2004
Nicht genug Brot für alle
April 2004


Nicht genug Brot für alle

1989 gehörte ich zur Gemeinde Cadiz im Pfahl Cadiz auf den Philippinen, als es am ersten Sonntag im September einen schweren Sturm gab. Der Himmel zog sich mit großen, dunklen Wolken zu und es goss in Strömen.

Die Abendmahlsversammlung begann pünktlich um 9.00 Uhr. Als ich mich umsah, waren die meisten Bänke leer. Es waren nur fünf Personen anwesend. Der Regen erschwerte den Mitgliedern den Weg zur Kirche,vor allem jenen, die weit entfernt wohnten.

Während des Anfangsliedes kamen ein paar mehr dazu. Die Kapelle füllte sich weiter, als bekannt gegeben wurde, welche Mitglieder neu in die Gemeinde gezogen waren.

Während des Abendmahlsliedes ließ ich meinen Blick erneut umherschweifen. Zu meiner Überraschung waren auf einmal über 100 Personen anwesend; mehr als gewöhnlich. Ich beobachtete die zwei Priestertumsträger, die das Abendmahlsbrot brachen. Ihrem Gesichtsausdruck konnte man ansehen, dass sie etwas beunruhigte. Nachdem das Lied zu Ende war, kniete sich einer der beiden nieder und segnete das Brot.

Ich war verblüfft, als die Brüder am Abendmahlstisch nach dem Abendmahlsgebet den Kopf noch eine Weile gesenkt hielten, ehe sie den Trägern des Aaronischen Priestertums das Brot reichten. Die Jungen nahmen die Abendmahlstabletts mit ungläubiger Miene entgegen. Ich hatte keine Ahnung, was geschehen war, doch ich schloss meine Augen und sprach ein stilles Gebet.

Nach dem Abendmahl forderte der Bischof die Anwesenden auf, Zeugnis zu geben. Als Erstes trat einer der Männer, die das Abendmahl gesegnet hatten, an das Rednerpult. Er sprach darüber, wie sehr Gott alle seine Kinder liebt. Mir brannte das Herz in der Brust, als ich dem Zeugnis lauschte. Ich war glücklich und sehr dankbar für mein Zeugnis, dass Gott lebt und uns liebt.

Als Nächstes sprach der andere Bruder, der das Abendmahl gesegnet hatte. Mit bewegter Stimme stellte er fest, dass wir in dieser Versammlung ein Wunder erlebt hatten. Er erklärte, dass der Bischof nur zwei Brötchen für das Abendmahl mitgebracht hatte. Er hatte aufgrund des Sturms wahrscheinlich damit gerechnet, dass weniger Mitglieder als sonst die Versammlung besuchen würden.

Doch dann hatte sich der Saal schnell gefüllt, und den zwei Männern war klar, dass das Brot nie und nimmer reichen würde, selbst wenn sie es in noch so kleine Stücke brachen. Also sprachen sie, nachdem sie das Abendmahl gesegnet hatten, ein weiteres Gebet und sagten dem Herrn, dass es für die über 100 Anwesenden nur 40 Brotstücke gab. Sie baten ihn einzugreifen.

Dann wurde das Brot ausgeteilt. Die Brüder am Abendmahlstisch sahen aufmerksam zu, wie jeder, der wollte, vom Abendmahl nahm. Es gab genug Brot für alle.

Nachdem alle gehört hatten, was geschehen war, legte sich eine minutenlange Stille über die Versammelten. Der Heilige Geist war so deutlich spürbar, dass niemand diese Ruhe stören mochte. Tränen stiegen uns in die Augen.

Unser Bischof stand schließlich auf, um das Schweigen zu brechen. Er sprach davon, was für ein großer Segen es sei, das Priestertum Gottes in unserer Mitte zu haben. Er sagte, dass Gott nichts unmöglich ist. Der Vater im Himmel wirkt oft geheimnisvoll, um seine Kinder zu segnen. Wenn wir voll Glauben beten, erhört er uns.

Evelyn B. Caeser gehört zum Zweig Lopez Jaena im Distrikt Sagay auf den Philippinen.

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