Du kannst dich ändern
Welche Unzulänglichkeiten du derzeit auch haben magst: Du kannst entscheiden, wie du dein Potenzial in Zukunft nutzen willst.
Bei der Schulabschlussfeier können einem die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf gehen. Was kommt als Nächstes? Bin ich bereit? Werde ich mit meinen Freunden in Verbindung bleiben?
Bei mir war es allerdings anders. Ich hatte nur eine Frage, als ich aufgerufen wurde und vor aller Augen nach vorne ging: Bekam ich tatsächlich meinen Abschluss?
Ich war nicht gerade das, was man einen guten Schüler nennt. Das Lernen hatte eigentlich nie einen oberen Platz auf meiner Prioritätenliste gefunden. Und im letzten Jahr an der Highschool war ich in einem Fach so schlecht, dass ich nicht einmal wusste, ob ich den Kurs überhaupt bestanden hatte. Die Abschlussprüfung, die Anfang der Woche stattgefunden hatte, sollte mein Schicksal besiegeln, die Noten wurden aber erst eine Woche später bekanntgegeben.
Sollte ich den Kurs nicht bestanden haben, hatte ich auch keinen Highschoolabschluss.
Um Haaresbreite schlitterte ich an der Katastrophe vorbei und bekam meinen Abschluss. (Puh!) Ich hatte noch genau 14 Monate, bis ich 19 wurde – damals das Mindestalter für Missionare. In dieser Zeit wollte ich arbeiten und Geld für meine Mission verdienen. Da mir klar war, dass ich nicht der geborene Student war, hatte ich keinesfalls vor, aufs College zu gehen.
In einem falschen Selbstbild gefangen
Hast du so etwas schon einmal gedacht? Dass deine letzte Leistung auf irgendeinem Gebiet ein für alle Mal erwiesen hat, wozu du imstande bist?
Verfang dich nicht in dieser Denkweise. Das ist eine der größten Lügen des Satans!
Elder Donald L. Hallstrom von der Präsidentschaft der Siebziger erklärte, dass wir unsere Fähigkeit, uns zu ändern, aufgeben, sobald wir zu dem Schluss kommen: „‚So bin ich nun einmal!‘ … Genauso gut könnten wir die weiße Fahne hissen, die Waffen strecken und uns geschlagen geben – jegliche Aussicht auf den Sieg ist dann verloren.“1
Die Schule kann schrecklich einschüchternd sein, wenn man nicht gut ist. Mit nur ein paar schlechten Noten im Zeugnis kann man allzu leicht beschließen, dass man es eben nicht besser schaffen kann. Aber das stimmt nicht.
„Wir [sind] noch nicht so …, wie wir werden können“2, sagte Elder Hallstrom.
Ein unbeschriebenes Blatt
Auch wenn Zweifel an uns nagen oder wir Angst haben, erneut zu scheitern, können wir uns doch immer dazu entschließen, nach vorn zu schauen und uns von der Vergangenheit nicht länger niedermachen zu lassen.
„Ein Neubeginn trägt etwas unglaublich Hoffnungsvolles in sich“3, sagte Präsident Dieter F. Uchtdorf, Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft.
Wenn wir uns für einen Neubeginn entscheiden, dürfen wir nicht vergessen, Gott um Hilfe zu bitten. Sag ihm, dass du es schaffen willst, und achte dann auf Eingebungen und Führung durch den Heiligen Geist und durch Führer der Kirche.
Es könnte allerdings sein, dass du dafür deine Prioritäten neu ordnen musst. „Wie wir uns täglich verhalten und entscheiden, soll mit unseren Zielen übereinstimmen“, erklärte Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel. „Vieles, was zur Wahl steht, ist an sich nicht schlecht, wenn es aber all unsere Zeit raubt und uns von den besten Entscheidungen abhält, dann wird es tückisch.“4
Finde dein neues Selbst
Spulen wir doch einmal von meinem Highschoolabschluss aus dreieinhalb Jahre weiter. Ich hatte etwas mehr als anderthalb Jahre gearbeitet, war zwei Jahre auf Mission gewesen und hatte mich dann doch noch entschlossen, es mit dem College zu versuchen.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich nun erwachsen und für das Studium bereit fühlte, aber das wäre gelogen. Es war beängstigender denn je. Wenn ich schon in der Schule so schlecht gewesen war, wie sollte ich da bloß das College schaffen? Diesmal war ich aber fest entschlossen, mein Bestes zu geben und Gott von Anfang an einzubeziehen. Ich betete inständig darum, mir neue und bessere Lerngewohnheiten anzueignen.
Zu meinem größten Erstaunen schnitt ich am Ende des Semesters so gut ab, dass ich mich für ein Stipendium qualifizierte. Niemand war mehr überrascht als ich! Aber wenn ich auf die vergangenen Monate zurückblickte, konnte ich leicht erkennen, wie mir die Hand Gottes in meinem Bestreben, ein guter Student zu werden, geholfen hatte.
Das Bild, das ich in der Highschool von mir selbst hatte, war schlicht falsch gewesen. Von da an war ich mit Gottes Hilfe in der Lage, einen völlig neuen Weg zu gehen, der mich zum Collegeabschluss und noch weiter führte.
Wenn wir den Herrn auf unserem Weg miteinbeziehen und uns in irgendeinem Gebiet für einen Neubeginn entscheiden, können wir uns zu Höhen aufschwingen, die wir niemals für möglich gehalten hätten.