Klassiker des Evangeliums
Das Priestertum – ein sicherer Anker
Elder L. Tom Perry verfasste diesen Artikel am 28. Mai 2015, zwei Tage vor seinem Tod. Die Botschaft war als Ansprache vor jungen Priestertumsträgern gedacht.
Die größte Kraft in meinem Leben ist das Priestertum Gottes. Ich glaube, dass es auch für euch junge Männer ein sicherer Anker sein wird. Diese Macht kommt aber nur dann in euer Leben, wenn ihr sie versteht und Gebrauch davon macht.
Frühe Erfahrungen mit dem Priestertum
Ich bin in angenehmen Verhältnissen in Logan in Utah aufgewachsen. Ich musste mir als Kind keine Sorgen um Essen oder Obdach oder Bildung machen. Aber vielleicht brauchte ich gerade deshalb, weil das Leben leicht war, etwas, woran ich mich festhalten konnte, einen Anker.
Das Priestertum Gottes war für mich dieser Anker. Ich war während meiner Kindheit in einer etwas ungewöhnlichen Situation. Mein Vater wurde zum Bischof berufen, als ich ein Jahr alt war, und er war neunzehn Jahre lang mein Bischof. Seine väterliche und geistige Führung waren mir eine ungeheuer große Hilfe.
Ihm habe ich es wohl vor allem zu verdanken, dass ich mich schon sehr darauf freute, an meinem 12. Geburtstag das Aaronische Priestertum zu erhalten. Ich erinnere mich gut an diesen besonderen Tag, als mein Vater mir die Hände auflegte und mich ordinierte. In den Jahren darauf stieg ich von einem Amt im Aaronischen Priestertum zum nächsten auf und erhielt Berufungen, die mir Freude machten.
Das Abendmahl auszuteilen war für mich etwas Besonderes. Man konnte sehen, dass die Mitglieder, die von den Symbolen für den Leib und das Blut des Herrn nahmen, fest entschlossen waren, dem Herrn zu gehorchen und seine Gebote zu halten.
Zunehmendes Verständnis vom Priestertum
Die Jahre vergingen. Ich schloss die Highschool ab und wurde, nach einem Jahr am College, auf Mission berufen. Ich genoss jede Minute und mochte meine Mitarbeiter gern. Einer von ihnen gab mir besonders viel Kraft. Ich lernte viel von ihm, während wir unseren Aufgaben nachgingen.
Da Krieg herrschte, als ich von Mission zurückkehrte, schloss ich mich der Marineinfanterie der Vereinigten Staaten an. Als der Krieg zu Ende war, ging ich wieder ans College, und ich gründete eine Familie. Beruflich bedingte Umzüge führten uns an viele verschiedene Orte in den Vereinigten Staaten, und ich lernte durch die verschiedensten Berufungen im Priestertum sehr viel. Schließlich landete ich in Boston in Massachusetts und wurde dort zum Pfahlpräsidenten berufen. Von dort aus wurde ich zum Assistenten der Zwölf Apostel berufen und schließlich, siebzehn Monate später, ins Kollegium der Zwölf Apostel.
Was ich als Apostel gelernt habe
Was habe ich als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel gelernt?
Ich habe gelernt, dass wir durch das Priestertum Führung erhalten und dass es ein Anker und ein Schutz ist.
Das Priestertum hat es schon immer gegeben. Noch ehe Adam auf die Erde kam, hatte er das Priestertum. Als sich Adams Nachkommen mit dem Priestertum über die Erde zerstreuten, wurde es notwendig, zu regeln, wie das Priestertum ausgeübt werden soll. Aus diesem Grund berief der Herr den Abraham, über seine Familie von Priestertumsträgern zu präsidieren. Diese Ordnung wurde unter Isaak und Jakob, der später Israel genannt wurde, fortgeführt.
Jahrhunderte später gerieten die Kinder Israel in Gefangenschaft. Der Herr sandte Mose, sie zu befreien, aber als das vollbracht war, stellte sich heraus, dass sie als Volk nicht für das Melchisedekische Priestertum bereit waren. Daher blieb ihnen bis zur Zeit des Erretters nur das Aaronische Priestertum.
Ich finde es sehr interessant, was der Erretter zu Beginn seines Wirkens als Erstes getan hat. Er organisierte das Melchisedekische Priestertum. Er berief zwölf Apostel und lehrte sie die Gesetze und die Ordnung des Priestertums. Er berief Petrus als leitenden Apostel und führte damit in seiner Kirche eine Vollmachtslinie ein. Heute wie damals ist es Jesus Christus, der seinen leitenden Apostel auswählt, über die Kirche zu präsidieren, und er selbst, der Erretter, weist ihn in seinen Priestertumspflichten an.
Das Priestertum gelangt also in direkter Linie von unserem Herrn und Erlöser durch den leitenden Apostel zu den anderen Aposteln und weiter zu den anderen Priestertumsträgern in der Kirche. Den Aposteln sind Schlüssel der Vollmacht gegeben, und solange diese Schlüssel auf der Erde sind, werden wir vom Herrn selbst geführt. Diese göttliche Führung schützt uns und sichert uns zu, dass die Kirche nicht von der Wahrheit abweicht. Sie bleibt beständig, weil sie nicht von einem irdischen Wesen geführt wird. Sie wird vom Herrn geführt.
Macht euch mit den Lehren des Priestertums vertraut
Der beste Rat, den ich euch Jungen Männern geben kann, ist: Befasst euch mit den Lehren des Priestertums, versteht, welche Macht darin liegt, das Priestertum auszuüben, und lernt, wie es euch und anderen ein Segen sein kann.
Ich verheiße euch: Wenn ihr die Lehren des Priestertums kennenlernt und eure Priestertumspflichten erfüllt, wird das Priestertum zu einem sicheren Anker, der euch geistig Sicherheit bietet und euch große Freude bringt. Seid ein treues Priestertumskollegium. Geht auf eure Freunde zu und bringt sie in euer Kollegium. Schafft eine Bruderschaft in eurem Kollegium, die eine feste Grundlage für euer Leben bildet.