2005
Die Suche des Menschen nach Wahrheit von Gott
November 2005


Die Suche des Menschen nach Wahrheit von Gott

Wenn Sie das Muster des Herrn befolgen und zuerst zuhören und dann der Wahrheit von Gott Beachtung schenken, können Sie leichter zu einer persönlichen geistigen Grundlage gelangen und bestimmen, was in diesem und im künftigen Leben aus Ihnen wird.

Unter den vielen Zuhörern sind heute auch drei besondere Gäste – drei liebe alte Schulfreunde von mir. Sie sind extra aus meiner Heimat Belgien hierher gekommen, um den fünfzigsten Jahrestag unseres Abiturs zu feiern und an dieser Konferenz teilzunehmen. Ich spreche heute zu diesen meinen Freunden und auch zu Ihnen, den Priestertumsträgern, und vor allem zu euch jungen Männern, die ihr euch auf die Mission vorbereitet. Es geht um die Suche des Menschen nach Wahrheit von Gott. Hat man sie einmal gefunden, muss man sie in dieser Welt mit ihrer zunehmenden religiösen Verwirrung und ihrem sittlichen Verfall auch anwenden. Sie muss zur persönlichen geistigen Grundlage werden, die einen dazu bewegt, nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit zu leben, denn der Herr hat ja gesagt: „In Rechtschaffenheit wirst du aufgerichtet sein.“ (3 Nephi 22:14.)

Wo ist Wahrheit von Gott zu finden? Man muss auf die Stimme des Herrn hören, auf die Stimme seiner Knechte hören und den Worten der Propheten und Apostel Beachtung schenken (siehe LuB 1:14). Hören und Beachtung schenken – das Hören ist ja recht einfach. Beachtung schenken und das Gehörte anwenden aber ist eine Lebensaufgabe.

Zunächst muss man auf die Stimme des Herrn hören. Der Herr spricht in den heiligen Schriften über göttliche Wahrheiten und geistige Erkenntnisse. Das Wort des Herrn wird Offenbarung genannt; offenbaren heißt: etwas bekannt machen oder enthüllen. Offenbarung wird gegeben, damit ihr „wisst, wie ihr anbeten sollt, und wisst, was ihr anbetet“ (LuB 93:19). Elder Neal A. Maxwell hat gesagt: „Nur mit Offenbarung können wir das Werk des Herrn so verrichten, wie er es sich wünscht und wie sein Zeitplan es vorsieht.“ („Offenbarung“, erste weltweite Führerschaftsschulung, Januar 2003, Seite 5.) „Ohne Offenbarung wäre alles Vermutung, Finsternis und Verwirrung.“ (Bible Dictionary, Revelation, Seite 762.)

Zweitens muss man auf die Stimme seiner Knechte hören. Offenbarung oder göttliche Wahrheit ergeht mit dem Willen des Herrn auf verschiedene Weise und zu verschiedenen Zeiten an seine Knechte, und sie ist ebenfalls in den Schriften zu finden. „Nichts tut Gott, der Herr, ohne dass er seinen Knechten, den Propheten, zuvor seinen Ratschluss offenbart hat.“ (Amos 3:7.)

Drittens muss man den Worten der Propheten und Apostel Beachtung schenken. Beachtung schenken heißt, einer Sache besondere Aufmerksamkeit widmen. Es bedeutet, denjenigen zuzuhören, die von Gott berufen worden sind, in unserer Zeit besondere, lebende Zeugen für Jesus Christus zu sein. Es bedeutet auch, dass wir sie in dieser Rolle anerkennen und ihre Einladung annehmen, selbst eine geistige Bestätigung davon zu erlangen, dass ihre Worte wahr sind, und dass wir uns verpflichten, sie zu befolgen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein Muster gibt, wie der Herr den Propheten göttliche Wahrheit mitteilt, um uns durch die Schwierigkeiten und Übel des Lebens hindurchzuführen und um uns zu segnen: zuhören und Beachtung schenken. Unsere persönliche geistige Grundlage muss auf diesem Muster beruhen, wenn wir in den Genuss der Segnungen des Herrn kommen wollen. Es reicht daher nicht aus, in den Schriften zu forschen, um die Absichten des Herrn zu kennen. Wir müssen sodann glaubensvoll handeln und bereit sein, den Willen des Herrn anzunehmen, indem wir seine Gebote befolgen; erst dann können wir uns der Segnungen des Herrn erfreuen. Die persönliche geistige Bestätigung davon, dass man empfängt, wenn man fragt und glaubt, wird dann ein Leben lang Gegenstand unseres Gebets.

Tatsächlich lässt sich die Verbindung oder das Verfahren, wie man Wahrheit von Gott empfängt, mit drei Worten zusammenfassen: Offenbarung, Gebote, Segnungen. Die Herausforderung, der Stimme des Herrn und seiner Knechte zunächst zuzuhören und ihr dann Beachtung zu schenken, bleibt das ganze Leben lang bestehen. Warum? „Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes … und wird es für immer und immer sein, wenn er nicht den Einflüsterungen des Heiligen Geistes nachgibt.“ (Mosia 3:19.) Geistige Vorbereitung ist eine Voraussetzung dafür, dass wir eine persönliche geistige Eingebung empfangen. Im selben Vers heißt es auch, dass wir durch das Sühnopfer Christi, des Herrn, ein Heiliger werden müssen und so „wie ein Kind, fügsam, sanftmütig, demütig, geduldig, voll von Liebe“ und willig, uns dem Willen des Herrn zu fügen, was bedeutet, uns seinen Geboten zu fügen. Dann sagt der Herr noch: „Wenn wir irgendeine Segnung von Gott erlangen, dann nur, indem wir das Gesetz befolgen, auf dem sie beruht.“ (LuB 130:21.)

Damit wir dieses Muster besser verstehen, möchte ich ein Beispiel aus der Gegenwart dafür anführen, was es bedeutet, die Worte der Propheten und Apostel unserer Zeit zu hören und ihnen Beachtung zu schenken. Die Erste Präsidentschaft hat vor kurzem alle Mitglieder der Kirche aufgefordert, das Buch Mormon, einen weiteren Zeugen für Jesus Christus, bis Jahresende durchzulesen. Mit dieser Aufforderung ging die Verheißung einher: „Der Geist des Herrn wird stärker in Ihrem Leben und in Ihrer Familie zu spüren sein. Sie werden sich noch fester entschließen, Gottes Gebote zu befolgen, und Sie werden ein festeres Zeugnis empfangen, dass der Sohn Gottes wirklich lebt.“ (Brief der Ersten Präsidentschaft vom 25. Juli 2005.)

Warum müssen wir uns ein stärkeres Zeugnis davon erarbeiten, dass der Sohn Gottes wirklich lebt, wie es aus dem Buch Mormon hervorgeht? In der heutigen Zeit gibt es in der christlichen Welt viel Verwirrung hinsichtlich der Lehre Christi – nicht nur im Hinblick auf sein göttliches Wesen, sondern auch auf sein Sühnopfer und die Auferstehung, sein Evangelium und speziell die Gebote. Daraus entsteht dann der Glaube an einen Christus, der sich selbst zu dem gemacht hatte, was er war, einen populären Christus und einen schweigenden, gekreuzigten Christus. Falsche religiöse Ansichten führen zu falschen religiösen Verhaltensweisen.

Unsere persönliche geistige Grundlage kann und muss davon ausgehen, dass der Heilige Geist uns die Gewissheit gibt, dass Jesus Christus wahrhaftig lebt, dass es Propheten gibt und die heiligen Schriften die Offenbarungen des Herrn enthalten. Ganz konkret ist die Tatsache, dass Jesus Christus lebt, mit der Wiederherstellung des Evangeliums und dessen Botschaft verknüpft, dass „Jesus Christus der Erretter der Welt ist, dass Joseph Smith in diesen Letzten Tagen sein Offenbarer und Prophet ist und dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Reich des Herrn ist, welches wieder auf Erden errichtet wurde“ (Einleitung zum Buch Mormon).

Diese geistige Bestätigung durch die Macht des Heiligen Geistes erfolgt zu den Bedingungen des Herrn und wird jedem zuteil, der bereit ist, im Glauben zu fragen, und der daran glaubt, dass durch diese Macht auch eine Antwort erfolgen kann. Es beginnt damit, dass man auf die Stimme des Herrn, seiner Knechte, seiner Propheten und Apostel hört, und weiter geht es damit, dass man ihren Worten Beachtung schenkt. Geistige Erkenntnis von der Wiederherstellung ist eine Sache des Glaubens.

Um diesen geistigen Vorgang zu verdeutlichen, möchte Ihnen von meiner geistigen Bekehrung erzählen. Als die Missionare zu uns kamen, hatte ich den Wunsch, die Botschaft von der Wiederherstellung des Evangeliums anzuhören. Dabei bewog mich vor allem Neugier. In der Kirche hörte ich von weiteren geistigen Erkenntnissen. Es war interessant und es gefiel mir, aber das Wesentliche entging mir: den Worten Beachtung schenken. Ich musste meine persönliche geistige Grundlage erst auf der Tatsache aufbauen, dass Jesus Christus lebt, und auf der Bestätigung, dass Joseph Smith der Prophet der Wiederherstellung ist. Diese Bestätigung kam erst, als ich den Worten Beachtung schenkte und meinen aufkeimenden Glauben an das Buch Mormon, den greifbaren Beweis neuzeitlicher Offenbarung, prüfte. Es reichte aber nicht aus, diese Erkenntnis zu erlangen; ich musste mich anschließend auch verpflichten, meinen Glauben zur Gewissheit werden zu lassen, dass das Buch Mormon echt und Joseph Smith ein echter Prophet ist. Ich habe meinen Glauben an Christus nie in Frage gestellt. Ich habe dem Herrn und seinen Verheißungen vertraut. Frieden im Herzen, innerer Friede war die Antwort, und ich hatte keine Fragen mehr. Die geistige Grundlage war gelegt, gefolgt von der Verpflichtung im Herzen, das Taufbündnis anzunehmen. Dann kam die Gabe des Heiligen Geistes hinzu, die mich leitete und mir half, richtige Entscheidungen zu treffen und bis ans Ende auszuharren. Von da an wusste ich, was ich mit meinem Leben hier auf Erden anfangen sollte.

Stellen Sie die Offenbarung von Gott auf die Probe. Hören Sie auf die Stimme des Herrn. Sie ist wirklich, sie ist persönlich, sie ist wahr. Vernunft ersetzt keine Offenbarung und kann es auch nicht. Ich zitiere Präsident James E. Faust: „Lassen Sie nicht zu, dass Ihre persönlichen Zweifel Sie von der göttlichen Quelle der Erkenntnis trennen.“ („Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“, Liahona, November 2003, Seite 22.)

Machen Sie einen Versuch und lassen Sie das Gotteswort machtvoll auf sich wirken, so, wie es von den Dienern des Herrn gegeben wurde (vgl. Alma 31:5).

Machen Sie einen Versuch, bitten und empfangen Sie glaubensvoll und schenken Sie sodann den Worten der Propheten und Apostel Beachtung, dann werden Sie „eine Krone des ewigen Lebens empfangen“ (LuB 20:14).

Denken Sie zu guter Letzt daran: Wenn Sie das Muster des Herrn befolgen und zuerst zuhören und dann der Wahrheit von Gott Beachtung schenken, können Sie leichter zu einer persönlichen geistigen Grundlage gelangen und bestimmen, was in diesem und im künftigen Leben aus Ihnen wird.

Im Namen Jesu Christi. Amen.