Von Mobbing zur Taufe
Eure Freundschaft und euer rechtschaffenes Beispiel werden euren Freunden und künftigen Generationen helfen.
Als ich 17 Jahre alt war, war ich in der Schule starkem Gruppenzwang ausgesetzt. Die Freunde, die ich hatte, teilten meine Werte nicht. Wir unternahmen zwar viel Sinnvolles miteinander, spielten beispielsweise Basketball oder auch Fußball, sie tranken aber auch Alkohol und rauchten – zweierlei, an dem ich mich nicht beteiligte.
Eines Tages waren einige von uns außerhalb unserer Schule und lernten für eine Arbeit, die wir etwas später an dem Tag schreiben mussten. Die beiden, die bei mir waren, Juan und Francisco (Namen geändert), gehörten zu meinen besten Freunden. Irgendwann holte einer der beiden Feuerzeug und Zigaretten heraus. Ich dachte, meinen Freunden sei beim Lernen langweilig geworden und sie hätten vergessen, dass ich bei ihnen war. Dass ich damit falsch lag, stellte ich fest, als sie mich ansahen und zu mir sagten: „Jetzt ist es an der Zeit, dass Hugo rauchen lernt.“
Bevor ich irgendwie reagieren konnte, sprangen Juan und Francisco auf mich zu. Jeder hielt mich auf einer Seite am Arm fest. Sie drückten meine Arme auf den Boden, während einer von ihnen mir eine Zigarette zwischen die Lippen presste. Mein Körper wehrte sich augenblicklich gegen die Zigarette und ich spuckte sie weit weg von mir auf den Boden. Kurz danach spürte ich, wie mir jemand mit der geballten Faust direkt auf den Wangenknochen schlug. Die beiden drohten mir mit den Worten: „Wir zünden die Zigarette noch mal an und dann wirst du schon noch lernen, wie man einen Zug nimmt. Wirf sie ja nicht auf den Boden, sonst kannst du was erleben!“
Da war mir augenblicklich klar, dass ich ernsthaft in Schwierigkeiten steckte. Ich schloss die Augen und bat in einem Stoßgebet um Hilfe – wie sie auch aussehen mochte. Kaum hatte ich Amen gesagt, da fuhr unsere Lehrerin mit ihrem Auto vor und parkte nicht weit weg von uns. Sie stieg aus und fragte uns, was wir da machten. Meine Freunde ließen mich los. „Wir bereiten uns auf die Arbeit vor“, versicherten sie der Lehrerin. Dann gingen wir zurück in die Schule und schrieben die Arbeit, womit diese Situation endete.
Obwohl das ein schlimmes Erlebnis gewesen war, vergab ich meinen Freunden, was sie getan hatten. Ich wusste, dass sie meine Grundsätze und meine Entscheidung, nach dem Wort der Weisheit zu leben, nicht verstanden. Deshalb verzieh ich ihnen und beschloss, ihnen gegenüber keine schlechten Gefühle zu haben. Nach unserem Schulabschluss ging ich auf Mission, blieb aber mit Juan und Francisco in Kontakt. Ich schrieb ihnen oft, erzählte in meinen Briefen vom Evangelium und legte Zeugnis für Jesus Christus ab. Ich forderte sie auf, umzukehren und in die Kirche zu gehen. Zu meiner großen Überraschung ging einer von ihnen tatsächlich in die Kirche.
Ich hatte meine Freunde oft zu den Versammlungen am Sonntag eingeladen. Bisher war der Einladung aber niemand gefolgt. Ich konnte Juan zwar nicht begleiten, aber meine Brüder und mein Vater waren dort, um ihm zu helfen und sich um ihn zu kümmern. Meine Familie nahm ihn in Empfang und Juan fühlte sich in der Kirche sehr wohl. Nach und nach änderte er sich, bis er schließlich den Entschluss fasste, sich taufen zu lassen. Ich freute mich wahnsinnig für ihn und noch mehr freute ich mich, als er mir sagte, dass er durch meine Briefe Jesus Christus lieben gelernt hatte. Als ich von meiner Mission nach Hause kam, hielt ich auch zu Francisco weiter Kontakt. Nach einiger Zeit ließen auch er und seine Frau sich taufen. Heute sind Juan und Francisco noch immer zwei meiner besten Freunde.
Diese Ereignisse waren sehr bemerkenswert für mich. Ich habe daraus gelernt, dass die beste Möglichkeit, meine Mitmenschen positiv zu beeinflussen, darin besteht, rechtschaffen zu leben, ihnen Liebe entgegenzubringen und auf sie zuzugehen. In der Broschüre Für eine starke Jugend steht: „Wer gute Freunde haben will, muss selbst ein guter Freund sein. Zeigt aufrichtig Interesse an anderen, lächelt und lasst sie wissen, dass sie euch am Herzen liegen.“1 Der Herr hat mir geholfen, mit Juan und Francisco genau so umzugehen. Daher habe ich nun zwei ganz besonders gute Freunde und heute unterstützen wir gemeinsam als Mitglieder der Kirche das Reich Gottes.
Haltet immer an den Maßstäben der Kirche fest, selbst wenn ihr in einer so schwierigen Lage seid, wie ich es war. In der Broschüre Für eine starke Jugend heißt es: „Senkt eure Grundsätze nicht, um euch mit jemandem anzufreunden. Falls eure Freunde euch drängen, etwas Falsches zu tun, solltet ihr diejenigen sein, die für das Rechte eintreten.“2 Bleibt selbst dann stark, wenn es scheint, dass alle anderen mit ihrem Verhalten den Geboten zuwiderhandeln, denn euer Beispiel kann viel bewirken. Seid euren Freunden ein gutes Vorbild, an das sie sich erinnern können, wenn sie einmal Probleme haben. In manchen Fällen, wie in dem meinen, kann eure Freundschaft der Auslöser dafür sein, dass sie lernen, umkehren und sich bekehren.