2011
„Die Liebe hört niemals auf‘ – ein Gespräch über die Frauenhilfsvereinigung
März 2011


„Die Liebe hört niemals auf“ – ein Gespräch über die Frauenhilfsvereinigung

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel und seine Frau, Patricia T. Holland, äußern ihre Gedanken zur Rolle der Frauenhilfsvereinigung.

Ich kann mir ein Leben ohne die FHV gar nicht vorstellen“, meint Patricia T. Holland in einem Gespräch mit Mitarbeitern der Zeitschriften der Kirche über die Bedeutung der Frauenhilfsvereinigung. „Das liegt daran, dass ich mir ein Leben ohne das Evangelium nicht vorstellen kann, und gerade in der FHV habe ich sehr viel über das Evangelium gelernt.“

Schwester Holland und ihr Mann, Elder Jeffrey R. Holland, bestätigen beide, wie sehr das Evangelium ihr Leben beeinflusst hat. Sie wissen auch zu schätzen, was die FHV dazu beiträgt, dass starke Familien geschaffen werden. „Die FHV war schon immer eine Stütze für die Kirche“, sagt Elder Holland. „Sie hat immer mit zu dem beigetragen, was in jeder Entwicklungsphase der Kirche notwendig war. Heute wirkt sich ihr Beitrag noch stärker aus, weil wir in so schwierigen Zeiten leben. Die FHV ist nicht irgendein Programm. Sie ist das Evangelium – wie es im Leben unserer bemerkenswerten Frauen in die Tat umgesetzt wird. In schwierigen Zeiten wird uns bewusst, dass sie ihren Mitgliedern – und damit auch der ganzen Kirche – genau das bietet, was wir jetzt zu unserer Unterstützung brauchen.“

Elder Holland und seine Frau äußern hier ihre Gedanken zur Frauenhilfsvereinigung und dazu, wie Familien sowie Gemeinden und Zweige gestärkt werden, wenn die Führungsbeamten des Priestertums und der Frauenhilfsvereinigung zusammenarbeiten.

Welche Rolle spielt die FHV dabei, den Glauben und die Familie zu stärken?

Schwester Holland: Die FHV wird heute dringender gebraucht als je zuvor, weil wir in der heutigen Welt große Herausforderungen zu bewältigen haben. Für die Frauen in der Kirche ist es heute noch wichtiger, rechtschaffen zu leben, dem Geist nahe zu sein und glaubenstreu zu sein. Außerdem brauchen die Frauen einander, um ihren Glauben zu bewahren und zu festigen.

Elder Holland: Der Beitrag der FHV besteht darin, dass hier das Evangelium auf ganz einzigartige eindringliche Weise gelehrt wird, nämlich mit der Stimme einer Frau. Die FHV ist eines der Mittel, durch die die Lehren und Ideale des Evangeliums in den Alltag der Frauen gebracht werden. Wir müssen aber bedenken, dass einzelne Grundsätze des Evangeliums nicht allein den Männern oder den Frauen vorbehalten sind. Liebe, Nächstenliebe und Mitgefühl sind ebenso wie Stärke, Führungskompetenz und Entschlusskraft Ideale des Evangeliums. Wir alle, Männer und Frauen gleichermaßen, sollen uns so viele dieser Eigenschaften wie möglich aneignen.

Jeder von uns geht für sich den Weg des Evangeliums – als Tochter oder als Sohn Gottes. Jedes einzelne Mitglied muss einen unerschütterlichen Stand haben. Keine Organisation ist stärker als ihre Mitglieder, kein Haus stärker als sein Fundament.

Schwester Holland: Wenn ich an all die Segnungen denke, die wir als Heilige der Letzten Tage genießen – im Tempel, in den Gemeinden und Zweigen, in der Ehe, in der Familie –, dann wird mir bewusst, dass es alles darauf zurückzuführen ist, wie das Priestertum und die FHV – Männer und Frauen – sowohl in der Familie als auch in der Kirche zusammenarbeiten.

Elder Holland: Die Frauen kommen jede Woche von der FHV nach Hause und erzählen ihrem Mann und ihren Söhnen, was sie gelernt haben. Ebenso haben meine Frau und meine Töchter im Laufe der Jahre von dem profitiert, was unsere Söhne und ich in der Priestertumsversammlung gelernt und weitergegeben haben.

Schwester Holland: Man kann wohl sagen, dass angesichts der Herausforderungen, vor denen Frauen und Familien stehen, keine andere Organisation auf der Welt in Zukunft hilfreicher sein wird als die FHV. Wir müssen den Frauen in der Kirche ihre Führungsrolle – zum Wohl der Kinder – bewusst machen, vor allem jetzt, wo man miterlebt, wie Familien zerfallen. Wir müssen gemeinsam vorwärtsgehen, Hand in Hand, um die Arbeit erledigen zu können.

Wie hat die FHV Ihnen und Ihrer Familie Kraft gegeben?

Schwester Holland: Der Einfluss der FHV auf mein Leben begann schon vor meiner Geburt, weil sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter in der FHV eifrig tätig waren. Als Kind lernte ich von ihnen. Ich wollte sein wie sie. Sie erzählten mir Geschichten von meiner Urgroßmutter, Elizabeth Schmutz Barlocker, die vierzig Jahre lang FHV-Leiterin war. Sie gab für ihre Schwestern im Evangelium einfach alles, was sie hatte, auch ihr eigenes Essen und ihre Kleidung. Sie hatte den Glauben, dass Gott sie in ihrem Dienst schützen und segnen werde, und so geschah es auch. Das Beispiel dieser drei Frauen und ihr Dienst in der FHV motivieren mich noch heute.

Elder Holland: Ich habe nie die FHV besucht, aber sie formte mich doch in meiner Kindheit. In meiner Jugend war meine Mutter die meiste Zeit in der FHV-Leitung unserer Gemeinde. Dies mitzuerleben war für mich als Junge ein Segen. Dieser Einfluss kann von unseren Vorfahren ausgehen und für uns, unsere Kinder und unsere Enkel ein Segen sein.

Mein Zeugnis von der FHV habe ich aber auch durch meine Frau erhalten. Ich bin stolz darauf, mit einer ehemaligen FHV-Leiterin verheiratet zu sein. Ihre Hingabe hatte einen positiven Einfluss auf mich. Als ich Patricia Terry heiratete, wusste ich, was für eine Frau sie war, weil ich sie im Dienst für den Herrn gesehen hatte. Sie war bereit, die Aufgaben des Reiches zu schultern. Mir bedeutete sie mehr als das Leben selbst. Nun sind ihre Ideale und Tugenden ein Segen für unsere Ehe und unsere Kinder. Bin ich also durch die FHV gesegnet worden? Auf jeden Fall!

Wie können die Führungsbeamten des Priestertums und der FHV zusammenarbeiten, um die Gemeinde oder den Zweig zu stärken?

Schwester Holland: Die Frauenhilfsvereinigung wurde nach dem Muster des Priestertums organisiert. Hier wird die Verbindung zwischen dem Priestertum und der FHV deutlich. Schließlich sind es die Männer und die Frauen, die in beiden Organisationen die Rechtschaffenheit fördern. Männer brauchen die Segnungen der Frauen, und Frauen brauchen die Segnungen der Männer. Das lernen wir im Tempel auf eindrucksvolle Weise. Gemeinden und Zweige werden umso stärker, je besser die Führungsbeamten des Priestertums und der Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Welchen Einfluss die Sitzungen des Gemeinderats haben können, das haben wir überall erlebt, wo wir gelebt haben.

Männer wie Frauen gehören zum Leib Christi, und das ist eine großartige Gemeinschaft! Wir erfahren aus den heiligen Schriften: „Wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein“ (LuB 38:27) und „das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen“ (1 Korinther 12:21).

Elder Holland: Bei den komplexen Fragen unserer Zeit müssen die Führungsbeamten der Gemeinde oder des Zweiges einfach zusammenarbeiten. Der Bischof ist derjenige, der die Priestertumsschlüssel besitzt, die Gemeinde zu führen. In der Sitzung des Gemeinderats findet die notwendige Koordinierung statt. Je besser dieser Rat funktioniert, desto besser funktioniert die Kirche. Das gilt für jede Gemeinde und jeden Zweig.

Der Bischof kann die Sitzung des Gemeinderats nutzen, um gemeinsam mit anderen Führungsbeamten der Gemeinde festzustellen, was die Gemeinde braucht. Gibt es Mitglieder, die Wohlfahrtsunterstützung brauchen? Bereitet sich ein Junger Mann auf die Mission vor? Bereiten sich Ehepaare auf den Tempel vor? Wie kann der Gemeinderat hier helfen?

Denken Sie daran, dass die Belange einer Mutter nicht von dem getrennt werden können, was ihre Kinder und ihr Mann brauchen. Durch die Besuchslehrerinnen sieht die FHV-Leiterin, was die ganze Familie braucht und was die einzelnen Mitglieder brauchen. Auf diese wichtigen Erkenntnisse kann man im Gemeinderat zurückgreifen.

Wie kann die FHV die Kirche darin unterstützen, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern?

Elder Holland: Die derzeitige schlechte Wirtschaftslage, die über den ganzen Globus reicht, hat in finanzieller Hinsicht vieles verändert. Doch Prinzipien wie Hilfe für die Bedürftigen und eine vorausschauende Lebensweise waren schon immer Teil der FHV. Die Welt mag es für altmodisch erachten, wenn man im 21. Jahrhundert noch Obst einkocht oder Steppdecken näht. Aber es gibt gerade heute viele Menschen, die hungern und frieren. Für sie sind eingemachtes Obst und eine warme Decke wahrhaftig ein Geschenk Gottes. Eine vorausschauende Lebensweise kommt nie aus der Mode. Dies ist kein Rückschritt ins 19. Jahrhundert, sondern die Richtung, in die wir gehen müssen, jetzt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die gleichen Fertigkeiten und Konzepte, für die die FHV seit jeher bekannt ist, bieten viele Antworten auf die Probleme, die wir nun weltweit erleben.

„Die Liebe hört niemals auf“ ist ein Wahlspruch, unter dem die gesamte Menschheit sich vereinigen kann. Dies ist kein Programm, sondern der eindringliche Aufruf des Evangeliums (vgl. 1 Korinther 14:8-10). Da das Evangelium nie aufhören wird, ist dieses Motto, „die Liebe hört niemals auf“, ein passendes Motto für die FHV (siehe 1 Korinther 13:8). Es bekräftigt die Tatsache, dass Männer und Frauen in der Kirche Jesu Christi auf dasselbe Ziel hinarbeiten: Sie streben danach, Jünger Christi zu werden.

Wenn der Wind weht, dann weht er eben. Wenn der Sturm kommt, dann kommt er. Das Evangelium ist immer die Antwort, wie die Frage auch lautet. Es wird immer den Sieg davontragen. Wir sind auf den Fels gebaut, nämlich Jesus Christus, und sein beständiges, unerschütterliches Evangelium bringt uns auch durch harte Zeiten.

Schwester Holland: Ich glaube, dass Frauen den Wunsch haben, Notleidenden zu helfen. Es kommt überhaupt nicht darauf an, ob eine Frau jung oder alt ist, verheiratet oder alleinstehend. Die FHV bietet allen die Möglichkeit, für andere da zu sein, weil es immer jemanden gibt, der Hilfe braucht. Ebenso wird jede Frau irgendwann einmal Hilfe brauchen. „Die Liebe hört niemals auf“ ist wahrhaftig ein ewiger Grundsatz mit einer eindringlichen Botschaft, die jeder verwirklichen kann.

Elder Holland: Man muss auch bedenken, dass der Dienst in der FHV nicht auf die Mitglieder der Kirche begrenzt ist. Natürlich bemüht sich jeder, sich um die eigenen Mitglieder zu kümmern, aber die große Schwesternschaft der FHV kennt – gerade im Bereich Dienst am Nächsten – keine Grenzen. Das spornt uns an, uns auch um unsere unmittelbaren Nachbarn zu kümmern, die nicht der Kirche angehören, oder uns bei einer Aktion zur Unterstützung einer Schule in einem Armenviertel zu engagieren oder mitzuhelfen, unsere Umgebung und unser Gemeinwesen sauber und sicher zu halten.

Welche Rolle wird die FHV in der Zukunft spielen?

Schwester Holland: Natürlich wird die FHV in der Zukunft eine ganz wesentliche Rolle spielen. Je finsterer die Welt wird, desto heller wird das Licht des Evangeliums leuchten. Die FHV spielt eine ganz entscheidende Rolle dabei, den Schwestern die Lehren des Evangeliums zu vermitteln. Die wichtigste dieser Lehren ist, dass Gott, unser Vater im Himmel, seinen einziggezeugten Sohn Jesus Christus zur Erde gesandt hat. Sein Sühnopfer, seine Auferstehung und sein Beispiel zeigen uns, dass wir an ihn glauben, umkehren, Bündnisse schließen und einander lieben sollen. Jesus Christus ist das Licht, das nie erlischt – das helle Licht, das die Finsternis durchdringt.

Elder Holland: In Matthäus 7:16 heißt es: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ So konnten beispielsweise unsere Kinder schon von klein auf erkennen, wie viel ihrer Mutter das Evangelium bedeutete und welche Aufgabe eine Frau darin erfüllt. Sie waren oft dabei, wenn sie ihren FHV-Schwestern diente. Manchmal mussten sie beten, damit unser altes Auto ansprang. Sie sahen, wie sie sich in ihrem alten Mantel durch den Schnee kämpfte, um sich um ihre FHV-Schwestern in Neuengland zu kümmern. Sie waren noch ganz klein, aber sie haben das nie vergessen. Sie sahen die Opferbereitschaft und die Glaubenstreue ihrer Mutter, und das hatte zur Folge, dass unsere Tochter eine Heilige der Letzten Tage ist, die sich sehr für ihren Nächsten engagiert, und dass unsere Söhne das treue Engagement unserer Schwiegertöchter zutiefst achten und bewundern. Es ist ganz offensichtlich dem Beispiel ihrer Mutter zu verdanken, dass unsere Kinder wissen, welch wichtigen, erhabenen Stellenwert die Frau in ihrem Leben und im Reich Gottes einnimmt.

Auch andere werden auf die „Früchte“ achten, die im Leben der Heiligen der Letzten Tage zu sehen sind – die Früchte, die entstehen, wenn wir uns darum bemühen, Jünger des lebendigen Gottes zu werden. Das ist das Licht, das nie verfinstert werden kann. Die FHV hat eine strahlende Zukunft vor sich, weil das Licht des Evangeliums strahlt. Das Licht des Reiches Gottes wird nie erlöschen. Je dringender die Menschheit Hilfe braucht, desto heller erschallt die Fanfare des Evangeliums. An vorderster Front derer, die diese Botschaft überbringen und ihren Beitrag zum Dienst am Mitmenschen leisten, stehen die rechtschaffenen Priestertumsträger und FHV-Schwestern der Kirche.

Links: Foto von Welden C. Andersen © IRI; Fotos von Matthew Reier und Craig Dimond