2005
Geistige Vorbereitung – fangen Sie frühzeitig an und bleiben Sie dabei!
November 2005


Geistige Vorbereitung – fangen Sie frühzeitig an und bleiben Sie dabei!

Die große Prüfung im Leben besteht darin, ob wir inmitten der Stürme des Lebens auf Gottes Gebote hören und sie befolgen.

Die meisten von uns haben überlegt, wie man sich auf einen Sturm vorbereiten kann. Wir haben gesehen und mitempfunden, wie Frauen, Männer, Kinder, Alte und Schwache, die von Wirbelstürmen, Flutwellen, Krieg oder Dürre betroffen sind, leiden. Eine Reaktion besteht darin, sich zu fragen: „Wie kann ich mich vorbereiten?“ Und die Leute kaufen eilig, was sie an dem Tag wohl brauchen könnten, an dem sie solch ein Unglück trifft, und lagern es ein.

Aber es gibt auch eine andere, noch wichtigere Vorbereitung, die wir im Hinblick auf Prüfungen treffen müssen, die mit Sicherheit auf jeden von uns zukommen. Mit dieser Vorbereitung muss man lange im Voraus beginnen, weil sie Zeit braucht. Was wir dann brauchen, kann man nicht kaufen. Man kann es nicht leihen. Es lässt sich nicht gut lagern. Und es muss regelmäßig und erst kürzlich gebraucht worden sein.

Was wir für Zeiten der Prüfung brauchen, ist geistige Vorbereitung. Wir müssen Glauben an Jesus Christus entwickelt haben, der so mächtig ist, dass wir die Prüfung des Lebens bestehen können, von der für uns in der Ewigkeit alles abhängt. Diese Prüfung ist Teil dessen, was Gott mit der Schöpfung für uns vorgesehen hat.

Vom Propheten Joseph Smith wissen wir, wie der Herr die Prüfung, vor der wir stehen, beschrieb. Unser himmlischer Vater schuf die Welt gemeinsam mit seinem Sohn, Jesus Christus. Wir haben die folgenden Worte, die uns vom Zweck der Schöpfung berichten: „Wir wollen hinabgehen, denn dort gibt es Raum, und wir wollen von diesen Stoffen nehmen, und wir wollen eine Erde machen, worauf diese wohnen können; und wir wollen sie hierdurch prüfen und sehen, ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet.“1

Die große Prüfung im Leben besteht also darin, ob wir inmitten der Stürme des Lebens auf Gottes Gebote hören und sie befolgen. Es geht nicht darum, Stürme zu ertragen, sondern darum, sich für das Richtige zu entscheiden, während sie wüten. Die Tragödie des Lebens besteht darin, in dieser Prüfung zu versagen und somit nicht würdig zu sein, in Herrlichkeit zu unserem himmlischen Zuhause zurückzukehren.

Wir sind die Geistkinder eines himmlischen Vaters. Er liebte und belehrte uns, bevor wir auf diese Welt kamen. Er sagte uns, er wolle uns alles geben, was er hat. Um Anspruch auf dieses Geschenk zu haben, müssten wir einen irdischen Körper erhalten und geprüft werden. Aufgrund dieses irdischen Körpers würden wir Schmerzen, Krankheit und Tod erfahren.

Wir würden durch die Wünsche und Schwächen, die zu unserem irdischen Körper gehören, Versuchungen ausgesetzt sein. Die Kräfte des Bösen würden uns mit Raffinesse und mit Macht dazu verleiten, diesen Versuchungen nachzugeben. Das Leben würde Stürme bereithalten, in denen wir Entscheidungen zu treffen hätten und dabei Glauben an das, was man mit natürlichem Auge nicht sehen kann, einsetzen müssten.

Uns wurde verheißen, dass Jahwe, Jesus Christus, unser Erretter und Erlöser sein würde. Er würde dafür Sorge tragen, dass wir alle auferstehen. Und er würde es uns ermöglichen, die Prüfungen des Lebens zu bestehen, wenn wir Glauben an ihn ausübten und gehorsam wären. Wir jauchzten vor Freude angesichts der guten Nachricht.

Eine Stelle im Buch Mormon, einem weiteren Zeugen für Jesus Christus, beschreibt, wie schwer die Prüfung ist und was nötig ist, um sie zu bestehen:

„Darum erhebt euer Herz und denkt daran, dass ihr frei seid, für euch selbst zu handeln – den Weg des immerwährenden Todes zu wählen oder den Weg des ewigen Lebens. Darum, meine geliebten Brüder, versöhnt euch mit dem Willen Gottes und nicht dem Willen des Teufels und des Fleisches; und nachdem ihr mit Gott versöhnt seid, denkt daran, dass es nur in der Gnade Gottes ist und durch sie, dass ihr errettet werdet. Darum möge Gott euch vom Tod erwecken durch die Macht der Auferstehung und auch vom immerwährenden Tod durch die Macht des Sühnopfers, damit ihr in das ewige Reich Gottes aufgenommen werdet, damit ihr ihn preist aus göttlicher Gnade. Amen.“2

Unerschütterlicher Glaube an den Herrn Jesus Christus ist nötig, um den Weg zum ewigen Leben zu wählen. Wenn wir diesen Glauben einsetzen, können wir den Willen Gottes erkennen. Wenn wir aufgrund dieses Glaubens handeln, wächst unsere Kraft, den Willen Gottes zu tun. Und wenn wir diesen Glauben an Jesus Christus ausüben, können wir der Versuchung widerstehen und durch das Sühnopfer Vergebung erlangen.

Wir müssen Glauben an Jesus Christus entwickelt und genährt haben, und zwar lange bevor der Satan angreift – und er wird es tun, indem wir Zweifel bekommen, unsere fleischlichen Begierden angesprochen werden und lügnerische Stimmen behaupten, das Gute sei böse und es gebe keine Sünde. Diese geistigen Stürme wüten bereits. Wir können davon ausgehen, dass sie noch schlimmer werden, bis der Erretter zurückkehrt.

Wie viel Glauben wir jetzt auch haben mögen, Gott zu gehorchen – wir müssen ihn ständig stärken und dauernd auffrischen. Wir können dies tun, indem wir uns schon jetzt vornehmen, schneller zu gehorchen und mit größerer Entschlossenheit auszuharren. Der Schlüssel zu geistiger Vorbereitung liegt darin, dass man lernt, frühzeitig anzufangen und standhaft zu sein. Aufschieben und Unbeständigkeit sind ihre Todfeinde.

Ich möchte Ihnen vier Bereiche nennen, in denen Sie schnell und anhaltend Gehorsam üben können. Einer ist das Gebot, sich am Wort Gottes zu weiden. Ein zweiter ist, immer zu beten. Ein dritter ist das Gebot, den vollen Zehnten zu zahlen. Und der vierte ist, vor der Sünde und ihren schrecklichen Auswirkungen zu fliehen. Jeder Punkt erfordert Glauben, wenn man beginnen und dann ausharren will. Und alles kann Sie in Ihrer Fähigkeit, die Gebote des Herrn zu kennen und zu befolgen, stärken.

Der Herr hat Ihnen bereits geholfen, einen Anfang zu machen. Im August haben Sie von Präsident Gordon B. Hinckley folgende Verheißung empfangen, sofern Sie das Buch Mormon bis zum Ende des Jahres durchlesen: „Ich verheiße Ihnen vorbehaltlos: Wenn jeder von Ihnen sich an diesen einfachen Plan hält, unabhängig davon, wie oft Sie das Buch Mormon bereits gelesen haben, dann wird der Geist des Herrn stärker in Ihrem Leben und in Ihrer Familie zu spüren sein. Sie werden sich noch fester entschließen, Gottes Gebote zu befolgen, und Sie werden ein festeres Zeugnis empfangen, dass der Sohn Gottes wirklich lebt.“3

Hier wird der vermehrte Glaube verheißen, den wir brauchen, um geistig vorbereitet zu sein. Wenn man erst später begonnen hat, dieser inspirierten Aufforderung zu folgen, muss man noch mehr Seiten pro Tag lesen. Wenn man das Lesen dann nur ein paar Tage versäumt, wird die Wahrscheinlichkeit, es nicht zu schaffen, immer größer. Deshalb habe ich beschlossen, meinem täglichen Leseplan voraus zu sein, um sicherzugehen, dass ich der verheißenen geistigen Segnungen würdig bin, nämlich Entschlossenheit und ein Zeugnis von Jesus Christus. Ende Dezember werde ich gelernt haben, dass man am besten augenblicklich anfängt, wenn ein Gebot von Gott kommt, und dann getreulich dabeibleibt.

Darüber hinaus werde ich, wenn ich im Buch Mormon lese, beten, dass der Heilige Geist mich erkennen lässt, was der Herr von mir möchte. Zu dieser Bitte findet sich in diesem Buch selbst eine Verheißung: „Darum habe ich zu euch gesagt: Weidet euch an den Worten von Christus; denn siehe, die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.“4

Wenn ich das Buch Mormon lese und darüber nachdenke, werde ich zügig gemäß dem handeln, was der Heilige Geist mir sagt. Wenn ich das Projekt im Dezember abschließe, werde ich auf viele Erlebnisse zurückblicken können, wo ich vermehrten Glauben zeigen musste, um gehorsam zu sein. Und so wird mein Glaube gestärkt sein. Ich werde aus eigener Erfahrung wissen, was geschieht, wenn ich mich frühzeitig und beständig den heiligen Schriften zuwende, um zu erfahren, was Gott von mir möchte, und wenn ich es dann tue. Wenn wir dies tun, werden wir besser vorbereitet sein, wenn die größeren Stürme kommen.

Wir werden dann die Wahl haben, was wir nach dem 1. Januar tun. Wir könnten beispielsweise erleichtert aufatmen und uns sagen: „Ich habe einen großen Vorrat an Glauben aufgehäuft, indem ich frühzeitig angefangen habe und gehorsam dabeigeblieben bin. Ich werde meinen Vorrat für die Zeiten einlagern, wo ich in Stürmen geprüft werde.“ Es gibt aber eine bessere Methode, sich vorzubereiten, denn großer Glaube hat nur ein geringes Haltbarkeitsdatum. Wir können uns vornehmen, weiterhin die Worte von Christus in den heiligen Schriften und die Lehren der lebenden Propheten zu studieren. Das habe ich vor. Ich werde mich wieder dem Buch Mormon zuwenden und oft und intensiv darin lesen. Dann werde ich dankbar dafür sein, dass mich die Aufforderung und die Verheißung des Propheten gelehrt haben, wie ich größeren Glauben erlangen und aufrechterhalten kann.

Ebenso kann das persönliche Gebet unseren Glauben aufbauen, das zu tun, was Gott gebietet. Uns ist geboten, immer zu beten, damit wir nicht überwunden werden. Ein Teil des Schutzes, den wir brauchen, besteht aus dem direkten Eingreifen Gottes. Der größere Teil resultiert jedoch daraus, dass wir unseren Glauben aufbauen, um gehorsam zu sein. Wir können jeden Tag beten, um zu wissen, was Gott von uns möchte. Wir können uns verpflichten, die Antwort rasch umzusetzen, wenn sie kommt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er solche Bitten immer erhört. Dann liegt es an uns, zu gehorchen. Wenn wir dies tun, bauen wir genug Glauben auf, um nicht überwunden zu werden. Und wir erlangen den Glauben, um immer wieder zurückzugehen und weitere Unterweisung zu empfangen. Wenn die Stürme kommen, werden wir bereit sein, loszugehen und das zu tun, was der Herr gebietet.

Jesus Christus gab uns ein großartiges Beispiel für solch ein ergebenes Gebet. Als er das Sühnopfer vollbrachte, betete er im Garten Getsemani darum, dass der Wille seines Vaters geschehen möge. Er kannte den Willen des Vaters, dass er nämlich das tun sollte, was so schmerzlich und so schrecklich war, dass wir es nicht begreifen können. Er betete nicht einfach darum, den Willen des Vaters akzeptieren zu können, sondern auch darum, ihn tun zu können. Er zeigte uns, wie wir in vollkommener und entschlossener Ergebenheit beten können.

Der Grundsatz, frühzeitig und beständig Glauben auszuüben, gilt auch für das Gebot des Zehnten. Wir dürfen mit der Entscheidung, den Zehnten voll zu zahlen, nicht bis zum alljährlichen Zehntenausgleich warten. Wir können uns jetzt dafür entscheiden. Es dauert ein wenig, bis man gelernt hat, seine Ausgaben zu kontrollieren, mit dem Glauben, dass alles, was wir haben, von Gott kommt. Es erfordert Glauben, den Zehnten sofort und ohne Aufschub zu zahlen.

Wenn wir uns jetzt dafür entscheiden, den vollen Zehnten zu zahlen, und wenn wir dabeibleiben, werden uns das ganze Jahr über und auch zum Zeitpunkt der Zehntenerklärung Segnungen zufließen. Durch unsere Entscheidung, jetzt den vollen Zehnten zu zahlen, und unser ständiges Bemühen, gehorsam zu sein, wird unser Glaube gestärkt, und mit der Zeit wird unser Herz erweicht werden. Über unsere Geld- oder Sachspende hinaus ist es diese Wandlung im Herzen – bewirkt durch das Sühnopfer Jesu Christi – die es dem Herrn ermöglicht, denjenigen, die den vollen Zehnten zahlen, Schutz in den Letzten Tagen zu verheißen.5 Wir können darauf vertrauen, dass wir eines schützenden Segens würdig sind, wenn wir uns heute verpflichten, den vollen Zehnten zu zahlen, und es dann kontinuierlich tun.

Auch wenn es darum geht, dass wir den Glauben erlangen, Versuchung zu widerstehen und Vergebung zu erlangen, liegt die Kraft darin, dass wir uns früh entscheiden, Glauben auszuüben und beständig gehorsam zu sein. Es ist am besten, einer Versuchung schon frühzeitig zu widerstehen. Die beste Zeit umzukehren, ist jetzt. Der Feind unserer Seele wird uns verführerische Gedanken eingeben. Wir können uns frühzeitig darauf verlegen, Glauben auszuüben und schlechte Gedanken zu vertreiben, noch ehe wir entsprechend handeln. Und wir können beschließen, zügig umzukehren, wenn wir sündigen, noch bevor der Satan unseren Glauben schwächen und uns binden kann. Es ist immer besser, jetzt nach Vergebung zu trachten als später.

Als mein Vater kurz vor seinem Tod in seinem Bett lag, fragte ich ihn, ob er nicht der Meinung sei, dass es an der Zeit sei, umzukehren und um Vergebung für alle Sünden zu bitten, die noch nicht mit Gott bereinigt waren. Wahrscheinlich hörte er die leichte Andeutung heraus, dass er den Tod und das Gericht vielleicht fürchten könnte. Er lachte nur still in sich hinein, lächelte mich an und sagte: „O nein, Hal, ich habe schon unterwegs Umkehr geübt.“

Die Entscheidung, jetzt Glauben auszuüben und gehorsam zu bleiben, wird mit der Zeit großen Glauben und Gewissheit hervorbringen. Dies ist die geistige Vorbereitung, die wir alle brauchen werden. Sie macht uns würdig, in Krisenzeiten die Verheißung des Herrn zu empfangen, die da lautet: „Wenn ihr bereit seid, werdet ihr euch nicht fürchten.“6

Das wird sich bewahrheiten, wenn wir uns den Stürmen des Lebens und dem möglichen Tod gegenübersehen. Ein liebender himmlischer Vater und sein geliebter Sohn haben uns jede erdenkliche Hilfe gegeben, damit wir die Prüfungen des Lebens bestehen, die vor uns liegen. Aber wir müssen den Beschluss fassen, zu gehorchen und zu handeln. Mit der Zeit und durch unsere täglichen Entscheidungen bauen wir den Glauben auf, durch den wir die Prüfungen unseres Gehorsams bestehen. Wir können schon jetzt beschließen, rasch umzusetzen, was auch immer Gott von uns verlangt. Und wir können beschließen, in den kleinen Prüfungen unseres Gehorsams standhaft zu sein, wodurch wir den Glauben aufbauen, der uns durch die großen Prüfungen trägt, die mit Sicherheit kommen werden.

Ich weiß, dass Sie und ich Kinder eines liebenden himmlischen Vaters sind. Ich weiß, dass sein Sohn, Jesus Christus, lebt und dass er unser Erlöser ist und den Preis für all unsere Sünden bezahlt hat. Er ist auferstanden, und er und der himmlische Vater sind dem jungen Joseph Smith erschienen. Ich weiß, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist, übersetzt durch die Gabe und Macht Gottes. Ich weiß, dass dies die wahre Kirche Jesu Christi ist.

Ich weiß, dass wir durch den Heiligen Geist erfahren können, was Gott von uns möchte. Ich bezeuge, dass er uns die Kraft geben kann, das zu tun, was er von uns verlangt, was immer es auch sein mag und welche Prüfungen auch kommen mögen.

Ich bete darum, dass wir uns dafür entscheiden, dem Herrn zügig und immer zu gehorchen, in ruhigen wie in stürmischen Zeiten. Wenn wir dies tun, wird unser Glaube gestärkt, wir finden Frieden in diesem Leben und wir erlangen die Gewissheit, dass wir und unsere Familie des ewigen Lebens in der künftigen Welt würdig werden können. Dies verheiße ich Ihnen – im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Abraham 3:24,25

  2. 2 Nephi 10:23-25

  3. „Ein wahres und lebendiges Zeugnis“, Liahona, August 2005, Seite 6

  4. 2 Nephi 32:3

  5. Siehe LuB 64:23

  6. LuB 38:30