Stimmen von Heiligen der Letzten Tage
Ein Segen für einen Fremden
Jahre nachdem meine Familie und ich uns der Kirche angeschlossen hatten, erhielt ich meine Berufung in die Nigeria-Mission Port Harcourt. An einem sonnigen Tag kurz nach meiner Ankunft in meinem ersten Gebiet machten mein Mitarbeiter und ich uns wie gewöhnlich daran, mit den Menschen über unseren Glauben zu sprechen.
In einer belebten Straße hörten wir eine leise Stimme, die uns von einem Gelände mit einem niedrigen Zaun her etwas zurief. Wir schauten über den Zaun und sahen einen Mann mittleren Alters, der in der Nähe des Tors auf dem Bauch lag.
Er bat uns hereinzukommen, aber es gab für uns keine Möglichkeit, auf das Gelände zu kommen. Das Tor war verschlossen und wir hielten es für unschicklich, über den Zaun zu klettern. Ich fühlte mich gedrängt, mir das Vorhängeschloss am Tor nochmals anzusehen. Nach ein paar Minuten hatten wir es geschafft, das Schloss von außen zu entfernen und das Tor zu öffnen. Wir sahen, dass es dem Mann schlecht ging und dass sich niemand um ihn kümmerte. Er erklärte, er sei krank und könne wegen der großen Schmerzen nicht aufstehen.
Wir sprachen zunächst mit ihm und folgten ihm dann, als er in sein Haus zurückkroch. Er bat uns, für ihn zu beten, und wir boten an, ihm einen Segen zu geben. Als wir ihm die Hände auflegten, spürte ich einen Kloß im Hals und brachte kein Wort heraus. Mich überkam Angst. Ich fing an zu zittern und zu schwitzen, und mir liefen Tränen über die Wangen. Ich schaffte es nicht, laut zu beten, also fing ich an, im Herzen zu beten, der Vater im Himmel möge meine Zunge lösen, wenn es sein Wille sei.
Plötzlich erlangte ich meine Stimme wieder. Ich wusste, dass ich es war, der sprach, aber ich selbst konnte nicht steuern, was ich sagte. Ich hörte mich den Vater im Himmel bitten, diesen leidenden Mann zu heilen. Noch bevor wir Amen sagten, war der Mann eingeschlafen. Wir gingen weg und nahmen unsere Termine wahr, wollten jedoch auf unserem Heimweg zurückkommen und nach ihm schauen.
Als wir bei dem Mann ankamen, rannte er uns zu meinem großen Erstaunen entgegen und rief: „Es hat gewirkt! Es hat gewirkt!“ Unsere Freude war so groß, dass mir die Tränen kamen.
Während der Abendmahlsversammlung am darauffolgenden Sonntag hielt der Bischof am Rednerpult plötzlich inne und blickte zur Tür der Kapelle. Wir schauten uns um und sahen den Mann, dem wir den Segen gegeben hatten. Der Bischof kannte ihn und war überrascht, dass er eine Kirche betrat. Von da an nahm der Mann regelmäßig an der Abendmahlsversammlung und den anderen Versammlungen teil. Ich wurde schließlich in ein anderes Gebiet versetzt.
Ich finde es erstaunlich, wie Gott an jenem Tag ein Wunder gewirkt hat, und es stimmt mich demütig, dass der Vater im Himmel mich dessen würdig befunden hat. Ich weiß, dass wir ein Werkzeug in Gottes Hand waren. Für den Mann war es ein Segen, geheilt zu werden, aber für mich war es ein Segen, ein Zeugnis und solche Freude erlangt zu haben.