Von Freund Zu Freund
Elder Adhemar Damiani von den Siebzigern
Ich wurde in der Großstadt São Paulo in Brasilien geboren, und zwar 1939, in dem Jahr, in dem der 2. Weltkrieg begann. Wegen des Krieges musste meine Familie viel leiden. Es gab kaum etwas zu essen, und wir hatten sehr wenig Geld. Damals war das Leben nicht so leicht und bequem, wie es heute für viele Menschen ist. Es gab kein Fernsehen, keinen Staubsauger und keinen Computer. Gekocht wurde über dem offenen Feuer.
Meine vier Brüder und ich spielten am liebsten Fußball hinten im Hof. Weil wir kein Geld für einen Fußball hatten, nähte unsere Mutter uns aus alten Kleidern einen Ball. Zwei Obstbäume dienten uns als Torpfosten.
Als ich noch sehr klein war, wurden meine Brüder und ich schon dazu angehalten, unserer Mutter bei der Hausarbeit zu helfen. Unsere Eltern brachten uns bei, dass man sich für keine Arbeit zu schade sein darf. Sie erklärten uns, dass wir unsere Aufgaben immer gut und gerne erledigen sollten.
Um mein Schulgeld zu bezahlen und meinem Vater zu helfen, für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen, nahm ich zwei Teilzeitjobs an, als ich 14 Jahre alt war. Damit ich morgens pünktlich zur Arbeit kam, musste ich um halb sieben in den Bus steigen. Morgens arbeite ich als Bürojunge und rannte ständig zwischen den fünfzehn Stockwerken in unserem Bürogebäude auf und ab, um Aufträge zu erledigen. Nachmittags arbeitete ich als Kurier innerhalb der Stadt. Sobald ich mit meinem Nachmittagsjob fertig war, ging ich zur Schule. Der Unterricht fand von 19 Uhr bis 23 Uhr statt. Vor Mitternacht war ich nicht zu Hause. Ich lernte im Bus und an den Samstagen. Dafür musste ich auf vieles andere verzichten. Später lernte ich fleißig weiter, um zur Universität gehen zu können.
Weil ich bereit war, mich anzustrengen, hatte ich gute Noten in der Schule und später auch sehr gute Jobs. Ich war Direktor einer großen Firma und für ganz Brasilien zuständig. Das habe ich geschafft, weil ich als Junge Opfer gebracht habe.
Welche Ziele würdet ihr gerne erreichen? Wenn ihr euch anstrengt und Opfer bringt, könnt ihr jedes Ziel erreichen, das ihr euch gesteckt habt.
Als ich Missionspräsident war, lernte ich, dass die besten Missionare oft diejenigen sind, die ein großes Opfer bringen mussten, um auf Mission zu gehen. Ich lernte einen jungen Missionar kennen, der sich das Geld für seine Mission mit Zeitungsaustragen verdient hatte. Während er auf Mission war, brachten seine jüngeren Brüder auch ein Opfer für ihn. Ohne ihm etwas davon zu sagen, machten sie seinen alten Job weiter und sparten das ganze Geld, das sie dabei verdienten. Als er von Mission zurückkam, gaben sie ihm das Geld, damit er zur Universität gehen konnte. Jetzt steht er kurz vor dem Abschluss.
Als ich 20 Jahre alt war, tauften die Missionare meine Freundin und deren Familie. Die Missionare unterwiesen auch mich. Nachdem ich das Buch Mormon gelesen hatte, bekam ich ein Zeugnis und ließ mich taufen. Als ich 23 Jahre alt war, heiratete ich meine Freundin, Walkyria. Einige Jahre später fuhren wir nach Kalifornien in den Los-Angeles-Tempel, um uns aneinander siegeln zu lassen. Wir konnten es uns allerdings nicht leisten, unsere Kinder mitzunehmen, deshalb wurden sie dann an uns gesiegelt, als der erste Tempel in Brasilien öffnete, nämlich der São-Paulo-Tempel.
Als dieser Tempel gebaut wurde, halfen die Mitglieder, die in der Nähe wohnten, beim Bau mit. Sie waren gebeten worden, einen Tag pro Monat am Tempel zu arbeiten. Manchmal liefen die Leute Gefahr, ihre Stelle zu verlieren, wenn sie einen Tag Urlaub haben wollten, aber es war die Mühe wert! Auch viele Kinder halfen beim Bau des Tempels.
Heute werden die Mitglieder in der Regel nicht mehr gebeten, beim Tempelbau zu helfen. Aber immer, wenn du den Zehnten zahlst, trägst du dazu bei, dass überall auf der Welt Tempel gebaut werden. Und deines Opfers wegen können in vielen Ländern Menschen in den Tempel gehen. Heute gibt es vier Tempel in Brasilien!
Ich habe lange Jahre im São-Paulo-Tempel gearbeitet. Viele Familien sind während dieser Zeit in den Tempel gekommen und gesiegelt worden. Die meisten von ihnen hatten dafür große Opfer bringen müssen. Ich kann mich noch an eine Familie erinnern, die drei Tage unterwegs gewesen war, um zum Tempel zu kommen. Sie hatten sechs Kinder, von denen nur ein einziges Schuhe hatte. Es machte den Vater verlegen, dass einige seiner Kinder nur Sandalen hatten. Aber er wusste, dass es wichtiger war, in den Tempel zu gehen, als Schuhe zu haben. Es war wundervoll, miterleben zu dürfen, wie diese Familie im Tempel gesiegelt wurde.
Du kannst etwas bewirken, indem du Opfer bringst. Du kannst zum Beispiel einen Teil deiner Freizeit opfern, um anderen Menschen zu helfen. Du kannst dich anstrengen, um gute Noten in der Schule zu bekommen und deine Ziele zu erreichen. Du kannst den Zehnten zahlen, damit Tempel gebaut werden, und das Fastopfer, damit arme Menschen etwas zu essen haben. Die Opfer, die du bringst, gereichen dir und auch anderen zum Segen!