An die Jungen Damen
Seid Frauen Christi! Freut euch über den Platz, den ihr in Gottes Augen einnehmt. Gott braucht euch. Die Kirche braucht euch. Die Welt braucht euch.
Vor ein paar Monaten hat mir Väterchen Zeit übel mitgespielt: Ich stand am Morgen auf, gut ausgeschlafen und wohl gelaunt, und begrüßte den neuen Tag mit einem Lächeln – bis mir bewusst wurde, dass mit dem Geburtstag, den wir an diesem Tag feierten, mein ältestes Enkelkind ein Teenager wurde. Ich dachte kurz darüber nach und tat dann das, was wohl jeder verantwortungsbewusste, würdevolle Erwachsene tun würde: Ich ging wieder ins Bett und zog mir die Decke über den Kopf.
Doch genug gescherzt über die Mühsal bei der Erziehung von Teenagern. Ich möchte meiner Enkelin und dem Großteil der Jugendlichen der Kirche, mit denen ich in aller Welt zusammenkomme, sagen: Wir sind überaus stolz auf euch. Sittliche und physische Gefahren lauern beinahe überall, ihr seid täglich von dutzenden Versuchungen umgeben, und doch sind die meisten von euch bemüht, das Rechte zu tun.
Heute Nachmittag möchte ich euch loben, euch meiner Zuneigung versichern, euch Mut machen und euch sagen, dass ich euch bewundere. Weil mein liebes, ältestes Enkelkind ein Mädchen ist, spreche ich heute zu den Jungen Damen der Kirche, doch ich hoffe, dass der Kern dessen, was ich sagen möchte, für Frauen und Männer jeden Alters gilt. Heute jedoch möchte ich wie Maurice Chevalier in einem seiner Lieder sagen: „Dem Himmel sei Dank für die kleinen Mädchen!“
Erstens: Seid stolz darauf, eine Frau zu sein. Ich möchte, dass ihr spürt, was das wirklich bedeutet, dass ihr wisst, wer ihr wahrhaftig seid. Ihr seid buchstäblich Geisttöchter himmlischer Eltern und habt ein göttliches Wesen und eine ewige Bestimmung.1 Diese unübertreffliche Wahrheit muss tief in eurer Seele verwurzelt sein und die Grundlage für alle Entscheidungen bilden, die ihr auf dem Weg zum Frausein trefft. Es gibt gar keinen besseren Beweis für eure Würde, euren Wert, eure Rechte und eure Verheißungen. Der Vater im Himmel kennt euch mit Namen und weiß um eure Lebensumstände. Er hört eure Gebete. Er kennt eure Hoffnungen und eure Träume, aber auch eure Ängste und Enttäuschungen. Und er weiß, was aus euch werden kann, wenn ihr nur Glauben an ihn habt. Wegen dieser göttlichen Herkunft seid ihr und all eure Geistschwestern und -brüder in Gottes Augen einander ebenbürtig und werdet, sofern ihr gehorsam seid, eine rechtmäßige Erbin in seinem ewigen Reich, eine Erbin Gottes und Miterbin Christi.2 Versucht zu begreifen, was diese Lehren bedeuten. Alles, was Christus je gelehrt hat, hat er für die Frauen genauso wie für die Männer gesagt. Im wiederhergestellten Licht des Evangeliums Jesu Christi nimmt jede Frau – und auch jedes Mädchen – einen erhabenen Platz im göttlichen Plan des Schöpfers ein. Ihr seid, wie Elder James E. Talmage sagt, „Trägerin einer geheiligten Aufgabe, die niemand zu entweihen wage“.3
Seid Frauen Christi! Freut euch über den Platz, den ihr in Gottes Augen einnehmt. Gott braucht euch. Die Kirche braucht euch. Die Welt braucht euch. Das beständige Gottvertrauen der Frau und ihre unwandelbare Hingabe an Geistiges sind stets ein Anker, wenn der Wind und die Wellen des Lebens auf das Heftigste wüten.4 Ich will euch sagen, was der Prophet Joseph Smith vor über 150 Jahren gesagt hat: „Wenn ihr so lebt, wie es euer verbürgtes Recht ist, wird nichts die Engel daran hindern können, sich zu euch zu gesellen.“5
All das soll euch vor Augen führen, was der Vater im Himmel für euch empfindet und was gemäß seiner Absicht aus euch werden soll. Und wenn es zuweilen vorkommt, dass ihr diesen Blickwinkel aus den Augen verliert oder euch mit weniger zufrieden geben wollt als mit dem, was euch zusteht, dann versichern wir euch umso mehr unserer Liebe und bitten euch, eure Jugendjahre zu einer Zeit des Sieges und nicht der Niederlage zu machen. Euer Vater, eure Mutter und die Propheten und Apostel haben nur die eine Absicht: Sie wollen euch ein Segen sein und euch so viel Kummer wie möglich ersparen.
Damit ihr in vollem Maß Anrecht auf die Segnungen und den Schutz des himmlischen Vaters habt, bitten wir euch: Haltet euch an die Maßstäbe des Evangeliums Jesu Christi und klammert euch nicht sklavisch an jede Mode oder Torheit, die gerade angesagt ist. Die Kirche wird euch niemals eure sittliche Entscheidungsfreiheit im Hinblick darauf, was ihr anzieht, streitig machen oder euch vorschreiben, wie ihr auszusehen habt. Die Kirche wird jedoch immer für bestimmte Maßstäbe eintreten und Grundsätze verkünden. Wie Schwester Susan Tanner heute Morgen bereits gesagt hat, ist Anstand einer dieser Grundsätze. Im Evangelium Jesu Christi ist schickliches Aussehen immer modern. Unsere Maßstäbe werden nicht mit der Gesellschaft verhandelt.
In der Broschüre Für eine starke Jugend steht klar und deutlich, dass Mädchen keine Kleidung tragen sollen, die zu eng, zu kurz oder sonst in irgendeiner Weise zu freizügig ist, und dazu gehört auch ein freier Bauch.6 Liebe Eltern: Bitte lesen Sie diese Broschüre zusammen mit Ihren Kindern. Sie brauchen Grenzen, fast ebenso sehr wie Ihre Liebe. Ihr jungen Mädchen, sucht euch eure Kleidung so aus wie eure Freundinnen: Wählt in beiden Fällen das, was euch besser macht und womit ihr voller Selbstvertrauen Gott gegenübertreten könnt.7 Gute Freunde bringen euch nicht in Verlegenheit, erniedrigen euch nicht und nutzen euch nicht aus. Dasselbe muss auch für eure Kleidung gelten.
Ich möchte ganz besonders auf die Kleidung eingehen, die ihr Mädchen sonntags beim Gottesdienst in der Kirche tragt. Früher sprach man von den „besten Sachen“ oder der „Sonntagskleidung“, und vielleicht sollten wir das wieder tun. Jedenfalls waren wir früher ebenso aufgefordert wie heute, innerlich und äußerlich in der bestmöglichen Verfassung zu sein, wenn wir das Haus des Herrn betreten – und ein geweihtes Gemeindehaus der Kirche ist ein „Haus des Herrn“. Kleidung und Schuhe müssen nicht teuer sein, sie sollen nicht einmal teuer sein, aber wir sollen keineswegs den Eindruck erwecken, als seien wir gerade auf dem Weg zum Strand. Wenn wir Gott, den Vater von uns allen, verehren und das Abendmahl nehmen wollen, das ein Sinnbild für das Sühnopfer Jesu Christi ist, dann müssen wir so schicklich, ehrfurchtsvoll und würdevoll sein wie möglich, dem Anlass entsprechend. An unserem Aussehen und unserem Verhalten soll erkennbar sein, dass wir wahrhaftig Jünger Christi sind, dass wir im Geiste der Gottesverehrung sanftmütig und von Herzen demütig sind und wirklich den Wunsch haben, dass der Geist des Herrn immer bei uns ist.
Ich möchte in diesem Zusammenhang ein noch heikleres Thema ansprechen. Ich bitte euch Mädchen: Akzeptiert euch selbst mehr, nehmt euch an, wie ihr seid – eure Gestalt, euren Typ –, und sehnt euch nicht so sehr danach, wie jemand anders auszusehen. Wir sind alle verschieden. Einige sind groß, andere sind klein. Einige sind rundlich, andere sind dünn. Und fast jede wünscht sich zuweilen, etwas zu sein, was sie nicht ist! Eine Beraterin für Mädchen im Teenageralter hat gesagt: „Ihr könnt euch nicht ständig Sorgen darüber machen, dass alle Welt euch anstarren könnte. Wenn ihr euch durch anderer Leute Meinung verunsichern lasst, verschenkt ihr, was euch stark macht. … Selbstbewusstsein erlangt man nur dann, wenn man stets auf die innere Stimme [auf das wahre Ich] hört.“8 Und im Gottesreich ist euer wahres Ich wertvoller als die kostbarsten Edelsteine.9 Jedes Mädchen trägt großes Potenzial in sich und jede Frau hat die Kraft, viel Gutes zu bewirken. Ich erwähne hier die erwachsenen Frauen, weil Sie, die Schwestern, das größte Vorbild und die größte Hilfe für die Mädchen sind. Und wenn Sie von der fixen Idee besessen sind, Sie müssten Kleidergröße 36 haben, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Ihre Tochter oder die Rosenmädchen in Ihrer Klasse es Ihnen gleichtun und sich körperlich zugrunde richten, um möglichst schlank zu sein. Wir sollen alle so fit sein, wie es uns möglich ist, das sagt uns ja das Wort der Weisheit. Es bedeutet, dass wir uns richtig ernähren, uns ausreichend bewegen und tun, was wir können, damit unser Körper optimal funktioniert. Da haben wir wahrscheinlich alle noch Nachholbedarf. Aber die Rede ist hier von bestmöglicher Gesundheit, denn eine optimale Kleidergröße für alle gibt es nicht.
Die Welt geht in dieser Hinsicht nun nicht gerade zimperlich mit euch um. Filme, Fernsehen, Modezeitschriften und die Werbung – all das gibt uns zu verstehen, dass nichts über gutes Aussehen geht. Überall tönt es uns entgegen: „Wer gut genug aussieht, führt ein herrliches Leben und ist glücklich und beliebt.“ So werden schon die Mädchen unter immensen Druck gesetzt und die Frauen dann noch viel mehr. In allzu vielen Fällen wird dem Körper allzu viel zugemutet, damit er einem eingebildeten (um nicht zu sagen oberflächlichen) Maßstab entspricht. Es wurde berichtet, dass eine Hollywood-Schauspielerin kürzlich gesagt hat: „Wir sind von Schönheit und dem Quell der Jugend geradezu besessen. Es stimmt mich traurig, wenn ich sehe, was sich die Frauen alles antun, um das zu erreichen. Da gibt es Frauen [und sogar schon Teenager], die dort etwas glatt ziehen und da etwas kaschieren lassen. Es ist wie auf einem rutschigen Abhang. Man kommt nicht dagegen an. Es ist wirklich ein Irrsinn, was die Gesellschaft den Frauen da antut.“10
Solche Selbstbesessenheit und Fixierung auf das rein Körperliche ist mehr als gesellschaftlicher Irrsinn; es ist in geistiger Hinsicht zerstörerisch und trägt eine Menge dazu bei, dass viele Frauen – auch junge Frauen – in der Welt von heute unglücklich sind. Da wird gestrafft, geliftet, implantiert und umgestaltet, was sich nur umgestalten lässt; und wenn schon die Erwachsenen so sehr mit ihrem Aussehen beschäftigt sind, dann färben dieser Druck und diese Ängste gewiss auch auf die Kinder ab. Schließlich kommt der Punkt, wo das Problem zur eitlen Einbildung11 wird, wie das Buch Mormon es nennt. Und in einer weltlich gesinnten Gesellschaft ufern Eitelkeit und Einbildung aus. Um der Schönheit zu entsprechen, die überall in den Medien dargestellt wird, bräuchte man fürwahr einen großen und geräumigen Schminkkoffer. Und selbst dann wird es noch welche geben, die wie in Lehis Vision „in der Haltung des Spottens“ mit dem Finger auf uns zeigen;12 denn ganz gleich, wie sehr man sich auch bemüht – im Glanz der Modewelt ist es nie glanzvoll genug.
Eine Frau, die nicht der Kirche angehört, schrieb einmal sinngemäß, sie habe jahrelang mit schönen Frauen zusammengearbeitet und dabei sei ihr aufgefallen, dass diese Frauen wohl alle einiges gemeinsam hatten, aber es hatte rein gar nichts mit der Körpergröße oder der Figur zu tun. Sie sagte, dass die schönsten Frauen, die sie kennen gelernt hatte, Wärme und Gesundheit ausstrahlten und lerneifrig, ausgeglichen und integer waren. Fügen wir alledem noch die liebevolle Sanftheit des Geistes des Herrn hinzu, den solche Frauen bei sich haben, dann gilt diese Beschreibung für jede schöne Frau zu jeder Zeit. Alle diese Eigenschaften lassen sich mit Hilfe der Segnungen des Evangeliums Jesu Christi erreichen und verstärken.
Noch ein paar Worte zum Abschluss. In der Unterhaltungsindustrie ist viel die Rede davon, dass derzeit alle ganz verrückt nach Reality Shows sind. Was eine Reality Show genau ist, vermag ich nicht zu sagen, aber aus tiefstem Herzen sage ich den lieben Mädchen in der Kirche etwas ganz Reales aus dem Evangelium.
Ich erkläre euch feierlich, dass der Vater und der Sohn tatsächlich dem Propheten Joseph Smith erschienen sind, der ja in eurem Alter war, als er von Gott berufen wurde. Ich bezeuge, dass diese göttlichen Wesen mit ihm gesprochen haben, dass er ihre ewige Stimme gehört und ihren verherrlichten Körper gesehen hat.13 Dieses Erlebnis war auf seine Weise genauso real wie das des Apostels Thomas, zu dem der Herr sagte: „Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“14
Meiner Enkelin und allen jungen Menschen in der Kirche gebe ich Zeugnis, dass Gott tatsächlich unser Vater ist und dass Jesus Christus tatsächlich sein einziggezeugter Sohn im Fleisch ist, der Erretter und Erlöser der Welt. Ich bezeuge: Dies ist tatsächlich die Kirche und das Reich Gottes auf Erden, wahre Propheten haben dieses Volk in vergangenen Tagen geführt, und es wird auch heute von einem wahren Propheten geführt, nämlich Präsident Gordon B. Hinckley. Ich bete darum, dass ihr die nicht endende Liebe verspürt, die die Führer der Kirche euch entgegenbringen, und dass die ewigen Tatsachen des Evangeliums Jesu Christi euch auch über die zeitlichen Sorgen und Ängste der Teenagerjahre erheben. Im Namen Jesu Christi. Amen.