Weiter, immer weiter
Auch wenn David Eves auf Räder angewiesen ist, arbeitet er zielstrebig an der Verwirklichung seiner Träume. Und er erfüllt sogar eine Mission.
Als David Eves am 20. September 1997 mit Freunden in Süd-Utah in einem Geländewagen unterwegs war, musste er erfahren, dass das Leben mit einem Schlag ganz anders aussehen kann.
„Wir fuhren über sehr unebenes Gelände und verrissen plötzlich das Fahrzeug“, erzählt David. „Ich weiß noch, dass ich hinausgeschleudert wurde und die Besinnung verlor. Als ich wieder zu mir kam, hatte ich heftige Schmerzen. Meine Freunde beugten sich über mich und ich sagte ihnen, dass ich kein Gefühl in den Beinen hätte. Und da wusste ich, dass mein Leben nie mehr so sein würde wie früher.“
David wurde in ein Krankenhaus in Salt Lake City geflogen, wo er sich einer achtstündigen Operation unterziehen musste. Drei Monate rang er um sein Leben.
David gehört zur Gemeinde La Verkin 2 im Pfahl La Verkin in Utah. Er war immer sportlich gewesen. Doch nun stand er vor ganz anderen Herausforderungen. Er konnte weder Nahrung bei sich behalten noch sprechen und er litt starke Schmerzen. In nur zwei Monaten nahm er von 78 auf 45 kg ab.
Die Tage und Nächte waren lang und an der Grenze des Erträglichen. „Ich wollte ohne Schmerzmittel auskommen können, aber die Schmerzen waren unerträglich“, sagt David. „Ich bat meinen Vater, mir aus dem Buch Mormon vorzulesen, und dabei geschah ein Wunder: Der Geist dieses Buches sprach mir Frieden zu und ich konnte ruhen.“
Davids Gesundheitszustand besserte sich indes nicht. Jill Eves, Davids Mutter, war sehr besorgt, weil David so stark abgenommen hatte. Sie betete um Inspiration und hatte das Gefühl, sie solle noch einen weiteren Facharzt zu Rate ziehen. Der Arzt stellte ein Loch in der Speiseröhre fest und zwei Wochen nachdem das Loch geschlossen worden war, konnte David aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Davids Vater Raymond hatte seinem Sohn beigebracht, dass man zweierlei braucht, wenn man seine Ziele erreichen will: Man muss sich ganz einsetzen, und man darf nicht aufgeben. David hatte schon immer seinen ganzen Einsatz gegeben und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er am Montag nach seiner Entlassung bereits wieder in der Schule war.
„Ich lag noch in Gips und hatte eine Halsstütze“, sagt David. „Ich glaubte fest daran, dass es mir bald besser gehen würde, doch ich musste bald einsehen, dass ich so ganz anders war als die übrigen 800 Schüler an der Schule. Nach dieser ersten schweren Woche war mir allerdings klar, dass ich alles erreichen kann, was ich mir vornehme, aber eben auf eine andere Art!“
Einige Monate später schlug ihm sein Bruder vor, er solle sich doch zur Wahl als Klassensprecher stellen. David gab wiederum seinen ganzen Einsatz und so wurde aus dem Sportler der Klassensprecher. „Es war ein tolles Jahr“, sagt David, „und genau die richtige Vorbereitung für meine Mission.“
David strengte sich bei der Physiotherapie sehr an, denn er wollte ja auf Mission gehen. Einige seiner Freunde sagten, er brauche doch wohl keine Mission zu erfüllen, wo er doch im Rollstuhl sitze. Doch David war da anderer Meinung. „Ich wusste, dass der Herr das von mir wollte“, sagt er. „Also war ich entschlossen, mich nach besten Kräften darauf vorzubereiten.“
David konnte sich schon bald wieder duschen und selbst ankleiden, und selbst Autofahren lernte er wieder. Mit dem Rollstuhl kam er überall gut zurecht. Der Arzt hatte ihm gesagt, er werde nie wieder gehen können, doch gerade deswegen lernte David mit einer Gehhilfe zu laufen, indem er mit den Schultern den Körper vorwärts bewegte. Das war eine unglaubliche Leistung, denn David hat keinen Gleichgewichtssinn und konnte auch nicht den Boden unter den Füßen spüren.
Nachdem David die High School abgeschlossen hatte, konnte er es kaum erwarten, dass er 19 wurde und seine Missionspapiere einreichen durfte. Sein Arzt bestätigte, dass er imstande sei, ganz für sich zu sorgen.
Doch es sollte anders kommen. Statt der Missionsberufung erhielt David ein Schreiben, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er keine Vollzeitmission im Bekehrungsdienst erfüllen könne.
„Ich war völlig am Boden zerstört“, sagt David. „Ich hatte mich doch nach Kräften bemüht und nun schien mir das alles innerhalb weniger Sekunden genommen worden zu sein.“ Doch David gab nicht auf. Bei einem Interview am Hauptsitz der Kirche versicherte man ihm, es gebe auch für ihn eine Mission.
Eine Woche später wurde er auf eine Wohlfahrtsmission bei Deseret Industries in St. George in Utah berufen. So konnte er weiterhin bei seinen Eltern wohnen. Auf diese Berufung war David nicht gefasst gewesen. „Ehrlich gesagt, ich war wieder enttäuscht“, sagt er. „Aber mir ging der Text eines PV-Liedes nicht aus dem Sinn: ‚Ich will gehn, ich will tun.‘“ („Nephis Mut“, Kinderliederbuch, Seite 64.) David erkannte: Der Herr wollte, dass er bei Deseret Industries diene. In einem der Kirche gehörenden Laden, in dem sich auch eine Einrichtung zur Aus- und Weiterbildung befindet, sollte David den Mitarbeitern helfen, an ihrer beruflichen Qualifikation zu arbeiten.
„Wenn ich jetzt so zurückblicke, weiß ich, wie dumm meine Enttäuschung damals war. Ich hatte nicht die geringste Ahnung davon, was für ein Segen diese Mission sein würde“, sagt David.
Doch diese Aufgabe war nicht allein für David ein Segen. Durch seinen Humor und die positive Einstellung konnte David etwas im Leben jener mehr als 250 Menschen bewirken, die an den Qualifizierungs- und Missionsprogrammen bei Deseret Industries teilnahmen. „Wenn wir mal einen schlechten Tag hatten, gingen wir zu Elder Eves“, erzählt Debbie Kelly, eine Lehrgangsteilnehmerin. „Wir sahen, wie gut gelaunt und glücklich er war, obwohl er im Rollstuhl saß, und wir fragten uns: ‚Was haben wir eigentlich zu jammern?‘“
Elder Eves unterrichtete am Vormittag die Leute, die sich auf ihren High-School-Abschluss oder ein ähnliches Abgangszeugnis vorbereiteten. „Ohne ihn hätte ich meine Mathematikprüfung nicht geschafft“, sagt Brandy, eine alleinerziehende Mutter, die dort eine Berufsausbildung absolviert hat.
Doch David befasste sich nicht nur mit der Vermittlung von Wissen. Er nahm mit Rita Roberts, einer weiteren Lehrgangsteilnehmerin, auch die Missionarslektionen durch. „Er hat mir geholfen, Schritt für Schritt das Evangelium zu begreifen“, sagte Rita. „Und ich wusste auch, dass er immer für mich da war. Er und seine Familie haben mir zweimal beim Umzug geholfen. Es gibt niemand Besseren – weder als Lehrer noch sonst. Er ist einfach einzigartig.“
David unterrichtete nicht nur, sondern er war auch für viele Andachten bei Deseret Industries zuständig.
„Einmal war Elder Eves mit der Andacht an der Reihe“, erzählt Schwester Scott, eine Wohlfahrtsmissionarin bei Deseret Industries. „Alle waren schon da, nur er fehlte. Und dann kam er herein – mit seiner Gehhilfe. Dann sprach er darüber, wie man mit widrigen Umständen im Leben fertig wird und – Hand in Hand mit Gott – seine Ziele erreichen kann. Allen standen Tränen in den Augen.“
David mochte die Arbeit bei De-seret Industries, doch er war ja auch Missionar und verrichtete daher Missionsarbeit. Abends arbeitete er mit den Vollzeitmissionaren zusammen. Einige Menschen bekehrten sich, und eine junge Frau bat Elder Eves, sie zu taufen.
„Ich dachte mir: Wenn sie genug Glauben hat, mich darum zu bitten, dann muss ich auch genug Glauben aufbringen, um es möglich zu machen“, sagte Elder Eves. Und so saß er am 1. Januar 2000 in seinem Dusch-Rollstuhl im Taufbecken, sprach das Taufgebet und tauchte danach Robin Rasmussen ins Wasser. An jenem Tag herrschte ein unvergesslicher Geist.
David strahlt Hoffnung und Frieden aus. Und durch seinen Humor nimmt er anderen die Scheu. „Wenn die anderen mich scherzen sehen, sind sie in meiner Gegenwart nicht so gehemmt“, sagt er. „Wenn sie merken, dass ich glücklich bin, weil ich das Evangelium habe und so reich gesegnet bin, dann vergessen sie meinen Rollstuhl und sehen mich einfach als Menschen.“
Für Elder Eves ist es wichtig, dass er seine Segnungen erkennt und ständig an sie denkt. „Auf Mission habe ich vor allem gelernt, wie gesegnet ich bin. Ich habe erlebt, mit welchen Problemen manche Menschen bei Deseret Industries zu ringen haben und ich habe mich gefragt, ob ich das schaffen würde. Ich habe liebevolle Eltern. Ich habe das Evangelium und ich durfte dem Herrn als Missionar dienen. Was will ich denn mehr?“, sagt er.
David besucht derzeit die Universität. Er hat ein Stipendium und er trainiert jeden Tag auf dem Fahrrad und mit der Gehhilfe. „Ich trainiere jeden Tag mit der Gehhilfe, damit meine Beine gerade bleiben und ich sie, wenn ich eines Tages wieder gehen kann, auch gebrauchen kann“, sagt David mit derselben Zuversicht, mit der er Zeugnis gibt.
„Ich liebe Lehre und Bündnisse 121:7,8: ‚Mein Sohn, Frieden deiner Seele! Dein Ungemach und deine Bedrängnisse sollen nur einen kleinen Augenblick dauern, und dann, wenn du sie gut bestehst, wird Gott dich hoch erhöhen; du wirst über alle deine Feinde triumphieren.‘ Ich weiß, dass Joseph Smith der Prophet der Wiederherstellung war und dass Jesus Christus unser Erretter ist und jeden von uns liebt. Wenn wir gerade etwas Schweres durchmachen, kann es uns so vorkommen, als seien wir ganz allein, aber das stimmt nicht. Er steht neben uns. Und wenn wir das wissen, ergibt sich daraus alles Weitere ganz von selbst.
Alternativen zur Vollzeitmission
Ein junger Mann oder eine junge Frau, die aus gesundheitlichen Gründen keine Vollzeitmission im Bekehrungsdienst erfüllen können, die aber imstande sind, für sich selbst zu sorgen, können eventuell als Missionar im Kirchendienst dienen und dabei weiter zu Hause wohnen.
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Wenden Sie sich, nachdem Sie sich mit Ihren Eltern abgesprochen haben, an den Bischof bzw. Zweigpräsidenten und sagen Sie ihm, dass Sie gern eine Mission im Kirchendienst erfüllen möchten.
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Wenn der Bischof bzw. Zweigpräsident der Meinung ist, dass eine solche Mission für Sie das Richtige ist, hält er nach Möglichkeiten Ausschau, bei denen Sie Ihre Fertigkeiten einsetzen können. Sie könnten beispielsweise berufen werden, in einer Genealogie-Forschungsstelle vor Ort zu dienen, in einer von der Kirche betriebenen Stellenvermittlung, in einem Bereich der Verwaltung der Kirche oder auch im Religionsinstitut. Sie könnten auch den Auftrag bekommen, bei der Instandhaltung der Gebäude und Grundstücke der Kirche mitzuhelfen oder Mitgliedern vor Ort zu helfen, die Hilfe brauchen. So könnten Sie beispielsweise jemandem Lesen und Schreiben beibringen. Sie könnten aber auch bei einer Dienstleitungsorganisation im Gemeinwesen eingesetzt werden.
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Der Bischof bzw. Zweigpräsident legt – in Absprache mit Ihren Eltern – die Dauer Ihrer Mission im Kirchendienst fest.
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Der Pfahl- bzw. Distriktspräsident beruft Sie und entlässt Sie auch. Mit ihm gemeinsam legen Sie fest, welche Missionsregeln für Sie gelten werden.
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Halten Sie regelmäßig Rücksprache mit Ihren Priestertumsführern und den Personen, denen Sie zugeteilt sind.
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Sie können je nach Möglichkeit auch gemeinsam mit den
Vollzeitmissionaren Menschen unterweisen.