Wir folgen Jesus Christus nach
Wir freuen uns über alles, was der Heiland für uns getan hat. Er hat es einem jeden von uns ermöglicht, Errettung und Erhöhung zu erlangen.
Es ist eine große Verantwortung, am Ostersonntag zu Heiligen der Letzten Tage auf der ganzen Welt zu sprechen, die unseren Herrn und Heiland, Jesus Christus, lieben. Heute Morgen feiern wir seinen Sieg über den Tod. Wir halten unser Wissen über das Sühnopfer, das der Erretter so bereitwillig für uns gebracht hat, in Ehren und sind von Herzen dankbar dafür. Seine Bereitschaft, sich dem Willen seines Vaters zu fügen, errang den göttlichen Sieg über den Tod. Dies ist das alles überragende Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Ich freue mich über diese Gelegenheit, darüber zu sprechen, dass wir dem Erretter nachfolgen sollen.
Die letzten zwei Tage der irdischen Mission Jesu, die seiner Kreuzigung vorausgingen, sind von größter Bedeutung und in mancher Hinsicht unbegreiflich. So vieles von dem, was für unsere ewige Bestimmung so entscheidend ist, ereignete sich Donnerstag und dann Freitag, an dem Tag, als Jesus gekreuzigt wurde. Das Abschiedsmahl, ein Paschamahl, das „gebotene Andenken an die Befreiung Israels aus der Knechtschaft“, begann am Donnerstagabend.1 Bei diesem Abschiedsmahl wurden bedeutende heilige Handlungen und Lehren eingeführt. Ich möchte nur drei erwähnen. Erstens führte der Erretter das Abendmahl ein. Er nahm Brot, brach es, sprach ein Gebet und reichte es seinen Jüngern mit den Worten: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“2 Auf diese Weise führte er das Abendmahl ein. Zweitens legte er besonderen Wert auf die Lehren, in denen die Liebe als alles bestimmender Grundsatz hervortritt. Er sagte: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“3 Drittens, durch die Vermittlung Christi oder auf seine Weisung wurde den Aposteln der Heilige Geist als ein anderer Beistand verheißen.4
Der Erretter vollbrachte daraufhin das Sühnopfer. Er nahm „die Last der Sünden der Menschheit“ und die „Schrecken, die der Satan … bringen konnte“ auf sich.5 Später ertrug er die verlogenen, ausgeklügelten Gerichtsverhandlungen und die schrecklichen, tragischen Ereignisse, die zu seiner Kreuzigung führten. Dies alles fand letztendlich seinen Höhepunkt in der siegreichen Auferstehung Christi am Ostersonntag. Christus erfüllte seine heilige Mission als Erlöser und Erretter. Wir werden vom Tod auferstehen, und unser Geist wird mit unserem Körper wieder vereinigt werden. Wenn wir würdig sind, haben wir dank seiner Gnade die herrliche Aussicht, in die Gegenwart Gottes zurückzukehren.6
Der Prophet Joseph Smith sagte über die Ereignisse, die zu Ostern stattfanden: „Die wesentlichen Grundsätze unserer Religion sind das Zeugnis der Apostel und Propheten über Jesus Christus, dass er gestorben ist, begraben wurde und am dritten Tag wieder auferstanden und dann in den Himmel aufgefahren ist; und alles andere, was mit unserer Religion zu tun hat, ist nur eine Beigabe dazu.“7
Auch wenn wir uns über die beispiellose Bedeutung, die Getsemani und Golgota haben, freuen, richten wir unseren Blick stets auf den auferstandenen Herrn. Frederic Farrar, der englische Theologe und Gläubige, hat bestätigt, dass die erste Generation Gläubiger in der christlichen Urkirche den Herrn als „den auferstandenen, ewigen, verherrlichten Christus“ feierte und ihn „in ihren Gedanken nicht am Kreuz, sondern auf dem Thron“ sah.8
Präsident Gordon B. Hinckley sagte, unsere Botschaft an die Welt sei, dass er lebt! Das Symbol, das die Heiligen der Letzten Tage für Christus verwenden, besteht darin, wie sie ihren Glauben spürbar in die Tat umsetzen und sein Evangelium leben.9
Wenn wir darüber nachdenken, was es bedeutet, heute ein Christ zu sein, müssen wir berücksichtigen, was uns auf unserem Weg als Jünger abverlangt wird. Ich schlage vor, dass wir darüber nachdenken, was der Erretter an den letzten beiden Tagen seines irdischen Lebens getan hat, und dass wir ihm nacheifern.
Erstens: Denken Sie daran, dass Jesus Christus das Abendmahl eingeführt hat. Der Erlöser wusste, was auf ihn zukam. Seine heilige, sühnende Mission, die im Vorherdasein mit dem Kampf im Himmel begonnen hatte, sollte sich an diesem Abend und am nächsten Tag erfüllen. Obwohl die Verhöre durch seine Widersacher unmittelbar bevorstanden, gibt es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er sich auf eine Verteidigung gegen die falschen Anschuldigungen vorbereitete. Stattdessen machte er seine Jünger mit dem heiligen Abendmahl bekannt. Es bewegt mich sehr, wenn ich über dieses feierliche Ereignis nachdenke. Die Abendmahlsversammlung ist die heiligste aller Versammlungen in der Kirche. Nach seiner Auferstehung führte der Erretter das Abendmahl unter den Nephiten ein.10 Wenn wir seine Jünger und aktive Mitglieder seiner Kirche sein wollen, müssen wir an das Abendmahl denken und es ehren. Es ermöglicht einem jeden von uns, dass wir mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist unsere Bereitschaft bekunden, dem Erretter nachzufolgen, umzukehren und durch das Sühnopfer Christi ein Heiliger zu werden.11 Beim Abendmahl können wir unser Taufbündnis erneuern und Gott bezeugen, dass wir an seinen Sohn denken und seine Gebote halten werden.12 Dadurch wachsen unsere Liebe und Dankbarkeit sowohl gegenüber dem Vater als auch gegenüber dem Sohn.
Der Erretter legte auch Nachdruck auf Liebe und Einigkeit und erklärte, dass man uns als seine Jünger erkennen würde, wenn wir einander lieben. Angesichts des Sühnopfers, das ihm unmittelbar bevorstand und das von ewiger Bedeutung ist, bedingt ein solches Gebot, dass wir ihm gehorchen. Wir bekunden unsere Liebe zu Gott, wenn wir seine Gebote halten und seinen Kindern dienen. Wir verstehen das Sühnopfer zwar nicht vollständig, doch wir können unser Leben lang versuchen, trotz unseres eigenen Ungemachs liebevoller und freundlicher zu sein.
Die Aufforderung Jesu an seine Jünger, einander zu lieben – und die bewegende und machtvolle Art, wie er diesen Grundsatz beim Abschiedsmahl erläuterte –, ist eines der ergreifendsten und schönsten Ereignisse aus den letzten Tagen seines irdischen Lebens.
Er gab nicht einfach Unterricht in ethischem Verhalten. Er war der Sohn Gottes, der seine Apostel und alle Jünger, die nach ihnen kommen sollten, inständig bat, an diese Lehre, die den Mittelpunkt all seiner Lehren bildete, zu denken und sie zu befolgen. Daran, wie wir zueinander stehen und miteinander umgehen, lässt sich erkennen, wie sehr wir bereit sind, Jesus Christus nachzufolgen.
Es berührt unser Herz, wenn wir die Botschaften dieser Konferenz hören, und wir beschließen und versprechen, uns zu bessern. Aber am Montagmorgen gehen wir wieder zur Arbeit und zur Schule und kehren in unser Viertel und in eine Welt zurück, die in vielerlei Hinsicht in Aufruhr ist. Viele Menschen in dieser Welt haben Angst und sind böse aufeinander. Auch wenn wir diese Gefühle verstehen, müssen wir doch zivilisiert miteinander reden und respektvoll miteinander umgehen. Das gilt besonders dann, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Der Erretter hat uns aufgetragen, sogar unsere Feinde zu lieben.13 Die große Mehrheit unserer Mitglieder befolgt diesen Rat. Es gibt aber doch einige, die der Ansicht sind, es sei wichtiger, seinem Ärger Luft zu machen oder etwas, wovon man fest überzeugt ist, kundzutun, als sich so zu verhalten, wie Jesus Christus es vorgelebt und gelehrt hat. Ich fordere jeden von uns persönlich auf, sich einzugestehen, dass unser Umgang mit Meinungsverschiedenheiten ein echter Maßstab dafür ist, wer wir sind und ob wir dem Erretter wirklich nachfolgen. Es ist rechtens, verschiedener Meinung zu sein, aber es ist nicht rechtens, dabei unfreundlich zu sein. Mit Gewalt oder Vandalismus lassen sich unsere Meinungsverschiedenheiten nicht beheben. Wenn wir selbst unter widrigen Umständen Liebe und Respekt an den Tag legen, werden wir Christus ähnlicher.
Der Erlöser verhieß den Aposteln den Heiligen Geist – das ist von größter Bedeutung, wenn man die herausragende Stellung des Heiligen Geistes, des dritten Mitglieds der Gottheit, erkennen will. Der Heilige Geist ist eine Person aus Geist, er ist der Tröster, der Zeugnis vom Vater und vom Sohn gibt, alle Wahrheit offenbart und diejenigen heiligt, die umgekehrt sind und sich haben taufen lassen. Er wird der Heilige Geist der Verheißung genannt, und als solcher bestätigt er die rechtschaffenen Taten, heiligen Handlungen und Bündnisse eines jeden von uns als für Gott annehmbar.14 Diejenigen, die vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt sind, empfangen alles, was der Vater hat.15
Wir leben in einer lauten, streitsüchtigen Welt, wo wir uns buchstäblich jede wache Stunde Informationen, Musik oder auch reinen Unsinn ansehen oder anhören können. Wenn wir vom Heiligen Geist Inspiration empfangen möchten, müssen wir uns die Zeit nehmen, unser Tempo zu drosseln, nachzudenken, zu beten und so zu leben, dass wir würdig sind, von ihm Eingebungen zu empfangen. Und dann müssen wir danach handeln. Wir vermeiden größere Fehler, wenn wir seine Warnungen beachten. Als Mitglieder genießen wir den Vorzug, vom Herrn Licht und Erkenntnis zu empfangen, selbst bis zum vollkommenen Tag.16
Die Qual, mit der Jesus Christus in Getsemani und am Kreuz Sühne geleistet hat, ist für uns ein großes Beispiel. Er ertrug seelisch, körperlich und geistig Leiden, die für uns unfassbar sind. Im Garten betete er zu seinem Vater: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“17 Als seine Jünger werden wir Zeiten erleben, in denen wir geprüft und zu Unrecht verfolgt und gemein verspottet werden. Wir werden zeitlich und geistig Stürme durchmachen, die so heftig sind, dass sie uns unerträglich erscheinen. Wir werden auf manchen bitteren Kelch stoßen und beten, er möge an uns vorübergehen. Keinem bleiben die Stürme des Lebens erspart.
Wir bereiten uns auf das Zweite Kommen des Erretters vor. In den Schriften steht ganz klar, dass niemand weiß, wann das geschieht. Dort steht aber, dass unter den bitteren Kelchen, die in den Letzten Tagen auf uns zukommen, „an vielen Orten … Erdbeben“18 sein werden und „Meereswogen, die sich über ihre Grenzen hinaus erheben“19.
Unlängst hat es an verschiedenen Orten, unter anderem in Chile, Haïti und auf den pazifischen Inseln, verheerende Erdbeben und Tsunamis gegeben. Vor ein paar Wochen konnten der Präsidierende Bischof, H. David Burton, Elder Tad R. Callister und ich die Heiligen besuchen, die infolge des Tsunamis, der im letzten September über die Ostküste Samoas hereinbrach, Angehörige verloren hatten. Die Kapelle war voll, und es war eine sehr bewegende Versammlung. Wir konnten diesen wunderbaren Mitgliedern versichern, dass sie durch das Sühnopfer Jesu Christi wieder mit ihren Lieben, die sie verloren haben, vereint werden können.
Der Pfahlpräsident, Sonny Purcell, war in seinem Auto unterwegs, als er die gewaltige Welle weit draußen auf dem Meer kommen sah. Er hupte und hielt Kinder an, die auf dem Weg zur Schule waren. Er warnte sie und sagte, sie sollten so schnell wie möglich auf höher gelegenes Gelände laufen und sich in Sicherheit bringen. Die Kinder folgten seinen Worten. Er fuhr verzweifelt weiter, schnappte seine vierjährige Tochter, setzte sie ins Auto und versuchte dann, zu seiner Mutter zu kommen. Bevor er sie aber erreichen konnte, erfasste die Mauer aus Wasser sein Auto und fegte es an die hundert Meter weiter, wo es in einem Baum hängenblieb. Schnell brachte er seine Tochter aufs Wagendach in Sicherheit. Dann schwamm er los, um seine Mutter zu retten, die sich am Ast eines anderen Baumes in der Nähe ihres Hauses festhielt. Mit großer Mühe schwamm er mit ihr zum Auto, wo sie sicher waren. Viele hatten nicht so viel Glück. Sie hatten keine Zeit, auf höheres Gelände und in Sicherheit zu gelangen. Viele, vor allem die Jungen und die Älteren, verloren ihr Leben.
Wir berichteten den Familien in Samoa von den Mitgliedern in aller Welt, die ihre Liebe und Anteilnahme zum Ausdruck gebracht hatten, indem sie für sie gebetet und Spenden für das Fastopfer und für humanitäre Hilfe geleistet hatten, sowohl für die Mitglieder als auch für deren Mitmenschen. Das Gleiche gilt auch für die Mitglieder und deren Mitbürger in Chile und Haïti. Wir tun das, weil wir Jesus Christus nachfolgen.
Als wir die Familien in Samoa besuchten, war mehr als deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns geistig auf höheres Gelände begeben, ein besseres Leben führen und mit aller Kraft an den errettenden Verordnungen festhalten. Das Beispiel und das Leben des Heilands lehren uns, uns in geistiger Hinsicht nicht auf den niederen Weg zu begeben, auf dem die Dinge dieser Welt vorherrschen. Als ich nach unserer Versammlung den Mitgliedern die Hand gab, erzählte mir eine Schwester, dass ihre Familie noch nicht im Tempel gewesen sei und dass sie eine Tochter verloren hätten. Unter Tränen sagte sie, dass sie jetzt das Ziel hätten, sich auf die heiligen Handlungen des Tempels vorzubereiten, damit sie auf ewig zusammen sein könnten.
Als ich über die Worte dieser Schwester und über den derzeitigen Zustand der Welt nachdachte, fühlte ich mich gedrängt, uns allen zu raten, dass wir uns auf höheres Gelände begeben – in den ewigen Schutz des Tempels.
Eine Woche nach der Weihung des Kirtland-Tempels, am Ostersonntag, dem 3. April 1836, reichten die Zwölf Apostel den Mitgliedern das Abendmahl des Herrn. Nach der Versammlung und nach feierlichem, stillem Gebet erschien der Erretter in Herrlichkeit dem Propheten Joseph Smith und Oliver Cowdery und leitete durch Mose, Elias und Elija die Wiederherstellung weiterer Priestertumsschlüssel ein, darunter auch die heilige Siegelungsmacht, die Familien für alle Ewigkeit verbindet.20
Heute, an diesem Ostermorgen, freuen wir uns über alles, was der Heiland für uns getan hat. Er hat es einem jeden von uns ermöglicht, Errettung und Erhöhung zu erlangen. Doch wie die Kinder in Samoa müssen wir so schnell wir können auf höheres Gelände laufen, wo er uns Sicherheit und Frieden geben kann.
Das können wir unter anderem tun, indem wir an den Lehren unseres lebenden Propheten, Präsident Thomas S. Monson, festhalten. Er ist ein hervorragendes Beispiel für jemanden, der Jesus Christus nachfolgt.
An diesem herrlichen Ostermorgen denke ich an die beliebten Worte, die Eliza R. Snow, eine treue Dienerin aus der Zeit der Wiederherstellung, niederschrieb:
Wie groß, wie herrlich und wie schön
ist der Erlösungsplan,
wo Lieb, Gerechtigkeit und Gnad
uns führen himmelan.21
Ich gebe mein Zeugnis als Apostel, dass Jesus Christus lebt und der Erretter und Erlöser der Welt ist. Er hat den Weg zu wahrem Glück bereitet. Davon gebe ich Zeugnis im Namen Jesu Christi. Amen.