Farm. Sie brachten meinen Eltern die Lehren aus dem Buch Mormon und der Bibel näher, darunter auch die Zusicherung, dass Ann nun in der Geisterwelt lebe. Dank der Auferstehung Jesu Christi werde auch sie auferstehen. Die Missionare bestätigten meinen Eltern auch, dass die Kirche Jesu Christi auf Erden wiederhergestellt worden sei und einen lebenden Propheten und zwölf Apostel habe. Und sie verkündeten jene einzigartige, wundervolle Lehre, dass die Familie mittels derselben Priestertumsvollmacht, die Jesus Christus damals dem ranghöchsten Apostel Petrus verliehen hatte, für immer miteinander verbunden werden könne.9

Meine Mutter erkannte sogleich die Wahrheit und erhielt durch den Heiligen Geist ein Zeugnis. Mein Vater schwankte jedoch noch ein Jahr lang zwischen seinen Zweifeln und den Einflüsterungen des Geistes. Er wollte auch seine Lebensweise nicht unbedingt ändern. Nach einer durchwachten Nacht, in der er unaufhörlich auf und ab gegangen war, sagte er zu meiner Mutter: „Entweder lasse ich mich heute taufen oder nie.“

Meine Mutter benachrichtigte die Missionare, und diese erkannten sogleich, dass der Funke des Glaubens in meinem Vater nun entweder Feuer fangen oder verlöschen werde.

Gleich am Vormittag begaben wir uns an den nächsten Strand. Wir Kinder bekamen gar nicht mit, was da vor sich ging, denn wir genossen in den Sanddünen unser Picknick, während Elder Boyd Green und Elder Gary Sheffield meine Eltern ins Meer geleiteten und tauften. Mein Vater handelte ein weiteres Mal aus Glauben heraus und gab dem Herrn im Stillen die Zusage, er werde – komme, was wolle – sein Leben lang den Versprechen treu bleiben, die er da gerade gab.

Ein Jahr danach wurde in Hamilton in Neuseeland ein Tempel geweiht. Wenig später kniete meine Familie in diesem heiligen Haus des Herrn an einem Altar, und eine Stellvertreterin nahm den Platz von Ann ein. Kraft der Vollmacht des Priestertums wurden wir dort in einer schlichten, wunderschönen heiligen Handlung als ewige Familie miteinander verbunden. Das schenkte uns tiefen Frieden und große Freude.

Etliche Jahre später gestand mir mein Vater, er wäre ohne Anns tragischen Tod wohl nie demütig genug gewesen, das wiederhergestellte Evangelium anzunehmen. Doch der Geist des Herrn verlieh ihm die Hoffnung, dass das, was die Missionare sagten, wahr sei. Der Glaube meiner Eltern wurde immer stärker, und bald ließen sie sich bei jeder Entscheidung still und demütig von der hellen Flamme ihres Zeugnisses leiten.

Ich bin für immer dankbar, dass meine Eltern den nachfolgenden Generationen ein Vorbild sind. Es lässt sich gar nicht ermessen, wie viele Menschen durch die glaubensvollen Taten meiner Eltern, die auf diesen großen Kummer folgten, für immer ein anderer wurden.

Ich bitte alle, die von Kummer bedrückt sind, alle, die sich mit Zweifeln herumplagen, und alle, die sich fragen, was nach dem Tod sein wird, ihren Glauben in Christus zu setzen. Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie den Wunsch haben, zu glauben, und dann aus dem Glauben heraus handeln und die Eingebungen des Geistes befolgen, finden Sie in diesem Leben und im Jenseits Freude.

Ich freue mich schon sehr auf den Tag, da ich meine Schwester Ann kennenlernen werde. Und ich freue mich auf das frohe Wiedersehen mit meinem Vater, der vor über 30 Jahren verstorben ist. Ich gebe Zeugnis für die Freude, die wir finden können, wenn wir im Glauben leben und glauben, auch ohne sehen zu können, aber doch durch die Macht des Heiligen Geistes wissen, dass Jesus Christus lebt. Von ganzem Herzen und mit ganzer Seele will ich Jesus Christus und seinem wiederhergestellten Evangelium folgen. Dies ist für jeden Bereich meines Lebens ein Segen. Ich weiß, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, unser Erretter und Erlöser. Im Namen Jesu Christi. Amen.