Botschaft von der Ersten Präsidentschaft
Der Plan des Herrn
Als Jesus einst weit weg von hier unter den Menschenkindern wirkte, sprach er oft in Gleichnissen – in einer Sprache, die das Volk am besten verstand. Das Leben seiner Zuhörer verglich er häufig mit dem Hausbau. Wurde er nicht sogar oft Sohn des Zimmermanns genannt?1 Er sagte: „Jedes [Haus], das in sich gespalten ist, geht zugrunde.“2 Und später fügte er warnend hinzu: „Siehe, mein Haus ist ein Haus der Ordnung, spricht der Herr, Gott, und nicht ein Haus der Verwirrung.“3
Der Erretter hat am 27. Dezember 1832 in einer Offenbarung an den Propheten Joseph Smith in Kirtland in Ohio gesagt: „Organisiert euch; bereitet alles vor, was nötig ist; und errichtet ein Haus, nämlich ein Haus des Betens, ein Haus des Fastens, ein Haus des Glaubens, ein Haus des Lernens, ein Haus der Herrlichkeit, ein Haus der Ordnung, ein Haus Gottes.“4
Wo gibt es denn für uns einen besseren Plan, wonach man wohlüberlegt und solide ein Haus bauen kann, das für die Ewigkeit Bestand hat?
Wir erbauen im wahrsten Sinn des Wortes ein Haus für die Ewigkeit. Wir sind erst Lehrlinge in dem Fach – noch keine Meister. Wir brauchen Hilfe von Gott, wenn unser Bauvorhaben von Erfolg gekrönt sein soll. Die Anweisungen des Apostels Paulus geben uns die nötige Zuversicht: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“5
Wenn wir daran denken, dass jeder von uns buchstäblich ein Geistsohn oder eine Geisttochter Gottes ist, fällt es uns wohl nicht schwer, uns dem himmlischen Vater im Gebet zu nahen. Für ihn ist das Rohmaterial, das wir Leben nennen, äußerst wertvoll: „Denkt daran, die Seelen haben großen Wert in den Augen Gottes.“6 Diese Erklärung verleiht unserem Leben Sinn.
Es gibt einen Lehrmeister, der uns anleitet, wenn wir nur unseren Glauben in ihn setzen – nämlich den Herrn Jesus Christus. Er lädt uns ein:
„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“7
Es heißt von Jesus, er „wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“.8 Sind wir entschlossen, es ihm gleichzutun? Eine Zeile in der heiligen Schrift zollt unserem Herrn und Erretter besondere Anerkennung; es heißt dort, dass er „umherzog [und] Gutes tat“.9
Den Gläubigen ein Vorbild
Paulus hat in seinem Brief an Timotheus einen Weg aufgezeigt, wie wir selbst besser werden und gleichzeitig auch anderen Menschen beistehen können, die entweder im Stillen darüber nachdenken oder laut die Frage stellen: „Wie könnte ich [meinen Weg finden], wenn mich niemand anleitet?“10
Die Antwort, die Paulus dem Timotheus gibt, ist ein inspirierter Auftrag an uns alle. Schenken wir doch diesem weisen Rat Beachtung: „Sei den Gläubigen ein Vorbild in deinen Worten, in deinem Lebenswandel, in der Liebe, [im Geist,] im Glauben, in der Lauterkeit.“11
Befassen wir uns ein wenig intensiver mit dieser erhabenen Aufforderung, die buchstäblich für jeden von uns gilt.
Erstens: Sei ein Vorbild in deinen Worten. „Lasst eure Worte darauf gerichtet sein, einander zu erbauen“,12 sagt der Herr.
Erinnern wir uns noch an das beliebte Sonntagsschullied?
O ein gütiges Herz stets vertreibet den Schmerz,
wie die Sonne die Wolken vertreibt!
Lasst das Herze oft reden in Güte,
dass Gottes Huld mit uns verbleibt!13
Denken Sie einmal darüber nach, was Mary Boyson Wall, die 1913 Don Harvey Wall im Salt-Lake-Tempel geheiratet hat, gesagt hat. Sie feierten noch ihren 81. Hochzeitstag; bald darauf verstarb Don im Alter von 103 Jahren. In einem Artikel in der Church News hat Mary Boyson ihr hohes Alter und die lange Dauer ihrer Ehe darauf zurückgeführt, dass sie zueinander freundlich gewesen sind. Sie sagte: „Ich glaube, das hat uns über vieles hinweggeholfen. Wir haben versucht, einander zu helfen und nichts Unfreundliches zu sagen.“14
Zweitens: Sei ein Vorbild im Lebenswandel. Bei der Generalkonferenz im Oktober 1987 hat Präsident Gordon B. Hinckley gesagt: „Eine schmutzige Ausdrucksweise besudelt den, der sich ihrer bedient. Falls Sie sich dies zur Gewohnheit gemacht haben – wie können Sie es ablegen? Zuerst müssen Sie sich vornehmen, sich zu ändern. Wenn Sie das nächste Mal ein schmutziges Wort gebrauchen wollen, halten Sie einfach inne. Schweigen Sie, oder sagen Sie, was Sie sagen wollen, auf eine andere Weise.“15
François de la Rochefoucauld hat gesagt: „Der Grund dafür, warum so wenige Menschen nette und vernünftige Gesprächspartner sind, liegt darin, dass beinahe jeder überlegt, was er selbst sagen möchte, statt auf genau das einzugehen, was ihm gesagt wurde.“16
Drittens: Sei ein Vorbild in der Liebe. Im Korintherbrief finden wir diese wunderschöne, wahre Aussage: „Die Liebe hört niemals auf.“17
Es geht zu Herzen, wie schnell die Kirche auf Naturkatastrophen vielerorts reagiert. Oft sind wir die Ersten, die dort ankommen, und noch dazu mit den meisten Hilfsgütern. Und es gibt natürlich auch andere Organisationen, die genauso großzügig Hilfe leisten.
Was ist Nächstenliebe? Moroni schrieb einige Worte seines Vaters, Mormon, nieder. Darin heißt es: „Nächstenliebe ist die reine Christusliebe, und sie dauert für immer fort.“18
Einer, der Nächstenliebe praktiziert hat, war Präsident George Albert Smith (1870–1951). Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs startete die Kirche ein umfassendes Hilfsprojekt und versorgte die Not leidenden Mitglieder in Europa mit warmer Kleidung. Elder Harold B. Lee (1899–1973) vom Kollegium der Zwölf Apostel und Elder Marion G. Romney (1897–1988), ein Assistent der Zwölf, begleiteten Präsident George Albert Smith zum Welfare Square in Salt Lake City; sie wollten sehen, wie das Projekt voranging. Sie waren beeindruckt von den großzügigen Spenden der Mitglieder. Sie sahen zu, wie Präsident Smith die Arbeiter beobachtete, die massenweise Kleidung und Schuhe verpackten. Sie sahen, wie ihm die Tränen die Wangen herabliefen. Wenige Minuten darauf legte Präsident Smith seinen neuen Mantel ab und sagte: „Bitte, nehmen Sie auch den.“
Die Brüder sagten: „Nicht doch, Präsident, schicken Sie den nicht mit. Es ist kalt, und Sie brauchen einen Mantel.“
Doch Präsident Smith wollte seinen Mantel unbedingt auch mitgeben, und so wurde dieser, wie so viele andere, nach Europa geschickt, wo die Nächte lang und kalt waren und es an Essen und Kleidung mangelte. Als die Sendung ankam, wurden Freude und Dank laut, fanden aber auch im Stillen beim Beten ihren Ausdruck.
Viertens: Sei ein Vorbild im Geist. Der Psalmist schreibt: „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist!“19
Als ich siebzehn Jahre alt war, ging ich zur Marine der Vereinigten Staaten und wurde in San Diego in Kalifornien ausgebildet. Die ersten drei Wochen lang hatte ich das Gefühl, die wollten uns umbringen, statt uns beizubringen, wie man überlebt.
Ich werde den ersten Sonntag in San Diego nie vergessen. Der Unteroffizier vom Dienst sagte uns: „Heute gehen alle zur Kirche.“ Dann mussten wir uns auf dem Exerzierplatz in Reih und Glied aufstellen. Der Unteroffizier brüllte: „Alle Katholiken versammeln sich im Lager Decatur. Vorwärts marsch! Und kommen Sie nicht vor 15.00 Uhr zurück!“ Viele marschierten los. Danach sagte er: „Alle, die dem jüdischen Glauben angehören, versammeln sich im Lager Henry. Vorwärts marsch! Und kommen Sie nicht vor 15.00 Uhr zurück!“ Eine kleinere Anzahl entfernte sich. Dann sagte er: „Und der Rest, die Protestanten, versammeln sich im Saal des Lagers Farragut. Vorwärts marsch! Und kommen Sie nicht vor 15.00 Uhr zurück!“
Da durchzuckte mich der Gedanke: „Monson, du bist kein Katholik. Du bist kein Jude, und du bist kein Protestant.“ Ich entschloss mich, stehen zu bleiben. Es kam mir vor, als gingen hunderte Soldaten an mir vorbei. Dann hörte ich das Schönste, was dieser Unteroffizier jemals in meiner Gegenwart gesagt hat. Er fragte: „Und Sie, Männer, als was bezeichnen Sie sich?“ Er sprach in der Mehrzahl – Männer! Erst da wurde mir bewusst, dass hinter mir auf dem Exerzierplatz noch andere standen. Im Chor sagten wir: „Wir sind Mormonen.“ Er kratzte sich am Kopf, schaute uns verblüfft an und sagte: „Naja, dann gehen Sie und suchen Sie sich einen Ort, wo Sie Ihre Versammlung abhalten können – und kommen Sie nicht vor 15.00 Uhr zurück.“ Wir marschierten weg. Man konnte im Gleichklang unserer Schritte beinahe den Reim eines alten PV-Spruchs erkennen:
Trau dich, Mormone zu sein.
Trau dich und steh auch allein.
Trau dich und tu, was du musst.
Steh fest zu dem, was du tust.
Fünftens: Sei ein Vorbild im Glauben. Präsident Stephen L Richards (1879–1959), Erster Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat in Bezug auf den Glauben gesagt: „Wer anerkennt, dass es eine Macht gibt, die höher ist als man selbst, erniedrigt sich dadurch keineswegs. Wenn jemand aufgrund seines Glaubens einer höheren Macht Wohltat und höhere Absicht zuschreibt, stellt er sich auch für sich selbst eine höhere Bestimmung und edlere Eigenschaften vor und wird im Existenzkampf motiviert und ermutigt. … Er muss suchen und dabei glauben, beten und hoffen, dass er finden wird. Solch aufrichtiges, gebeterfülltes Bemühen bleibt nicht unbelohnt, denn gerade daraus besteht ja der Gedanke des Glaubens.“20 Gott wird den segnen, der diesen Segen demutsvoll sucht.
Minnie Louise Haskins hat diesen Gedanken in ein schönes Gedicht gefasst:
Am Jahrestor, da stand der Mann; ihn sprach ich an und bat:
„Gib mir ein Licht, auf dass ich sicher geborgen ins Ungewisse gehen mag!“
Doch er sprach:
„Auf, geh in die Finsternis und ergreife Gottes Hand!
Das ist dir dienlicher als Licht und sicherer als der klare Weg vor deinem Fuß.“21
Und schließlich: Sei ein Vorbild in der Lauterkeit. „Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?
Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.
Er wird Segen empfangen vom Herrn und Heil von Gott, seinem Helfer.“22
Präsident David O. McKay (1873–1970) hat gesagt: „Die Sicherheit unseres Landes hängt von der Reinheit und der Stärke unserer Familien ab. Und ich danke Gott für das, was die … Kirche in Bezug auf das Zuhause lehrt, und für den Eindruck, den liebevolle Eltern einprägen, dass das Zuhause der heiligste Ort auf Erden sein muss. In unserem Volk ist es üblich, dass man ein Zuhause schafft, und überall wird man von klein auf bis ins hohe Alter darin unterwiesen, dass das Zuhause rein bleiben und vor den Übeln der Welt geschützt werden muss.“23
Die Dankbarkeit unseres Vaters
Vor vielen Jahren besuchte ich eine Pfahlkonferenz in Star Valley in Wyoming. Die Pfahlpräsidentschaft wurde neu organisiert. Der Pfahlpräsident, der entlassen wurde, hieß E. Francis Winters und hatte ganze 23 Jahre lang treu in diesem Amt gedient. Er war ein einfacher Mann und lebte in bescheidenen Verhältnissen, doch er war für jeden im Tal ständig eine Quelle der Kraft gewesen. Bei dieser Pfahlkonferenz war das Gebäude zum Bersten voll. Jeder schien im Stillen diesem edlen Führer Danke zu sagen, der so selbstlos sein Leben dem Wohl anderer gewidmet hatte.
Als ich aufstand, um meine Ansprache zu halten, fühlte ich mich gedrängt, etwas zu tun, was ich nie zuvor und auch seither nie wieder getan habe. Ich wies darauf hin, wie lange Francis Winters über den Pfahl präsidiert hatte, und bat danach alle, die von ihm als Kind gesegnet oder konfirmiert worden waren, aufzustehen und stehen zu bleiben. Dann bat ich alle, die Präsident Winters jemals ordiniert, eingesetzt, beraten oder gesegnet hatte, aufzustehen. Das Ergebnis war überwältigend. Jeder der Anwesenden stand auf. Die Menschen weinten – und ihre Tränen machten besser deutlich als Worte, wie dankbar sie waren. Ich wandte mich zu Präsident Winters und seiner Frau um und sagte: „Wir sind heute Zeugen dafür, wie der Geist etwas eingibt. Diese vielen Menschen drücken nicht nur aus, was sie selbst empfinden, sondern sie sind auch der Beweis dafür, dass Gott für ein so gutes Leben dankbar ist.“ Keiner der Anwesenden wird je vergessen, was er damals empfunden hat, als wir die Sprache des Geistes des Herrn vernahmen.
Francis Winters war einer, der den Gläubigen ein Vorbild war in seinen Worten, in seinem Lebenswandel, in der Liebe, [im Geist,] im Glauben, in der Lauterkeit.24
Treu in dem Glauben, den Eltern uns lehrten,
treu stets der Wahrheit, die Helden begehrten!
Gott zugewandt
Aug, Herz und Hand,
standhaft und treu sei stets unser Stand!25
Dass wir alle dies tun, darum bete ich demütig.
Für die heimlehrer
Bereiten Sie sich gebeterfüllt vor und tragen Sie diese Botschaft anhand einer Unterrichtsmethode vor, bei der Ihre Zuhörer einbezogen werden. Dazu einige Beispiele:
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Sprechen Sie mit der Familie darüber, wie man beim Hausbau vorgeht. Lesen Sie den vierten Absatz vor. Jeder soll ein Beispiel dafür nennen, wie er als Erbauer eines ewigen Hauses Hilfe von Gott empfangen hat.
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Bauen Sie ein Häuschen aus Holzklötzen, Tassen oder sonst etwas, und beschriften Sie die einzelnen Bausteine mit den sechs Merkmalen, die Präsident Monson aus Timotheus 4:12 zitiert. Fügen Sie die Bausteine zusammen und lesen Sie dabei vor, was Präsident Monson dazu sagt. Die Familie soll sagen, weshalb jedes Element wichtig ist. Vielleicht kann jeder auch einen Menschen nennen, der seiner Meinung nach „den Gläubigen ein Vorbild“ ist.
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Sprechen Sie über die Begebenheit mit E. Francis Winters und geben Sie Zeugnis davon, dass man gesegnet wird, wenn man sich an den Plan des Herrn hält.