Generalkonferenz
Das Grab hat keinen Sieg
Frühjahrs-Generalkonferenz 2021


9:18

Das Grab hat keinen Sieg

Durch das erlösende Sühnopfer und die herrliche Auferstehung Jesu Christi können gebrochene Herzen geheilt werden. Aus Leid kann Frieden und aus Verzweiflung kann Hoffnung werden.

An diesem herrlichen Ostersonntag singen die Kinder voller Freude: „Welch ein schöner Frühlingstag, als nach langer Nacht das Grab sich auftat, denn es war der Herr vom Tod erwacht.“1

Wir sind dankbar, dass wir von der Auferstehung Jesu Christi wissen. Und trotzdem sind wir alle irgendwann im Leben untröstlich, wenn wir jemanden verlieren, den wir sehr geliebt haben. In der derzeitigen weltweiten Pandemie haben viele von uns einen geliebten Menschen verloren – einen Angehörigen oder Freund.2 Wir beten für alle, die einen solchen Verlust betrauern.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt:

„Ungeachtet des Alters trauern wir um jemanden, den wir lieben und den wir verloren haben. Die Trauer gehört zu den tiefsten Ausdrucksformen reiner Liebe. …

Außerdem würden wir das freudige Wiedersehen später nicht voll zu schätzen wissen, wenn wir uns jetzt nicht unter Tränen trennen müssten. Dem Tod kann der Schmerz nur dann genommen werden, wenn dem Leben die Liebe genommen wird.“3

Jüngerinnen trauern um Jesus

Wir können uns vorstellen, wie sich Jesu Freunde, die ihm nachgefolgt waren und sich um ihn gekümmert hatten,4 gefühlt haben, als sie seinen Tod miterlebten.5 Wir wissen, dass sie „klagten und weinten“6. Am Tag der Kreuzigung, ohne zu wissen, was am Sonntag geschehen würde, mussten sie von Verzweiflung überwältigt gewesen sein und sich gefragt haben, wie sie ohne ihren Herrn weitermachen sollten. Trotzdem kümmerten sie sich auch im Tod um ihn.

Josef von Arimathäa bat Pilatus um Jesu Leichnam. Er nahm den Leichnam vom Kreuz, hüllte ihn in ein reines Leinentuch, legte ihn in sein eigenes neues Felsengrab und wälzte einen großen Stein vor den Eingang.7

Nikodemus brachte Myrrhe und Aloe. Gemeinsam mit Josef umwickelte er den Leichnam mit Leinenbinden, zusammen mit wohlriechenden Salben.8

Maria aus Magdala und andere Frauen folgten Josef und Nikodemus und beobachteten, wohin Jesus gelegt wurde. Sie bereiteten wohlriechende Salben und Öle zu, um ihn damit zu salben.9 Wegen der strengen Gesetze damals warteten sie damit, den Leichnam zu salben, da es Samstag war, der Sabbat.10 Am Sonntag gingen die Frauen in aller Frühe zum Grab. Als sie merkten, dass der Leichnam des Erretters nicht dort war, eilten sie mit dieser Nachricht zu Jesu Jüngern, seinen Aposteln. Die Apostel kehrten mit ihnen zum Grab zurück und sahen, dass es leer war. Alle außer Maria aus Magdala gingen schließlich fort und fragten sich, was wohl mit dem Leichnam des Erretters geschehen war.11

Maria blieb alleine am Grab. Nur ein paar Tage zuvor hatte sie den schrecklichen Tod ihres Freundes und Herrn mitangesehen. Nun war sein Grab leer und sie wusste nicht, wo er war. Das war zu viel für sie und sie weinte. In dem Moment kam der auferstandene Erretter zu ihr und fragte sie, warum sie weine und wen sie suche. Sie meinte, es sei der Gärtner, und fragte ihn, ob er den Leichnam des Herrn weggebracht habe. Er solle ihr sagen, wohin er ihn gelegt habe, damit sie ihn holen könne.12

Maria aus Magdala

Ich glaube, der Herr wollte Maria ihre Trauer zugestehen und sie ihren Schmerz ausdrücken lassen.13 Dann rief er sie beim Namen, sie wandte sich um und erkannte ihn. Sie sah den auferstandenen Christus und war Zeugin seiner herrlichen Auferstehung.14

Sie können, genau wie ich, bestimmt nachvollziehen, wie sehr Maria aus Magdala und ihre Freunde litten, als sie den Tod ihres Herrn betrauerten. Als ich neun Jahre alt war, verlor ich meinen großen Bruder bei einem verheerenden Erdbeben. Weil es so unvorbereitet geschah, dauerte es eine Weile, bis ich erfasste, was wirklich passiert war. Ich war von Kummer überwältigt und fragte mich: „Was ist mit meinem Bruder geschehen? Wo ist er? Wohin ist er gegangen? Werde ich ihn je wiedersehen?“

Damals wusste ich noch nichts über Gottes Erlösungsplan, und ich hatte den Wunsch zu erfahren, woher wir kommen, worin der Sinn des Lebens besteht und was mit uns nach dem Tod geschieht. Sehnen wir uns nicht alle nach diesem Wissen, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren oder schwere Zeiten im Leben durchmachen?

Einige Jahre danach begann ich, mir meinen Bruder bei etwas ganz Konkretem vorzustellen. Ich stellte mir vor, dass er an unsere Tür klopfte. Ich öffnete dann immer die Tür, und er stand vor mir und sagte: „Ich bin nicht tot. Ich lebe. Ich konnte nicht zu dir kommen, aber jetzt bleibe ich bei dir und gehe nie mehr fort.“ Diese Vorstellung, fast ein Traum, half mir, den Schmerz über seinen Verlust zu verarbeiten. Immer wieder dachte ich daran, dass er bei mir sein würde. Manchmal starrte ich sogar die Tür an in der Hoffnung, dass er anklopfen und ich ihn wiedersehen würde.

Ungefähr vierzig Jahre später dachte ich in der Osterzeit über die Auferstehung Jesu Christi nach, als mir mein Bruder in den Sinn kam. In dem Moment wurde mir etwas klar. Ich dachte daran, wie ich mir seine Rückkehr vorgestellt hatte.

An diesem Tag erkannte ich, dass mich der Heilige Geist in einer schwierigen Zeit getröstet hatte. Ich hatte ein Zeugnis empfangen, dass der Geist meines Bruders nicht tot ist, sondern lebt. Er macht in seiner ewigen Existenz weiterhin Fortschritt. Jetzt weiß ich, dass „[m]ein Bruder … auferstehen“15 wird in jenem herrlichen Augenblick, wenn wir alle dank der Auferstehung Jesu Christi auferstehen werden. Jesus hat es uns allen auch möglich gemacht, dass wir als Familie wieder zusammen sein und ewige Freude in der Gegenwart Gottes erfahren können, wenn wir uns dazu entscheiden, heilige Bündnisse mit ihm einzugehen und zu halten.

Präsident Nelson hat gesagt:

„Der Tod ist ein wesentlicher Bestandteil unserer ewigen Existenz. Niemand weiß, wann es so weit ist, doch der Tod ist wesentlich in Gottes großem Plan des Glücklichseins. Dank des Sühnopfers des Herrn ist es eine Tatsache, dass wir letzten Endes auferstehen, und ewiges Leben steht der ganzen Menschheit offen. …

Der Stachel des Todes [wird] für die Lieben, die trauernd zurückgeblieben sind[,] gemildert durch einen beständigen Glauben an Christus, den vollkommenen Glanz der Hoffnung, Liebe zu Gott und zu allen Menschen und den tiefen Wunsch, ihnen zu dienen. Dieser Glaube, diese Hoffnung, diese Liebe werden uns befähigen, vor Gottes heiliges Angesicht zu treten und mit unserem ewigen Partner und unserer Familie für immer bei ihm zu sein.“16

Gartengrab

Ich bezeuge: „Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre oder die Bande des Todes nicht zerrissen hätte, sodass das Grab keinen Sieg hätte und sodass der Tod keinen Stachel hätte, hätte es keine Auferstehung geben können.

Aber es gibt eine Auferstehung, darum hat das Grab keinen Sieg, und der Stachel des Todes ist in Christus verschlungen.

Er ist das Licht und das Leben der Welt; ja, ein Licht, das endlos ist, das niemals verfinstert werden kann; ja, und auch ein Leben, das endlos ist, sodass es keinen Tod mehr geben kann.“17

Der auferstandene Erretter

Jesus Christus selbst hat erklärt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“18

Ich bezeuge, dass durch das erlösende Sühnopfer und die herrliche Auferstehung Jesu Christi gebrochene Herzen geheilt werden können. Aus Leid kann Frieden und aus Verzweiflung kann Hoffnung werden. Er kann uns mit seinen Armen der Barmherzigkeit umschließen und jeden von uns trösten, stärken und heilen. Im Namen Jesu Christi. Amen.