2019
Dating und Pornografie
Oktober 2019


Junge Erwachsene

Dating und Pornografie

Wie spricht man das Thema Pornografie an, wenn eine Beziehung ernster wird? Hier findest du Hilfe und Hoffnung.

young man speaking to a young woman

Fotos und Icons von Getty Images, Szenen zur Veranschaulichung nachgestellt

Als jungen Erwachsenen ist uns bewusst, dass Dating zu gleichen Teilen aufregend, beängstigend, erfüllend und nervenaufreibend sein kann. Wenn man sich näher kennenlernt, ist es ganz natürlich, dass man mehr über den anderen wissen möchte, und um eine Beziehung aufzubauen und zu vertiefen, ist es wichtig, dass man sich zunehmend öffnet, wodurch man auch verletzlicher wird. Wie sehen unsere Träume, unsere Ängste aus? Unsere Glaubensvorstellungen? Wie denken wir über Ehe und Familie? Mit welchen Herausforderungen waren wir schon konfrontiert oder sind es im Moment und sollten einander davon erzählen?

Auch wenn man Angst davor hat, Probleme mit Pornografie anzusprechen (oder danach zu fragen) – sie nicht anzusprechen, kann später zu verheerenden Problemen führen. Jeder, der ein Problem mit Pornografie hat, steht vor ganz eigenen Herausforderungen. Vielleicht weiß man gar nicht, dass es ein Problem darstellt oder wie man es ansprechen sollte. Deshalb ist es wichtig, dass man sich um die Führung des Heiligen Geistes bemüht. Es gibt keine Lösung, die für alle Situationen passt, aber in diesem Artikel geben wir einige Antworten auf folgende Fragen, die den einen oder anderen vielleicht beschäftigen:

  • Wie kann ich denjenigen, mit dem ich ausgehe, auf das Thema Pornografie ansprechen? Wann ist der richtige Zeitpunkt, danach zu fragen oder ein Problem damit zuzugeben?

  • Woran erkenne ich, ob ich eine Beziehung mit jemandem, der schon Probleme mit Pornografie hatte, vertiefen sollte?

  • Wie können wir gemeinsam daran arbeiten, die Pornografiesucht zu besiegen?

Für alle, die Probleme hatten oder haben

Wenn du Probleme mit Pornografie hattest oder momentan hast, kann es sein, dass du dich schon bei dem Gedanken an eine Beziehung unwohl oder sogar hoffnungslos fühlst. Aber wenn du den aufrichtigen Wunsch hast, Pornografie aus deinem Leben zu verbannen (oder du das bereits erreicht hast), dann ist durch deine eigenen Bemühungen und mit der Hilfe vom Vater im Himmel und von Jesus Christus eine gesunde, dauerhafte Beziehung möglich. Bedenke diese Fragen, wenn du eine Beziehung eingehen willst:

1. Müssen wir wirklich darüber sprechen?

Diese Frage hört man oft: „Muss ich demjenigen, mit dem ich ausgehe, wirklich von meinen früheren Problemen mit Pornografie erzählen, auch wenn ich Umkehr geübt habe?“ Oder: „Muss ich demjenigen, mit dem ich ausgehe, davon erzählen, dass ich zurzeit Probleme mit Pornografie habe?“ Im Allgemeinen muss man das Thema ansprechen – zur richtigen Zeit und auf einfühlsame Weise. Behalte dabei dann einige wichtige Grundsätze im Auge:

  • Zeitpunkt: Das Thema sollte dann zur Sprache kommen, wenn die Beziehung so fest geworden ist, dass es nur selbstverständlich und nötig wäre.

  • Ehrlichkeit: Beziehungen sollten immer auf Vertrauen und Ehrlichkeit aufgebaut sein. Auch wenn sich der andere dafür entscheiden könnte, eure Beziehung zu beenden, muss er wissen, worin das Problem besteht, welchen Fortschritt du beim Überwinden des Problems schon gemacht hast, und wie du damit umgehen willst, falls es in Zukunft noch einmal zum Thema werden sollte.

  • Vergebung: Ehrlich über deinen Pornografiekonsum zu sprechen bedeutet nicht, dass du alles detailliert schildern musst. Wenn du umgekehrt bist und das Gefühl hast, dass dir vergeben wurde, solltest du kein schlechtes Gewissen deswegen mehr haben. Der Herr denkt nicht mehr an unsere Sünden, wenn wir von ihnen umgekehrt sind (siehe Lehre und Bündnisse 58:42). Deshalb geht es in dem Gespräch mit deinem Gegenüber nicht so sehr um ein „Geständnis“, sondern vielmehr darum, Vertrauen aufzubauen, zu erzählen, wie deine nächsten Schritte im Genesungsplan aussehen, und Unterstützung deines Freundes oder deiner Freundin zu bekommen.

  • Heilung: Auch wenn du umgekehrt bist, gilt: Wenn man sich länger oder intensiv mit Pornografie beschäftigt hat, kann das langwierige körperliche, psychische, soziale und geistige Auswirkungen haben. Die Heilung kann eine Menge Arbeit über einen langen Zeitraum hinweg bedeuten, aber es ist möglich, völlig zu genesen und wahre Heilung zu erfahren. Dabei brauchst du den richtigen Beistand und gute Unterstützung, auch durch deinen möglicherweise zukünftigen Ehepartner.

2. Bin ich für eine ernsthafte Beziehung bereit?

Einer der größten Unterschiede zwischen jemandem, der für eine ernsthafte Beziehung bereit ist und jemandem, der es nicht ist, besteht in seiner Bereitschaft, dem anderen gegenüber offen zu sein und nichts zu verheimlichen. Wenn du ein Problem mit Pornografie hast, kannst du entweder zulassen, dass die Furcht zu Misstrauen in deiner Beziehung führt, oder du und dein Partner geht Herausforderungen voller Glauben gemeinsam an.

Auch wenn es unangenehm ist oder du sogar Angst davor hast, über deine Erfahrungen mit Pornografie zu reden, wenn du es nicht tust, werden deine Ängste und Schuldgefühle vermutlich nur noch stärker. Wenn du aus Angst davor, den anderen zu verlieren, alles abstreitest oder nicht darüber sprichst, kann das später das Vertrauen in der Beziehung zerstören und ihr schaden.

Respektierst du jedoch die Entscheidungsfreiheit des anderen, wirst du es zu schätzen wissen, wenn er alles Gute und Schlechte weiß und sich dann für eine Beziehung mit dir entscheidet. Vielleicht fragst du dich trotzdem noch ängstlich, ob alles ein gutes Ende nehmen wird, aber es ist wichtig zu erkennen, dass der andere, der nun über dein Problem Bescheid weiß, dich bei deinen Bemühungen und in deinem Wunsch, Pornografie aus deinem Leben zu verbannen, auch unterstützen kann. Ob die Beziehung letztlich Bestand hat oder nicht: Mit Gottes Hilfe kannst du den Weg zur Genesung weiterbeschreiten.

Für alle, die mit jemandem ausgehen, der schon Probleme hatte

Der erste Kontakt mit Pornografie findet durchschnittlich im Alter von 11 Jahren statt. Da sie so leicht zugänglich ist, sind die meisten jungen Menschen bis zum Alter von 18 Jahren in irgendeiner Weise mit Pornografie in Berührung gekommen. Das kann besorgniserregend sein, was das Dating anbelangt. Aber Kontakt mit Pornografie ist nicht dasselbe wie Pornografiesucht, da gibt es nämlich verschiedene Stufen (siehe Dallin H. Oaks, „Befreiung aus den Fängen der Pornografie“, Liahona, Oktober 2015, Seite 50–55). Die gute Nachricht ist, dass das Sühnopfer Jesu Christi jedem Menschen, der sich darum bemüht, Kraft schenken und ihn heilen kann. Wenn sich deine Beziehung weiterentwickelt, können die folgenden Fragen hilfreich sein:

1. Wann und wie soll ich das Thema Pornografie ansprechen?

Wenn du überlegst, wann und wie du dieses Thema bei deinem Freund oder deiner Freundin ansprechen möchtest, kannst du vielleicht deine Eltern, älteren Geschwister, Führungsbeamte oder jemand anderen dazu befragen, von dem du denkst, dass er dir einen guten Rat geben könnte. Überleg dir, wie du das Thema so zur Sprache bringen kannst, dass es für euch beide ein gutes Gespräch ist, und wähle dafür dann den geeigneten Zeitpunkt, wenn eure Beziehung fester wird.

Das bedeutet jetzt nicht, dass du dein Gegenüber gleich beim ersten Treffen über seine Vergangenheit ausquetschen sollst! Aber wenn sich die Beziehung weiterentwickelt, kannst du dich um Führung vom Geist bemühen, der dich erkennen lässt, wann und wie du den anderen nach seinen Erfahrungen mit Pornografie fragen solltest.

hands holding two torn pieces of a photograph

2. Wie soll ich reagieren?W

enn ihr beide offen und ehrlich eure Gefühle zum Ausdruck bringt, kann das schon heilsam sein. Es ist wichtig, dass du dir deiner Gedanken und Gefühle bewusst bist, wenn jemand dir von seinem Pornografiekonsum erzählt – dies kann nämlich dazu führen, dass du dein Gegenüber kritisch betrachtest, wütend wirst oder dich betrogen fühlst. Möglicherweise fühlst du dich auch wie betäubt. Es kann aber auch sein, dass dieses Geständnis zu mehr Vertrauen, Mitgefühl, Liebe und Empathie zwischen euch führt. Bedenke bei deiner Reaktion sowohl die Gefühle des anderen als auch deine eigenen.

3. Wie soll es weitergehen?

Natürlich ist es ein Anlass zu großer Sorge, wenn du herausfindest, dass dein Freund oder deine Freundin ein Problem mit Pornografie hat. Missbrauche das Vertrauen des anderen jedoch nicht, indem du weitererzählst, womit er zu kämpfen hat. Vielleicht hilft da ein vertrauliches Gespräch mit deinem Bischof oder einem Therapeuten oder, wenn dein Partner einverstanden ist, auch mit einem guten Freund oder einem Führungsbeamten, dem du vertraust.

Bemühe dich beständig um die Führung des Heiligen Geistes, wenn du abwägst, ob du die Beziehung weiterführen solltest oder nicht. Die folgenden Punkte könnten ebenfalls hilfreich sein:

  • Frag dein Gegenüber, wie sehr Pornografie sein Leben beeinträchtigt hat und wie weit er in seinem Heilungsprozess ist. Es ist wichtig, dass er den Wunsch, Pornografie aus seinem Leben zu verbannen, auch schon durch entsprechende Taten bewiesen hat.

  • Sei dir bewusst, dass manche Formen von Pornografiekonsum (zum Beispiel Kinderpornografie) ein deutliches Anzeichen dafür sind, dass jemand professioneller Hilfe bedarf und unter Umständen eine Gefährdung darstellt.

  • Mach dir klar, dass die Macht des Sühnopfers Christi real ist. Du kannst vergeben und der andere kann Heilung erfahren.

  • Du musst beschließen, dass für dich in eurer Beziehung nur vollkommene Ehrlichkeit in Frage kommt und dass ihr würdig seid, im Tempel zu heiraten.

  • Mach dir bewusst, dass Heilung und Genesung Zeit brauchen. Es kann Rückfälle geben, und wer sich bemüht, von etwas zu lassen, braucht Unterstützung. Dazu gehört auch, dass du verstehst, was genau den anderen dazu bringt, Pornografie zu konsumieren, was also die Auslöser sind. Unterstütze ihn bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen oder hilf ihm dabei, sich welche zu überlegen.

  • Wenn sich die Beziehung in Richtung Ehe entwickelt, vergewissere dich, dass ihr beide den Standpunkt vertretet, dass Pornografie inakzeptabel ist und keine Grundlage für eine gesunde sexuelle Beziehung in der Ehe darstellt.

Beim Weiterentwickeln der Beziehung ist das Wichtigste: Verlass dich ganz darauf, was der Heilige Geist dir eingibt. Das könnte alles Mögliche sein, angefangen damit, dass du die Beziehung in dem Bewusstsein weiterführen sollst, dass Schluss mit dem Pornografiekonsum sein muss, bis dahin, die Beziehung zu beenden, aber den anderen bei seinen Bemühungen, sich zu ändern, weiterhin zu unterstützen. Wie du dich auch entscheidest: Deinem Freund oder deiner Freundin muss klar sein, dass sich die Lage ändern kann, je nachdem wie viel oder wenig Fortschritt der Betreffende dabei macht, sein Verlangen nach Pornografie zu überwinden.

Mit Unterstützung von Pornografie loskommen

Es kann lange dauern und man muss sich anstrengen, um von Pornografie loszukommen, aber es ist möglich. Wenn man das Problem gemeinsam angeht, kann es die Beziehung stärken, weil beide Partner ein tieferes Verständnis von der Macht des Sühnopfers Jesu Christi erlangen und lernen, einander in Bedrängnissen zu unterstützen. Vielleicht sind einige der nachstehenden Punkte hilfreich, wenn ihr gemeinsam darauf hinarbeitet, dass das Verlangen nach Pornografie überwunden wird:

  • Auf der von der Kirche bereitgestellten Website overcomingpornography.ChurchofJesusChrist.org findest du einiges an Material, das euch durch den Heilungsprozess geleiten kann, so auch Informationen über das von der Kirche herausgegebene Genesungsprogramm für Suchtkranke.

  • Überlegt gemeinsam, ob ihr nicht einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit festlegen wollt, um über Pornografie zu reden, damit sie nicht in den Mittelpunkt eurer Beziehung gerät. Wenn ihr darüber redet, dann sei nicht herablassend und mach den anderen nicht schlecht. Eure Beziehung soll ein sicherer Hafen sein, wo Liebe und Unterstützung zu spüren sind. Verhöre oder Demütigungen haben da keinen Platz.

  • Geistige Gewohnheiten können ein Schutz vor Versuchung sein. Ermutigt einander, geistige Gewohnheiten beizubehalten und zu festigen – darunter tiefgründiges Schriftstudium und Tempelbesuch (wenn möglich), Sabbatheiligung, Dienst am Nächsten, beständiges Fasten und aufrichtiges Beten – mit dem verstärkten Wunsch, eure Beziehung zum Erretter und zum Vater im Himmel zu stärken. Diese Beziehung kann sehr dazu beitragen, dass Pornografie weniger Einfluss auf euer Leben hat. Ein wahrer Jünger zu sein ist ein lebenslanges Streben. Die Kraft, die wir daraus schöpfen, Nachfolger Christi zu sein, hilft uns, alle Herausforderungen in unserem Leben zu überwinden, nicht nur die Pornografie.

  • Wenn deine eigenen Bemühungen nicht zum Erfolg führen, hab keine Angst und schäm dich nicht, dich an einen Psychotherapeuten für sexuelle Störungen und Sexsucht zu wenden. Durch eine solche Therapie kannst du vielleicht weitere Erkenntnisse zur Behandlung von Problemen mit Pornografie und deren Ursachen gewinnen.

  • Denk daran, dass wir ständig von unanständigen Angeboten in den Medien umgeben sind, die uns zur Sünde verleiten wollen. Wie schnell kommt dein Freund oder deine Freundin nach einem Rückfall wieder auf den rechten Weg? Daran lässt sich gut ablesen, wie ernst es dem Betreffenden damit ist, Pornografie endgültig aus seinem Leben zu verbannen. Wenn du aber den Eindruck gewinnst, dass du mehr Interesse daran hast, dass er sich ändert, als er selbst, solltest du es dir noch einmal überlegen, ob du diese Beziehung wirklich weiterführen willst.

  • Auch wenn dein Einfluss auf den anderen sehr stark sein mag, darf dies nicht der Hauptgrund für seine Verhaltensänderung sein. Der Wunsch, sich zu ändern, muss von innen kommen, nicht von dir.

Bemühe dich vor allem stets um die Führung vom Vater im Himmel und denk daran, dass es dank des Erretters immer Hoffnung gibt. Seine Gnade reicht aus, uns zu heilen und zu ändern. Ihr könnt beide sein Sühnopfer in Anspruch nehmen, es kann euch Kraft schenken und euch helfen, zu vergeben. Derjenige, der mit Pornografie zu kämpfen hat, muss sich allerdings selbst aktiv um die Hilfe des Erretters beim Überwinden des Problems bemühen. Das kann ihm niemand abnehmen. Hab Glauben und vertrau auf den himmlischen Vater. Er wird dich in deiner ganz persönlichen Situation leiten.