Sind Sie Mormonin?
Carol A. Bowes, North Carolina, USA
Ich nahm weit fort von Zuhause beruflich an einer internationalen Konferenz teil. Unter hunderten Teilnehmern war ich die Einzige aus meinem Bundesstaat und meiner Region.
Eines Abends fand ein gemeinsames Essen für die Konferenzteilnehmer statt. Als wir den Speisesaal betraten, erhielt jeder von uns vier Bons, mit denen man sich an der Bar kostenlos alkoholische Getränke holen konnte. Mir ging der Gedanke durch den Kopf, wie einfach es doch wäre, einer solchen Versuchung nachzugeben, wenn man so weit weg ist von Zuhause und meint, niemand werde es je erfahren. Es war aber nur ein flüchtiger Gedanke, und ich gab die Bons dem, der sie an der Tür austeilte, gleich zurück.
Beim Abendessen saß ich mit sieben Teilnehmern am Tisch, die ich alle nicht kannte. Ich trank Wasser, während wir uns unterhielten, lachten und Gedanken über unsere Arbeit austauschten.
Am nächsten Morgen beim Frühstück begrüßte ich einen Herrn, der am Abend zuvor an meinem Tisch gesessen hatte. Ich freute mich, als ich sah, dass auf seinem Namensschild meine Heimatstadt stand – die ich allerdings schon 35 Jahre zuvor verlassen hatte. Nach der Highschool hatte ich auswärts studiert und später hatte ich geheiratet und war weggezogen.
Wir unterhielten uns über Orte und Veranstaltungen, die wir beide kannten, und schließlich fragte er mich, ob ich dort noch Familie hätte. Ich verneinte, sagte aber, dass ich noch einige gute Freunde dort hätte, mit denen ich Kontakt hielt. Er fragte nach und ich nannte ihm einige Namen.
Als ich ein paar Namen genannt hatte, unterbrach er mich und fragte: „Moment mal, sind Sie Mormonin? Alle, die Sie gerade genannt haben, sind Mormonen.“
Als ich bestätigte, dass ich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage angehöre, erzählte er mir, dass meine Freunde wirklich feine Menschen seien, die sich im Gemeinwesen engagierten und allen ein gutes Vorbild seien. Einige Minuten lang sprach er mit großer Achtung über die Kirche und meine Freunde und erläuterte, wie sie sich zum Wohle der Gesellschaft einsetzten.
Nach diesem Gespräch ging es mir nicht mehr aus dem Kopf, was geschehen wäre, wenn ich die Bons für die alkoholischen Getränke eingelöst hätte. Ebendiese Freunde, über die wir gesprochen hatten, hatten mir beigebracht, immer das Rechte zu wählen. Hätte ich mir mit den Bons ein alkoholisches Getränk geholt, wäre es mir sehr peinlich gewesen zu bestätigen, dass ich der Kirche angehöre.
Ich bin sehr dankbar für das Beispiel von würdigen, aktiven und engagierten Freunden, von dem ich nach 35 Jahren und mehr als 3000 Kilometer von meinem früheren Heimatort entfernt erfahren habe.