Wie ich es wusste
Schritt für Schritt zur Erkenntnis
Als ich die Lehren des Evangeliums kennenlernte, änderte sich meine schwierige Lebenssituation nicht, aber ich war glücklicher.
Als ich vierzehn war, kamen Missionare der Kirche zu uns nach Hause und lehrten meine Mutter und mich das Evangelium. Bald forderten sie uns auf, uns taufen zu lassen. Meine Mutter lehnte ab, aber ich sagte Ja. Zurückblickend denke ich, dass ich wohl nicht bekehrt war. Wahrscheinlich war ich, wie viele andere Jugendliche auch, nur auf der Suche nach etwas, was anders war als die Norm.
Ein Jahr lang ging ich ganz allein zur Kirche. Ich hatte nicht gerade das Gefühl, dazuzugehören, und ich verstand vieles nicht, was ich dort mitbekam. Aber ich war aktiv. Im Jahr darauf wohnte ich nicht mehr zu Hause, weil ich eine kircheneigene Highschool in Mexiko-Stadt besuchte. Die Schule hatte mir zwar bei meinem ersten Besuch sehr gut gefallen und ich hatte große Anstrengungen unternommen, um aufgenommen zu werden (und meine Eltern von dieser Schule zu überzeugen), doch ich musste schnell feststellen, dass es nicht leicht war, allein zu sein. Ich hatte immer noch kein Zeugnis. Ich wusste eigentlich nicht so recht, wer Joseph Smith war oder worum es im Buch Mormon ging. Mehr als je zuvor hatte ich das Gefühl, dass ich nicht dazugehörte.
Natürlich sagte ich meinen Eltern nichts davon. Ich hatte ja viel Zeit darauf verwendet, sie dazu zu bringen, dass sie mich auf diese Schule gehen ließen. Wie konnte ich da zugeben, dass die Schule nun doch nicht das Richtige für mich war? Ich war stolz und kämpfte im Stillen.
Meine schwierige Lage wurde noch verschlimmert, als ich erfuhr, dass meine Eltern sich scheiden lassen wollten. Ich hatte das Gefühl, meine Welt sei völlig zerstört.
Zu diesem Zeitpunkt nahm mein Bischof mich beiseite und fragte mich, wie es mir ginge. Ich erzählte ihm von all meinem Kummer und meinen Enttäuschungen. „Ich glaube, ich weiß gar nichts mehr“, sagte ich.
Dieser gute Bischof erklärte mir das Evangelium von Anfang an. Wir begannen damit, wie wir mit dem Vater im Himmel wirklich Zwiesprache halten können. Später unterhielten wir uns über das Sühnopfer. Er lehrte mich die wahren Lehren des Evangeliums, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich ein Zeugnis hatte. Ich war froh, dass ich mich in dieser unsicheren Zeit an etwas festhalten konnte. Ich sah mich zwar nicht in der Lage, meiner Familie zu helfen, aber ich konnte mich doch darüber freuen, dass ich dem Vater im Himmel nahe war. Ich wusste, dass er mich kannte, und das änderte alles.
Vielleicht ist es ganz normal, dass ein neues Mitglied der Kirche das Gefühl hat, es gehöre nicht dazu, so wie es bei mir war. Ich habe inzwischen gelernt, dass es nichts ausmacht, wenn man nicht alles im Evangelium von Anfang an versteht. Wichtig ist aber, dass wir unsere Beziehung zum Vater im Himmel verstehen und wissen, dass er einen Plan für unser Leben hat und eine Absicht damit verfolgt. Und es ist wichtig zu begreifen, dass der Erlöser für unsere Sünden gesühnt hat und uns voll und ganz versteht, auch wenn niemand sonst uns versteht. Als ich diese Lehren einmal erfasst hatte, wurde mir auch vieles andere klar.
Dank der Liebe und der geduldigen Unterweisung durch meinen Bischof wurde die Zeit an der Highschool zu einer guten Zeit für mich. Der Besuch dieser Schule änderte meine Einstellung dazu, wer ich war und wie mein Leben aussehen konnte. Nachdem ich die Schule abgeschlossen hatte, blieb ich in Mexiko-Stadt. Sobald ich eine Wohnung gefunden hatte, machte ich mich auf die Suche nach der dortigen Gemeinde, damit ich wieder einen Zufluchtsort hatte, wo ich im Evangelium weiter wachsen konnte.
Bald darauf erfüllte ich eine Mission auf dem Tempelplatz in Salt Lake City. Es machte mir große Freude, anderen die wahren Lehren nahezubringen, die mir in einer turbulenten Lebensphase eine feste Grundlage gegeben hatten.
Ich bin dankbar, ein Mitglied der Kirche zu sein. Ich weiß, dass der Vater im Himmel jeden von uns kennt und einen Plan für uns hat. Es war ein großer Segen, mitzuerleben, wie er diesen Plan vor mir ausgebreitet hat.