Ich will nicht anders sein!
Die Verfasserin lebt in Utah.
„Die Seelen haben großen Wert in den Augen Gottes.“ (Lehre und Bündnisse 18:10)
Mila freute sich immer auf den Tanzunterricht. Sie hörte sich gern die Musik an. Sie übte gern den Schmetterlingssprung und freute sich immer, wenn sie ihn richtig hinbekam. Und ganz besonders gefiel es ihr, wenn sich alle gemeinsam bewegten. Dann war es, als wären die Tänzerinnen alle gleich. Es kam ihr dann nicht so vor, als sei sie die Einzige mit Down-Syndrom.
Heute lernten sie einen neuen Tanzschritt. Mila sah zu, wie die Lehrerin in die Luft sprang. Sie beobachtete, wie die anderen Mädchen es versuchten. Einige konnten es sofort. Einige versuchten es erst ein paar Mal. Mila versuchte es immer wieder, aber sie bekam es einfach nicht richtig hin.
„Kannst du mir helfen?“, fragte Mila die Lehrerin.
Das Mädchen neben ihr sah sie an. Dann beugte es sich zu seiner Freundin hinüber. „Warum spricht sie so komisch?“, flüsterte sie. Beide Mädchen drehten sich um und sahen Mila an.
Auf dem Heimweg war Mila die ganze Zeit über still.
Als sie nach Hause kamen, knetete ihre Mutter in der Küche gerade Teig. Sie hatte Mehl auf der Wange. Manchmal musste Mila darüber lachen. Aber heute ließ sie nur ihre Tasche auf den Boden fallen und sank auf einen Stuhl am Tisch.
„Wie war es beim Tanzen?“, fragte Mama.
„Schrecklich“, antwortete Mila. „Ich habe um Hilfe gebeten und ein Mädchen hat gesagt, ich spreche komisch. Dann hat sie mich angestarrt.“ Mila sah auf den Boden. „Ich will nicht mehr zum Tanzen gehen.“
„Ach Mila!“, meinte Mama. „Das tut mir so leid. Papa und ich sehen dich so gern tanzen. Wir sind sehr stolz darauf, dass du dich so anstrengst!“
Mila merkte, wie ihr die Tränen kamen. „Ich mag mein Down-Syndrom nicht. Ich mag es nicht, dass mein Gesicht anders aussieht. Ich wünschte, es würde mir nicht so schwerfallen, etwas Neues zu lernen. Ich muss sogar das Sprechen üben!“
Papa setzte sich neben Mila und legte den Arm um ihre Schulter. „Mila, wir haben dich sehr lieb. Wir würden gar nichts an dir ändern wollen.“
Aber Mila schüttelte nur den Kopf und verbarg ihr Gesicht in den Armen. „Ich will nicht anders sein! Ich will, dass mein Down-Syndrom weggeht!“
Mama und Papa schwiegen eine Weile.
„Ich habe eine Idee“, sagte Mama. Mila lugte über ihre Arme hoch. „Warum betest du nicht und fragst den Vater im Himmel, was er von dir hält?“
Mila dachte darüber nach. Sie betete gern. Langsam nickte sie. „Kannst du die Frage aufschreiben, damit ich mich erinnern kann, was ich fragen will?“
Mama schrieb die Frage auf. Dann nahm Mila den Zettel und ging in ihr Zimmer, um zu beten.
Als sie ein paar Minuten später in die Küche kam, strahlte Mila übers ganze Gesicht. „Der Vater im Himmel hat mir geantwortet!“, rief sie.
„Was hat er gesagt?“, fragte Mama.
„Er hat gesagt: ‚Mila, ich liebe dich genau so wie du bist. Und er hat es LAUT gesagt!“
In der nächsten Woche beim Tanzen machte sich Mila keine Gedanken darüber, was die anderen Mädchen über ihr Down-Syndrom dachten. Stattdessen bemerkte sie ein anderes Mädchen, Sara, das traurig aussah. Sara fiel es auch schwer, einige der neuen Bewegungen zu lernen.
Als Mila nach Hause kam, beschloss sie, Sara eine kleine Nachricht zu schreiben. Sie malte ganz viele Herzen. Mama half ihr mit der Rechtschreibung.
„Liebe Sara“, schrieb Mila. „Du bist eine tolle Tänzerin. Ich möchte deine Freundin sein. Ich freue mich, dass du in meinem Tanzkurs bist.“
Mila konnte es kaum abwarten, Sara den Zettel zu geben. Sie wollte, dass auch Sara beim Tanzunterricht glücklich war und das Gefühl hatte, dass da jemand war, der sie mochte.