Ein Unterricht, der mein Leben verändert hat
Mitglieder aus aller Welt berichten davon, wie sich etwas, was sie gelernt haben, als segensreich für sie erwiesen hat. Dies sind nur ein paar der vielen Berichte, die wir erhalten haben. Wir hoffen, dass diese Erfahrungen auch Sie motivieren, Sie an eigene Erlebnisse zurückdenken lassen und Sie bei Ihren Aufgaben als Lehrkraft unterstützen.
Ziegel
Als wir jung verheiratet waren, zogen wir in die Stadt, in der mein Mann studierte. In der neuen Gemeinde arbeitete ich eng mit einer Frau zusammen, deren Betragen mir gefühllos und schroff erschien. Ich wollte gern bedauert werden und sagte zu meinem Mann, wie schlimm es doch sei, dass solch eine Frau eine führende Aufgabe in der Gemeinde innehatte. Doch statt des erwarteten Mitgefühls vermittelte mir mein Mann ganz ungezwungen, aber dennoch wirkungsvoll, wie wichtig es ist, dass wir Liebe hegen und Toleranz üben.
In der Kirche, so sagte er, arbeiten wir alle gemeinsam daran, das Gottesreich aufzubauen. Er verglich die einzelnen Mitglieder mit Ziegelsteinen. Doch kein „Ziegelstein“ ist völlig in Ordnung. Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass jeder seine Fehler hat – hier eine Delle, dort eine Beule. Wenn wir nun Seite an Seite neben einen anderen Ziegelstein gelegt werden, passen die beiden selten vollkommen zueinander. Naturgemäß gibt es Lücken oder Unebenheiten, wo die Unvollkommenheit des einen auf unsere eigene trifft. Ohne den „Mörtel“ der Liebe, Toleranz, Geduld und Vergebungsbereitschaft würde unser Bemühen, das Gottesreich aufzubauen, zunichte gemacht.
Als wir dann Kinder hatten und ich immer mehr Erfahrung dabei sammelte, wie ich zum Aufbau des Gottesreiches beitragen kann, dachte ich oft an diese einfache Lektion zurück. Und ich denke daran, dass es mir obliegt, in meinem Umgang mit anderen mehr Nächstenliebe walten zu lassen. Und was meine Schwächen angeht, so schätze ich es immer mehr, wenn ein anderer großzügig „Mörtel“ aufträgt, wenn er mit mir zu tun hat.
Lee Ann Fairbanks, Gemeinde Moses Lake 10, Pfahl Moses Lake in Washington
Ich wusste, dass er es wusste
An einem Sonntag Anfang 1995 besuchte ich zum ersten Mal die Kirche. Mein Leben lang hatte ich die Wochenenden im Stadion oder in der Sporthalle verbracht. Ich liebe den Sport! Ich studierte sogar Sport. Aber im Januar 1995 lernte ich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kennen. Die Missionarinnen luden mich zur Kirche ein, und ich nahm ihre Einladung an.
Es war eine Fast- und Zeugnisversammlung. Ich saß auf einer langen Holzbank, und links und rechts von mir saß je eine Missionarin. Aber ich kannte dort niemand, die Lieder waren mir neu, der Gottesdienst war mir fremd, und manche Wörter hatte ich noch nie im Leben gehört. Ich hatte nie zuvor das Abendmahl genommen und machte mir Sorgen, dass ich mich vielleicht nicht richtig verhalten würde. Mir war äußerst unbehaglich zumute. Ich sagte mir: „Irgendwann ist es vorbei, und dann verschwinde ich und komme nie wieder hierher.“ Doch am Ende der Versammlung wurde bekannt gegeben, dass alle sitzen bleiben sollten, weil der Missionspräsident, Präsident Charles W. Dahlquist II (der jetzt Präsident der Jungen Männer ist), zu den Mitgliedern sprechen wolle. Die meisten Leute, auch die Missionarinnen, blieben also sitzen, und ich konnte nicht, wie geplant, unauffällig verschwinden. Ich hatte nicht den Mut, den Missionarinnen zu sagen, wie scheußlich ich mich fühlte, und so harrte ich weiter aus.
Präsident Dahlquist stand vor den Mitgliedern und fragte sie zunächst, was sie mit einem guten Buch machen würden, das sie soeben gelesen haben. Meine Antwort war: „Es nochmals lesen, es weiterempfehlen oder es verschenken.“
Er sprach über das Buch Mormon und dann noch einige andere Themen. Dabei geschah etwas Unerwartetes: Plötzlich wusste ich, dass alles, was er sagte, wahr war. Mir war auch bewusst, dass er noch mehr wusste, was ebenfalls wahr war. Und mir war klar, dass ich das auch wissen wollte, was er wusste. Mir wurde bewusst, dass ich ebenfalls diesen Anker für mein Leben haben wollte, den er hatte. Dieses Erlebnis lässt sich schwer in Worte fassen. Ich wusste einfach, dass er das wusste.
Ich blickte mich unauffällig um, um zu sehen, ob auch die anderen etwas Ungewöhnliches bemerkt hatten, denn mir kam es so vor, als habe sich soeben etwas Außergewöhnliches zugetragen.
Aufgrund dieses Erlebnisses ging ich immer wieder zur Kirche. Am 2. März 1996, etwa ein Jahr später, ließ ich mich taufen. Heute habe ich fünf liebe Kinder und einen lieben Mann für jetzt und für die Ewigkeit.
Ich denke oft voll Dankbarkeit an die Ansprache des Missionspräsidenten zurück.
Barbara Hopf, Zweig Stade, Pfahl Hamburg
Ein Zeugnis von Gott
Die Lektion mit den größten Auswirkungen auf mein Leben war eine PV-Lektion. Weil das schon so lange her ist, weiß ich den Namen der Lehrerin nicht mehr, aber der Unterricht selbst hat mein Herz so tief berührt, dass er mir unvergesslich geblieben ist.
Mit fünf Jahren lernte ich in der PV, dass Gott mein himmlischer Vater und dass Jesus Christus mein Erretter und Erlöser ist. Ich lernte, dass sie alle Menschen lieben und dass ich zu Gott sprechen kann, wann immer ich ihn brauche, denn er hört meine Gebete. Mein Glaube wurde stärker, etwas reifte in meinem Herzen heran, und allmählich erlangte ich ein Zeugnis von Gott. Mit den reinen Beweggründen eines kleinen Kindes ging ich daran, voll Eifer zu Gott zu beten, und das Beten bescherte mir viele wunderbare Erlebnisse.
Ich ging etwas mehr als ein Jahr lang zur Kirche. Dann war es mir aufgrund verschiedener Umstände nicht mehr möglich, die Kirche zu besuchen. Aber gebetet habe ich weiterhin.
Schließlich konnte ich mich im Alter von 20 Jahren taufen lassen. Ich tat diesen Schritt mit dem rückhaltlosen Empfinden eines Kindes, das zum Vater sagt: „Ich komme heim zu dir.“
Der Same war in meiner Kindheit gelegt worden, und er reifte heran, als ich erwachsen wurde. Ich habe keine Ahnung, ob die Lehrerin von damals überhaupt weiß, wie viel sie da bewirkt hat. Ihr Unterricht hat mein Herz gewandelt und meinen Fuß während der vierzehn Jahre, in denen ich keinerlei Kontakt zur Kirche hatte, auf dem sicheren Pfad gehalten.
Estela Santana Leitão Cavalcante, Gemeinde Praia Grande, Pfahl Praia Grande in Brasilien
Die Flecken der Sünde
Als ich vor mehr als 15 Jahren zu den Lorbeermädchen gehörte, war unsere Pfahl-JD-Leiterin für mich und viele andere Mädchen das große Vorbild. Sie hatte wunderschöne, braune Locken, war klug und beredt, sehr geistig gesinnt, war auf Mission gewesen und hatte vor kurzem geheiratet. Sie trug stets hübsche, anständige Sachen und lebte uns vor, wie man attraktiv sein kann, ohne seine Maßstäbe zu lockern. Ich weiß noch: Für mich stellte sie all das dar, was ich mir für meine Zukunft erträumte.
Einmal sprach sie auf einer Fireside der Jungen Damen. Wir betraten die Kapelle, und da vorne, für alle gut zu sehen, hing ihr schönes, weißes Hochzeitskleid. Was gibt es für eine verträumte Sechzehnjährige wohl Aufregenderes als ein Hochzeitskleid? Ich dachte mir, wir würden wohl über Jungen und die Zukunft sprechen.
Als jedoch die JD-Leiterin das Wort ergriff, merkten wir bald, dass sie das überhaupt nicht vorhatte. Sie sprach über Keuschheit und darüber, wie wichtig es ist, dass wir uns sittlich rein halten. Sie stand mit ihren Notizen und einem Füllfederhalter am Pult und besprach dieses Thema äußerst nachdrücklich.
Und plötzlich passierte das Undenkbare. Sie machte beim Reden eine weit ausladende Bewegung mit der Hand und spritzte dabei Tinte auf das Kleid. Nun hatte der weiße Stoff einen großen Tintenfleck. Wir waren am Boden zerstört.
Ich weiß nicht mehr genau, was sie als Nächstes sagte. Es ging in etwa darum, dass wir so rein und sauber wie ihr weißes Kleid sein sollen und dass eine sittliche Übertretung, selbst wenn sie uns unbedeutend vorkommt, einen Fleck macht wie die Tinte auf ihrem Kleid. Ich weiß noch, wie ich mir damals wünschte, nie anders als nur rein und sauber zu sein. Diese Entscheidung hatte ich im Unterbewusstsein bereits zuvor getroffen, doch jetzt war sie mir unauslöschlich ins Herz geprägt.
Nachdem sie uns eindrücklich darauf hingewiesen hatte, dass wir rein bleiben bzw. rein werden müssen, ließ sie uns wissen, dass es sich um Geheimtinte handelte, die nach ein paar Minuten wieder verschwindet. Sie hatte den Trick aber zuvor nicht ausprobiert, und so hofften wir alle inständig, dass es auch klappen würde. Und es funktionierte!
Seit damals geht mir dieser Anschauungsunterricht nicht aus dem Sinn. Ich möchte einmal vor dem himmlischen Vater stehen – so rein wie jenes weiße Kleid.
Anja Klarin, Gemeinde Borås, Pfahl Göteborg in Schweden
Macht und Einfluss des Sühnopfers
Ich habe immer an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, geglaubt. Seit meiner Kindheit hatte ich stets den Wunsch, ihnen möglichst nahe zu sein, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte.
Aber im Mai 2000 lernte ich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kennen. Ich war gerade eben 17 geworden, als ich die Missionare zum ersten Mal traf. Sie besuchten eine meiner Freundinnen, und die lud mich ein, ebenfalls den Missionaren zuzuhören. Nachdem wir uns die Missionarslektionen angehört hatten und zur Abendmahlsversammlung gegangen waren, ließen sich meine Freundin und ich und ebenso auch meine Eltern und mein jüngerer Bruder taufen.
Wir wurden sehr freundlich in die Organisationen der Gemeinde eingegliedert. Ich war bei den Jungen Damen. Ich fühlte mich dort sehr wohl, und ich mochte Maria José, unsere Leiterin, sehr gern. Sie hat viel zu meinem geistigen Wachstum beigetragen. Nachdem ich die Jungen Damen dann verlassen hatte, war Maria José meine Sonntagsschullehrerin.
Eines Sonntags kündigte sie an, dass wir uns das nächste Mal mit dem Sühnopfer Jesu Christi befassen würden und dass jeder das Buch Jesus der Christus von James E. Talmage zum Unterricht mitbringen solle.
Am nächsten Sonntag hatten wir alle unser Buch mit. Jeder von uns hatte einen Auftrag erhalten – jeder sollte ein paar Seiten lesen und dann der Klasse darüber berichten. Die Lehrerin fügte Schriftstellen und unsere Erklärungen zu einem Gesamtbild zusammen. Dabei tat sich der Geist auf höchst bemerkenswerte Weise kund. Als wir über Getsemani und Golgota sprachen, weinten wir alle. Nie zuvor oder danach habe ich etwas derartig Schönes in einer Klasse erlebt. Und nie zuvor habe ich die Macht und den Einfluss des Sühnopfers so von ganzem Herzen begriffen.
Am Ende des Unterrichts sangen wir ein Lied und sprachen ein schlichtes Gebet. Wir waren zutiefst gerührt. Ich bin dankbar für das Sühnopfer und den Errettungsplan. Und vor allem bin ich dankbar für die Liebe und das Engagement unserer Lehrerin, die wollte, dass wir den Heiligen Geist verspüren, der Zeugnis vom Evangelium und vom Sühnopfer gibt.
Elaine Cristina Farias de Oliveira, Gemeinde Panatis, Pfahl Natal Potengi in Brasilien