Schlüssel für die Zukunft
Dieser junge Mann aus Italien weiß, dass er eine Brücke zu seinem Glück baut, wenn er sein Priestertum ausübt.
In Florenz pflegten Liebespaare früher eine alte Tradition: Sie befestigten ein Vorhängeschloss an der Ponte Vecchio und warfen den Schlüssel in den Arno. So brachten sie zum Ausdruck, dass sie einander auf ewig in Liebe verbunden waren.
Heute darf man keine Schlösser mehr anbringen, damit die Brücke, die im Mittelalter erbaut wurde, erhalten bleibt. Aber der 16-jährige Cristian Morelli weiß, dass es wahre Schlüssel gibt, die schon lange vor der Ponte Vecchio existierten – machtvolle Priestertumsschlüssel, die 1829 durch den Propheten Joseph Smith wiederhergestellt wurden, als das Aaronische und das Melchisedekische Priestertum wiederhergestellt wurden. Einer dieser Schlüssel ist die Siegelungsvollmacht, und Cristian weiß, dass eine Familie tatsächlich auf ewig in Liebe verbunden werden kann. Seine Eltern wurden im Tempel gesiegelt, und zwar von jemandem, der diese Priestertumsvollmacht hat. Und auch er hat vor, einmal die Segnungen des Tempels zu empfangen. Er bereitet sich darauf vor, indem er seine Pflichten als Träger des Aaronischen Priestertums erfüllt und so lebt, dass er dieser heiligen Verantwortung würdig ist.
Reine Kreativität
Florenz ist bekannt als Geburtsstätte der Renaissance, einer Blütezeit von Kunst, Literatur und Wissenschaft. Den großen Talenten der Renaissance gleich, weiß auch Cristian, dass in Musik und Literatur viel Gutes steckt. Er lernt seit drei Jahren Bassgitarre, und er hat Freude an englischer Literatur und Philosophie.
Aber er weiß auch ganz genau, dass „Kreativität“ manchmal die Grenze zur Sünde überschreitet. Er kennt Jugendliche, die ihre Zeit mit schlechter Musik oder Pornografie verbringen. Cristian weiß, dass er sich anders verhalten muss, denn ihm ist bewusst, dass er das Priestertum trägt.
Ein reinigendes Feuer
1497 überzeugte ein Mönch aus Florenz die Bürger der Stadt, alles von ihrem Besitz zu verbrennen, was ihnen weltlich oder vulgär erschien, einschließlich Spiegel, teure Kleidung und Kunstwerke. Cristians Strategie im Jahr 2008 ist ein wenig anders. Er versucht nicht, die Gesellschaft, in der er sich bewegt, zu reinigen, sondern trachtet nach dem Feuer des Heiligen Geistes, um selbst rein zu werden.
„Es ist manchmal schwer“, sagt Cristian. In seiner Seminarklasse gibt es nur vier Schüler, und sie können sich nicht jeden Tag treffen, weil sie weit verstreut in einem großen Gebiet leben. Er fühlt sich oft allein, aber er weiß, dass man durch Prüfungen eine heiligende Kraft erlangen kann. Um das zu schaffen, nimmt er sich ein Beispiel an Menschen, die auch mit Widerständen zu kämpfen hatten.
Petrus, ein Apostel Jesu Christi, durchlitt in Cristians Heimatland Prüfungen. Er war in Rom im Gefängnis, und wahrscheinlich starb er dort den Märtyrertod. Bis heute wird die Priestertumsvollmacht von Petrus oft so dargestellt, dass er große Schlüssel in der Hand hält. So wie Petrus möchte auch Cristian ein wahrer Jünger sein und seinen Berufungen im Priestertum treu bleiben, was es auch kosten mag.
Ein weiterer Held Cristians ist Nephi. „Nephi musste genau wie Petrus viele Prüfungen bestehen“, sagt Cristian. „Diese Prüfungen machten ihn zu dem, der er war.“
Das Gebet, das Schriftstudium und sein Zuhause, das für ihn ein sicherer Hafen ist, helfen Cristian, das zu sein, was er ist – ein Heiliger der Letzten Tage, der sein Bestes gibt, um sein Priestertum zu ehren, auf Mission zu gehen und einmal ein rechtschaffener Ehemann und Vater zu werden.
Die Freude im Blick
Solche Ziele unterscheiden Cristian von seinen Freunden. „Schon seit ich in der Primarvereinigung war, habe ich den Wunsch, auf Mission zu gehen“, sagt er. Leider interessieren sich seine Freunde nicht für seinen Glauben oder allgemein für Religion, denn „sie sind ganz versessen darauf, zu lernen, Sport zu treiben oder sich zu amüsieren“.
Er weiß noch sehr gut, dass er geistige Erlebnisse hatte, als er als Diakon das Abendmahl austeilte und als er für einen Verwandten fastete, der krank war. Er empfindet es als sehr befriedigend, wenn er beim Heimlehren „den Unterschied vor und nach dem Besuch sieht“, wenn die Familien, die er und sein Vater betreuen, „getröstet sind und dankbar für die Worte, die sie gehört haben“.
Das sind Gefühle und Erfahrungen, die viele Freunde von Cristian nicht nachvollziehen können. Er fühlt sich vielleicht manchmal missverstanden, aber Eingebungen des Geistes sind ein Segen, den er niemals verlieren möchte. So wie der blinde Mann, den der Erretter in einer Lieblingsgeschichte von Cristian im Neuen Testament heilte (siehe Johannes 9:1-11), kann Cristian klar sehen, während viele seiner Freunde blind sind für die Freude am Evangelium.
Er möchte andere an seiner Erkenntnis teilhaben lassen
Das ist einer der Gründe, warum er sich darauf freut, auf Mission zu gehen: Er möchte anderen helfen, die geistige Wahrheit zu erkennen, die er erfassen durfte. Seit seiner Kindheit versteht er sich immer gut mit den Missionaren, und er ist traurig, wenn einer von ihnen versetzt wird. „Im Laufe der Zeit vergesse ich vielleicht den Namen des Missionars, aber ich vergesse niemals die Erlebnisse. Jeder hat einen Eindruck hinterlassen“, sagt er. „Ich möchte so sein wie die Missionare, die ich bis jetzt kennengelernt habe.“
Cristian ist ganz besonders beeindruckt von der Entschlossenheit, die er beobachten kann, wenn er mit den Missionaren unterwegs ist. Auch wenn „viele Menschen ganz deutlich sagen, dass sie kein Interesse haben, oder ihnen die Tür vor der Nase zuschlagen, machen sie doch weiter“, sagt Cristian. „Sie klopfen an der nächsten Tür und versuchen erneut, jemandem das Evangelium nahezubringen.“
Cristian bereitet sich auf seine eigene Mission vor, indem er rein bleibt und sich mit dem Evangelium befasst, aber auch indem er sich anständig kleidet – ohne aufzufallen.
Mode spielt eine große Rolle in Florenz, aber für Cristian ist teure Kleidung nicht wichtig. Am Sonntag „trage ich ein weißes Hemd, ein Jackett und eine Krawatte, um Achtung vor dem Sabbat und vor dem Herrn zu zeigen“, sagt Cristian. Er weiß, dass ihm das helfen wird, sich an die Bekleidungsvorschriften für Missionare zu halten. Die übrige Woche trägt er das, was er möchte. „Ich hatte nie Spaß daran, mit der Mode zu gehen“, sagt er. „Es ist mir egal, was ich anhabe, solange ich anständig gekleidet bin“ – ohne darauf zu achten, welche Marke auf dem Etikett steht.
Schlüssel zum Glück
Cristian freut sich auf das Melchisedekische Priestertum, das Endowment im Tempel und die Berufung als Vollzeitmissionar, und er möchte eines Tages auch „in Liebe verbunden“ sein, und zwar mit einer eigenen ewigen Familie.
Und schließlich freut sich Cristian auch auf das Zweite Kommen Jesu Christi. „Es tröstet mich, dass mit seinem Kommen [die Sünden der Welt und alle daraus resultierende Traurigkeit] vorbei sein werden“. Bis dahin wird Cristian diejenigen ehren, die die Priestertumsschlüssel tragen, und er wird die Bündnisse halten, die ihn Christus näher bringen. Er weiß, dass er nur auf diese Weise geistig sicher und in Ewigkeit glücklich sein kann.