Werdet in ihm vollkommen
Nur durch Gottes Gnade können wir vollkommen gemacht werden
Unser Vater im Himmel und unser Erretter Jesus Christus haben die Macht, uns zu erretten und uns zu wandeln. Sie können uns helfen, so zu werden, wie sie sind.
Vor ein paar Jahren bekam einer unserer jungen Enkel, Aaron, gesundheitlich Probleme. Er war erschöpft, hatte oft Blutergüsse und wirkte auch einfach kränklich. Die Ärzte stellten bei ihm eine schwere aplastische Anämie fest. Sein Knochenmark produzierte keine roten und weißen Blutkörperchen und keine Blutplättchen mehr. Ohne Behandlung und spätere Genesung konnte sein Blut nicht mehr richtig gerinnen und Infektionen abwehren. Selbst kleine Stürze, Verletzungen und Erkrankungen konnten schnell lebensbedrohlich werden.
Eine Weile erhielt Aaron regelmäßig Blut- und Blutplättchentransfusionen, um außer Gefahr zu sein. Die Ärzte erklärten, Heilung sei allein durch eine Knochenmarktransplantation möglich und die besten Erfolgsaussichten habe diese mit einem seiner Geschwister als Spender. Falls sich eines seiner Geschwister als idealer Spender herausstelle, könne die Transplantation sein Leben retten. Seine vier jüngeren Brüder wurden untersucht, und sein Bruder Maxwell entpuppte sich als dieser ideale Spender.
Selbst bei vollkommener Übereinstimmung birgt eine Knochenmarktransplantation jedoch ein ernsthaftes Risiko an Komplikationen. Zunächst mussten Aarons eigene Zellen im kranken Knochenmark durch Chemotherapie und Bestrahlung abgetötet werden, bevor er die Stammzellen aus dem Knochenmark seines Bruders Maxwell erhielt. Aarons Immunsystem war dann geschwächt, und er musste erst mehrere Wochen im Krankenhaus und dann mehrere Monate zuhause isoliert werden. Außerdem gab es besondere Regeln, Einschränkungen und Medikamente.
Wir erhofften uns von der Transplantation, dass Aarons Körper die Spenderzellen nicht abstoßen würde und dass Maxwells Stammzellen in Aarons Körper nach und nach die fehlenden roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen produzieren würden. Eine erfolgreiche Knochenmarktransplantation hat tatsächlich auch körperliche Veränderungen zur Folge. Zu unserem Erstaunen erklärte der Arzt, falls Aaron ein Verbrechen begehe und sein Blut am Tatort gefunden werde, würde möglicherweise sein Bruder Maxwell verhaftet werden. Aarons Blut sei nämlich aus Maxwells transplantierten Zellen entstanden und habe daher dessen DNS, und dies werde sein Leben lang so bleiben.
Wie Aaron durch das Blut seines Bruders gerettet wurde, hat in mir viele Gedanken über das sühnende Blut Jesu Christi und die Auswirkungen seines Sühnopfers ausgelöst. Ich möchte mich heute damit befassen, welch dauerhafte, lebensspendende Veränderung eintritt, wenn wir den Herrn in uns Wunder wirken lassen.1
Es lag nicht in Aarons eigener Macht, seine Krankheit zu überwinden. Sein Körper konnte die lebensnotwendigen Blutkörperchen nicht selbst produzieren. Was er auch tat – er konnte sein Knochenmark nicht selbst heilen. Genauso wenig wie Aaron sich selbst heilen konnte, können wir uns nicht selbst erretten. Wie fähig, gebildet, genial und stark wir auch sein mögen – wir können uns nicht von Sünde reinigen, unseren Körper in einen unsterblichen Zustand versetzen oder uns selbst erhöhen. Dies ist nur durch den Erretter Jesus Christus und sein unbegrenztes Sühnopfer möglich. „Es ist kein anderer Weg noch Name unter dem Himmel gegeben, wodurch der Mensch im Reich Gottes errettet werden kann.“2 Nur sein sühnendes Blut reinigt und heiligt uns.3
Aaron konnte sich nicht selbst heilen, aber damit die Transplantation gelang, musste er bereitwillig tun, was die Ärzte verlangten – so schwierig es auch war. Auch wir können uns nicht selbst erretten, aber wenn wir uns dem Willen des Herrn unterwerfen und unsere Bündnisse halten, steht uns das Tor zu unserer Errettung offen.4 So wie die DNS in Aarons Blutkörperchen auf erstaunliche Weise verändert werden konnte, kann sich unser Herz verändern,5 das Abbild Christi kann sich in unserem Gesichtsausdruck zeigen,6 und wir können in Christus neue Geschöpfe werden.7
Alma wies das Volk Zarahemla darauf hin, wie sich die vorangegangene Generation bekehrt hatte. Er erzählte von seinem Vater und dass gemäß dessen Glauben „eine mächtige Wandlung in seinem Herzen bewirkt“8 worden war. Dann fragte er: „Habt ihr diese mächtige Wandlung in eurem Herzen erlebt?“9 Aber das Volk bewirkte diese Wandlung im Herzen nicht selbst – der Herr bewirkte sie. Das erklärte Alma unmissverständlich, als er sagte: „Siehe, er veränderte ihnen das Herz.“10 „Sie demütigten sich und setzten ihr Vertrauen in den wahren und lebendigen Gott [und] waren bis ans Ende treu [und wurden] errettet.“11 Das Volk öffnete bereitwillig sein Herz und zeigte Glauben und dann wandelte der Herr ihm das Herz. Und diese Wandlung war gewaltig! Überlegen Sie nur, wie anders das Leben beider Almas vor der Herzenswandlung im Vergleich zu nachher war.12
Wir sind Kinder Gottes und haben eine königliche Bestimmung. Wir können eine Veränderung erfahren und so wie er werden und „eine Fülle der Freude“13 empfangen. Der Satan hingegen möchte, dass wir so elend seien wie er selbst.14 Wir können selbst entscheiden, wem wir nachfolgen.15 Wenn wir dem Satan nachfolgen, geben wir ihm Macht.16 Folgen wir aber Gott, gibt er uns Macht.
Der Erretter hat gesagt, dass wir vollkommen sein sollen.17 Das kann schon beängstigend sein. Ich weiß um meine persönlichen Unzulänglichkeiten und es ist mir schmerzlich bewusst, wie weit entfernt ich von der Vollkommenheit bin. Wir neigen zu der Ansicht, uns selbst vervollkommnen zu müssen, aber das ist nicht möglich. Selbst wer jede Anregung in jedem Ratgeber dieser Welt befolgt, schafft das nicht. Es gibt nur einen Weg und einen Namen, der zu Vollkommenheit führt. Wir werden „vollkommen gemacht durch Jesus, den Mittler des neuen Bundes, der mit dem Vergießen seines eigenen Blutes dieses vollkommene Sühnopfer bewirkt hat“18. Nur durch Gottes Gnade können wir vollkommen gemacht werden.
Stellen Sie sich vor, wie überfordert unser junger Enkel Aaron gewesen wäre, wenn er davon hätte ausgehen müssen, dass er alles, was mit der Transplantation zusammenhing, selbst verstehen und durchführen müsse. Auch wir brauchen nicht davon auszugehen, etwas tun zu müssen, wozu nur der Erretter imstande ist, wenn es um unseren wundersamen Weg der Vervollkommnung geht.
Moroni schreibt am Ende seines Berichts: „Ja, kommt zu Christus, und werdet in ihm vollkommen, … und wenn ihr auf alles Ungöttliche verzichtet und Gott mit all eurer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, dann ist seine Gnade ausreichend für euch, damit ihr durch seine Gnade in Christus vollkommen seiet.“19 Welch tröstliche, machtvolle Wahrheit! Seine Gnade ist ausreichend für mich. Seine Gnade ist ausreichend für Sie. Seine Gnade ist ausreichend für alle, die „mühselig und beladen“20 sind.
Bei einer Behandlung wie der von Aaron kann man nie ganz sicher sein, wie das Ganze ausgeht. Aaron brauchte sogar eine zweite Transplantation, weil es bei der ersten zu Komplikationen kam. Bei einer geistigen Herzenswandlung brauchen wir diese Unsicherheit zum Glück nicht zu befürchten. Wenn wir gemäß seinem Willen leben, uns „ganz auf die Verdienste dessen verlassen, der mächtig ist zu erretten“21, werden wir einhundertprozentig durch das Blut des Erretters gereinigt und schließlich in ihm vollkommen gemacht. Er ist „ein Gott der Wahrheit und [kann] nicht lügen“22.
Zweifellos nimmt dieser Wandel Zeit in Anspruch und ist erst im nächsten Leben vollendet, aber die Verheißung ist gewiss. Wenn die Erfüllung von Gottes Verheißungen weit entfernt scheint, halten wir dennoch daran fest und wissen, dass sie sich erfüllen werden.23
Das Wunder von Aarons gesundheitlichem Wandel hat unsere Familie mit großer Freude erfüllt. Stellen Sie sich nur die große Freude im Himmel vor, wenn unsere Seele einen mächtigen Wandel erlebt!
Unser Vater im Himmel und unser Erretter Jesus Christus lieben uns. In ihrer Güte bieten sie uns an, uns zu wandeln und vollkommen zu machen. Dies ist ihr Wunsch. Dies steht im Mittelpunkt ihres Werkes und ihrer Herrlichkeit.24 Ich bezeuge, dass sie die Macht dazu haben, wenn wir voller Glauben zu ihnen kommen. Im Namen Jesu Christi. Amen.