2010
Generationen in Liebe verbunden
Mai 2010


Generationen in Liebe verbunden

Unsere innere Sehnsucht nach Familienbindungen wird gestillt, wenn wir durch die heiligen Handlungen des Tempels mit unseren Vorfahren verbunden werden.

Elder Russell M. Nelson

Wenn wir zu Ostern oder Weihnachten Post erhalten, werden unsere Erinnerungen an gute Freunde und Verwandte wach. Manchen Oster- oder Weihnachtsgrüßen werden entzückende Familienfotos beigelegt. Eines hat ganz besonders meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Das hier ist eine unserer Urenkelinnen. Ich werde sie einfach „Rubylein“ nennen. Das Foto erinnert mich an ihre Mutter, als sie etwa genauso alt war. In meinen Unterlagen habe ich dieses Foto der Mutter von „Rubylein“ wiedergefunden – eine unserer Enkeltöchter.

Ich habe das Foto von ihrer Mutter vor 29 Jahren gemacht. Ihre Augen sind immer noch genau so blau.

Alte Erinnerungen von vor 50 Jahren kamen in mir hoch, als die Großmutter von „Rubylein“ – also eine unserer Töchter – das jüngste Mitglied unserer Familie war. Dies ist eins ihrer Baby-Fotos. Heute ist sie eine liebevolle Großmutter und ich bin der Urgroßvater von „Rubylein“. (Ich werde Ihnen kein Baby-Foto von mir zeigen. Das würde nichts bringen.) Diese Fotos deuten die Liebe an, die unsere vier Generationen zusammenhalten.

Wenn ich darüber nachdenke, wie sehr ich jeden Einzelnen in meiner Familie liebe, dann spüre ich einen winzigen Hauch der Liebe, die der Vater im Himmel für seine Kinder hegt. Während überall auf der Welt die Familie unter Beschuss steht, verkündet, unterstützt und verteidigt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Tatsache, dass die Familie im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder im Mittelpunkt steht. Die Proklamation an die Welt zur Familie und unsere enormen Anstrengungen im Bereich Genealogie sind nur zwei Beweise dafür, wie die Kirche dieser heiligen Einrichtung – der Familie – Hoffnung und Hilfe bringt.

Wir lehren, dass die Liebe Gottes zu seinen Kindern unendlich ist. Ungeachtet ihrer Hautfarbe, Nationalität oder ihres Geschlechts liebt er ein jedes von ihnen.1 Er hat seine Kinder von Anfang an geliebt und wird sie immer lieben. Er lädt alle ein, ewige Erhöhung mit ihrer Familie zu erlangen. Es ist sein Werk und seine Herrlichkeit, die Unsterblichkeit und das ewige Leben – die Erhöhung – seiner Kinder zustande zu bringen.2 „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“3

Das Sühnopfer seines geliebten Sohnes macht die Erfüllung der beiden Ziele seines Vaters möglich. Ohne das Sühnopfer gäbe es die Unsterblichkeit nicht. Ohne das Sühnopfer könnte niemand in die Gegenwart des Vaters zurückkehren, und Familien könnten nicht über das Grab hinaus bestehen.

Durch das Sühnopfer können diese großartigen Segnungen von allen Kindern Gottes, die seine ewigen Gesetze einhalten, erlangt werden. In allen Zeitaltern hatten viele seiner Kinder Zugang zu den Segnungen des Evangeliums; doch noch viel mehr hatten diesen Zugang nicht. Vor Grundlegung der Welt richtete der Vater im Himmel die Taufe als Verordnung für diejenigen ein, die sterben, ohne das Evangelium zu kennen.4 Denn auch diese Kinder liebt er ja.

Er bereitete außerdem einen Weg, wodurch sie Teil einer ewigen Familie werden können. Jeder Mensch, der auf die Erde kommt, ist das Produkt von Generationen von Eltern. Wir haben eine natürliche Sehnsucht danach, mit unseren Vorfahren verbunden zu sein. Dieser Wunsch ist uns ins Herz gelegt, wie alt wir auch sein mögen.

Denken Sie an die geistige Verbundenheit, die entsteht, wenn eine junge Frau ihrer Großmutter hilft, genealogische Angaben in einen Computer einzugeben, oder wenn ein junger Mann den Namen seines Urgroßvaters in Volkszählungsunterlagen entdeckt. Wenn unser Herz sich unseren Vorfahren zuwendet, ändert sich etwas in uns. Wir fühlen uns zu etwas zugehörig, was unser Selbst übersteigt. Unsere innere Sehnsucht nach Familienbindungen wird gestillt, wenn wir durch die heiligen Handlungen des Tempels mit unseren Vorfahren verbunden werden.

Weil diese Arbeit so wichtig ist, hat die Kirche Tempel in Reichweite der Mitglieder gebaut5 und die genealogische Forschungsarbeit wurde vereinfacht wie nie zuvor. Die Methoden, wie man nach Namen suchen und diese für den Tempel vorbereiten kann, werden ebenfalls verbessert. Auf der Herbst-Generalkonferenz 2005 gab Präsident Gordon B. Hinckley einen faszinierenden Fortschritt in Sachen Genealogie und Tempelarbeit bekannt. Er sagte: „Zu den problematischsten Aspekten unserer Tempelaktivitäten gehört, dass mit zunehmender Verbreitung von Tempeln auf der Erde immer mehr stellvertretende Arbeit doppelt verrichtet wird. … Wir haben uns daher schon einige Zeit einem äußerst schwierigen Unterfangen gewidmet. … Die Lösung [liegt] in hoch entwickelter Computertechnik.“6

Seitdem werden nicht nur weniger heilige Handlungen doppelt vollzogen, sondern die Abläufe wurden derart vereinfacht, dass nahezu jedes Mitglied der Kirche sich an der Tempelarbeit und Genealogie beteiligen kann. Die Zeiten, in denen diese heilige Arbeit nur von Spezialisten geleistet werden konnte, sind nun vorüber. Ganz gleich in welcher Situation Sie sich befinden, Sie können Genealogie ab sofort zu einem Teil Ihres Lebens machen. PV-Kinder können einen Stammbaum malen. Jugendliche können sich für Verstorbene taufen lassen. Sie können auch den älteren Generationen bei der Nutzung des Computers helfen. Eltern können ihren Nachkommen Erlebnisse aus ihrem Leben erzählen. Würdige Mitglieder im Erwachsenenalter können einen Tempelschein bekommen und die heiligen Handlungen des Tempels für ihre Familien erledigen.

Der Prophet Joseph Smith hat betont: „Die wichtigste Aufgabe, die Gott uns in dieser Welt auferlegt, besteht darin, dass wir nach unseren Toten forschen.“7 Neue Technologien machen es so leicht wie noch nie, diese Aufgabe zu erfüllen. Die Tempelarbeit und Genealogie wurde durch ein System, das als „neues FamilySearch“8 bekannt ist, vereinfacht. Mit diesem System können Mitglieder im Internet nach ihren Vorfahren suchen, herausfinden, welche heiligen Handlungen für sie erledigt werden müssen, und die Namen für den Tempel vorbereiten. Man kann von zu Hause, von einer Genealogie-Forschungsstelle9 oder von überall aus, wo es das Internet gibt, darauf zugreifen. Die Vorgehensweise ist leicht nachvollziehbar.10

Zuerst suchen Sie die Personen, für die Sie die Tempelarbeit verrichten möchten.

Dann drucken Sie sich eine Liste „Verordnungen für Angehörige“ aus. In diesem Dokument stehen alle Angaben, die im Tempel gebraucht werden; Speichermedien brauchen nicht mehr mitgebracht werden.

Anhand der Liste „Verordnungen für Angehörige“ werden im Tempel die Verordnungskarten ausgedruckt. Wenn eine heilige Handlung erledigt wurde, wird sie erfasst und noch am selben Tag in das neue FamilySearch eingegeben.

Was ist nun, wenn Sie keinen Zugang zu einem Computer haben oder diese Technik lieber nicht nutzen wollen? Machen Sie sich keine Sorgen! Gehen Sie Schritt für Schritt vor. Beginnen Sie zu Hause. Besorgen Sie sich zuerst eine leere Pappschachtel, wie Präsident Boyd K. Packer es vorgeschlagen hat.11 Sammeln Sie in dieser Schachtel alle Angaben über sich und Ihre Familie. Sammeln Sie auch Angaben von weiteren Angehörigen. Nehmen Sie die Hilfe des Genealogie-Fachberaters in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Zweig in Anspruch. Das neue FamilySearch ermöglicht es einem Fachberater, alle notwendigen Schritte am Computer für Sie zu erledigen, sogar das Vorbereiten von Namen für den Tempel. Weltweit gibt es ungefähr 60.000 Fachberater. Der in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Zweig kann Ihnen eine große Hilfe sein.

Das neue FamilySearch ändert die Art und Weise, wie wir genealogische Arbeit verrichten, indem es uns leichter gemacht wird, einen gemeinsamen Stammbaum zu erstellen. In der Vergangenheit hat jeder für sich gearbeitet und führte seine eigenen Familienaufzeichnungen. Oftmals hat jemand Forschung betrieben, ohne zu wissen, was andere Angehörige tun. Nun kann jeder Angaben einreichen und gemeinsam mit anderen an seinem Stammbaum arbeiten.

Zwar ist das neue FamilySearch ein riesiger Schritt vorwärts, aber es ist trotzdem nur ein Schritt. Es liegt noch mehr Arbeit vor uns. Da das System Zugang zu Angaben erleichtert, die jahrzehntelang von verschiedenen Personen bei der Kirche eingereicht wurden, können durch das neue FamilySearch Doppeleinträge oder Fehler aufgedeckt werden, die bislang nicht erkannt wurden. Diese Funktion ist insbesondere für diejenigen hilfreich, deren Vorfahren zu den frühen Pionieren gehörten. Doppeleinträge und Fehler müssen behoben werden; und am besten kann dies jeder Einzelne für seine eigene Familie erledigen.

Es kann vorkommen, dass Sie entmutigt sind, wenn Sie sich durch diese Probleme durcharbeiten. Aber seien Sie gewiss, dass wir Ihre Sorgen kennen. Unter der inspirierten Führung von Präsident Thomas S. Monson arbeitet die Kirche eifrig daran, Ihnen bei diesen Problemen zu helfen. Gemeinsam streben wir es an, den Stammbaum für alle Kinder Gottes zu erstellen. Das ist ein gewaltiges Unterfangen, bringt aber immensen Lohn.

Es ist ein freudiges Werk. Auf diesem Foto sehen Sie Neubekehrte, die für ihre Angehörigen die Tempelarbeit tun. Diese lieben Mitglieder stammen aus dem Pfahl Ilopango in San Salvador in El Salvador und gehen zum ersten Mal in den Guatemala-Stadt-Tempel. In der Hand halten sie ihre Tempelkarten, jede mit dem Namen eines verstorbenen Angehörigen, für den sie stellvertretend die Taufe vorgenommen haben.

Damit die genealogische Arbeit der Kirche erfolgreich sein kann, sind Weisung und Führung vonseiten des Priestertums unabdingbar. Die Führungsbeamten vermitteln die Lehre, die dieser heiligen Arbeit zugrunde liegt, und legen davon Zeugnis ab.12 Sie sprechen Berufungen aus und sorgen für Schulung.13 Sie sehen die Tempelarbeit und Genealogie als einen Weg, den Geist in ihrer Gemeinde zu verbessern, die geistigen Wurzeln der Neubekehrten zu stärken und allen Mitgliedern weitere Segnungen zu ermöglichen.

Dieses Werk wirkt sich nämlich nicht nur segensreich für diejenigen aus, die bereits durch den Schleier gegangen sind, sondern ebenso für die Lebenden. Es hat eine läuternde Wirkung auf alle, die sich daran beteiligen. Sie tragen buchstäblich zur Erhöhung ihrer Familie bei.

Erhöhung bedeutet, dass wir zusammen mit unseren Angehörigen in der Gegenwart des allmächtigen Gottes weilen. Der Prophet Joseph Smith hat unsere Aufgaben vorhergesehen: „Der große Tag des Herrn steht bevor“, erklärt er. „Darum lasst uns, als Kirche und als Volk und als Heilige der Letzten Tage, dem Herrn in Rechtschaffenheit ein Opfer opfern, und lasst uns in seinem heiligen Tempel, sobald er fertiggestellt ist, ein Buch mit den Aufzeichnungen über unsere Toten darbringen, das aller Annahme wert ist.“14

Die Vorbereitung dieser Aufzeichnungen ist eine Aufgabe für uns als Einzelne und als Gemeinschaft. Wenn wir so zusammenarbeiten, können wir sie aller Annahme durch den Herrn wert machen. Diese Aufzeichnungen ermöglichen es, dass heilige Handlungen für unsere verstorbenen Vorfahren vollzogen und von ihnen angenommen werden, wenn sie es denn möchten. Die heiligen Handlungen bringen den Gefangenen auf der anderen Seite des Schleiers die Freiheit.15

Unsere Kinder, Enkelkinder, „Rubylein“ und alle unsere Urenkel sind in Liebe miteinander verbunden. Sie sind auch in Liebe mit ihren Vorfahren verbunden. Diese Verbundenheit, die durch heilige Verordnungen zustande kommt, führt zur Erhöhung unserer Familien.16 Möge jedem von uns dieses heilige Vorhaben gelingen, darum bete ich im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Siehe 1 Korinther 12:13; Galater 3:28; 2 Nephi 26:33

  2. Siehe Mose 1:39

  3. Johannes 3:16

  4. Siehe Lehre und Bündnisse 124:33

  5. Präsident Thomas S. Monson hat kürzlich gesagt, dass mittlerweile 83 Prozent der Mitglieder der Kirche weltweit maximal 320 Kilometer vom Tempel entfernt wohnen (siehe „Willkommen zur Konferenz!“, Liahona, November 2009, Seite 4f.)

  6. Gordon B. Hinckley, „Zum Auftakt“, Liahona, November 2005, Seite 5f.

  7. Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 529

  8. Derzeit auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Deutsch verfügbar, im Laufe des Jahres auch auf Japanisch, Chinesisch und Koreanisch

  9. Es gibt weltweit über 4.000 Genealogie-Forschungsstellen

  10. Wenn Sie Zugang zu einem Computer haben, rufen Sie die Internetseite new.familysearch.org auf. Um sich zum ersten Mal zu registrieren, benötigen Sie Ihre Mitgliedsschein-Nummer und Ihr Geburtsdatum. Diese Angaben können Sie bei Ihrem Gemeinde- oder Zweigsekretär erfragen. Sobald Sie sich im System angemeldet haben, können Sie überprüfen, ob Angaben zu Ihren Vorfahren im System stehen und welche heiligen Handlungen erforderlich sind. Sie können nach bislang unbekannten Vorfahren suchen und sie Ihrem Stammbaum hinzufügen. Drucken Sie eine Liste „Verordnungen für Angehörige“ aus und nehmen Sie diese zum Tempel mit; somit leiten Sie es in die Wege, dass erforderliche heilige Handlungen vollzogen werden.

  11. Siehe Boyd K. Packer, „Ihre Genealogie – einen Anfang machen“, Liahona, August 2003, Seite 12–17

  12. Unter der Leitung der Pfahlpräsidentschaft beaufsichtigt mindestens ein beauftragter Hoher Rat die Tempelarbeit und Genealogie im Pfahl. Auf Gemeinde- oder Zweigebene übernehmen der Hohepriestergruppenleiter oder der Ältestenkollegiumspräsident die Führung. Den Genealogie-Fachberatern und Priestertumsführern stehen bei ihren Aufgaben viele Hilfsmittel – sowohl in gedruckter Form als auch im Internet – zur Verfügung.

  13. Nützliche neue Hilfsmittel sind das Handbuch Tempelarbeit und Genealogie – Anleitung für die Mitglieder (Artikel-Nr. 36795 150), die Anleitung für den Lehrer (Artikel-Nr. 35804 150) und die dazugehörige DVD. Diese Anleitungen können heruntergeladen, online angesehen oder beim Versand der Kirche bestellt werden.

  14. Lehre und Bündnisse 128:24

  15. Siehe Jesaja 61:1; Lukas 4:18; Lehre und Bündnisse 138:18,31,42

  16. Siehe Lehre und Bündnisse 128:18