2016
Nicht schießen!
April 2016


Stimmen von Heiligen der Letzten Tage

Nicht schießen!

Name der Redaktion bekannt

police officer on a bridge

Mein Kollege Bob und ich saßen in unserem Polizeiauto, behielten die Straße im Blick und warteten auf ein Anzeichen von Bewegung. Zwei Stunden zuvor hatten wir mit unserer Observierung begonnen, nachdem wir das Auto entdeckt hatten, das über Polizeifunk durchgegeben worden war.

„Wir rechnen mit einem Raubüberfall“, hatte es in der Meldung geheißen. „Zwei Männer, beide bewaffnet. In einem orangefarbenen Fahrzeug unterwegs. Zeugen zufolge sind die Männer brutal und machen von ihren Schusswaffen Gebrauch.“

In der Gegend hatte es eine ganze Reihe bewaffneter Raubüberfälle gegeben, aber die Räuber waren trotz aller Anstrengungen jedes Mal entkommen. Diese Gedanken verflüchtigten sich sofort, als ich zwei Gestalten aus einem Haus auf die dunkle Straße treten und in das orangefarbene Auto springen sah. Sie fuhren in unsere Richtung.

Ich meldete: „Fordern Unterstützung an! Die Verdächtigen fahren von uns aus Richtung Norden.“

Unsere Verstärkung, zwei Kriminalbeamte in Zivil in einem unauffälligen Auto, zogen an dem Auto vorbei, während Bob und ich es verfolgten. Als sich alle drei Fahrzeuge auf einer Brücke befanden, stoppte unsere Verstärkung plötzlich und stellte sich vor dem orangefarbenen Auto quer. Wir hielten dahinter an und versperrten so den Verdächtigen den Weg. Sie hielten sogleich ihr Auto an und duckten sich, sodass sie außer Sicht waren.

„Aussteigen, Hände hinter den Kopf!“, befahl ich, nachdem ich ausgestiegen war. Keine Reaktion.

Angespannt und die Waffe im Anschlag verlangte ich noch einmal: „Aussteigen, Hände hinter den Kopf! Sofort!“

Plötzlich tauchte der Fahrer wieder auf und drehte sich zu mir um. Ich konnte einen metallenen Gegenstand in seiner Hand aufblitzen sehen.

Meine Ausbildung bei der Polizei und mein gesunder Menschenverstand verlangten eigentlich, dass ich abdrückte, um mein Leben zu retten. Trotz der großen Anspannung in diesem Augenblick vernahm ich eine Stimme. Sie war ruhig, aber bestimmt und machtvoll: „Nicht schießen!“

Ich rechnete damit, jeden Moment niedergeschossen zu werden, aber ich wartete darauf, dass jemand im Auto das Feuer eröffnete. Stattdessen hob der Fahrer die Hände, zog die vermeintliche Waffe über seinen Kopf und ließ dann die Hände in den Schoß fallen.

„Halt!“, rief ich, als ich auf das Auto zulief. „Keine Bewegung!“

Ich kam mir fast vor wie im Film – bis ich erkannte, dass die hartgesottenen Kriminellen im Auto in Wirklichkeit zwei verängstigte junge Mädchen waren. Was ich für eine Waffe gehalten hatte, war nur der Sitzgurtverschluss.

Die Mädchen hatten das Auto ihren Freunden geliehen, wie sich bald herausstellte. Sie hatten keine Ahnung, mit wem sie sich da eingelassen hatten.

„Ich dachte, du stirbst, Cal!“, sagte Bob später. „Ich hätte beinahe das Feuer eröffnet. Ich weiß selbst nicht, warum ich es nicht getan habe.“

Die beiden Kriminalbeamten sagten das Gleiche, aber nur ich hatte die Stimme gehört. Ich weiß, dass nur die Mächte des Himmels diese beiden Mädchen vor dem Tod und vier Polizeibeamte davor bewahren konnten, einen tragischen Fehler zu begehen. Durch diese Erfahrung habe ich die sichere Erkenntnis gewonnen, dass unser Vater im Himmel zu unserem Besten eingreifen kann und eingreifen wird.