Der große Plan des Glücklichseins
Durch das unbegrenzte Sühnopfer hat Gott ein Mittel geschaffen, wodurch wir sowohl unsere Sünden überwinden als auch wieder vollkommen rein werden können.
Der Prophet Jakob hat die Frage gestellt: „Warum nicht von dem Sühnopfer Christi sprechen und vollkommene Kenntnis von ihm erlangen?“1
Ich nehme diese Frage als Thema für meine Ansprache – warum nicht von dem Sühnopfer Christi sprechen?
Alma spricht vom Sühnopfer als dem „großen Plan des Glücklichseins“.2 Ich verwende diesen Ausdruck, um die schöne Lehre zu beschreiben, die wir als das Sühnopfer Jesu Christi kennen.
Präsident Hugh B. Brown hat einmal festgestellt: „Früher oder später bringen die Wechselfälle des Lebens jeden von uns dazu, sich mit diesem wichtigen Thema auseinander zu setzen, nämlich mit der Unsterblichkeit der Seele und der Beziehung des Menschen zu Gott. Jeder von uns hat, unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Herkunft, eine Verabredung mit der Erfahrung, die wir als Tod bezeichnen.“3
Die meisten von uns haben schon einmal, erfüllt von Trauer um den Verlust, ehrfürchtig am Grab eines geliebten Menschen gestanden und sich gefragt: „Hat der Tod auch etwas Glückliches?“
Ein Prophet aus dem Buch Mormon beantwortet uns diese Frage, indem er seine Dankbarkeit für das Sühnopfer Jesu Christi, das uns vom Tod erlöst, freudig zum Ausdruck bringt: „O die Weisheit Gottes, seine Barmherzigkeit und Gnade! … O die Größe und die Gerechtigkeit unseres Gottes!“4
Ich möchte Ihnen fünf Wahrheiten aus dem großen Plan des Glücklichseins vorstellen, die mir diese Art von Freude bringen.
Erstens: Wer den Plan kennt, weiß, dass es einen Gott gibt und dass dieser einen Sohn hat, nämlich Jesus Christus. Der Vater und der Sohn sind vollkommen. Sie leben im Himmel. Sie besitzen einen verherrlichten Körper aus Geist, Fleisch und Gebein.
Diese Wahrheiten wurden uns in dieser Evangeliumszeit offenbart, als Joseph Smith demütig im Gebet niederkniete und später erklärte: „Ich [sah] zwei Personen von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“5
Zweitens: Wenn wir wissen, wer der Vater und der Sohn wirklich sind, ist uns auch eher bewusst, dass wir alle auf diese Erde geschickt worden sind, um einen Körper zu erhalten, Erfahrungen zu machen und uns als würdig zu erweisen, zu unserem himmlischen Vater zurückzukehren. Unser sterbliches Leben auf dieser Erde wird von Gesetzen bestimmt. Übertreten wir das Gesetz, dann sündigen wir. Wenn wir sündigen, dann verletzen wir ewige Gesetze, und das Gesetz der Gerechtigkeit fordert eine Bestrafung.
Man könnte die Sünde und die Notwendigkeit der Umkehr mit einem Mann vergleichen, der auf eine Reise geht. Auf dem Rücken trägt er einen großen leeren Sack. Von Zeit zu Zeit hebt er einen Stein auf, das symbolisiert die Übertretung eines Gesetzes. Er verstaut den Stein in dem Sack auf seinem Rücken. Mit der Zeit füllt sich der Sack. Er ist schwer. Der Mann kann seine Reise nicht fortsetzen. Er muss einen Weg finden, den Sack zu leeren und die Steine loszuwerden. Dies kann nur durch den Erretter und das Sühnopfer geschehen.
Es ist möglich, wenn wir Glauben an Jesus Christus üben, von der Sünde lassen und durch die heiligen Handlungen des Evangeliums Bündnisse schließen. Wenn wir treu bis ans Ende ausharren, können wir einmal zurückkehren und beim himmlischen Vater und seinem Sohn Jesus Christus leben.
Drittens: Durch das unbegrenzte Sühnopfer hat Gott ein Mittel geschaffen, wodurch wir sowohl unsere Sünden überwinden als auch wieder vollkommen rein werden können. Dies wird durch das ewige Gesetz der Barmherzigkeit ermöglicht. Die Barmherzigkeit erfüllt die Forderungen der Gerechtigkeit durch unsere Umkehr und die Macht des Sühnopfers. Ohne die Macht des Sühnopfers und unsere vollständige Umkehr sind wir dem Gesetz der Gerechtigkeit unterworfen.
Alma hat gelehrt, dass „die Barmherzigkeit … Anspruch auf die Reumütigen“ erhebt6 und dass „der Plan der Erlösung nicht anders als nur unter den Bedingungen der Umkehr“ zuwege gebracht werden kann.7
Der große Prophet Amulek hat gelehrt: „Und so kann die Barmherzigkeit die Forderungen der Gerechtigkeit befriedigen und umschließt ihn mit den Armen der Sicherheit, während derjenige, der keinen Glauben zur Umkehr ausübt, dem ganzen Gesetz mit seinen Forderungen der Gerechtigkeit ausgesetzt ist; darum ist nur für den, der Glauben zur Umkehr hat, der große und ewige Plan der Erlösung zuwege gebracht.“8
Adam und Eva, unsere ersten Eltern, haben ein Gesetz übertreten und wurden aus dem schönen Garten von Eden ausgestoßen. Adam und Eva wurde der große Plan der Erlösung kundgetan, damit sie in diesem Leben Glück finden konnten.9
Adam sagte: „Denn infolge meiner Übertretung sind meine Augen aufgetan, und in diesem Leben werde ich Freude haben, und wiederum im Fleische werde ich Gott schauen.“10
Auch Eva freute sich und sagte: „Wenn wir nicht übertreten hätten, so hätten wir nie Nachkommen gehabt und hätten nie Gut und Böse erkannt, auch nicht die Freude unserer Erlösung.“11
Viertens: Der Fall Adams und Evas brachte zwei Arten von Tod. Wir sind beiden Arten unterworfen. Der physische Tod ist die Trennung des Geistes vom physischen Körper. Wegen des Falls Adams erleiden alle Menschen den physischen Tod.
Der zweite Tod ist geistiger Natur. Er ist die Trennung von der Gegenwart Gottes. Adam und Eva sprachen im Garten von Eden ungehindert mit Gott. Nach ihrer Übertretung verloren sie diesen Vorzug. Danach waren Glaube und Opfer, verbunden mit inständigem Bitten, notwendig, damit Gott sich mitteilte.
Gegenwärtig sind wir alle im Zustand des geistigen Todes. Wir sind von Gott getrennt. Er wohnt im Himmel, wir leben auf der Erde. Wir wollen gern zu ihm zurückkehren. Er ist rein und vollkommen. Wir sind unrein und unvollkommen.
Die Macht des Sühnopfers Christi hat beide Arten von Tod überwunden.
Nach der Kreuzigung und der Beerdigung in einem fremden Grab ist Christus am dritten Tag auferstanden. Diese Auferstehung hat den physischen Körper Christi mit seinem Geist vereinigt.
Die Auferstehung von den Toten ist ein herrlicher Aspekt des Sühnopfers und gehört ganz gewiss zum Plan des Glücklichseins. Die Auferstehung ist universell und für die gesamte Menschheit gültig. Wir werden alle auferstehen. Von dieser Tatsache gebe ich Zeugnis. Es ist eine Gabe von Gott, die an keine Bedingungen gebunden ist.
Aufzuerstehen heißt jedoch nicht, dass man den zweiten Tod überwindet. Um ewiges Leben zu gewinnen und in der Gegenwart des Vaters und des Sohnes leben zu können, müssen wir umkehren und uns für die Barmherzigkeit qualifizieren, die der Gerechtigkeit Genüge tut.
In den Offenbarungen heißt es:
„Dieses Leben ist die Zeit, da der Mensch sich vorbereiten soll, Gott zu begegnen.“12
„[Schiebt] den Tag eurer Umkehr nicht bis zum Ende [auf].“13
„Der gleiche Geist, der euren Körper zu der Zeit beherrscht, da ihr aus diesem Leben scheidet, dieser selbe Geist wird die Macht haben, euren Körper in jener ewigen Welt zu beherrschen.“14
Fünftens: Jesus Christus wurde von Maria, einer sterblichen Mutter, geboren. Von ihr erbte er die Sterblichkeit und wurde so dem Tod unterworfen.
Josef war sein Mentor hier auf der Erde. Gott im Himmel war sein Vater. Von ihm erbte er die Unsterblichkeit, die Macht, den physischen Tod zu überwinden.
Als derjenige, der erwählt war, die Bedingungen des Sühnopfers zu erfüllen, ließ sich Jesus Christus herab, als hilfloser Säugling auf die Erde zu kommen, geboren von Maria. Er ließ sich dazu herab, versucht, verhöhnt, verspottet, verurteilt und gekreuzigt zu werden, obwohl er die Macht und Vollmacht dazu hatte, das alles zu verhindern.
Präsident John Taylor hat die Herablassung Christi mit diesen schönen Worten beschrieben: „Weiter war es notwendig, dass er unter alles hinabfuhr, damit er sich über alles erheben konnte. Hätte er sich nicht selbst erheben und durch diese Grundsätze, die durch das Sühnopfer zustande gebracht wurden, erhöht werden können, dann hätte er auch sonst niemand erheben können. Er konnte nicht für andere etwas tun, was er für sich selbst nicht tun konnte.“15
Das Leiden Christi im Garten Getsemani ist der Inbegriff der großartigsten aller Eigenschaften Christi, seiner vollkommenen Liebe. Hier sehen wir, dass er uns alle wirklich geliebt hat.
Ein englischer Theologe aus dem 19. Jahrhundert hat über dieses Ereignis Folgendes geschrieben: „Alles, was ein menschlicher Körper an Schmerzen ertragen kann, sollte seinem schwindenden Körper aufgeladen werden. Der stechendste Schmerz, die bitterste Schande, die ganze Last der Sünde – mit all dem war er nun konfrontiert.“16
In neuzeitlicher Offenbarung hat der Herr sein Leiden selbst beschrieben: „Dieses Leiden ließ mich, selbst Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden.“17
Das Sühnopfer ist ein Ereignis, das es uns ermöglicht, uns mit Gott zu versöhnen. Das englische Wort für Sühnopfer, nämlich atonement, bedeutet wiederherstellen oder zurückkehren. Im Hinblick auf die Familie bedeutet dies, als Familie und mit Gott und seinem Sohn Jesus Christus wieder vereint zu sein. Es bedeutet, dass der Trennungsschmerz durch das Wiedersehen in Glück verwandelt wird.
Zum Abschluss möchte ich einige Worte von Präsident Boyd K. Packer anführen:
„Wenn Sie den großen Plan des Glücklichseins verstehen und befolgen, dann hat alles, was in der Welt geschieht, keinen Einfluss darauf, ob Sie glücklich sind.“18
Ich gebe Zeugnis von dieser Wahrheit und von der Liebe, die unser Herr und Erlöser Jesus Christus uns gezeigt hat, indem er uns allen das Sühnopfer, den großen Plan des Glücklichseins, anbietet. Im Namen Jesu Christi. Amen.