2016
Eine echte Perle
März 2016


Eine echte Perle

Die Verfasserin lebt in Utah.

Jetta wollte gerne Klavier spielen, aber konnte sie ihre Familie verlassen?

„Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht.“ (Alma 37:6)

a true pearl

Jetta Pearl Stewart setzte ihre Haube ab und ließ sich neben ihren Vater auf die Veranda plumpsen. „Was ist eine Perle?“, fragte sie ihn.

Jetta war acht Jahre alt und wusste, was eine Perle ist, aber sie hörte so gerne die Antwort ihres Vaters, und ihr zweiter Name, Pearl, bedeutete genau das: Perle. Wie immer erklärte Vater ihr, wie Perlen in Austern wachsen, Schicht für Schicht, bis sie schließlich ein helles, strahlendes Schmuckstück sind.

„Perlen strahlen wie du, meine kleine Jetta Pearl“, sagte er lächelnd. Jetta lächelte zurück. Es gefiel ihr, seine Perle zu sein.

Als sie zu Abend aßen, sagte Vater zu Jetta: „Ich möchte dich etwas Wichtiges fragen.

Du bist ja schon von klein auf sehr musikalisch. Würdest du gerne Klavier spielen lernen?“

Jetta machte große Augen. „Oh, ja!“

„Das würde allerdings bedeuten, dass du weit reisen und eine Weile bei deiner Lehrerin wohnen müsstest“, sagte Mutter. „Hier in Milburn kann dich keiner unterrichten.“

Jettas Lächeln verblasste. Sie war noch nie länger als einen Tag von zu Hause fort gewesen. Und weit fort zu sein …

„Aber es ist wichtig, dass wir unsere Talente entwickeln, auch wenn es nicht leicht ist“, sagte Vater.

Mutter nickte. „Du musst sehr fleißig sein“, sagte sie.

Jetta liebte Musik. Sie hatte schon immer Klavier spielen wollen. Ganz langsam breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Ich werde Klavier spielen!“

Aber als Jetta am nächsten Morgen zusah, wie Vater die Pferde vor den Wagen spannte, freute sie sich überhaupt nicht. Sie hatte nur noch Angst. Sie hatte nicht erwartet, dass sie schon so bald fortmusste.

Jetta kletterte langsam zu ihrem Vater in den Wagen.

„Bereit, Jetta Pearl?“, fragte er.

Jetta fühlte sich gar nicht bereit, aber sie nickte. Der Wagen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.

Nach einer Weile warf Vater ihr einen Blick zu. „Weißt du, wie stolz deine Mutter und ich auf dich sind?“

Jetta nickte. „Aber was, wenn ihr zu Hause meine Hilfe braucht?“

Vater lächelte. „Wir werden dich bestimmt vermissen, aber deine Hilfe wird jetzt auf andere Weise gebraucht. Du dienst dem Vater im Himmel nämlich, wenn du die Gaben entwickelst, die er dir gegeben hat.“

So hatte Jetta es noch nie betrachtet. Konnte ihr musikalisches Talent wirklich eine Gabe vom Vater im Himmel sein?

Vater sprach weiter. „Es wird zwar einige Zeit dauern, aber nach und nach wirst du immer besser Klavier spielen. Und dann kannst du vielen Menschen dienen.“

Jetta fühlte, wie die Angst langsam wich. Sie würde also Klavier spielen lernen und dem Vater im Himmel dienen! Es machte ihr zwar Angst, aber sie wusste, dass er ihr helfen würde.

Vater zwinkerte ihr zu. „Schicht für Schicht wird meine kleine Perle hell und strahlend.“

Genau wie Vater es gesagt hatte, lernte Jetta nach und nach Klavier zu spielen. Sie lernte sogar Orgel spielen.

Nach ein paar Monaten kehrte Jetta nach Hause zurück. An diesem Sonntag wurde sie die erste Organistin von Milburn. Ihr Herz klopfte wild, als sie an der großen Orgel saß. Die ganze Gemeinde hatte zusammengelegt und die Orgel gekauft, damit Jetta darauf spielen konnte. Sie war so schön, dass Jetta sich fast nicht traute, sie zu berühren. Sie musste auf einem Buch sitzen, um an die Tasten zu kommen.

Sie holte tief Luft und fing an zu spielen. Die Töne erhoben sich in den Raum, voll und wunderschön.

Jetta erhaschte einen kurzen Blick auf die Versammelten. Alle lächelten beim Singen. Jetta lächelte auch. Natürlich konnte sie noch nicht perfekt spielen, aber sie nutzte ihr Talent, um ihren Mitmenschen zu dienen.

Sie erinnerte sich an Vaters Worte: „Perlen strahlen wie du, Jetta Pearl.“

Nach und nach, Schicht für Schicht, formte der Vater im Himmel sie zu einer echten Perle.