Wenn man gezwungen ist, sein Bestes zu geben
Praktizierender Mormone und Berufssoldat beim Militär? Kann man beides miteinander vereinbaren? Ja, davon kann ich Zeugnis geben.
Meine Geschichte beginnt im Jahre 1968. Zu dieser Zeit war ich schon Berufssoldat beim österreichischen Bundesheer. Meine Frau und ich wurden von den Missionaren belehrt. Meine Frau wurde noch im selben Jahr getauft, zu dieser Zeit lag ich gerade im Krankenhaus. Das wiederhergestellte Evangelium tat jedoch seine Wirkung in unserer Familie, und im Jahr 1974 ließ auch ich mich in der Kirche taufen.
Nach meiner Taufe wurde ich im Lehrsaal von meinen Kameraden während des Unterrichts abgehört, denn man verdächtigte mich, dass ich im Dienst Missionsarbeit machte. Einige Kameraden beschwerten sich beim Militärpfarrer über mich. Nach diesen Vorfällen schrieb ich einen Leserbrief über das Thema Religionsfreiheit. Damit kehrte etwas Ruhe ein.
Einige Zeit später ließen sich einer meiner Kameraden und seine Ehefrau ebenfalls taufen. Die Anfeindungen begannen von neuem, sie trafen besonders meinen Kameraden. Ich stand ihm zur Seite, da er ebenfalls Berufssoldat war. Uns wurde klar, dass ein Freund oder eine Freundin wichtig ist, um bei Anfeindungen zur Seite zu stehen.
1979 besuchte ich einen Weiterbildungskurs im Rahmen meiner militärischen Karriere in Enns in Oberösterreich. Am Beginn dieses Kurses musste sich jeder vorstellen und über seinen Beruf und seine Familie etwas sagen. Wir waren 50 Kursteilnehmer aus ganz Österreich. Als ich an der Reihe war, stieg mein Blutdruck immer höher. Sollte ich mich als Mormone vorstellen oder nicht? Der Heilige Geist war so stark in mir, ich konnte nicht anders. Ich habe etwa eine halbe Stunde über die Kirche gesprochen. Es verging kein einziger Tag, ohne dass wir über die Kirche sprachen. Jetzt hatte ich ein Problem. Ich musste hier und generell in meinem Dienst immer mein Bestes geben, weil ich ein Spiegelbild der Kirche sein wollte. So konnte ich den militärischen Fortbildungskurs als Zweitbester beenden.
Ich diente beim Militär als Fahrschullehrer. In St. Johann hatte ich den Gedanken, ich solle eine Schwester besuchen, die gegenüber der Kaserne wohnte und deren Ehemann ebenfalls Berufssoldat war. Ein Bruder aus Salzburg und ich wurden freundlich empfangen, obwohl ihr Ehemann gegen die Kirche war. Nach dem Besuch sagte mein Begleiter: „Wenn sich dieser Mann jemals taufen lässt, esse ich einen Besen.“ Bis heute steht der Besen in der Ecke! Dieser Ehemann wurde nämlich getauft und ist ein aktives Mitglied geworden.
Ernst Sattler wurde 1985 vom Bundespräsidenten der Republik Österreich mit der Goldenen Medaille für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. (RHS)