Ethans Zeugnis
Der Verfasser lebt in Utah.
Ethan kam es so vor, als hätte jeder außer ihm ein Zeugnis.
„Horche, horche, der Heilge Geist will sprechen. Horche, horche, auf den Heilgen Geist.“ (Liahona, April 2006, Seite KL13)
Ethan saß im Miteinander und sah zu, wie sein bester Freund, Sam, Zeugnis gab. Seine Freundin Sarah wartete auch schon, dass sie an die Reihe kam. Sam erzählte von einem Dienstprojekt, das er durchgeführt hatte. Er sagte, er habe ein Zeugnis vom Dienen. Sarah gab Zeugnis für die Familie. Auch Ethans Lehrer gab sein Zeugnis. Er sprach über Tempelarbeit. Alle bezeugten, dass die Kirche wahr ist. Ethan kam es so vor, als hätte jeder außer ihm ein Zeugnis.
„Wovon habe ich ein Zeugnis?“, fragte sich Ethan.
Er dachte ein paar Jahre zurück, als er und seine Freunde sich hatten taufen lassen. Seine PV-Lehrerin, Schwester Calder, hatte eine Ansprache über den Heiligen Geist gegeben.
„Der Heilige Geist kann euch ein Brennen im Herzen spüren lassen. Er kann euch helfen, die Wahrheit zu erkennen“, hatte sie gesagt. „Und so bekommt ihr ein Zeugnis von dem, woran ihr glaubt.“
Ethan probierte, das Rechte zu tun, um den Heiligen Geist verspüren zu können. Er las in den heiligen Schriften und betete. Aber er hatte noch nie das brennende Gefühl gehabt, von dem alle sprachen. Hieß das etwa, dass er kein Zeugnis hatte?
Diese Frage ließ Ethan den ganzen nächsten Tag nicht mehr los. Als er nach der Schule mit Sam Skateboard fuhr, musste er immer noch daran denken. Er wollte Sam gerne danach fragen, wusste aber nicht so recht, wie.
„Hey Sam“, fragte Ethan schließlich, „hattest du Angst, als du gestern Zeugnis gegeben hast?“
Sam sprang von seinem Skateboard und lief zum Rasen. „Eigentlich nicht“, sagte er und setzte sich ins Gras. „Ich hab vorher schon mal beim Familienabend Zeugnis gegeben.“
Ethan setzte sich zu ihm und legte sein Skateboard auf den Schoß. „Aber woher wusstest du, dass du ein Zeugnis hast?“
„Naja, ich habe gebetet und hatte ein gutes Gefühl dabei.“
Ethan nickte langsam und gab einem Rad mit der Hand Schwung. So ein Gefühl wollte er auch haben.
Als es Abend wurde und alles im Haus dunkel und ruhig war, kniete sich Ethan vor sein Bett, um zu beten.
„Vater im Himmel“, sagte er, „bitte hilf mir, ein Zeugnis zu bekommen. Bitte lass mich wissen, dass die Kirche wahr ist. Dass Joseph Smith ein Prophet war. Und dass das Buch Mormon wahr ist.“
Mitten im Gebet hielt Ethan inne. Er dachte kurz nach. Dann fragte er sich: Weiß ich vielleicht schon etwas?
Und plötzlich überkam ihn ein ruhiges, friedliches Gefühl. Es war kein machtvolles, brennendes Gefühl. Aber Ethan wusste: Das war der Heilige Geist.
Ihm kam ein Gedanke in den Sinn: „Ich weiß, dass ich es weiß.“ Und als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass er dieses friedliche Gefühl schon zuvor verspürt hatte.
Immer wenn er im Buch Mormon las, fühlte es sich gut und richtig an. Jetzt wusste er, dass dieses Gefühl der Heilige Geist war, der ihm Zeugnis gab. Wenn er in die Kirche ging und es sich gut und richtig anfühlte, dort zu sein, war auch das der Heilige Geist. Er hatte schon in kleinen Schritten ein Zeugnis bekommen!
Fürs Erste musste er nicht alles wissen. Aber er wusste, dass es den Heiligen Geist wirklich gab und dass er ihm helfen konnte, sein Zeugnis weiterzuentwickeln.
Ethan fing wieder an zu beten. Aber diesmal betete er, um danke zu sagen.