Das Gebet meiner Kinder
Als ich in unserem Gemeindehaus in Viseu in Portugal ans Telefon ging, fragte ich mich, wer da wohl anrief. Überrascht hörte ich am anderen Ende meinen achtjährigen Sohn; seine Stimme zitterte.
„Mama, Viviana ist von einem Auto angefahren worden!“, brachte er heraus. „Sie lebt, aber ihr Kopf blutet! Sie wird gerade ins Krankenhaus gebracht.“
Ich bekam einen fürchterlichen Schrecken. Was sollte ich jetzt tun? Zum Glück waren Angehörige von mir in der Nähe; zwei meiner Schwestern waren bei mir. Die eine begleitete mich zum Krankenhaus, und die andere fuhr zu mir nach Hause, um sich um meine drei verängstigten Kinder zu kümmern und sie zu trösten.
Ich wollte beten, konnte aber vor lauter Angst und Kummer nur weinen. Auf dem Weg ins Krankenhaus durchströmte mich jedoch auf einmal eine friedevolle Gewissheit. Ich spürte, dass ich mich nicht zu sorgen brauchte; alles würde gut werden.
Meiner Schwester fiel die Veränderung auf, und sie fragte: „Geht es dir gut?“ Ich nickte. Skeptisch fragte sie erneut: „Geht es dir wirklich gut?“
„Ja“, gab ich zurück und schwieg während der restlichen Fahrt.
Als wir das Krankenhaus erreichten, war meine vierjährige Tochter bei Bewusstsein und auch nur leicht verletzt. Nachdem ich sie getröstet hatte, musste ich immerzu an den Frieden denken, den ich verspürt hatte.
Viviana wurde einen Tag später aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Als wir über den Unfall sprachen, erwähnte meine Schwester, die zu Hause bei den Kindern gewesen war: „Gestern, nachdem der Krankenwagen fort war, sind Vanessa und Vasco ins Haus gegangen und haben miteinander gebetet.“
Es berührte mich, dass meine Kinder sich in all der Angst, die sie durchmachten, daran erinnerten, was sie zu Hause und in der PV gelernt hatten. Sie waren erst sechs und sieben Jahre alt, aber sie glaubten an die Macht des Gebets. Sie wussten, dass der himmlische Vater ihrer kleinen Schwester helfen konnte.
Den ganzen Nachmittag dachte ich über ihren Glauben nach. Dann fragte ich mich, wann dieses friedevolle Gefühl eigentlich in mir aufgekommen war. Als ich ermittelt hatte, wie lange man zum Krankenhaus braucht, wurde mir klar, dass ich etwa von da an Frieden verspürt hatte, als Vanessa und Vasco beteten.
Ich weiß, dass der himmlische Vater die Stimme dieser Kleinen gehört hat und dass er nicht nur meine Tochter geheilt, sondern auch mir Frieden geschenkt hat. Ich werde niemals vergessen, was ich an jenem Tag von meinen Kindern gelernt habe, nämlich dass wir einen liebevollen Vater haben, der unsere Gebete hört und uns „mit Frieden und Gewissheit“ segnen möchte und uns „zur Seite steht“ („In Demut“, Gesangbuch, Nr. 78).