Sie hat mir Licht gebracht
Vor vielen Jahren bin ich zusammen mit meinem Mann, Ken, nach Provo in Utah gezogen, weil er an der Brigham-Young-Universität studieren wollte. Vor dem Umzug war Ken schon einmal dorthin gefahren, hatte ein mobiles Haus gekauft und alles in die Wege geleitet, damit wir Wasser, Gas und Strom hatten, wenn wir dort einzogen.
An einem kalten Dezemberabend kamen wir in Provo an. Alles, was wir besaßen, befand sich im Laderaum eines Mietwagens. Von der langen Fahrt waren wir müde und angespannt. Ich war im sechsten Monat schwanger und fühlte mich ausgelaugt vom Putzen, Packen und der langen Fahrt. Shawna, unsere 15 Monate alte Tochter, war müde und weinte.
Als wir die Tür unseres neuen Zuhauses aufschlossen, schlug uns eiskalte Luft entgegen. Strom und Wasser funktionierten, aber aus irgendeinem Grund war das Gas nicht angestellt. Wir waren aber zu erschöpft, um uns noch um etwas zu kümmern, legten eine Matratze auf den Boden und stöpselten eine Wärmedecke ein, damit wir nicht froren. Dann versuchten wir zu schlafen. Unsere Tochter lag zwischen uns, weinte aber fast die ganze Nacht. Als es Morgen wurde, waren wir beinahe genauso müde wie am Abend zuvor, als wir schlafen gegangen waren.
Nachdem wir ausgeladen hatten, fuhr Ken weg, um das Auto abzugeben, bei der Gasgesellschaft vorzusprechen und alles zu veranlassen, damit wir einen Telefonanschluss bekamen. Ich mummelte Shawna in ihren Schneeanzug ein, setzte sie in ihren Hochstuhl und gab ihr ein paar Spielsachen. Dann fing ich an, Umzugskartons auszupacken.
Als ich unsere elektrische Bratpfanne ausgepackt hatte, überlegte ich mir, Wasser darin heiß zu machen, um die Schränke auszuwaschen. Als ich den Wasserhahn aufdrehte, löste er sich aus der Verankerung und Wasser schoss in die Höhe. Ich versuchte, das Ventil unter der Spüle zuzudrehen, aber es ließ sich nicht bewegen. Hektisch machte ich mich auf die Suche nach dem Haupthahn. Bis ich ihn endlich gefunden hatte, standen die Küche und das Wohnzimmer schon unter Wasser.
Verzweifelt bemühte ich mich, die Umzugskartons in Sicherheit zu bringen. Shawna merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, und fing an zu schreien. Ich umschlang sie mit dem einen Arm und versuchte mit der anderen Hand, die Kartons hochzuheben.
Da bekam ich plötzlich Wehen! Jetzt geriet ich wirklich in Panik. Ich kannte niemanden in der Gegend und hatte auch kein Telefon, mit dem ich Hilfe hätte holen können. Verzweifelt betete ich: „Himmlischer Vater, bitte hilf mir!“
Ich werde nie vergessen, wie es kurz darauf an die Tür klopfte. Draußen stand eine Frau. Sie zitterte vor Kälte. Ihre Arme waren bis zu den Ellbogen mit Seifenlauge bedeckt. Sie sagte, sie heiße Amalia Van Tassel und sei die Zweig-FHV-Leiterin. Der Geist habe sie gesandt.
Später erfuhr ich, dass Amalia gerade am Spülbecken gestanden und Geschirr gespült hatte, als sie das Gefühl hatte, sie solle nach der neuen Familie sehen, die gerade eingezogen war. Weil sie spürte, dass es dringend war, rief sie ihrer ältesten Tochter zu, sie solle auf die anderen Kinder aufpassen. Dann lief sie hinaus zu uns – ohne sich erst noch die Hände abzutrocknen oder einen Mantel überzuziehen.
Amalia sagte mir, ich solle mich hinlegen, tröstete Shawna, wischte das Wasser auf, so gut sie konnte, und lud uns zum Abendessen ein. Sie brachte Licht, Geborgenheit und Trost in jenen dunklen Dezembertag. Durch das Liegen hörten die Wehen wieder auf. Ken reparierte den Wasserhahn und der Gasmann kam und stellte das Gas an. Den durchweichten Teppichboden trockneten wir mit Radiatoren.
Ich bin dem himmlischen Vater sehr dankbar dafür, dass er mein Beten damals erhört hat. Und ich bin sehr dankbar für die liebevolle FHV-Leiterin, die so schnell auf die Eingebung des Heiligen Geistes reagiert hatte.
Muriel Robinson gehört zur Gemeinde Sunset Heights 3, Pfahl Sunset Heights, Orem, Utah.