2006
Eltern haben eine heilige Pflicht
Juni 2006


Eltern haben eine heilige Pflicht

Die Aufgaben in der Familie

Wenn ich mir für die Eltern und die Führungskräfte in dieser Kirche etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass sie bei der Obsorge um die Kinder des himmlischen Vaters Tag für Tag die Liebe des Herrn verspüren. Vielleicht wird Ihr Herz nicht so sehr von dem berührt, was ich sage, sondern von dem, was der Geist Ihnen zuflüstert. Folgen Sie diesen sanften Eingebungen.

Ich weiß noch genau, wie es war, als die Proklamation zur Familie veröffentlicht wurde: Am 23. September 1995 saß ich im Tabernakel bei der Allgemeinen FHV-Versammlung. Präsident Hinckley war der Schlusssprecher. Er stellte „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“ vor. Die Versammelten waren ganz still, aber es herrschte auch eine gewisse Aufregung; es war wie: „Ja – wir brauchen Hilfe für unsere Familie!“

Es schien einfach alles zu passen. Tränen rannen mir über die Wangen. Die Schwestern um mich herum waren wohl von ähnlichen Empfindungen ergriffen. In der Proklamation war so viel enthalten, dass ich es kaum erwarten konnte, ein Exemplar zu bekommen und sie gründlich zu lesen. Die Proklamation unterstreicht die Würde der Frau. Und stellen Sie sich vor: Als Erstes wurde sie den Frauen der Kirche bei der Allgemeinen FHV- Versammlung gegeben! Ich weiß, wie hoch Präsident Hinckley die Frauen schätzt.

Wir alle hier sind in der Kirche an leitender Stelle tätig. Wir haben viel zu tun. Aber ich darf – genau wie Sie – nicht vergessen, dass unsere wichtigste Aufgabe unserer Familie gilt. Denken Sie daran, dass sie eine der wenigen Segnungen ist, die wir in die Ewigkeit mitnehmen können!1 Newel K. Whitney war in den Anfangstagen der Kirche Bischof in Kirtland. So wie Sie als Bischöfe muss er wohl ziemlich beschäftigt gewesen sein und viel Nützliches zu tun gehabt haben. Aber er wurde doch vom Herrn zurechtgewiesen, und es wurde ihm geboten, „seine Familie in Ordnung zu bringen“ (LuB 93:50; Hervorhebung hinzugefügt). Schwestern und Brüder, diese Aufforderung gilt uns allen.

Viele von Ihnen sind Eltern oder Großeltern oder werden es vielleicht eines Tages sein. Aber ganz gleich, ob wir verheiratet sind oder nicht – wir gehören doch alle zu einer Familie. Nehmen Sie sich kurz Zeit und denken Sie über Ihre Familie nach. Was schätzen Sie an ihr? Mir gefällt zum Beispiel, dass meine vier Söhne so gern zusammen sind.

Was sagt uns die Proklamation zur Familie? Ich möchte hier einen Absatz besprechen. „Gott hat es so vorgesehen, dass der Vater in Liebe und Rechtschaffenheit über die Familie präsidiert und dass er die Pflicht hat, dafür zu sorgen, dass die Familie alles hat, was sie zum Leben und für ihren Schutz braucht. Die Mutter ist in erster Linie für das Umsorgen und die Erziehung der Kinder zuständig. Vater und Mutter müssen einander in diesen heiligen Aufgaben als gleichwertige Partner zur Seite stehen.“2

Ich mag die Formulierung „Gott hat es so vorgesehen“. Elternschaft gehört zum Plan des himmlischen Vaters für seine Kinder. Als Eltern haben wir von Gott die Aufgabe übertragen bekommen, für den Lebensunterhalt unserer Familie zu sorgen, sie zu schützen und sie zu umsorgen.

Wie können uns diese Leitgedanken – versorgen, schützen und umsorgen – dabei helfen, rechtschaffene Kinder großzuziehen?

Versorgen

Der Proklamation zufolge müssen die Eltern dafür sorgen, dass die Familie „alles hat, was sie zum Leben braucht“. Was aber braucht man zum Leben? Ja, sicherlich ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch. Aber aus dem Evangeliumsplan wissen wir, dass es darüber hinaus noch mehr gibt. Es sind auch bestimmte Fähigkeiten vonnöten, bestimmte Charaktereigenschaften. Sehen wir uns ein paar davon näher an.

Wir sorgen für unsere Kinder, wenn wir sie lehren zu arbeiten. Ich möchte Ihnen von meinem Enkel Jacob erzählen. Jacob wollte nicht zur Schule gehen. Seine Mutter hatte schon vieles ausprobiert. Schließlich setzte sie ihn vor sich hin und sagte: „Papas Aufgabe ist es, zur Arbeit zu gehen und Geld zu verdienen. Meine Aufgabe ist es, zu Hause zu bleiben und mich um dich und deine Geschwister zu kümmern. Und deine Aufgabe, Jacob, ist es, zur Schule zu gehen.“ Als Jacob diesen Grundsatz begriffen hatte, akzeptierte er ihn und ging zur Schule.

Wir lehren unsere Kinder auch arbeiten, indem wir von ihnen erwarten, dass sie im Haushalt mithelfen und eventuell auch außer Haus arbeiten. Wir helfen unseren Kindern, später für sich sorgen zu können, indem wir ihnen den Wert der Arbeit vermitteln. Fangen Sie früh damit an! Mein Mann sagt, das größte Geschenk, das er von seinem Vater erhalten hat, war Unabhängigkeit – weil er ihm beigebracht hatte zu arbeiten.

Es macht uns außerdem zu guten Versorgern, wenn wir lernen, mit Geld umzugehen. Machen Sie es sich als Eltern zur Regel, nach einem Haushaltsplan zu leben. Lehren Sie Ihre Kinder den Unterschied zwischen Wünschen und Notwendigkeiten. Belasten Sie Ihren Ehepartner nicht mit unvernünftigen Ansprüchen finanzieller Art. Als Präsident Hinckley uns riet, unsere Schulden abzubauen, setzte sich ein Vater, den ich kenne, mit seinen verheirateten Kindern zusammen und befragte sie über ihre finanzielle Lage. Er war erstaunt, als er hörte, dass zwei von ihnen hoch verschuldet waren. Er fragte sie, ob er ihnen dabei helfen könne, einen Plan aufzustellen.

Eltern sind aufgrund ihrer Ausbildung und ihres erlernten Berufs in der Lage, für ihre Kinder zu sorgen. Regen Sie Ihre Kinder an, sich die bestmögliche Ausbildung anzueignen. In manchen Ländern können junge Leute kein Darlehen aus dem Ständigen Ausbildungsfonds bekommen, weil sie nur die Grundschule abgeschlossen haben. In der heutigen Welt ist es wichtig, dass die Eltern nie aufhören zu lernen.

Schützen

Der zweite Leitgedanke, den ich ansprechen möchte, ist das Schützen. Schutz wovor? Vor Schaden – sowohl körperlich als auch geistig. Wir schützen unsere Kinder, wenn wir sie lehren, dass sie göttlichen Wert besitzen, wenn wir als Familie in die Kirche gehen, wenn wir den Familienabend halten, wenn wir als Familie zusammen beten, wenn wir gemeinsam in den Schriften lesen. Das klingt alles ziemlich einfach, aber ich bezeuge, dass es einen machtvollen Schutz bietet.

Die Proklamation lehrt uns, dass die Eltern die heilige Pflicht haben, ihre Kinder zu beschützen. Man kann jemanden seelisch misshandeln, z. B. indem man seinen Ehepartner oder sein Kind herabsetzt, sie behandelt, als seien sie wertlos, ihnen Liebe und Zuneigung vorenthält. Ein Vater beschützt seine Familie nicht, wenn er seine Frau oder seine Kinder schlägt oder ohrfeigt. Eine Schwester aus Westafrika erzählte mir, bevor sie zur Kirche kam, hätte ihr Vater ihre Mutter und die Kinder geschlagen. „Jetzt“, erzählte sie, „behandelt er uns mit Respekt und Zärtlichkeit, weil er verstanden hat, dass wir Kinder Gottes sind.“

Eltern beschützen ihre Kinder auch, wenn sie ein Auge auf deren Freundeskreis haben. Ein Mädchen war verärgert, weil sein Vater seine Pläne für den Abend in Frage stellte. Der Vater erklärte ihm, dass er der Proklamation zufolge der Beschützer seiner Familie sein solle, und weil er seine Tochter liebe, wolle er sichergehen, dass sie in guten Händen sei.

Wir müssen unsere Kinder auch vor dem Einfluss der Medien schützen. Als Eltern sollten Sie wissen, was Ihre Kinder sich im Fernsehen, im Kino oder bei ihren Freunden ansehen. Wenn Sie zu Hause einen Computer haben, sorgen Sie dafür, dass er nur für das genutzt wird, was tugendhaft oder liebenswert ist, was guten Klang hat oder lobenswert ist (13. Glaubensartikel).

Wir werden beschützt, wenn wir dem lebenden Propheten folgen. Wie wurden Sie als Familie beschützt, als Sie Präsident Hinckleys Rat gefolgt sind, das Buch Mormon zu lesen? Neulich erhielt ich eine Nachricht von einer Schwester aus England. Sie schrieb:

„Meine Familie hat sich im vergangenen Jahr um unseren Vater bemüht, der nicht mehr zur Kirche kommen wollte. Er war sein ganzes Leben lang aktiv in der Kirche gewesen und hatte mehrmals in der Bischofschaft gedient. Aus tiefstem Herzen rief ich zum Herrn, weil ich wissen wollte, wie ich da Groll und Verbitterung entgehen kann. Den Familienabend und das Familiengebet halte ich alleine mit den Kindern. Im Tempel spürte ich wegen der Aufforderung, das Buch Mormon zu lesen, die Eingebung, die Schriften nicht nur allein mit meinen Kindern zu lesen, sondern mit den Kindern und den Schriften zu meinem Mann zu gehen, egal, wo im Haus er sich gerade aufhielt. Und so sind wir jeden Abend um 21.00 Uhr losmarschiert, um ihn zu suchen. Er liest mit uns – nicht von Anfang an, aber jetzt schon. Er besucht die Versammlungen der Kirche, kommt zu uns zum Familienabend und leitet Gespräche über das Evangelium. Meine Kinder waren die Füße des Herrn und haben die Worte der erlösenden Liebe zu meinem Mann getragen. Das war ein großer Segen für meine Familie.“

Umsorgen

Der dritte und letzte Leitgedanke heißt umsorgen. Wie sieht das Umsorgen aus? Wie fühlt es sich an? Wie klingt es? Umsorgen – das ist wohl so ähnlich wie in der Schriftstelle „mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe, mit Wohlwollen“ (LuB 121:41,42). Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele nennen.

Ich denke, zum Umsorgen gehört, auch einmal mit Liebe streng zu sein. Eine junge Mutter hält ihr Kind zurück, wenn es ungehorsam ist. Sie nimmt das Gesicht ihres Kindes in die Hände, sieht ihm in die Augen und sagt: „Hör auf das, was ich sage.“ Wir müssen unsere Kinder darin unterweisen, klug zu entscheiden, wir können aber die Folgen ihres Tuns nicht beheben. Denken Sie daran: Unsere Entscheidungsfreiheit bildet die Grundlage im Plan des himmlischen Vaters.

Wie fühlt sich Umsorgen an? Viel von der Unterweisung und der Entwicklung von Beziehungen innerhalb der Familie ergibt sich im normalen Tagesablauf kurz und ungeplant aus dem Augenblick heraus. Der Esstisch ist ein Ort, wo wir zueinander Verbindung aufnehmen, einander erzählen, was wir erlebt haben, zuhören, einander aufmuntern und auch miteinander lachen. Ich weiß, dass Lachen die Last leichter macht. Liebe Mütter und Väter, legen Sie Wert auf regelmäßige, gemeinsame Mahlzeiten.

Ist es mit dem Elternsein vorbei, wenn Ihre Kinder erwachsen und selbständig sind? Nein, das ist nicht nach den Spielregeln. Wir haben die große Aufgabe, eine ewige Familie zu schaffen. Als mein Mann und ich auf Mission in England waren, kam einer unserer Söhne mit seiner Familie zu Besuch. Ich weiß noch, wie er sagte: „Wir sind gekommen, weil wir umsorgt werden müssen.“ Einmal Eltern, immer Eltern. Ist das nicht das Beste? Als ich im Dezember das Buch Mormon fertig gelesen hatte, wurde mir schlagartig bewusst, dass sogar Mormon seinem erwachsenen Sohn Moroni Rat erteilt hat: „Mein Sohn, sei in Christus treu; … möge Christus dich erheben … und mögen … seine Barmherzigkeit und Langmut und die Hoffnung auf seine Herrlichkeit und auf ewiges Leben immerdar in deinem Sinn verbleiben.“ (Moroni 9:25.)

Wie klingt Umsorgen? Manchmal ist es schwierig, von einem Teenager mehr als nur einsilbige Antworten zu bekommen. Hier ist eine Frage, die ich äußerst hilfreich dabei fand, diesen Umstand zu ändern: „Was macht dir im Moment am meisten zu schaffen?“ Diese Frage macht den Weg dazu frei, dass die jungen Leute sich mitteilen können. Und wenn es so weit ist, hören Sie einfach zu! Urteilen Sie nicht und geben Sie keinen Ratschlag oder Ähnliches. Hören Sie nur zu. Sie werden überrascht sein, welche Beziehungen und Bindungen sich bilden. Bischöfe und Ratgeber, genau diese Frage kann bei Unterredungen mit den Jugendlichen in Ihrer Gemeinde viel bewirken.

Umsorgen klingt wie Familiengebet. Eine meiner bleibenden Erinnerungen an meinen Vater ist die, wie meine Geschwister und ich im kleinen Zimmer meiner Eltern an ihrem Bett knieten und hörten, wie mein Vater den himmlischen Vater anflehte, unsere Mutter zu segnen, die im Krankenhaus lag. Dabei zu sein, als mein Vater sein Herz ausschüttete, half mir zu wissen, dass es einen Gott im Himmel gibt, der zuhört. Beten Sie für die schulischen Leistungen Ihrer Kinder und für ihren Schutz während des Tages. Unsere Kinder spüren, dass wir sie lieben, und merken, was von ihnen erwartet wird, wenn sie uns für sie beten hören.

Die Stärkung der Familien

Wie stärken und unterstützen Führungskräfte die Familien derer, denen sie dienen? Sie können dieselben Grundsätze anwenden – versorgen, schützen und umsorgen –, um die Familien in Ihrer Gemeinde zu stärken.

Eine Führungskraft unterstützt die Eltern, indem sie sie anerkennt und nicht vorprescht und das Kind vereinnahmt. Sie können Rat geben, Sie können Anteilnahme zeigen, aber lassen Sie die Eltern bestimmen, wie sie die Angelegenheiten der Kinder regeln wollen. Eine Mutter hat mir erzählt: „Als meine Söhne im Teenageralter waren, ist es mir oft so vorgekommen, als seien mein Mann und ich die Allerletzten, auf die sie hören wollten. Es gab Zeiten, da haben meine Söhne dem Druck ihrer Freunde nachgegeben und sind dem Einfluss der Eltern aus dem Weg gegangen. Ich bin dankbar für die klugen Führungskräfte in der Kirche, die unseren Söhnen Rat erteilt haben. Sie haben nie unsere Rolle als Eltern übernommen. Sie haben zugehört, jedoch unsere Führung unterstützt und sie wieder an uns verwiesen.“

Jede Familie kann da und dort Hilfe gebrauchen. Ich möchte nun ein paar Worte über allein erziehende Mütter sagen. Ich will Ihnen die Geschichte einer Mutter von fünf Kindern erzählen, deren Mann als Soldat im Ausland eingesetzt wurde. Sie berichtet:

„Als mein Mann Anfang Februar aufbrach, hatten wir zuverlässige Fahrzeuge. Im November waren alle Autos kaputt, und wir konnten sie nicht reparieren. Damals ließ mich mein siebzehnjähriger Sohn auch wissen, dass er nicht plane, auf Mission zu gehen, da er sich nicht sicher war, ob das Evangelium wahr ist. Wenn es je einen Zeitpunkt in meinem Leben gegeben hat, in dem ich die Segnungen des Priestertums gebraucht habe, dann damals. Ich weiß nicht mehr im Einzelnen, wann und wie etwas geschehen ist, aber ich weiß noch sehr genau, dass ich in jener Zeit mehr als einen Segen von mitfühlenden Priestertumsträgern empfangen habe. Ich wusste immer, dass ich jederzeit meine Heimlehrer anrufen konnte und dass sie für mich da sein würden. Keiner von ihnen konnte meinen Wagen reparieren, aber sie konnten mir einen dringend benötigten Priestertumssegen geben, und sie haben jemanden gefunden, der das Auto reparieren konnte.“

Engagierte Heimlehrer haben dieser Familie viel geholfen, und sie können bei allen Familien mit allein erziehenden Eltern viel bewirken, wenn sie sie kennen lernen, ihr Vertrauen gewinnen und immer wieder einen Priestertumssegen anbieten. Bischöfe, HP-Gruppenleiter und Ältestenkollegiumspräsidenten: Diese Mütter brauchen die Segnungen des Priestertums bei sich zu Hause – genau wie unsere lieben alleinstehenden Schwestern.

Als vor zehn Jahren die Proklamation herausgegeben wurde, warnte uns Präsident Hinckley davor, uns „nach und nach von der Welt beflecken“ zu lassen. Sein prophetisches Wort bestätigte erneut „die für das Familienleben notwendigen Maßstäbe, Lehren und Gewohnheiten“.3 Im Gegensatz dazu versucht die Welt, der Rolle der Frau und Mutter ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Den Frauen wird heutzutage gesagt, dass sie Karriere machen und sich in Vereinen engagieren müssen und, wenn die Mittel es denn zulassen, auch Kinder haben sollen. Die geachtete Rolle der Mutter gerät zunehmend aus der Mode. Lassen Sie mich eines klar sagen: Wir dürfen nicht zulassen, dass die Welt das verwässert, wovon wir wissen, dass es uns von Gott gegeben worden ist.

Schwestern, ich möchte mich nun kurz direkt an Sie wenden. Als Mitglieder der FHV der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es unser Vorzug und unsere Aufgabe, für die Familie einzutreten und sie zu bewahren. Jeder gehört zu einer Familie, und jede Familie bedarf der Stärkung und des Schutzes.

Wie man eine gute Hausfrau wird, habe ich zunächst von meiner Mutter und meiner Großmutter gelernt und in der Folge dann von den FHV-Schwestern in den Gemeinden, in denen wir gelebt haben. Ich eignete mir neue Fertigkeiten an und konnte sehen, welche Freude es macht, wenn man ein Zuhause schafft, in dem sich andere wohl fühlen. Ab Januar 2006 sind neue Richtlinien für die Versammlungen und Aktivitäten zum Thema „Wohnen, Familie und eigene Entfaltung“ in Kraft getreten. Sie bieten mehr Flexibilität, damit alle Schwestern an der FHV teilnehmen können. FHV-Leiterinnen, stellen Sie bitte sicher, dass die von Ihnen geplanten Versammlungen und Aktivitäten das Zuhause der Schwestern stärken.

Auch das Besuchslehren kann die Familie unterstützen. Ich hoffe, dass Sie alle Besuchslehrerinnen sind. Die Besuchslehrerinnen stärken die Schwestern nicht nur geistig, sondern können sie auch auf einzigartige Weise umsorgen und ihre Bedürfnisse erkennen. FHV-Leiterinnen, ergreifen Sie in den Sitzungen des Wohlfahrtskomitees die Initiative und berichten Sie über geistige und zeitliche Bedürfnisse, die Ihnen von den Besuchslehrerinnen aufgezeigt worden sind!

Die reine Christusliebe

Diejenigen unter Ihnen, die verheiratet sind, sollen an früher zurückdenken. Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich in Ihren Ehepartner verliebt haben? Denken Sie daran zurück, dann sind Sie eher vergebungsbereit. Bringen Sie Ihre Liebe zum Ausdruck. Eine Ehefrau kann für ihren Mann viel bewirken, wenn sie sein Selbstvertrauen aufbaut. Ein Ehemann kann auch den schwärzesten Tag mit drei einfachen Worten erhellen: „Ich liebe dich.“ Eines der größten Geschenke, die Eltern ihrem Kind machen können, ist, ihm vorzuleben, dass sie einander lieben.

Unsere Rolle als Eltern bei der Erziehung rechtschaffener Kinder ist, sie zu versorgen, sie zu schützen und sie zu umsorgen, und das tun wir als gleichwertige Partner. Als Führungskräfte tun wir das Gleiche. Führerschaft bedeutet harte Arbeit. Elternschaft bedeutet harte Arbeit. Auch wenn wir einmal mutlos sind, machen wir weiter. Ich denke, wir lernen in unserer Familie und durch den Dienst in der Kirche überaus viel über die reine Christusliebe.

Als Eltern und Führungskräfte müssen wir unseren Kindern die Liebe geben, die uns auch der himmlische Vater zukommen lässt. In Moroni 8:17 lesen wir: „Ich bin von Nächstenliebe erfüllt, die immerwährende Liebe ist.“ Fügen Sie dem die Worte des Herrn hinzu: „Bekleidet euch mit dem Band der Nächstenliebe wie mit einem Mantel, denn es ist dies das Band der Vollkommenheit und des Friedens.“ (LuB 88:125.) Ich möchte Sie einladen, bei allem, was Sie tun, den Mantel der Nächstenliebe anzuziehen, um Ihre Familie in die reine Christusliebe einzuhüllen.

Möge der Herr uns als Familien und als Führungskräften gewähren, dass wir diejenigen, die wir lieben, mit dem Mantel der Nächstenliebe umschließen, damit wir in die Gegenwart des Vaters im Himmel zurückkehren und auf ewig mit ihm zusammenleben können. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe Gordon B. Hinckley, „Freuen wir uns, dass wir dienen dürfen!“, Weltweite Führerschaftsschulung, 21. Juni 2003, Seite 25

  2. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  3. „Stellt euch der Schlauheit der Welt entgegen“, Der Stern, Januar 1996, Seite 91