Kraft im Ringen des Lebens
Der Herr kann uns wissen lassen, dass er uns nahe ist und uns in unseren finstersten Stunden führt.
Das Leben ist nicht immer leicht, aber leben zu dürfen ist doch ein unbeschreiblicher Segen. Wir alle haben manchmal zu ringen, und wir leiden dabei und empfinden Schmerz. So mancher leidet im Ringen mit eigenen Problemen und ein anderer leidet, weil er einen lieben Menschen leiden sieht.
Wir müssen, um in solchen Zeiten des Ringens Kraft zu finden, die Grundsätze des Erlösungsplans aus dem rechten Blickwinkel verstehen lernen. Uns muss bewusst sein, dass wir einen Erretter haben, dass wir ihm vertrauen und uns an ihn wenden können, wenn wir ihn brauchen. Zudem müssen wir jene Grundsätze verstehen lernen und befolgen, die der Herr vorgesehen hat, damit der Mensch in den Kämpfen des Lebens Kraft empfängt.
aus dem rechten Blickwinkel
Hier auf der Erde sollen wir uns bewähren und uns darauf vorbereiten, in die Gegenwart des Herrn zurückzukehren. Der Herr hat gesagt: „Wir wollen sie hierdurch prüfen und sehen, ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet.“(Abraham 3:25.)
Der Herr hat auch erklärt, warum wir während des Erdenlebens geprüft werden müssen: „Mein Volk muss in allem geprüft werden, damit es vorbereitet werde, die Herrlichkeit zu empfangen, die ich für es habe.“ (LuB 136:31.)
Zum Erlösungsplan gehört auch, „dass es in allem einen Gegensatz gibt“ (2 Nephi 2:11). Zu unserer Bewährungszeit gehört, dass wir frei zwischen diesen Gegensätzen wählen dürfen (siehe 2 Nephi 2:27; LuB 29:35). Im Vorherdasein kannten wir den Erlösungsplan und die Grundsätze „Gegensatz“ und „Entscheidungsfreiheit“ und wir entschieden uns dafür. Wir wussten, wir würde einiges erleben, womit wir zu ringen und worunter wir gelegentlich auch zu leiden haben würden.
Wir müssen selbst Entscheidungen treffen und ringen damit. Oder wir ringen damit, mit den Entscheidungen anderer und deren Folgen für uns leben zu können. Wir können nicht immer auf das Einfluss nehmen, was uns zustößt, aber wir können unsere Reaktion darauf steuern. Wir ringen etwa mit Problemen, wir ringen mit dem Druck, dem wir ausgesetzt sind, und wir leiden darun-ter. Oder wir ringen mit Versuchungen, Prüfungen und Bedrängnissen.
Doch unser Ringen gehört mit zum Vorgang der Heiligung. Wer so weit geheiligt werden will, dass er in der Gegenwart des Erretters leben kann, muss einen Weg gehen, der weder einfach ist noch Trägheit zulässt. In der Bürde, die wir zu tragen haben, können auch Segnungen enthalten sein. Aufgrund unseres Ringens werden wir Christus ähnlicher.
Auch wenn wir vieles durchmachen, was weh tut, was uns leiden und traurig sein lässt, wird uns uneingeschränkt zugesichert: „Jeder Schmerz, den der Mensch auf Erden erleidet, wird vergolten werden, wenn er nur fügsam erduldet und geduldig ertragen wird.“( The Teachings of Spencer W. Kimball, Hg. Edward L. Kimball [1982], Seite 168.)
Der Erretter gab dem Propheten Joseph Smith (1805– 1844) Rat und Trost, als er im Gefängnis zu Liberty eingekerkert war. Er legte dar, welchen Nutzen und welche Segnungen wir empfangen, wenn wir unsere Bürde gut ertragen: „Alles [dies wird] dir Erfahrungen bringen und dir zum Guten dienen.“ (LuB 122:7.) Der Erretter fügte hinzu:
„Mein Sohn, Frieden deiner Seele! Dein Ungemach und deine Bedrängnisse sollen nur einen kleinen Augenblick dauern,
und dann, wenn du sie gut bestehst, wird Gott dich hoch erhöhen; du wirst über alle deine Feinde triumphieren.“ (LuB 121:7,8.)
Im Lebenskampf reagiert jeder anders. Der eine lässt sich entmutigen und von der Bürde, die ihm auferlegt wurde, zu Boden drücken. Der andere sucht die Schuld für seine Schwierigkeiten und für sein Versagen bei den anderen und weigert sich, den Rat des Herrn zu befolgen. Es entspricht einer natürlichen Neigung, dass man sich einen leichten Weg suchen will oder sich angesichts der Probleme im Leben entmutigen lässt, zu zweifeln beginnt oder sogar depressiv wird.
Elder Neal A. Maxwell hat als Assistent der Zwölf einmal darüber gesprochen, wie unterschiedlich die Menschen auf Schwierigkeiten reagieren: „Der Wind der Bedrängnis, der bei dem einen die Flamme der Verpflichtung auslöscht, entfacht bei dem anderen geradezu ein Feuer des Glaubens.“ („Why Not Now?“, Ensign, November 1974, Seite 12.)
Wenn wir uns an die offenbarten ewigen Grundsätze halten, empfangen wir Kraft bei unserem Ringen. Wir haben Bürden zu tragen und mit Schwierigkeiten zu kämpfen und Hindernisse zu überwinden, aber wir werden dabei gesegnet. Um die notwendige Kraft erlangen zu können, müssen wir den Erretter kennen lernen und seinen Rat befolgen.
Ein Persönlicher Erretter
Der Erretter hat uns wissen lassen, dass er jeden von uns persönlich kennt, dass er weiß, was wir brauchen, und dass er da ist, wenn wir ihn brauchen. Er sagt: „Meine Augen ruhen auf euch. Ich bin mitten unter euch, und ihr könnt mich nicht sehen.“ (LuB 38:7.) Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Erretter ist mitten unter uns – manchmal persönlich, oft durch seine Diener und immer durch seinen Geist.“ ( The Lord’s Way [1991], Seite 14.)
Der Erretter weiß alles, ob es nun vergangen, gegenwärtig oder zukünftig ist. Jakob lehrt: „Denn er weiß alles – es gibt nichts, was er nicht weiß.“ (2 Nephi 9:20.) Er weiß, was wir nötig haben, und zwar schon ehe wir ihn darum bitten (siehe 3 Nephi 13:8).
Er kennt auch unsere Gedanken und Herzensabsichten, und er sieht tief ins innerste Wesen unseres ewigen Geistes (siehe Alma 18:32). Er sagt: „Ich weiß sehr gut, was ihr im Sinn hattet.“ (Ezechiel 11:5.)
Er kennt die Versuchungen, denen wir ausgesetzt sind. Er wurde weit über das hinaus versucht, was uns an Versuchungen jemals widerfahren könnte. In den heiligen Schriften steht: „Er litt Versuchungen, schenkte ihnen aber keine Beachtung.“ (LuB 20:22.) Er möchte uns jederzeit aus der Versuchung befreien. Paulus schreibt: „Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.“ (Hebräer 2:18.) Und Petrus sagt: „Der Herr kann die Frommen aus der Prüfung retten.“ (2 Petrus 2:9.)
Der Erretter „weiß, dass der Mensch schwach ist“ (LuB 62:1). Und dennoch liebt er uns – trotz unserer Schwäche – auf ganz unbegreifliche Weise und lässt uns Hoffnung zuteil werden: „Ich gebe den Menschen Schwäche, damit sie demütig seien; und meine Gnade ist ausreichend für alle Menschen, die sich vor mir demütigen; denn wenn sie sich vor mir demütigen und Glauben an mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark werden lassen.“ (Ether 12:27.)
Der Erretter kennt nicht nur alle unsere Gedanken und Absichten, unsere Versuchungen und Schwächen, sondern er weiß auch alles, was wir tun. Er hat gesagt: „Siehe, meine Augen sehen und kennen alle ihre Werke.“ (LuB 121:24; siehe auch 2 Nephi 27:27.) „Ich kenne deine Werke, deine Liebe und deinen Glauben, dein Dienen und Ausharren.“ (Offenbarung 2:19.)
Der Herr ist stets bereit, uns bei unseren Schwierigkeiten zu helfen:
„Naht euch mir, und ich werde mich euch nahen; sucht mich eifrig, dann werdet ihr mich finden; bittet, und ihr werdet empfangen, klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
Was auch immer ihr den Vater in meinem Namen bittet, das wird euch gegeben werden, sofern es für euch ratsam ist.“ (LuB 88:63,64.)
Der Herr möchte uns in den schweren, leidvollen Zeiten unseres Lebens trösten und beraten. Jakob hat gesagt: „Blickt mit festem Sinn auf Gott, und betet zu ihm mit überaus großem Glauben, dann wird er euch in euren Bedrängnissen trösten.“ (Jakob 3:1.)
Der Herr macht unseren Sinn hoffnungsvoll und vermittelt uns das tröstliche, zuversichtliche Gefühl, dass wir das bewältigen können, was sich uns entgegenstellt. Er hat uns gezeigt, wie man in schweren Zeiten Kraft bekommt. Hören wir auf seine Worte des Rates und des Trostes: „Fürchtet euch nicht, kleine Kinder, denn ihr seid mein, und ich habe die Welt überwunden, … und keiner von denen, die mein Vater mir gegeben hat, wird verloren gehen.“ (LuB 50:41,42.)
Und liebevoll versichert er uns, dass er uns nahe ist und dass er uns in unseren finstersten Stunden führt. Wenn wir uns schwach fühlen, gibt seine Stärke uns bei unserem Ringen Kraft. „Darum bin ich mitten unter euch, und ich bin der Gute Hirte und der Stein Israels. Wer auf diesen Felsen baut, wird nie stürzen.“ (LuB 50:44.)
In seiner unendlichen Liebe ruft er den Vater um Vergebung unserer Sünden an und spricht uns Mut zu: „Hebt das Herz empor und seid froh. Denn ich bin mitten unter euch und bin euer Fürsprecher beim Vater.“ (LuB 29:5; siehe auch LuB 45:3; 62:1; 110:4.)
Wer mit der Sünde ringt, sollte bedenken, wie gern Christus uns vergeben möchte, wenn wir nur wahrhaftig umkehren. Allzu oft vergessen wir, dass er ein liebevoller, ein mitfühlender und barmherziger Gott ist. Manch einer glaubt vielleicht, es gäbe keine Hoffnung mehr, weil er, der Mensch, schon so oft versagt hat. Doch der Herr sagt uns, dass es für jeden Sünder große Hoffnung gibt, wenn er nur wahrhaftig umkehrt:
„Und wenn er seine Sünden bekennt vor dir und mir und in der Aufrichtigkeit seines Herzens umkehrt, dann sollt ihr ihm vergeben, und ich will ihm auch vergeben.
Ja, und sooft mein Volk umkehrt, will ich ihnen ihre Verfehlungen gegen mich vergeben.“ (Mosia 26:29,30.)
Wir müssen uns so an den Herrn wenden wie damals Enos, der sagte: „Und meine Seele hungerte, und ich kniete vor meinem Schöpfer nieder und schrie zu ihm in machtvollem Gebet und voll Flehen für meine Seele; und den ganzen Tag lang schrie ich zu ihm; ja, und als die Nacht kam, ließ ich meine Stimme noch immer laut erschallen, so dass sie den Himmel erreichte.“ (Enos 1:4.)
Vielleicht muss man so intensiv um Vergebung für gewisse Sünden beten. Schwere Sünden müssen dem Bischof, dem allgemeinen Richter in Israel, bekannt werden.
Wenn man wahrhaftig umkehrt und Vergebung seiner Sünden empfängt, geht dies mit einem Gefühl des Friedens, der Hoffnung, der Freude und mit einem reinen Gewissen einher (siehe Mosia 4:3). Alma beschreibt diese Empfindungen folgendermaßen:
Ich „konnte … nicht mehr an meine Qualen denken; ja, ich wurde durch die Erinnerung an meine Sünden nicht mehr zerrissen.
Und o welche Freude, und welch wunderbares Licht sah ich! Ja, meine Seele war von Freude erfüllt, die ebenso übergroß war wie meine Qual.“ (Alma 36:19,20.)
Mormon hat erklärt, was geschieht, wenn wir Vergebung unserer Sünden empfangen: „Und die Sündenvergebung bringt Sanftmut und Herzensdemut; und auf Sanftmut und Herzensdemut hin kommt der Besuch des Heiligen Geistes, und dieser Tröster erfüllt mit Hoffnung und vollkommener Liebe, und die Liebe harrt durch Eifer im Gebet aus, bis das Ende kommt.“ (Moroni 8:26.)
Die Kraft, Sich Zu Ändern
Wenn uns der Herr helfen soll, aus unserem Ringen gestärkt hervorzugehen, müssen wir tun, was er uns sagt. Dazu gehört beispielsweise, dass wir uns an ihn wenden und dass wir gewisse Evangeliumsgrundsätze befolgen.
Gottvertrauen. Wer Gott vertraut, legt Demut und Fügsamkeit an den Tag und ist bereit, sich auf Gott und auf den von ihm offenbarten Rat zu verlassen. Der Herr sagt: „Seht in jedem Gedanken zu mir her; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht!“ (LuB 6:36.) Wir werden gestärkt, wenn wir bestrebt sind, seinen Willen zu tun und nicht unseren eigenen, denn er sagt uns liebevoll: „Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.“ (LuB 112:10.) Er ist der Weg und nur durch ihn können wir es schaffen.
Seinen Rat befolgen. Große Stärke wird dem zuteil, der den Rat des Herrn befolgt. Jakob hat gesagt: „Trachtet nicht, dem Herrn Rat zu erteilen, sondern, Rat aus seiner Hand anzunehmen.“ (Jakob 4:10.) Und Alma sagt: „Berate dich mit dem Herrn in allem, was du tust, und er wird dich zum Guten lenken.“ (Alma 37:37.)
Der Herr erteilt uns als Antwort auf unsere Gebete Rat. Er erteilt uns auch Rat, während wir in den heiligen Schriften nach Antworten auf unsere Anliegen suchen. Nephi schreibt: „Weidet euch an den Worten von Christus; denn siehe, die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.“ (2 Nephi 32:3.)
Der Herr erteilt auch durch seine erwählten Diener Rat (siehe LuB 1:38). Auch durch unsere Lieben kann uns inspirierter Rat zuteil wer- den. Wer gerade etwas Schweres durchmacht, sieht und denkt nicht immer klar. Deshalb sollten wir Rat annehmen.
Es erfordert Mut, den uns gegebenen Rat dann auch zu befolgen. Der Herr weist uns warnend darauf hin, dass wir, sofern wir meinen, wir stünden über dem Rat des Herrn und dem seiner Diener und derjenigen, die uns lieben, „fallen [müssen] und die Vergeltung eines gerechten Gottes auf [uns] ziehen“ (LuB 3:4).
Über seine Verheißungen nachsinnen. In den heiligen Schriften gibt es viele machtvolle Verheißungen für diejenigen, die Gottes Rat befolgen. Sinnen wir darüber nach und entwickeln wir Glauben und Gottvertrauen. Seine Verheißungen sind verlässlich.
König Limhi lässt uns wissen, dass uns große Kraft verheißen wird: „Wenn ihr euch mit voller Herzensabsicht zum Herrn wendet und euer Vertrauen in ihn setzt und ihm mit allem Eifer eures Sinnes dient – wenn ihr dies tut, wird er euch aus der Knechtschaft befreien, wie er will und wie es ihm gefällt.“ (Mosia 7:33.)
Der Erretter gibt uns weitere wunderbare Verheißungen, die uns im Lebenskampf stärken können:
„Darum seid guten Mutes und fürchtet euch nicht, denn ich, der Herr, bin mit euch und werde euch beistehen.“ (LuB 68:6.)
„Und wenn ihr demütig und glaubenstreu seid und meinen Namen anruft, siehe, dann werde ich euch den Sieg schenken.
Ich gebe euch die Verheißung, dass ihr für diesmal aus eurer Knechtschaft befreit werden sollt.“ (LuB 104:82,83.)
Der Herr hat noch weitere machtvolle Grundsätze offenbart, die uns helfen können, innere Stärke zu erlangen. Wenn wir diese Grundsätze anwenden, werden wir mit Macht und innerem Frieden gesegnet.
Die Verantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen. Wenn wir uns ändern wollen, besteht ein erster wichtiger Schritt darin, dass wir uns eingestehen, dass wir selbst für unsere Entscheidungen und deren Folgen verantwortlich sind, und dass wir diese Verantwortung auch übernehmen. Der Herr hat gesagt: „Weil du deine Schwäche eingesehen hast, sollst du stark gemacht werden.“ (Ether 12:37; siehe auch LuB 135:5.) Im großen Plan des Herrn ist festgelegt, „dass jedermann … gemäß der sittlichen Selbständigkeit handeln kann, die ich ihm gegeben habe, damit jedermann am Tag des Gerichts für seine Sünden selbst verantwortlich sei.“ (LuB 101:78.)
Solange wir die Schuld auf jemand anders oder auf die Umstände schieben, können wir niemals die Stärke erlangen, die wir brauchen, um uns zu ändern. Manche Menschen neigen dazu, immer Ausflüchte oder Entschuldigungen zu suchen. Damit machen wir uns nur etwas vor. Wir wollen unseren Schuldgefühlen entkommen und zumindest für eine Weile dem Gefühl entfliehen können, dass wir unfähig sind, angemessene Entscheidungen zu treffen. Dadurch wird unser Charakter aber bloß geschwächt und unser Leidensdruck verlängert.
Den Glauben nähren. Der Glaube gibt uns die Kraft zu den notwendigen Kurskorrekturen im Leben (siehe 2 Nephi 1:10). Ohne Glauben können wir uns nicht ändern und auch nicht von unseren Schwächen geheilt werden (siehe 3 Nephi 17:8). Ohne völligen Glauben können unsere Schwächen nie zu Stärken werden. Wir brauchen Glauben, wenn wir Antwort auf unsere Gebete empfangen wollen (siehe LuB 10:47). Moroni hat gesagt: „Siehe, ich sage euch: Wer an Christus glaubt und nicht zweifelt, dem wird das, was er vom Vater im Namen Christi erbittet, gewährt werden.“ (Mormon 9:21.)
Wir dürfen nie die Macht des Herrn unterschätzen, selbst wenn wir das Gefühl haben, wir seien machtlos. Nephi ruft uns die unendliche Macht des Herrn mit folgenden Worten in Erinnerung: „Ja, und wie kommt es, dass ihr vergessen habt, dass der Herr nach seinem Willen für die Menschenkinder alles tun kann, wenn sie nur fest an ihn glauben? Darum lasst uns ihm treu sein.“ (1 Nephi 7:12.)
Er ist in der Tat ein Gott der Wundertaten (siehe 2 Nephi 27:23). Moroni spricht die folgende Warnung aus: „Denn wenn es unter den Menschenkindern keinen Glauben gibt, kann Gott keine Wundertaten unter ihnen wirken.“ (Ether 12:12.) Und der Herr legt uns ans Herz: „Denke daran: Ohne Glauben kannst du nichts tun.“ (LuB 8:10.)
Rechtschaffene Wünsche entwickeln. Der Grund, weshalb sich jemand ändern will, liegt immer in seinen Herzenswünschen begründet. Ohne den tiefen, gottgegebenen Wunsch nach Umkehr gibt es auch keine Herzenswandlung. Alma hat diesen Grundsatz der Macht in die folgenden Worte gekleidet: „Ich weiß, dass er den Menschen gemäß ihrem Wunsch gewährt.“ (Alma 29:4.)
Eine tiefere Selbstverpflichtung entwickeln. Ohne Selbstverpflichtung flachen unsere gute Wünsche immer mehr ab und verschwinden schließlich ganz. Wenn wir uns selbst verpflichten, verleiht uns das Kraft und Macht, die entsprechenden gewünschten Veränderungen vorzunehmen. In unserer Selbstverpflichtung sollen wir Nephi gleichen, der einen schwierigen Auftrag mit christusähnlicher Einsatzbereitschaft übernommen hat: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, wie sie das vollbringen können, was er ihnen geboten hat.“ (1 Nephi 3:7; siehe auch 1 Nephi 3:15.)
Fasten und beten. Der Herr hat uns geboten, „von dieser Zeit an in Beten und Fasten zu beharren“ (LuB 88:76). Wer ringt und dabei für sich und sein geistiges Wohlergehen fastet und betet, empfängt große Macht.
Wir sollen für einen bestimmten Zweck fasten – gebeterfüllt und „das Auge nur auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet“ (LuB 4:5). Dabei müssen wir uns bemühen, uns selbst zu beherrschen, reine Gedanken zu haben und über Geistiges nachzusinnen. Während wir fasten, können wir auch in der Schrift studieren und daraus Kraft schöpfen. Bei der Suche nach Lösungen für unsere Probleme müssen wir für die Eingebungen des Geistes empfänglich werden.
Wir müssen den Herrn gebeterfüllt um Kraft und Befreiung aus der Knechtschaft unserer Gewohnheiten anflehen (siehe Alma 58:10; Jakob 3:1). Wir müssen darum beten, dass wir die Kraft haben, Versuchungen zu widerstehen. Der Herr weist uns warnend darauf hin und gibt uns folgenden Rat: „Bete immer, damit du nicht in Versuchung gerätst und deines Lohnes verlustig gehst“ (LuB 31:12; siehe auch LuB 61:39; 10:5). Wir sollen um Vergebung beten und dem himmlischen Vater unsere Liebe und unseren Dank ausdrücken.
Wer aufrichtig umkehrt, betet und fastet, dem wird Vergebung zuteil. Die Früchte des Geistes empfinden wir als Freude (siehe LuB 59:13). Wir können geheiligt werden (siehe Helaman 3:35) und das ewige Leben ererben (siehe Omni 1:26).
Fasten und Beten hilft uns, unsere Gedanken, Gefühle, Leidenschaften und Triebe zu beherrschen. Diese alle können wir – ebenso wie unseren Körper – unserem Geist unterwerfen. Dann sind wir geistig gesinnt, haben Kraft und Demut und erlangen ein stärkeres Zeugnis. Wir erhalten Antworten auf unsere Gebete und verspüren Frieden und Trost. Wir erfreuen uns an der Gemeinschaft mit dem Geist. Wir verspüren größere Liebe. Negative Gefühle verschwinden aus dem Herzen. Wir haben mehr Kraft, Versuchungen zu widerstehen und Schwächen zu überwinden. Wir sind frei von unnötiger Besorgnis. Unser Glaube und unsere Hoffnung nehmen zu. Zweifel und Entmutigung schwinden.
Einen Priestertumssegen ins Auge fassen. Wenn wir Schweres durchmachen, können wir uns einen Priestertumssegen geben lassen. Damit dieser Segen allerdings auch in Erfüllung geht, müssen wir demütig und belehrbar sein. Wir müssen unseren Willen bereitwillig dem Willen des Herrn, wie er uns im Segen kundgetan wird, unterwerfen. Solch ein Segen kann eine wunderbare Quelle göttlichen Rates sein. Unser Sinn kann erleuchtet werden, unsere Einsicht und unser Wissen können sich beleben. Der Herr hat im Hinblick auf das, was die Priestertumsträger bei einem Segen sagen, eine machtvolle Verheißung gegeben: „Und was sie, bewegt vom Heiligen Geist, reden werden, … soll der Wille des Herrn sein, soll der Sinn des Herrn sein, soll das Wort des Herrn sein, soll die Stimme des Herrn und die Kraft Gottes zur Errettung sein.“ (LuB 68:4.)
Wir müssen völligen Glauben an und absolutes Vertrauen in das haben, was uns gesagt wird. Wir müssen den Mut haben, den göttlichen Rat zu befolgen. Dann empfangen wir zusätzliche Macht, um unsere Kämpfe erfolgreich zu bestehen.
Über unseren Patriarchalischen Segen nachsinnen: Auch aus unserem Patriarchalischen Segen können wir in Augenblicken des Ringens zusätzliche Kraft schöpfen. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat über den Erretter gesagt: „Er kennt schon im Voraus jede Strategie, die der Feind gegen uns … einsetzt. Er kennt unsere Schwächen und er kennt unsere Stärken. Durch persönliche Offenbarung können wir, sofern wir uns gründlich und gebeterfüllt mit unserem Patriarchalischen Segen befassen, einige dieser Stärken herausfinden.“ ( The Teachings of Ezra Taft Benson [1988], Seite 214; siehe auch Der Stern, Februar 1989, Seite 3.)
Präsident James E. Faust hat als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel gesagt: „Unser [Patriarchalischer] Segen kann uns Mut zusprechen, wenn wir entmutigt sind; er kann uns Kraft verleihen, wenn wir furchtsam sind, und uns trösten, wenn wir traurig sind. Er kann uns Mut einflößen, wenn wir Angst haben, und uns erheben, wenn wir geistig schwach sind.“ („Patriarchal Blessings“, New Era, November 1982, Seite 6.)
Abschliessender Rat
Wenn wir mit Sünde zu ringen haben, bedenken wir doch, was Alma so flehentlich ausruft:
„Und nun, meine Brüder, ich wünschte aus dem Innersten meines Herzens, ja, mit großer Besorgnis, ja, sogar Schmerz, ihr würdet auf meine Worte hören und eure Sünden von euch stoßen und den Tag eurer Umkehr nicht aufschieben,
sondern ihr würdet euch vor dem Herrn demütigen und seinen heiligen Namen anrufen und ständig wachen und beten, damit ihr nicht versucht werdet über das hinaus, was ihr ertragen könnt; und dass ihr so durch den Heiligen Geist geführt werdet und demütig, sanftmütig, fügsam, geduldig, liebevoll und durchaus langmütig werdet,
indem ihr festen Glauben an den Herrn habt, indem ihr die Hoffnung habt, dass ihr ewiges Leben empfangt, indem ihr die Gottesliebe immer im Herzen habt.“ (Alma 13:27–29.)
Für den, der mit Problemen kämpft, die keine Folge von Sünde sind, sind die folgenden Worte des Erretters ein guter Rat: „Forscht eifrig, betet immerdar, und seid gläubig, dann wird sich alles für euch zum Guten auswirken, wenn ihr untadelig wandelt und des Bundes eingedenk seid, den ihr miteinander geschlossen habt.“ (LuB 90:24.)
Jeder Rat aus den heiligen Schriften, jeder Rat der führenden Brüder ist ein Wort der Hoffnung und spiegelt die Liebe wider, die der Erretter uns entgegenbringt. Er wünscht sich ja, dass wir es schaffen. Wenn wir Schweres durchmachen, gibt es gar keine andere Möglichkeit, Kraft zu bekommen. Wer seinen Rat befolgt, wird bei seinem Ringen unendlich viel Kraft finden.