Fürst des Friedens
Im Appenzellerland liegt leicht erhöht inmitten von alten Bäumen die reformierte Kirche von Speicher. Es ist ein lauer Abend. Kleinere und grössere Menschengruppen warten plaudernd auf den Beginn des angekündigten Frühlingskonzertes.
Primoz Potocnik, Bischof der Gemeinde St.Gallen, hat für das Konzert des Projektchors Chor 3 vom 1. Juni einen ganz besonderen Raum ausgesucht.
Die oktogonale Querkirche ist 1966 ins Inventar der geschützten Objekte aufgenommen worden und zeichnet sich durch eine grossartige Akustik aus.
Allein schon die hellen Farben stimmen fröhlich, die sanften Blautöne, das Silber, das Weiss. Der Raum verbreitet eine märchenhafte Stimmung.
Wenn man dann in dem ungewohnt zum Sessel geschnitzten Stuhl in der Bankreihe Platz genommen hat, fühlt man sich sogar ein bisschen königlich – oder muss ich sagen fürstlich? Dies entspricht auch dem Thema des Konzerts: Fürst des Friedens.
„Ich bin in eine sehr entspannte Atmosphäre eingetaucht und hatte nicht das Gefühl, Fremde zu sein“, äusserte sich einer meiner Gäste. „Schon beim Einmarsch des Chores hatte ich Gänsehaut. Diese Stimmen und die Kraft darin waren atemberaubend. Sie haben ohne ein Instrument eine Stimmung in die Kirche gebracht, die faszinierend war. Die Leiterin des Chors hat sehr aufgeschlossen und voller Gefühl die Stücke beschrieben und dirigiert. Solch ein Konzert kann ich nur weiterempfehlen und würde ich jederzeit wieder besuchen.“
Tatsächlich, schon das erste Lied – „Amen/This little light of mine“ – hat uns alle in den Bann gezogen. Da war kein Chor, da sass niemand am Klavier, nur eine junge Frau stand wartend dort. Von weit weg waren plötzlich sphärische Stimmen zu hören, die immer näher kamen, die den Raum zu füllen begannen, unterstützt von der starken Stimme der in den Gesang einsetzenden Solistin.
Die 25 Laiensängerinnen und -sänger aus der Deutschschweiz und Süddeutschland treten seit 2013 unter der musikalischen Leitung von Sara Seidl auf.
An diesem Abend interpretierten sie, a cappella oder am Klavier begleitet, uralte Texte (Johannes Chrysostomos, 344–407), klassische Musik (Dmitri Bortnjanski, 1751–1825) und Zeitgenössisches. Wie weise und einfühlsam wurde doch dieses Programm zusammengestellt! Von Anfang bis Ende blieben Musik und Interpretation ein Ganzes, immer spannend, immer voller Abwechslung.
Auf Bitte der Dirigentin sparten wir Zuhörer uns den Applaus für den Schluss auf. Dies wäre wohl fast unerträglich geworden, hätte Sara Seidl nicht immer wieder mit ihren willkommenen Erklärungen zu den Stücken und ihrem persönlichen Zeugnis das Konzert unterbrochen und damit uns Entspannung und dem Chor eine Verschnaufpause geschenkt.
Voll Begeisterung haben wir ein Arrangement von „Für die Wunder dieser Welt“ mitgesungen, voll Freude und mit grosser Dankbarkeit für den Abend und für Jesus, den Fürsten des Friedens.
Ich schliesse mich unserem Gast an: Ein solches Konzert würden wohl viele wieder besuchen.