Generalkonferenz
Begraben wir unsere Waffen der Auflehnung
Herbst-Generalkonferenz 2024


13:12

Begraben wir unsere Waffen der Auflehnung

Mögen wir jegliche Auflehnung gegen Gott tief – sehr tief – begraben und sie durch ein williges Herz und einen willigen Sinn ersetzen

Im Buch Mormon wird berichtet, dass die Söhne des Königs Mosia etwa 90 Jahre vor der Geburt Christi zu den Lamaniten auf Mission gingen. Diese Mission sollte 14 Jahre dauern. Über viele Generationen hinweg hatte man sich vergeblich darum bemüht, die Lamaniten zum Glauben an die Lehre Christi zu bringen. Dieses Mal bekehrten sich jedoch durch das wundersame Eingreifen des Heiligen Geistes tausende Lamaniten und wurden Jünger Jesu Christi.

Wir lesen darüber: „Und so wahr der Herr lebt, so gewiss war es, dass alle, die glaubten, oder alle, die zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht wurden durch das Predigen Ammons und seiner Brüder gemäß dem Geist der Offenbarung und der Prophezeiung und der Macht Gottes, die in ihnen Wundertaten wirkte – ja, ich sage euch, so wahr der Herr lebt, so fielen diejenigen Lamaniten, die ihrem Predigen glaubten und sich zum Herrn bekehrten, niemals ab.“

Der Schlüssel zur dauerhaften Bekehrung dieses Volkes steht im nächsten Vers: „Denn sie wurden ein rechtschaffenes Volk; sie legten die Waffen ihrer Auflehnung nieder, sodass sie nicht mehr gegen Gott kämpften, auch nicht gegen irgendeinen ihrer Brüder.“

Die Rede war hier von buchstäblichen und symbolischen Waffen der Auflehnung. Gemeint waren ihre Schwerter und andere Waffen, aber auch ihr Ungehorsam gegenüber Gott und seinen Geboten.

Der König dieser bekehrten Lamaniten beschrieb es so: „Und nun siehe, meine Brüder, [wir konnten] nicht mehr tun …, als umzukehren von all unseren Sünden und den vielen Morden, die wir begangen haben, und Gott zu bewegen, dass er sie uns aus dem Herzen wegnimmt, denn das war alles, was wir tun konnten, um vor Gott genügend umzukehren, dass er unseren Makel wegnimmt.“

Beachten Sie, was der König hier sagt: Nicht allein ihre aufrichtige Umkehr hatte zur Vergebung ihrer Sünden geführt; Gott nahm ihnen auch den Makel dieser Sünden und sogar den Wunsch zu sündigen aus dem Herzen. Wie Sie wissen, begruben sie lieber ihre Schwerter als irgendwie Gefahr zu laufen, zu ihrem vorherigen Zustand der Auflehnung gegen Gott zurückzukehren. Mit gewandeltem Herzen begruben sie ihre Waffen und zugleich auch ihre Neigung zu sündigen.

Wir fragen uns vielleicht, wie wir diesem Muster folgen und „die Waffen [unserer] Auflehnung“ niederlegen können, worin sie auch bestehen mögen, und uns in einer Weise zum Herrn bekehren können, dass uns der Makel der Sünde und der Wunsch zu sündigen aus dem Herzen genommen werden und wir niemals abfallen.

Auflehnung kann aktiv oder passiv sein. Das klassische Beispiel bewusster Auflehnung ist Luzifer, der sich in der vorirdischen Welt dem Erlösungsplan des Vaters entgegenstellte und auch andere dazu anstiftete, „und an jenem Tag folgten ihm viele nach“. Die Auswirkungen seiner fortdauernden Auflehnung sind in unserer Zeit leicht auszumachen.

Die drei gottlosen Antichristen im Buch Mormon – Scherem, Nehor und Korihor – sind klassische Fallbeispiele für aktive Auflehnung gegen Gott. Im Kern lautete die These Nehors und Korihors, es gäbe keine Sünde, daher sei Umkehr nicht notwendig, und es gäbe keinen Erretter. „Jeder Mensch [gedeihe], wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche; und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen.“ Der Antichrist weist religiöse Vollmacht zurück und bezeichnet heilige Handlungen und Bündnisse als Verrichtungen, „die von Priestern vor alters festgelegt worden sind, um sich Macht und Gewalt … anzueignen“.

William W.<nb/>Phelps

Ein neuzeitliches Beispiel bewusster Auflehnung mit einem glücklicheren Ausgang ist die Geschichte von William W. Phelps. Phelps schloss sich 1831 der Kirche an und wurde zum Drucker der Kirche ernannt. Er gab eine Reihe von frühen Veröffentlichungen der Kirche heraus, schrieb zahlreiche Kirchenlieder und diente Joseph Smith als Schreiber. Leider wendete er sich gegen die Kirche und den Propheten und ging sogar so weit, vor einem Gericht in Missouri gegen Joseph Smith eine Falschaussage zu machen, was dort zur Inhaftierung des Propheten beitrug.

Später schrieb Phelps an Joseph und bat ihn um Vergebung. „Ich kenne meine Lage, du kennst sie, und Gott kennt sie, … und ich will errettet werden, wenn meine Freunde mir helfen wollen.“

In seiner Antwort schrieb der Prophet: „Es ist richtig, wir haben infolge deines Verhaltens viel zu leiden gehabt. … Immerhin, der Kelch ist geleert, der Wille unseres Vaters im Himmel ist geschehen, und wir sind noch immer am Leben. … Komm, lieber Bruder, her zu mir, der Krieg ist nun zu Ende[;] wir reichen uns, der Freund dem Freund, wie ehedem die Hände.“

Durch aufrichtige Umkehr begrub William Phelps seine Waffen der Auflehnung, wurde erneut vollständig in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen und sollte nie wieder abfallen.

Die wahrscheinlich subtilere Form der Auflehnung gegen Gott ist jedoch die passive – nämlich seinen Willen für uns zu ignorieren. Viele, die aktive Auflehnung nie in Erwägung ziehen würden, stellen sich dennoch dem Willen und Wort Gottes entgegen. Sie verfolgen ihren eigenen Weg und beachten göttliche Weisung nicht. Ich muss da an das Lied denken, das vor Jahren durch den Sänger Frank Sinatra berühmt wurde und in der Textzeile gipfelt: „I did it my way“, also „Ich habʼs auf meine Art gemacht“. Wir haben sicherlich eine Menge Spielraum für persönliche Vorlieben und individuelle Entscheidungen, aber wenn es um Angelegenheiten der Errettung und des ewigen Lebens geht, sollte unser Titellied „I did it Godʼs way“ lauten, also „Ich habʼs auf Gottes Art gemacht“. Denn einen anderen Weg gibt es einfach nicht.

Betrachten wir doch einmal das Beispiel, das der Erretter uns im Hinblick auf die Taufe gegeben hat. Er ließ sich taufen, um seine Treue gegenüber dem Vater unter Beweis zu stellen und um uns ein Beispiel zu geben:

„Er [zeigt] den Menschenkindern, dass er sich gemäß dem Fleische vor dem Vater demütigt und dem Vater bezeugt, dass er ihm im Halten seiner Gebote gehorsam sein will. …

Und er hat zu den Menschenkindern gesagt: Folge mir nach. Darum, meine geliebten Brüder, können wir Jesus nachfolgen, wenn wir nicht willens sind, die Gebote des Vaters zu halten?“

Es gibt kein „my way“, wenn wir dem Beispiel Christi folgen wollen. Einen anderen Weg in den Himmel finden zu wollen, ist ebenso vergeblich, wie beim Turmbau zu Babel mitzuarbeiten, anstatt auf Christus und seine Errettung zu blicken.

Die Schwerter und anderen Waffen, die die bekehrten Lamaniten begruben, waren Waffen der Auflehnung aufgrund dessen, wie sie sie verwendet hatten. Bei Waffen ebendieser Art in den Händen ihrer Söhne, die sie zur Verteidigung ihrer Familien und ihrer Freiheit einsetzten, handelte es sich ganz und gar nicht um Waffen der Auflehnung gegen Gott. Dasselbe galt für solche Waffen in den Händen der Nephiten: „Sie kämpften nicht um Monarchie oder Macht, sondern sie kämpften um ihre Häuser und ihre Freiheitsrechte, um ihre Frauen und ihre Kinder, um ihr alles, ja, um die Gebräuche ihrer Gottesverehrung und um ihre Kirche.“

Ebenso gibt es in unserem Leben manches, was neutral oder sogar von Natur aus gut ist, aber bei falscher Verwendung wird daraus eine Waffe der Auflehnung. Beispielsweise können unsere Worte aufbauen oder erniedrigen. Jakobus hat gesagt:

„Doch die Zunge kann [offenbar] kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift.

Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen sind.

Aus ein und demselben Mund kommen Segen und Fluch. Meine Brüder und Schwestern, so darf es nicht sein.“

Heutzutage sind viele Äußerungen – öffentlich wie privat – von Böswilligkeit und Gemeinheit geprägt. Viele Gespräche sind vulgär und profan, sogar unter Jugendlichen. Äußerungen dieser Art sind Waffen der Auflehnung gegen Gott, „voll von tödlichem Gift“.

Ein anderes Beispiel von etwas, was im Grunde gut ist, aber womit man sich gegen göttliche Weisungen stellen könnte, ist beruflicher Ehrgeiz. Man kann in einem Beruf, in einer Aufgabe oder im Dienen echte Zufriedenheit finden, und alle von uns haben schon Nutzen aus dem gezogen, was hingebungsvolle und talentierte Menschen in vielen Fachgebieten erreicht oder geschaffen haben.

Dennoch kann solche Hingabe an die Karriere zum vorrangigen Fokus werden. Dann wird alles andere zweitrangig, so auch jegliche Zeit und Talente, die der Erretter in Anspruch nehmen möchte. Wenn Männer und auch Frauen nur um der Karriere willen eine ernstzunehmende Gelegenheit zu heiraten ausschlagen, nicht an ihrem Ehepartner festhalten oder ihn nicht unterstützen, ihre Kinder nicht umsorgen oder gar bewusst auf den Segen und die Aufgabe, Kinder großzuziehen, verzichten, kann aus lobenswerten Leistungen eine Art der Auflehnung werden.

Ein weiteres Beispiel betrifft unseren Körper. Paulus weist uns darauf hin, dass wir Gott in unserem Leib und Geist verherrlichen sollen und dass dieser Leib „ein Tempel des Heiligen Geistes ist, … den ihr von Gott habt[.] Ihr gehört nicht euch selbst“. Daher haben wir ein berechtigtes Interesse daran, uns Zeit dafür zu nehmen, dass wir uns so gut wir können um unseren Körper kümmern. Wenige von uns werden solche Höchstleistungen erreichen wie die Erfolge der Athleten bei den Olympischen und Paralympischen Spielen vor kurzem. Einige von uns verspüren die Auswirkungen des Älterwerdens oder wie Präsident M. Russell Ballard es nannte: „Die Scharniere knarren schon.“

Dennoch glaube ich, dass es unserem Schöpfer gefällt, wenn wir uns bestmöglich um sein wunderbares Geschenk, unseren Körper, kümmern. Es wäre ein Zeichen der Auflehnung, wenn man seinen Körper verunstaltet oder beschmutzt, ihn missbraucht oder sich nicht nach besten Kräften um eine gesunde Lebensweise bemüht. Zugleich können Eitelkeit und die übermäßige Ausrichtung allein auf Figur, Aussehen oder Kleidung eine Art der Auflehnung und das andere Extrem darstellen und dazu führen, dass man Gottes Geschenk verehrt anstatt Gott.

Schlussendlich bedeutet, unsere Waffen der Auflehnung zu begraben, schlicht, den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachzugeben, den natürlichen Menschen abzulegen und durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger zu werden. Es bedeutet, das erste Gebot an erste Stelle zu setzen. Es bedeutet, Gott siegen zu lassen. Wenn unsere Liebe zu Gott und unsere Entschlossenheit, ihm mit aller Macht, ganzem Sinn und aller Kraft zu dienen, zum Prüfstein werden, anhand dessen wir alles beurteilen und all unsere Entscheidungen treffen, dann haben wir unsere Waffen der Auflehnung begraben. Durch die Gnade Christi vergibt Gott uns unsere Sünden und unsere Auflehnung aus der Vergangenheit und nimmt den Makel der Sünde und Auflehnung aus unserem Herzen. Mit der Zeit nimmt er uns sogar jeglichen Wunsch nach Bösem wie einst bei den bekehrten Lamaniten. Danach werden auch wir niemals abfallen.

Wenn wir unsere Waffen der Auflehnung begraben, führt das zu einzigartiger Freude. Mit allen, die sich jemals zum Herrn bekehrt haben, werden wir dazu gebracht, das Lied der erlösenden Liebe zu singen. Unser Vater im Himmel und sein Sohn, unser Erlöser, haben bekräftigt, dass sie sich unaufhörlich unserem höchsten Glück verschrieben haben, und zwar durch tiefste Liebe und Opferbereitschaft. Wir erfahren ihre Liebe täglich. Sicher können wir sie mit unserer eigenen Liebe und Treue erwidern. Mögen wir jegliche Auflehnung gegen Gott tief – sehr tief – begraben und sie durch ein williges Herz und einen willigen Sinn ersetzen. Im Namen Jesu Christi. Amen.